Gerhard Acktun

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen? Oder muß man sagen, dass die Schauspielerei zu Ihnen gekommen ist?


Mein Vater kam aus Königsberg in Ostpreußen und schon dort hat er immer ein bißchen Theater gespielt. Hier in München hat er eine kleine Gaststätte gehabt und da kamen viele Leute vom Film rein und so habe ich als Kind angefangen. Ich habe erst vor kurzem einen alten Film gesehen, da war ich zehn Jahre alt. Meine erste Theatertournee machte ich 1964 mit neun Jahren. Götz George war damals dabei. Das war "Alle meine Söhne" von Arthur Müller. Dann habe ich ein paar Paukerfilme gemacht, auch mit Uschi Glas und Hansi Kraus. Dann die Roy-Black-Geschichten, dann "Der Räuber Hotzenplotz". Danach bin ich noch einmal auf Tournee gewesen. Dann habe ich eine Schauspielschule besucht und bin danach in die Schweiz gegangen ans Theater und so bin ich da hineingewachsen.


Wissen Sie noch, wie der Film hieß, in dem Sie damals als kleiner Junge mitgespielt haben?


Ja. Die Pfingstorgel. Aber ich marschierte da als kleiner Junge nur kurz bei einer Blaskapelle mit. Der war noch schwarz-weiß.


Haben Sie neben der Schauspielerei noch irgendeine andere Ausbildung gemacht?


Leider nicht, nein.


Also direkt in der Schauspielerei hängen geblieben?


Ja. Weil es gibt Zeiten, wo es schon verdammt hart ist. Aber ich mache nebenbei noch relativ viel Synchron, hauptsächlich Zeichentrick. "Pokèmon" seit fünf Jahren, "One Piece" und "Inujasha".


Wo haben Sie die Schauspielschule besucht? In der Schweiz?


Nein, hier in München. Ich bin dann in die Schweiz gegangen ans Theater. Dort war ich dann fest engagiert für ein Jahr.


Wie alt waren Sie da?


Ungefähr 18, 19. Das war damals ziemlich hart, wenn man in die Fremde geht und man kennt niemanden. Das war auch die Zeit mit der großen Ausländerfeindlichkeit in der Schweiz. Ich war ja Ausländer. Das war nicht sehr angenehm. Aber es hat viel gebracht, denn ich habe viel gespielt. "Der Geizige" von Moliere und viele verschiedene Sachen. Das war ganz gut.


Gab es in Ihrer Familie neben Ihrem Vater noch weitere Menschen, die in der Branche tätig waren?


Meine Mutter hat oft kleinere Rollen gespielt. Bessere Komparsenrollen.


Wurde Ihre Schauspielkarriere von Ihren Eltern unterstützt?


Teilweise war da auch Druck dahinter, denn mein Vater wollte eigentlich das in mir verwirklicht sehen, was er nicht geschafft hat.


Aber Sie wollten auch Schauspieler werden?


Ich konnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Wenn man das von Kindheit an gewöhnt ist... ich habe eine private Wirtschaftsschule besucht, denn da konnte ich immer weg zum Drehen. Ich war ja teilweise Monate lang weg und das hätte man in einer staatlichen Schule wie in einem Gymnasium gar nicht machen können. Ich war also schon immer in dem Beruf drin. Regie hat mich noch ein bißchen interessiert. Aber vielleicht kommt das ja noch.


Wie kamen Sie als junger Schauspieler dazu, erste Rollen in Filmen wie "Pepe, der Paukerschreck" zu bekommen?


Über meine Agenten. Ich hatte als Kind schon eine Agentin, die hat Kinder vermittelt. Dadurch ist man da hingekommen. Zudem kennt man die ganzen Leute. Der Franz Seitz, der die Filme produziert hat, der kannte mich ja auch. Ich hab dann später bei ihm in Berlin noch was gemacht: "Unordnung und frühes Leid". Dann noch "Die Jugendstreiche des Knaben Karl"


In "Pepe, der Paukerschreck" hatten Sie eine Szene mit Hans Terofal. Gibt es an ihn noch besondere Erinnerungen?


