Petra Witting-Nöthen

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Im Oktober 2010 waren wir vor Ort im Historischen Archiv des Westdeutschen Rundfunks in Köln, wo wir auf der Suche nach TV-Raritäten aus den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere nach alten Programmtafeln, waren. Mit der Leiterin Petra-Witting Nöthen haben wir ein sehr umfangreiches Interview über die Bestände des Archivs geführt.

Redaktion: Das Historische Archiv des Westdeutschen Rundfunks befindet sich mitten in der Kölner Innenstadt, nahe des Appellhofplatzes, gegenüber dem Vierscheibenhaus in den sog. WDR-Arkaden an der Elstergasse / Ecke Tunisstraße. Seit wann gibt es ein Historisches Archiv und wie lange befindet es sich schon in diesem Haus?

Das Historische Archiv des Westdeutschen Rundfunks begeht im Jahre 2014 sein 50-jähriges Bestehen, d.h., 1964 haben wir unser Gründungsdatum. 1964 bestand der Westdeutsche Rundfunk 40 Jahre, denn die Gründung des Westdeutschen Rundfunks, damals in Münster, war 1924. Aus diesem Grunde hatte man sich damals im Rahmen der Historischen Kommission der ARD entschlossen, ein Historisches Archiv zu gründen. Vorangetrieben wurde es vom ehemaligen Intendanten Bismarck und dem damaligen Sendeleiter Zons. Man hatte damals auch schon eine geeignete Kandidatin dafür.

Redaktion: Was waren die Beweggründe für die Gründung des Archivs und was wollte man sammeln?

Die Beweggründe waren erstens: Man stellte fest, man hatte ein Jubiläum, aber man hatte gar keine Quellen, auf die man zurückgreifen konnte. Dann wollte man Nägel mit Köpfen machen und sagen; alles, was jetzt noch vorhanden ist, das wollte man sammeln. D. h., das war eher ein sehr nostalgisches Interesse, man wollte noch festhalten, was von der Vergangenheit übrig geblieben war; alte Manuskripte zum Beispiel, alte Broschüren, alte Bücher oder alte Sendeunterlagen. Das war also ein Schwerpunkt der damaligen Historikerin, das wollte man zusammentragen, damit man wenigstens ein bisschen etwas hatte, was aus der Zeit des Weimarer Rundfunks, aber auch des NS-Rundfunks erzählen konnte.

Redaktion: Stammten Sammelgüter in den Anfangsjahren allein aus WDR-eigenen Objekten oder nahm man auch Stücke von anderen Funkanstalten auf?

Nein, man hat sich auf Sachen aus dem Westdeutschen Rundfunk beschränkt. WDR heißt unsere Anstalt ja erst seit 1956, auf die Vorgängeranstalten richtete man erst einmal den Fokus, also die Westdeutsche Funkstunde AG, dann die WeFAG, und als Nachfolger – nicht mehr selbstständig im Übrigen – der Reichssender Köln und nicht zu vergessen der NWDR und dann erst der WDR. Der damalige Schwerpunkt des Sammelgebietes war auf die Zeit des Weimarer Rundfunks gerichtet, ganz klar.

Redaktion: In den letzten vier Jahrzehnten hat sich wohl Vieles angesammelt. Hat sich die Art der Sammelobjekte im Laufe der Zeit geändert / erweitert? Was wird heute noch archiviert?

Ja, zum einen sammeln wir heute nur noch einen Teil; das ist ein großer Arbeitsbereich, aber eigentlich der unwesentlichere. Unsere Sammlertätigkeit machen wir eigentlich nebenher. Unser Hauptaugenmerk ist das, was wir in einem ganz klassischen Unternehmensarchiv tun; wir suchen aus Primärquellen, und das ist in der Regel alles, was verwaltungstechnisch hier im WDR entstanden ist, das Wichtigste heraus, was später für die Forschung, für die Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden kann, um zu forschen über Programmgeschichte, Technikgeschichte, Unternehmensgeschichte, Unternehmenspolitik, aber auch über solche Sachen wie Öffentlichkeitsarbeit, Design, im Grunde genommen haben wir so einen Fokus auf den gesamten WDR. Unser Hauptaugenmerk ist eben der Aktenbestand des WDR, weil das die sogenannten Primärquellen für die Historiker aus allen Bereichen sind.

Redaktion: Wie werden die Objekte verwaltet, katalogisiert, verschlagwortet und wer hat Zugang darauf?

