Lost - Das Serienfinale

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Termin: 18.11.2010 - 23:05 Uhr | Sender: kabel eins

Beschreibung

Gleichwohl die US-Erfolgsserie "Lost" bereits seit geraumer Zeit ihr Ende gefunden hat, gab es bislang keine Ausstrahlung im deutschen Free-TV. Lediglich im Pay-TV feierte die ABC-Produktion hierzulande ihr verdientes Ende. Über sechs Jahre produzierte man insgesamt 121 Episoden.

Für "Lost" war es in Deutschland nicht immer einfach. Auf ProSieben sah zu Beginn der Serie noch alles rosig aus: Im Schnitt 2,47 Millionen Bundesbürger verfolgten, wie Jack, Kate und Co. auf der verlassenen Insel strandeten. Danach ging es weiter bergab, sodass man sich dazu entschied, die Serie von ProSieben auf kabel eins zu verlagern. Aber auch dort konnte man bis zuletzt nur desolate Reichweiten erzielen. Schade, dass "Lost" hierzulande niemals richtig Fuß fassen konnte.

Kritik

Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich auf "Lost" gestoßen bin. Auf ProSieben gab es eine Menge Werbung und die Serie wurde extrem hochgepusht. Das Konzept klang für mich als großer Fan des Films "Cast Away" ziemlich interessant und einen Blick wollte ich auf jeden Fall riskieren. Dummerweise habe ich die Ausstrahlung der Pilotepisoden verpasst und somit sollte das Thema "Lost" erst einmal für mich Geschichte sein ... dachte ich. Zufällig bin ich jedoch an einem Sonntagabend an der Wiederholung des Serienauftaktes hängengeblieben und "Lost" hat mich auf Anhieb in seinen Bann gezogen. Ab sofort hatte ich eine meiner absoluten Lieblingsserien gefunden und fieberte den kommenden Episoden stark entgegen. Mehr als fünf Jahre später sollte es jedoch soweit sein und ich musste mich auf die finale Doppelepisode mit dem einfachen, aber passenden Titel "Das Ende" vorbereiten.

"Lost" hat in sechs Staffeln unglaublich viel aufgebaut: Neben einer komplexen Geschichte wurde auch sehr viel Wert auf die Charaktere gelegt. Vor allem in der ersten Staffel war dies sehr hilfreich, um sich mit diesen identifizieren zu können. Während in der fünften Staffel das Thema "Zeit" stark in den Vordergrund rückte und die durchaus spannenden, parallel laufenden Storylines die Staffel prägten, freute ich mich dennoch darüber, dass die Serie in der sechsten Staffel wieder "back to the roots" ging und der Fokus erneut verstärkt auf den Charakteren lag. Auf der anderen Seite gab es aber die Befürchtung, dass die letzte Staffel es vielleicht nicht schaffen würde, die sich bis dahin angehäuften offenen Fragen und Mysterien aufzuklären, da in den ersten Episoden das Tempo ein wenig fehlte. Umso größer war die Freude, als die Spannungskurve in der zweiten Hälfte der finalen Staffel rapide anstieg und ein Highlight das nächste übertrumpfte. Doch haben die Autoren, allen voran Damon Lindelof und Carlton Cuse, es letztendlich geschafft, die Fans mit dem Ende der Serie zufriedenzustellen? Ich persönlich muss sagen, dass mir der Abschluss von "Lost" trotz einiger weiterhin offener Fragen sehr gut gefallen hat, wusste jedoch auf der anderen Seite, dass es sicherlich eine Menge gespaltener Meinungen dazu geben würde und habe mich unmittelbar danach in diverse "Lost"-Foren begeben, um mir das Urteil der anderen Fans durchzulesen. Mein Verdacht hat sich bestätigt und die Diskussionen um "Das Ende" häuften sich.

Was genau ist da überhaupt passiert? Eine berechtigte Frage. Die letzten zehn Minuten haben vieles verändert, den Zuschauer anfangs womöglich auch verwirrt und anschließend dafür gesorgt, dass dieser entweder mit "Lost" zufrieden ist oder auch nicht.

Nachdem sich die Lage auf der Insel zuspitzte, die Zerstörung dieser und die Gefahr durch den schwarzen Rauch, der in der Gestalt des verstorbenen John Locke aufgetreten ist, in letzter Minute durch Jacks Opfer verhindert wurde, bleibt Hurley als neuer "Anführer" der Insel zusammen mit Ben und Desmond zurück, während Pilot Frank Lapidus dafür sorgt, dass er, Kate, Sawyer, Claire, Richard und Miles mit dem Ajira-Flugzeug die Insel verlassen können.