Der war ein wahnsinniger Typ. Der war der Bruder vom Filmproduzenten. Aber das ist schon so lange her....


Wie alt waren Sie da ungefähr?


Ich war damals vierzehn. Ich war immer der Kleinste (lacht). Die Jutta Speidel war auch dabei, Michaela May auch und die Katharina Jacob, die in "Der Bulle von Tölz" die Partnerin von Ottfried Fischer spielt.


Pierre Franckh war auch dabei.


Pierre Franckh war auch dabei, ja.


Hans Terofal hatte damals schwere Alkoholprobleme gehabt, der ist ja auch daran gestorben.


Der muss furchtbar gestorben sein, hat mir der Franz Seitz erzählt. Der war einige Zeit im Krankenhaus... Ich glaube an Krebs oder so etwas ist er dann gestorben. Aber als Typ war der Wahnsinn, was der da abgezogen hat als Pedell - unglaublich! Fast wie Louis de Funès. In "Pepe, der Paukerschreck" spielt mein Vater sogar mit. Da ist eine Szene, wo die ganzen Lehrer im Turnsaal sind und die müssen turnen. Da spielt mein Vater einen Lehrer der nicht hoch ans Seil kommt, denn mein Vater war ziemlich klein... (lacht). Wir haben eine Szene in der Aula gedreht und dann haben sie mir den Schuh weggenommen und haben ihn versteckt und ich saß da nur mit einem Schuh... Die haben mich immer geärgert, weil ich der Kleinste war. Als dann eine Szene war mit Rauchpulver, haben wir davon ein bisschen was abgestaubt. Das haben wir einfach vom Requisiteur genommen und das habe ich dann bei mir zu Hause ausprobiert im Garten.... das war schon witzig, ja. Das war auch noch eine andere Zeit. Da war noch viel mehr Zeit da zum Drehen. Da war dieser Druck noch nicht da. Heutzutage kannst du so etwas nicht mehr machen. Schade! Aber die Filme laufen immer noch - unglaublich.


Wie kam es dazu, dass Sie bei "Der Räuber Hotzenplotz" eine Rolle bekamen? Das war dann die erste Hauptrolle?


Ich habe vorher noch "Im Vorhof der Wahrheit" gespielt, glaube ich.... Nein, das war danach. Der Fritz Umgelter, der den Film machte, der war ein toller Regisseur. Der war für mich fast wie ein Vater. Der meinte immer "So Burschi, jetzt müssen wir schauen, dass wir einen Schauspiellehrer für Dich finden". Der wollte den Heinz Weiß für mich. Der Heinz Weiß hatte in den 50ern "Soweit die Füße tragen" gemacht. Dieser schwarz-weiß-Mehrteiler. Der hatte aber keine Zeit gehabt, dann habe ich mir selber eine Schauspielschule gesucht. Das waren noch Regisseure, die gibt es heutzutage nicht mehr - oder wenig! Das war einer, der wusste genau was er will und der hat auch mit den Schauspielern gearbeitet.


Ich glaube so wie "Der Räuber Hotzenplotz" gedreht wurde, könnte man ihn heutzutage auch nicht mehr drehen. Denn die Art und Weise des Films ist schon eine sehr eigene.


Das war eine Chaotenproduktion.


Als fertigen Film finde ich ihn aber einmalig. Gerade die schauspielerischen Leistungen...