Als Objekte sammeln wir verschiedene Sachen. Wir haben eine große technische Sammlung, die wir übernommen haben, die inzwischen auch fotografisch dokumentiert ist, die in einer Datenbank verzeichnet ist und die wir von hier aus sehr gut verwalten können, weil wir den potentiellen Nutzern Fotos zeigen können: Die eigentliche Sammlung steht aber in Bocklemünd. Wir haben eine kleine Sammlung an Merchandising-Produkten. Diese haben wir aber erst in den 90er Jahren gestartet, davor gab es in dem Rahmen noch gar nicht solche Merchandising-Produkte. Und wir haben darüber hinaus eine kleine Sammlung an Epis (Pappkarten, Tafeln, mit Schrift und Graphik Anm. d. Red.), an Standbildern fürs Fernsehen aus den 50er, 60er, 70er und Anfang der 80er Jahre, dann bricht das ab. Und wir haben Sammelobjekte unter "Verschiedenes" (alte Tischdecken mit Autogrammen von Künstlern, Porzellan aus den 50er Jahren aus dem Funkhaus-Café, Stofftierchen, zur Werbung vorgesehene Kartenspielchen des WDR). Das ist ein Sammelsurium an mehr oder weiniger schönen oder kitschigen Sachen, die aber für Ausstellungszwecke dann auch ganz sinnvoll sind.

Redaktion: Dürfen Privatleute – wenn sie sich für die Funkgeschichte interessieren – Materialien einsehen, kopieren und für private oder gar gewerbliche Zwecke nutzen?

Bei uns hat jeder Zugang, der ein Interesse geltend machen kann, reine Sammler müssen wir abweisen, wir können Sammlern hier gar keine Dinge zur Verfügung stellen. Wir können auch Sammler im großen Stil nicht bedienen, dafür haben wir gar nicht die Personalkapazität, und das ist auch gar nicht unser Auftrag. Unser Auftrag hier im Historischen Archiv ist, die Forschung und Wissenschaft zu bedienen. Wir bedienen natürlich auch Publizisten, wir bedienen auch Museen im großen Stil, gelegentlich auch Vereine, Heimatvereine, die zum Beispiel private Museen aufbauen, das machen wir schon. Wir bedienen nur in ganz großen Ausnahmefällen einzelne Sammler; das würde sonst wirklich unser Vermögen einfach übersteigen.

Redaktion: Werden aus Platz- oder anderen Gründen bestimmte Dinge nicht gesammelt? Welche?

Ja, wir haben Dinge schon abgelehnt. Zum Beispiel hatten wir im Rahmen der technischen Sammlung angeboten bekommen, ein altes Trickfilmstudio komplett zu übernehmen; ein riesiger Raum vollgestopft mit technischem Gerät, das nur noch drei Spezialisten im Hause bedienen konnten. Wir hatten damals die Idee gehabt, das übernehmen wir nicht, sondern wir machen über die Funktionalität dieses Studios einen sehr schönen Dokumentarfilm; das haben wir damals auch gemacht und können so im Grunde genommen erhalten, was dieses Trickfilmstudio konnte, wie es aussah und wie es funktionierte und welche Produkte aus diesem Trickfilmstudio letzten Endes auch stammten.

Redaktion: Im Laufe der Jahre sind unzählige WDR-eigene Fernseh- und Rundfunksendungen entstanden und aufgenommen worden. Ist das Historische Archiv auch für die Lagerung von Film- und Bandmaterial des Fernseh- und Hörfunks zuständig? Wenn nicht, wo lagert die dieses?

Nein, dafür sind wir gar nicht zuständig. Wir sind im Wesentlichen für Papier zuständig, das im WDR entstanden ist und natürlich für diese Sammelobjekte, über die ich vorhin berichtet hatte. Bänder und Filme lagern zum Teil in der Innenstadt. Der allergrößte Teil lagert in Bocklemünd in Magazinen, die, je nach Material, bis zu 2°C kalt oder speziell temperiert sind. Ein Teil lagert auch noch in der Rechtsschule, wird aber zum Teil umgelagert, denn Teile davon werden zurzeit digitalisiert, deswegen ist da eine ständige Umlagerung im Gange. Nein, die verwalten wir nicht und da haben wir auch gar keinen Zugriff drauf.

Redaktion: Neben den starren Epis müssten noch animierte Filme vorliegen (Pausenfilme, Umschaltfilme, Vor- und Abspänne. Sind diese noch einsehbar und auf welchem Material liegen diese vor?