So weit so gut: Die Ungewissheit über die Zukunft der Charaktere, die auf der Insel bleiben und diejenigen, die zurück in die Zivilisation fliegen, lässt sich verkraften. Das Vorhaben von Hurley und Ben, Desmond ebenfalls nach Hause zu bringen, ist festgelegt und was sollte man noch großartig über die anderen in Erfahrung bringen? Sie haben es geschafft und konnten von der Insel entkommen. Was danach geschieht, kann ruhig offen bleiben und jeder kann sich selbst Gedanken darüber machen, wie das Leben der übrig gebliebenen Charaktere aussehen könnte.

Sowohl über die Hinweise auf die vielen ägyptische Merkmale, die auf der Insel verstreut waren als auch die genaue Funktion des Tempels und einige weitere Unklarheiten hätte die eine oder andere Information nicht geschadet. Doch was "Lost" ausgemacht hat, war das Rätseln um all diese Mysterien und dadurch, dass einige davon offen gelassen wurden, kann man entweder froh sein, dass den Fans weiterhin Spielraum für Spekulationen geboten wurde, oder man ist darüber enttäuscht, dass man niemals erfahren wird, wie genau denn jetzt die Antworten auf all diese Fragen aussehen. An einigen Stellen wurde jedoch meiner Meinung nach seitens der Fans zu viel erwartet, denn es wurde zur Macht der Gewohnheit, wirklich alles zu hinterfragen und die Auflösung der kleinsten Details zu fordern anstatt einfach einiges so hinzunehmen, wie es einfach ist.

Ebenfalls kennzeichnend für die sechste Staffel war die Parallelwelt, auch "Flash Sideways" genannt. Dort ist der Flug Oceanic 815 nicht abgestürzt, sondern sicher in Los Angeles gelandet und es wurde gezeigt, wie die Charaktere danach weiterleben. Sofort war erkennbar, dass immer wieder Parallelen zur bereits bekannten Inselhandlung vorhanden waren und sich zudem sehr häufig die Wege der Figuren kreuzten. Die lang ersehnte Auflösung dafür gab es in den bereits oben angesprochenen und allerletzten Minuten von "Lost", in denen sich das Ganze als eine Art Leben nach dem Tod bzw. Vorstufe des Jenseits " vergleichbar mit dem Fegefeuer " darstellte, wo alle Charaktere, unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt sie gestorben sind, die Möglichkeit haben, wieder zueinander zu finden und somit auch nach dem Tod mit den Menschen zusammen sein können, mit welchen sie die wichtigste Zeit ihres Lebens verbracht haben, um anschließend mit ihnen "weiterzuziehen". Über diese Art der Auflösung kann man sich streiten, doch für mich war dies eine zufriedenstellende Aufklärung und ein toller Abschluss der Serie, in dem alle Charaktere, die man ins Herz geschlossen hat, wieder zueinander gefunden haben und die Autoren uns damit eine schöne Vorstellung für das Leben nach dem Tod gegeben haben. Vor allem wirkte diese Auflösung nicht unbedingt deplatziert, da in der Serie häufiger religiöse Elemente eine Rolle spielten.

Außerdem möchte ich ein großes Lob für den Soundtrack aussprechen. Michael Giacchino hat hier noch einmal mehr als deutlich bewiesen, was er auf dem Kasten hat und dem Serienfinale einen würdigen musikalischen Abschluss beschert. Auch alle Darsteller konnten wie gewohnt überzeugen und leisteten hervorragende schauspielerische Arbeit.

Ich bereue keine Sekunde, in der ich "Lost" verfolgt habe " auch nicht nach dem Serienende und trotz der ungelösten Fragen. Viele behaupten im Nachhinein, dass "Lost" ihre Zeit verschwendet hätte, da man nach dem Ende ebenso unwissend ist, wie auch sonst häufig während der ganzen Serie. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Serie es trotzdem geschafft hat, diese Menschen zu fesseln und dafür zu sorgen, dass sie viele verschiedene Theorien aufstellten und sich mich Themen auseinandersetzten, auf welche sie ohne "Lost" wahrscheinlich vorerst nicht gestoßen wären. Außerdem macht es Spaß, auch nach dem Finale noch darüber nachzudenken und sich auszumalen, wie es weitergehen würde, obwohl man es nicht erfahren wird, was dank der letzten Szene eigentlich ohnehin nicht mehr wichtig ist. Viele Möglichkeiten waren da, doch ich kann mittlerweile sagen, dass ich mir ein anderes Ende für "Lost" gar nicht mehr vorstellen kann und somit werden mir auch in Zukunft die Zahlenfolge "4, 8, 15, 16, 23, 42", der Song "Make Your Own Kind Of Music" und Sprüche wie "Whatever happened, happened." im Gedächtnis bleiben. (sz)