Der Meinrad vor allen Dingen. Der war wirklich toll. Aber die Produktion war chaotisch. Es ging schon los mit dieser Höhle. Die haben ja in Wolframs-Eschenbach gedreht. Die haben dort dann die Leute gefragt, ob sie Möbel übrig haben und damit haben sie dann die Höhle möbliert. Dann gab es Streit mit dem Produktionsleiter, dann haben die den ausgewechselt. Also es war eine Chaotenproduktion. Am Schluß wußten sie nicht mehr von wem die Möbel sind und haben dann alles da drin gelassen in der Höhle. Das gab dann ein bißchen böses Blut. Was ich auch toll fand mit Gert Fröbe: Die haben eine Szene gedreht in der Höhle und da meinte er, daß er mal zehn Minuten Pause bräuchte, da er gerade sehr nervös ist. Denn so ein Weltstar, der wirklich zugibt, daß er mal eine Pause bräuchte, das ist nicht selbstverständlich. Andere würden sich sofort aufführen, welch Lärm doch ist und würden alles auf andere schieben. Aber der Gert Fröbe war ganz ruhig und meinte nur, daß er ein paar Minuten Pause braucht. Das fand ich toll, wirklich! Ich habe selten so einen reizenden Schauspieler erlebt wie den Fröbe. Der komplette Film wurde übrigens in München nachsynchronisiert. Wir haben uns dann alle noch einmal getroffen im Synchronstudio - es war so von den Kollegen her eine schöne Arbeit. Der Ehmck hat ja dann noch den zweiten Teil gemacht und der ist dann ziemlich abgesoffen. Peter Kern hat, glaube ich, den Hotzenplotz gespielt. Die Barbara Valentin hat die Wahrsagerin gespielt. Es sollte noch komischer werden, aber es war nicht so. Die drehen ja jetzt gerade wieder einen neuen Film. Da bin ich mal sehr gespannt. Weil Gernot Roll ist ja ein guter Kameramann, aber die Sachen, bei denen er Regie gemacht hat waren eigentlich nicht so toll. Ballermann hat er da gemacht... Gut, ich will kein Urteil abgeben, aber ich glaube nicht, daß der so gut wird wie der andere.


Das "Der Räuber Hotzenplotz" sein ganz eigenes Flair hat, liegt das auch daran, daß die Produktion etwas chaotisch war?


Der Gustav hatte da schon ein Konzept. Ich weiß noch am Anfang, wie er die Rollen ausgesucht hat. Der hat ja in der Nähe von München gewohnt. Dann haben wir immer die Szenen probiert bei ihm im Büro... Aber seit diesem Film hatte er auch keinen Erfolg mehr gehabt. Der hat ein paar Produktionen noch gemacht, aber...


Bei der Verfilmung von Bibi Blocksberg war er als Produzent tätig.


Ja, da hat er mitproduziert. Aber sonst hat er nichts mehr gemacht in letzter Zeit. Es ist halt verdammt schwer, so als kleiner Produzent etwas auf die Beine zu stellen.


Wie waren die Dreharbeiten mit Schauspielern wie Josef Meinrad oder Gert Fröbe?


Wunderbar! War wirklich toll. Eine Geschichte war noch nett: Wir haben da nachts gedreht in Wolframs-Eschenbach und da war ein Manöver mit amerikanischen Soldaten. Fröbe hatte ein bißchen was getrunken, dann war da ein farbiger GI und der Fröbe ging zu ihm hin und sagte "I am Goldfinger!". Der GI dann "You are Goldfinger!" (lacht). Der konnte gar nicht glauben, daß jetzt Goldfinger vor ihm steht. Dann kam die Frau vom Fröbe und meinte "Komm Gert, hör auf..". Dem Amerikaner sind fast die Augen rausgefallen, weil Goldfinger vor ihm stand. (lacht)


Wissen Sie was aus David Friedman wurde?


Der hat später noch eine Serie gedreht. Vor kurzer Zeit habe ich dann zufällig im Auto Bayern 3 oder Bayern 5 gehört. Dort moderiert er eine Sendung.


Also ist er als Reporter tätig? Viel hat er schauspielerisch nicht gemacht...


Ich hatte ihn aus den Augen verloren. Wir hatten noch ein bißchen Kontakt, weil sein Vater hatte hier eine Englischschule in München. Doch der wurde dann schwer krank und dann musste die Schule aufgelöst werden und ich hab ihn dann geholfen beim Umzug und irgendwie haben wir uns aus den Augen verloren. Als ich ihn dann zufällig gehört hab, hab ich dann seine Nummer mal rausgefunden; der wohnt ja hier in München. Ich denke ich werde ihn mal wieder anrufen, weil er war ein netter Kerl. Wir haben viel Spaß gehabt.


