Neues aus Büttenwarder - Folgen 21-26

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Datum: 02.03.2010 | VÖ: 15.01.2010 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Serie

Kurt Brakelmann (Jan Fedder) und Adsche Tönnsen (Hans Peter Brix) sind zwei norddeutsche Bauern aus dem beschaulichen Ort Büttenwarder, irgendwo versteckt im Flachland zwischen Flensburg und Hamburg. Sie gehen sich oft auf die Nerven, stehen aber in der Not treu zusammen. Sind sich sehr verbunden. Wirklich sehr. Wenn Adsche seinen Mund ausspült nach einem ärztlichem Eingriff, macht Brakelmann die gleichen Mundbewegungen mit. Die Hassfreunde halten sich mit Bauernschläue und auch dummdreisten Einfällen über Wasser. Brakelmann hat sogar eine Schule besucht. Adsche auch. Zumindest ab und zu. Behauptet jedenfalls Adsche. Wenn sie nicht auf dem Trecker oder der Mofa unterwegs oder auf dem Hof sind, findet man sie im Dorfkrug, der von dem gnädigen Wirt Shorty (Axel Olsson) geführt wird. Gnädig deshalb, weil er die beiden immer wieder anschreiben lässt. Shorty ist angeblich ein Studierter und war fünfmal verheiratet. Jetzt in Büttenwarder gestrandet. Meist ist in Shortys Kneipe auch Bürgermeister Schönbiehl (Günter Kütemeyer) zu finden, einer der wenigen in Büttenwarder, die tatsächlich eine Schule besucht haben. Sogar eine höhere. Hat eine wilde Jugend gehabt. Und möchte Büttenwarder nach oben bringen. Hat aber nie gesagt, wann. Der letzte der fünf Sympathieträger ist Stall- und Pferdeknecht Kuno (Sven Walser), bisher ebenfalls immer sehr geschickt der Intelligenz ausgewichen. Kommt zu nichts, weil er immer zuviel zu tun hat. Sagt er. Sieht man aber nie. Seine bevorzugte Literatur sind "Killerkralle"-Comics. Aus den Comics hat er all seine Lebensweisheiten. Auch den "Killerkralle"-Wimpel an seinem Fahrrad, mit dem er als Kind wohl schon zur Schule fuhr. Meint man. Denn wenn er sie gefunden hätte, wäre er damals schon schlauer gewesen als jetzt. Bürgermeister Schönbiehl hat seine liebe Müh’ mit seinen Untertanen, besonders mit Brakelmann, der jede Gelegenheit und Ungelegenheit nutzt, um zu Geld zu kommen. Und angeblich dauernd meckert. Sagt Schönbiehl. Brakelmanns Hauptproblem ist das große Stalltor, welches regelmäßig aus den Angeln fällt. Und dabei immer heil bleibt. Sonst macht Brakelmann eigentlich nicht viel. Adsche hilft ihm dabei. Kuno gelegentlich auch. Wenn’s nicht nach Arbeit aussieht.

Episode 21 "Chefvisite": Ein Dr. Kloppstedt taucht in Büttenwarder auf und hat sogleich einige Heilungserfolge, wobei eine von ihm selbst entwickelte Spezialtinktur ihren Teil dazu beiträgt. Bürgermeister Schönbiehl, Adsche und andere sehen darin eine riesige Entwicklungs-Chance für Büttenwarder, denn wenn die Tinktur erst einmal fabrikmäßig hergestellt wird, sind für eine weltweite Vermarktung und Versendung auch Supermärkte, Fabriken, Binnenhäfen und Autobahnen notwendig. Brakelmann sind vielmehr die vielen Euro-Scheine aufgefallen, die in der Kitteltasche des Onkel Doktors landen. Und weil das Auto dieses Doktors ein Kennzeichen aus Düdersen hat, wo ein Onkel von Brakelmann wohnt, ruft Brakelmann einfach mal diesen Onkel an und stellt ein paar Fragen.