Ja, teils teils: Herr Boeder hat eine DVD mit animierten Filmen ab 1983 oder ’84 gemacht. Diese Sache ist erhältlich und man kann diese einsehen. Wir haben einen Bestand gesichert aus der Graphik mit alten Logos, alten Ansagen, mit alten animierten Filmen. Die sind völlig unterschiedlich von den Formaten her, unterschiedliche Filmformate, aber auch Kassettenformate, die lagern zurzeit bei uns im Videoarchiv und sind weder restauriert noch aufgearbeitet und können deshalb gar nicht eingesehen werden. Das ist schade, aber das ist so.

Redaktion: Für uns Fernseh-/Rundfunkteilnehmer sind folgende Bestände besonders spannend: alte Programmzeitschriften (Werag, Westfunk, Funkstunde, Die Ansage), alte öffentliche WDR-Plakate, technische Sammlungen zur Produktionstechnik (epidiaskopische Standbilder fürs Fernsehen), Sticker, Aufkleber und Werbegeschenke. Können diese Objekte von Hörern und Zuschauern auf Wunsch eingesehen, bzw. gekauft werden (z.B. bei größeren Mengen an noch vorhandenen Aufklebern, Stickern)?

Wir sammeln alle diese Dinge und wir haben sie verfügbar; alle, die Sie gerade aufgezählt haben, also auch die Programmzeitschriften. Nein – wenn reines Sammlerinteresse vorherrscht, dann lehnen wir das ab, das können wir nicht bedienen. Wenn jemand eine akademische Arbeit schreibt, also von einer Abschlussarbeit aufwärts bis zur Dissertation, Habilitation, können die Sachen selbstverständlich bei uns eingesehen werden; sie können allerdings nicht gekauft werden. Wir sind auch gar kein Vertrieb, wir haben ja immer nur ein Exemplar zu dokumentarischen Zwecken; also ein Plakat, ein Sticker und eine Zeitschrift. Man kann hier gelegentlich natürlich etwas kopieren, aber wir können die Sachen gar nicht herausgeben.

Redaktion: Unser Hauptaugenmerk gilt dem graphischen Erscheinungsbild des Fernsehens der 50er–80er Jahre. Hierzu zählen die epidiaskopischen Tafeln, respektive Diapositive für die Fernsehbildeinblendung. Wozu wurden diese Graphiken angefertigt? (Sendungstitel Vor- und Nachspann, Störungstafel, Programmhinweis)

Ja, einen Teil haben Sie ja schon genannt, also Störungen. Meine Generation kennt noch die diversen, wirklich ausgesprochen ärgerlichen Störungen mitten in Kriminalfilmen oder in Western, wo dann der Film (damals wurde ja der 16- oder 35mm-Film selber noch gesendet) gerissen ist und man dann die ‚Störung’ gezeigt bekam oder der Ton nicht mit dem Bild übereinstimmte oder man sah, wenn Filme heiß gelaufen sind, wenn die sich sozusagen auflösten und krakelig wurden, dann gab es auch eine Störung. Es gab natürlich auch die ganz klassischen Unterbrechungen, wenn lange Spielfilme gezeigt wurden, die mehrere Spulen hatten. Wenn eine Spule im Filmgeber abgelaufen war, musste schnell die nächste Spule im zweiten Filmgeber aufgesetzt werden. Wenn sich das verzögerte, wurde knallhart ’Unterbrechung’ gesendet. Jeder wusste, dass es so war, und so war dann die damalige übliche Pause bei langen Spielfilmen, die man ja heute als Werbepausen nutzt, die hatte man damals auch für andere Zwecke genutzt.

Redaktion: Wer erfand das ursprüngliche Signet, die Kralle, für die Senderkennung des WDF?

Das war eine schwierige Frage, mit der wir uns beschäftigt haben. Wir haben ermittelt, dass es ein Prof. Manstein 1965 erfunden hat. Wir wissen, er war irgendwo in Norddeutschland angesiedelt, weil er uns immer wieder aufgestoßen ist, auch im Zusammenhang mit dem NWRV-Logo, da hat er auch daran mitgearbeitet. Wir haben aber keine weiteren Informationen darüber, wer das nun war und wir können nur den Namen dazu bekannt geben. Ob die Animation aus dem Delta zu der Kralle von Manstein ist, das wage ich noch zu bezweifeln, aber zumindest war es die Kralle.

