Eurovision Song Contest 2013

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Termin: 18.05.2013 - 21:00 Uhr | Sender: ARD

Beschreibung

Der Eurovision Song Contest 2013 findet im gewohnten Rahmen statt. Die ARD überträgt ab 21:00 das Finale live aus Malmö. Als Kommentator fungiert, wie sollte es anders sein, Peter Urban.

Kritik

Der 58. Eurovision Song Contest in Malmö zeigte vor allem eines: wenig Innovatives und viel Mainstream. Die große Einfallslosigkeit, die das Show-Event trotz souveräner, selbstironischer Moderation durch Petra Mede und die Einspielungen über die Erörterung schwedischer Kultur einmal mehr ausstrahlte, zeigt sich ganz besonders an der jungen Siegerin aus Dänemark. Wie im vergangenen Jahr stand bei der großen Fangemeinde, den Wettbüros und auch Insidern des ESC schon lange vorher fest, dass Emmelie de Forest mit ihrem Shakira-inspirierten Lied "Only Teardrops" gewinnen würde. Nicht umsonst wies auch der deutsche Kommentator Peter Urban daraufhin, dass Dänemark bereits mit den Vorbereitungen der Ausrichtung des Sängerwettstreits im nächsten Jahr begonnen hätte. Hatten die Dänen sich doch auch richtig ins Zeug gelegt. Nach dem Sieg des eingängigen Lied "Fly On the Wings of Love" der gemütlichen Olsen Brothers im Jahr 2000 setzten die Dänen diesmal auf ein kalkuliertes Rezept: ein süßes, blondes Mädchen mit leicht zerrüttetem Sterntalerkleidchen barfuß zu keltischer Flötenbegleitung, Getrommel zwischendurch und einer eingängigen Melodie des ESC-routinierten Teams um Lise Cabble. Der Anschein, dass nicht nur die makellose Performance und die ausgefeilte Bühneninszenierung " die bei diesem Song vom Konfettiregen bis hin zur ausgeklügelten Kamerabildauswahl kein Schmankerl ausließ " sowie der Contest an sich, ein gänzlich abgekartetes Spiel sind, lässt sich nicht leugnen. Sowieso bleibt ja doch immer ein bitterer Nachgeschmack während und nach der Punktevergabe durch die teilnehmenden Länder. Auch die Zweit- und Drittplatzierten haben wohl mal wieder mehr Geld investiert als andere " nicht überraschend also, dass Aserbaidschan, die den Contest erst im letzten Jahr in Baku feierten, und die Ukraine mit erneuter Fußballstadion-Hymne allen anderen die Show stielen " zumindest, was die Punktevergabe, aber auch die späten Startplatzierungen angeht.

Was auffällt: es scheint an Mut zu fehlen " außer "Birds" von Anouk, der erfolgreichen niederländischen Sängerin, die es mit ihrem neunten Platz für ihr ESC-verrücktes Land endlich mal wieder unter die Top Ten schaffte, glänzte keines der Lieder durch Originalität. Hat man doch alles schon so gehört und auch gesehen " und zwar beim ESC. Kurioses wie der rumänische Countertenor im Graf-Dracula-Kostüm zu Technobeats erreicht nur noch Mittelmaß. Um vorn zu landen, braucht es ein radiotaugliches, kommerzielles Poplied ohne Skandale oder Neuheiten. Eines, das sich gering vom Mainstream abhebt und ebenso schnell wieder vom kommenden Lied verdrängt werden kann wie bei Radiosendern, die sich auf Lieder aus den Charts spezialisiert haben. Ganz nach der Devise: immer weiter und immer wieder eben. Auch der ESC scheint seinem schrillen, campartigen Image nicht viel hinterherzujagen, denn scheinbar hat er es in den vergangenen Jahren längst verloren. Allein die Witze der Moderatorin des Abends erinnerten noch daran, dass dieses Musikevent eigentlich und ja noch immer das größte Hobby der Schwulen ist ("Lasst mich sagen: Ihr habt nur noch nicht die richtige Frau gefunden."). Dass womöglich nur ein Teil der Zuschauer diesen Humor verstanden hat, erzählt einmal mehr, wie kommerziell ausgerichtet auch die Adressierung des ESC inzwischen geworden ist. Ein wahres Schaulaufen olympischen Ausmaßes gar hat man im Jahr 2013 erreicht " so liefen wortwörtlich alle Teilnehmer samt Flagge zu Beginn der Show über einer Brücke durch die Halle. Nicht der Spaß und das Schrill-Kreative scheinen hier mehr zu regieren. Es geht um Profit, Berechnung und PR " und das ganz offensichtlich. Sicher war ABBA 1974 auch schon klar, dass sie mit "Waterloo" auf dem Siegertreppchen stehen würden, doch kann man sich an dieses Lied noch heute erinnern; auch das zeigte sich - und dafür hat sich der Fernsehabend der meistgesehenen Musikshow im Ersten gelohnt - an den wunderbar witzigen Zwischeneinlagen der Comedian Sarah Dawn, die u.a. im Zwischen-Act "The Winner Takes It All" schmetterte. (ap)