Episode 22 "Vatertag": Als die Frage aufkommt, wieso im Dorfkrug nie Mütter erscheinen, muss sich Schönbiehl plötzlich sehr eilig verabschieden. Shorty meint, Schönbiehl wäre früher sehr umtriebig gewesen. Und weil die Dorfschönen wussten, dass sich Schönbiehl immer im Dorfkrug aufhielt, mieden sie die Lokalität. Schönbiehl hatte u. a. auch Kunos Mutter verehrt. In den Köpfen der Zuhörer beginnt es nun zu arbeiten, denn wenn der Bürgermeister derart umtriebig war, sind vielleicht auch andere Frauen in sein Visier geraten. Adsche und Brakelmann fragen sich, ob sie nicht auch insgeheim Kunos Halbbrüder sind. Also muss ein Gentest her. Als Schönbiehl das erfährt, wird ihm doch sehr mulmig bei eventuellen Sprösslingen wie Brakelmann, Adsche und Kuno..

Episode 23 "Wunder": Nachdem behauptet wurde, Brakelmann hätte im Gegensatz zu allen anderen noch nie einen ausgegeben, fährt der mit dem Trecker verärgert nach Hause. Als er eine Panne hat und gerade unter dem Trecker liegt, hört er eine liebliche weibliche Stimme, die zu ihm spricht. Er erzählt schließlich den anderen davon, doch natürlich glaubt ihm niemand. Nach und nach scheint sich Brakelmann aber zu verändern. Er wird höflich, hilfsbereit, verständnisvoll " alles durch seinen lieben Trecker. Aber ob der Trecker Brakelmann treu bleibt und ihn dazu bewegen kann, seinen Freunden einen auszugeben, bleibt ungewiss.

Episode 24 "Schönes Wohnen": Als Brakelmann erfährt, dass ein Bauer sein Anwesen für 800.000 Euro verkauft hat, entschließt er sich, sein Haus ebenfalls gründlich zu renovieren, um es anschließend teuer verkaufen zu können. Aber woher Geld für Farbe und Werkzeug? Als der neue Baumarkt mit "Jetzt kaufen, später bezahlen!" wirbt, langt Brakelmann gleich tüchtig zu und weitet die Verschönerungsarbeiten auch ordentlich aus. Adsche hilft ihm dabei. Gegen Honorar, klar. An Visionen fehlt es beiden nun wirklich nicht, aber irgendwie scheint die Koordination der Arbeiten nicht perfekt zu laufen. Irgendwann reicht selbst das Wort "Chaos" nicht mehr aus. Brakelmann sieht nur noch eine Lösung, um alles radikal zu verschönern: Haus abfackeln.

Episode 25 "Dorfschule": Bürgermeister Schönbiehl erhält die Nachricht, dass Gemeinden mit hohem Bildungsniveau künftig stärker subventioniert werden. Für Büttenwarder sieht er daher eine Krise voraus. Man könnte das Niveau heben, wenn einige Leute ihren Hauptschulabschluss nachholen, u. a. Kuno, Adsche und Brakelmann. Schönbiehl will jeden erfolgreichen Abschluss mit 500 Euro belohnen, er selbst wird unterrichten. Als Brakelmann merkt, dass es in der Klasse kein Lütt un’ Lütt gibt, geht er nach Hause und unterrichtet sich selbst. Schönbiehl merkt aber sehr schnell, dass er für diese Schüler nicht der richtige Lehrer ist und organisiert eine Vertretung. Erfolgreich, denn selbst Brakelmann zieht es nun wieder auf die Schulbank.

Episode 26 "Endlich Urlaub": Als Schönbiehl von seinem Frankreich-Urlaub schwärmt, kommt heraus, dass Adsche und Brakelmann vom Thema Urlaub keine Ahnung haben, worüber sich die anderen lustig machen. Beide beschließen umgehend, ebenfalls Urlaub zu machen: 1 Woche Vollpension auf Mallorca. Sie reisen mit dem Bus ab " um kurz darauf wieder auszusteigen und an der Boddenbeeke heimlich Zelt und Schlafsack aufzuschlagen. Doch eine Woche kann verdammt lang werden. Die beiden gehen sich gegenseitig auf die Nerven, meckern über Unterkunft, Dosen-Verpflegung (ohne Dosenöffner), dem ekelhaft gutem Wetter, dem lauten Bachrauschen, wollen aber nicht aufgeben. Schließlich haben sie ja Urlaub.