Redaktion: War dieses Logogramm seit dem ersten Sendetag auf dem Bildschirm zu sehen?

Nein! Die ersten Sendungen des Deutschen Fernsehens gingen alle von Hamburg-Lokstedt aus, die haben zu allererst gesendet. Da gab es damals das Logo ’NWDR-Fernsehen’ – und das noch einige Jahre. Alle übrigen Anstalten haben Geld bezahlt und haben sich sozusagen von der Verpflichtung, Fernsehen zu machen, in den ersten Jahren freigekauft, weil diese sich erst noch studiomäßig ausstatten mussten. Das galt für den WDR ganz besonders, der WDR sprang auf den Fernsehzug noch gar nicht so mutig auf wie andere Sender; der HR war da zum Beispiel wesentlich schneller. Das meiste Fernsehen kam über Lokstedt und das war dann das ’NWDR-Fernsehen’. Die WDR-Kralle kam erst viel später.

Redaktion: Parallel wurde das Delta durch einen neuen WDR-Schriftzug ersetzt. Diese Schriftart findet man auch bei der Animation des umrandeten WDF-Logos wieder. Seit wann gibt es dieses Emblem? Stammt es von Stephan Boeder?

Es stammt definitiv von Stephan Boeder, der dieses WDF-Logo erfunden hat. Es ist in den späten 70er, frühen 80er Jahren ins Spiel gebracht worden. Wann es auf Sendung ging, müsste ich auch noch mal nachschauen.

Redaktion: Im damaligen Fernsehprogramm gab es des Öfteren Störungen. Blitzschnell mussten die Bildtechniker einen Hinweis für die Zuseher in Form von Störtafeln geben. Im Laufe der Zeit hatten alle Sender der ARD viele Varianten mit modisch überarbeiteten Tafeln von Störzeichen. Wie viele davon sind im Historischen Archiv des WDR noch vorhanden?

Es sind leider nicht mehr sehr viele vorhanden. Wir hatten uns ja heute einige angeschaut; es sind vielleicht fünfzehn von jeder Sorte vorhanden: rund fünfzehn Störungen, fünfzehn Unterbrechungen ungefähr. Wir hatten uns, als uns diese Dinge angeboten wurden, eigentlich auch nur die schönsten herausgesucht und ich muss sagen, dass viele auch schon zerstört waren. Da hat der Zahn der Zeit schon daran genagt: Einige hatten Zerstörungen durch Wasser, Schimmel, Stockflecken, einige waren schlichtweg angerissen, an einigen sieht man, dass auch noch Leute darübergelaufen sind, die lagen irgendwann mal auf dem Boden rum, einige waren zerknickt, sodass wir eigentlich nur gerettet haben, was uns einigermaßen künstlerisch ansprechend erschien oder nicht zerstört war.

Redaktion: Seit Ende der 90er Jahre verzichtet man beim WDR-Fernsehen auf Programmansagen. Bis dahin waren An- und Absagen jedoch gang und gäbe. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Hintergründe bzw. Requisiten (Schreibtische, Mikrophone) geändert. Gibt es noch graphische Skizzen zu Hintergründen oder Gestaltungen im Ansagestudio?

Die wird es geben, die haben wir aber noch nicht. Diese sind uns noch nicht abgegeben worden. Mit Sicherheit gibt es graphische Skizzen dazu, wir haben für alle möglichen Dinge aus dem Bereich ’Herstellung’ in der Produktion graphische Skizzen, wie so etwas auszusehen hat. Wofür wir das in größerem Maße haben, ist für das Wahlstudio: Wie sollte so ein Wahlstudio aussehen, wo sollte der Moderator stehen, wie sollten die Monitore aufgebaut sein, wie war die Anmutung des ganzen Studios? Das haben wir relativ klein-klein, das hat im Übrigen auch Stephan Boeder gemacht. Deswegen ist uns das auch überliefert.

Redaktion: 1983 war der Chefdesigner Stephan Boeder damit beschäftigt, ein neues Erscheinungsbild für die ARD zu bilden. Die Erkennbarkeit der einzelnen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland zur ARD-Dazugehörigkeit stand im Vordergrund und sollte optisch verstärkt werden. Die ARD-Eins entstand. Das Gemeinschaftsprogramm wurde und wird zusammengestellt mit Programmteilen der einzelnen Sender. Je nach Programm gebender Anstalt drehte sich diese elektronische Eins, dessen Rückseite sich zum Anstalts-Signet formatierte. Ab Oktober ’84 wurde das neue Bild dem Zuschauer vorgeführt. Gibt es Skizzen, Versuche und graphische Experimente der ARD-Eins?