Die Serie ist eine der erfolgreichsten norddeutschen Serien in der deutschen Fernsehlandschaft und wird schon seit 1997 produziert, wobei jedes Jahr nur wenige Folgen gedreht werden. Im Januar 2010 wurden gerade erst die beiden Folgen 30 und 31 im idyllischen Grönwohld (nördlich von Trittau, Schleswig-Holstein) abgedreht. Im Schnitt sind das also knapp drei Folgen pro Jahr. In dieser sparsame Rationierung dürfte wohl ein Grund dafür liegen, dass man heute immer noch gerne "Neues aus Büttenwarder" erfahren möchte. Ein weiterer Grund für den enormen Erfolg sind die wunderbaren abstrus-komischen Ideen der beiden Protagonisten Brakelmann und Adsche, um zu Geld zu kommen. Jan Fedder und Hans Peter Brix, die auch aus der Polizeiserie "Großstadtrevier" bekannt sind, spielen die beiden Bauern, die jedes komische Klischee erfüllen, mit einer einzigartigen Bravour " der dritte und bestimmt wichtigste Grund des Erfolges. Man kann sich auch nach längerem Grübeln keine anderen (geschweige denn besseren) Darsteller für diese beiden kauzigen Typen vorstellen. Rolle und Darsteller passen einfach perfekt zueinander. Gilt übrigens auch für Shorty, den Bürgermeister oder auch Kuno. Inzwischen wurde die Serie sogar in plattdeutscher Sprache nachsynchronisiert. Allerdings gibt es sehr viele norddeutsche Regionen, in denen jeweils ein anderes Platt gesprochen wird. Also entwickelte man aus den verschiedenen Dialekten ein neues "neutraleres" Platt, das einerseits von jedem verstanden wird, der plattdeutsch kann, andererseits aber keiner bestimmten Region zugeordnet werden kann. Gewissermaßen ein Mischmasch aus allen Platt-Versionen. Von allem etwas. Wie das, was bei Frauenhandtaschen ganz unten liegt. Wie Eintopf eben. Oder Labskaus. Oder so. Knabbern kann man übrigens problemlos beim Anschauen. Beim Trinken ist das anders. Da kleckert man oft und viel, wenn man nicht aufpasst. Weil man einfach oft lachen muss.

Enthalten sind in der Box zwei Discs, wobei die erste Scheibe vier Folgen aus dem Jahr 2008 sowie Trailer zu anderen deutschen Serien enthält, die zweite DVD zwei Folgen aus dem Jahr 2009 sowie ein Special "Zu Besuch in Büttenwarder". Dabei wurde das Produktionsteam mehrere Tage lang bei den Dreharbeiten beobachtet. Selbstverständlich äußern sich alle bekannten Figuren aus der Serie ebenfalls in diesem Making Of. Die Episoden sind jeweils ca. 25 Minuten lang, das unterhaltsame und sehenswerte Special eine knappe Dreiviertelstunde. Farben, Kontrast, Helligkeit, Bildrauschen " alles erstklassig und ohne Beanstandung. Das durchgängig scharfe Bild wird im 16:9-Format gezeigt, der klare und verständliche DD-2.0-Ton ist sogar wählbar in hochdeutsch und plattdeutsch. Zusätzlich liegt der Box auch ein kleines Booklet bei, in dem nicht nur Infos zu den einzelnen Folgen zu finden sind, sondern auch speziell zur Figur des Wirtes Shorty. Weil es bereits die vierte DVD-Box der Serie ist, darf man durchaus davon ausgehen, dass in den ersten drei Boxen Booklets mit Infos zu Brakelmann, Adsche und Schönbiehl enthalten sind, während das Booklet der fünften Box folglich Infos zu Kuno enthalten dürfte. Das Einzige, was ich hier vermisst habe, sind deutsche Untertitel, um diese wirklich herrliche Serie auch Hörgeschädigten zugänglich zu machen. Sehr schade, dass diese Möglichkeit erneut verschenkt wurde, ist eine DVD doch das ideale Medium dafür. Die Box an sich ist einfach gehalten, ein Standard-JewelCase mit durchsichtigem Kunststoff und Einlegecover " und ohne Wendemöglichkeit, um das prollmäßig große FSK-Logo außer Sicht zu bringen. Fazit: Herrliche Serie, die man sich wirklich gerne öfter anschauen kann, wobei man immer wieder etwas Neues entdeckt. Für Fans der norddeutschen Dialekte sogar in plattdeutscher Sprache " dafür einen Punkt extra. Mit deutschen Untertiteln sowie evtl. einer etwas aufwändiger gestalteten Box hätte man glatt die Höchstpunktzahl erreichen können. (gh)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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