Zur ARD-Eins selber haben wir nicht viel. Was wir haben, sind künstlerische Gestaltungen der Eins, die hinterher zu einem kleinen Männchen wurde. Da haben wir ganz lustige Animationen und lustige Entwürfe dazu. Wir haben einige Animationen von Stephan Boeder selber als Film überliefert, was dieses ARD-Logo angeht. Aber Versuche dazu haben wir nicht.

Redaktion: Welche Gestaltungstechniken wurden für die Herstellung von sog. Epis angewandt?

Im Wesentlichen waren die Dinge auf Pappe mit Plakafarbe aufgebracht; in der Frühzeit schwarz-weiß, chamois, grau- und brauntönig. Als die Farbzeit des Fernsehens anbrach, hat man dann auch mit anderen Dingen experimentiert. So gab es bunte Collagen, es gab fototechnisch zusammengestellte Collagen und es gab animierte Bilder, wo man Sachen über das Epi mit einem kleinen Schieber bewegte.
In Einzelfällen haben wir noch überliefert: Folien, die waren in der Regel dann aber auch für das Trickfilmstudio. Wie die genau benutzt wurden, mag ich jetzt nicht sagen, dazu fehlen mir die technischen internen Kenntnisse.

Redaktion: Welche Trick- und Animationstechniken standen zur Verfügung und wie viele Tricktische gab es?

Wie viele Trick- und Animationsformen es gab, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass es seit Anfang der 80er Jahre dieses ganz große Trickfilmstudio gab, von dem ich berichtet hatte, und dort wurden fast alle filmischen Tricks gemacht. Im Übrigen war es, glaube ich, in Europa das größte Trickfilmstudio, das auch das meiste konnte. Die haben auch Preise gewonnen und die ungewöhnlichsten Sachen gemacht, wie mir der damalige Leiter des Trickfilmstudios berichtete und auch gezeigt hatte. Ob es noch mehr kleinere Trickfilmtische gegeben hat, das ist zu vermuten, davon weiß ich aber nichts.

Redaktion: Wurden die Animationen auf 16- oder 35mm-Material aufgenommen?

Sowohl als auch. Es sind sowohl die einen als auch die anderen überliefert, das weiß ich wohl.

Redaktion: Zu Erkennungsvor- und abspännen wurden Musiken unterlegt. Wurden die Animationen zu einer schon vorhandenen Musik angepasst oder wurde die Musik später darauf komponiert?

In der Regel wurde die Graphik und die Animation gemacht und dann erst die Musik dazu genommen. Ob die im Einzelnen trotzdem noch angepasst wurde, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich weiß aber, dass für einige Animationen auch spezielle Kompositionen in Auftrag gegeben worden sind. Insofern nehme ich an, dass die Komponisten sich ans Design orientiert haben und nicht umgekehrt.

Redaktion: Seit wann werden animierte Graphiken am Computer (ohne Schere und Kleber) gestaltet?

Das genaue Zeitalter oder das genaue Datum kann ich gar nicht sagen, das ist fließend. Das Trickfilmstudio hat es ja noch sehr lange gegeben, da gab es aber schon lange die digitale Animation. Das hat sich überschnitten, je nachdem, welche Sendereihe es und welcher Regisseur verantwortlich war; der eine fühlte sich eher zu dem Filmischen hingezogen, der andere zum Digitalen. Es gab kein starres Datum, wann das Analoge abgelöst wurde.
Im Übrigen waren auch die filmischen Animationen in dem Trickstudio zuletzt teilweise auch schon digital unterstützt. Also der Übergang ist sehr fließend.

Redaktion: Wann sind denn die letzten handwerklichen Graphiken eingesetzt worden?

Die letzten künstlerisch gestalteten Epis dürften Anfang der 80er Jahre hergestellt worden sein. Bei uns bricht die Sammlung der Epis um 1983/1984 abrupt ab. Deswegen gehen wir davon aus, dass das wohl der Schnitt war.




Bilder von seltenen Beständen aus dem WDR-Archiv können Sie in der zweiten Folge des TV-Kult.com Videomagazins sehen:

http://www.youtube.com/watch?v=n3jHRQDNsdU

Der Beitrag wurde am 27.01.2013 von cb verfasst.

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