Wann kamen Sie das erste Mal mit dem Synchronisieren bzw. mit dem Sprechen von Hörspielen in Kontakt?


Synchron eigentlich ziemlich früh. Ich hab "Lieber Onkel Bill" schon ein bißchen synchronisiert, dann "Lassie". Bei "Lassie" weiß ich noch, da waren nur noch zwei übrig. Die Eva Mattes und ich. Das war dann wegen einem Wort. Die meinten "Der klingt zu bayrisch". Dann hat es die Eva Mattes gemacht.


Warum sprach damals für eine Rolle eine männliche und eine weibliche Person vor?


Das ist oft so. Kleine Jungs werden von Mädchen gesprochen, weil die haben noch eine helle stimme.


Bei der Serie "Simpsons" weiß ich, daß im amerikanischen Bart von einer Frau gesprochen wird.


Das ist aber hier auch. Bart Simpson spricht ja auch ein Mädchen. Bei Pokèmon ist die Hauptperson ein Junge, den spricht auch ein Mädchen. Als kleiner Junge habe ich dann noch "Herr der Fliegen" synchronisiert, da gab es eine uralte Verfilmung. Da war ich einer von diesen Jungs. Das ist aber auch schon 35 Jahre her.


Wann haben Sie mit dem Sprechen von Hörspielen begonnen?


Es gab mal eine Reihe vor vielen Jahren, die hieß "Der Wind erzählt". Da war noch die Helga Anders dabei, die hat da auch mitgesprochen. Aber ansonsten habe ich nicht viele Hörspiele gesprochen.


Ist es schwer Zeichentrickfilme zu synchronisieren? Ich habe mal gehört, es soll recht hart sein für die Sprecher.


Einige haben wirklich ein Problem damit. Beim Zeichentrick kannst du die Sau rauslassen. Aber mir macht das Spaß. Ich liebe das. Da kann man schreien und so. Ich habe jahrelang "Reich und schön" synchronisiert. Das war stinklangweilig. Da mache ich lieber Zeichentrick. Es gibt da Kollegen, die haben da wirklich Probleme mit. Das Schwierige ist, die Figuren atmen ja nicht. Da muß man von null auf hundert gleich loslegen.


Bei Simpsons sprechen Sie ja auch den Mr. Smithers?


Ich habe den am Anfang gesprochen. Ich habe dann in Berlin die ZDF-Serie "Am liebsten Marlene" gedreht. Dann konnte ich da nicht mehr weiter machen.


Synchronisieren Sie auch US-Filme?


Ja.


Gibt es englische Schauspieler, die Sie regelmäßig synchronisieren?


Leider nicht, nein. Ich habe mal den Sohn von John Wayne synchronisiert. Aber der war furchtbar langweilig.


Was macht Ihnen mehr Spaß: Auf der Bühne zu stehen, vor der Kamera zu stehen, Hörspiele zu sprechen oder zu synchronisieren?


Ich habe jetzt nach zwanzig Jahren mal wieder Theater gespielt in Laufen. Das letzte davor war eine Theatertournee von Peter Hacks. Der hat Komödien geschrieben und das war damals "Adam und Eva". Der hat das in einer Sprache geschrieben… fast wie ein Klassiker. Irgendwie hat mich das furchtbar genervt. Theater- und Filmschauspieler sind zwei verschiedene Paar Stiefel. Mir geht das ein bißchen auf den Keks. Es gibt da so ältere Kollegen… "Ich habe ja vor 30 Jahren den Hamlet gespielt". Das geht einem manchmal sehr auf den Keks. Drehen macht mehr Spaß.


Und wie ist das mit dem Synchronisieren? Oder kann man das nicht vergleichen?


Das kann man nicht vergleichen, weil Synchron ist ja auch immer mehr wie eine Fabrik geworden. Es muß immer schneller gemacht werden. Als ich angefangen habe, da hat man in der Stunde vielleicht 15 Takes gemacht, heute ist man bei 30 oder vielleicht mehr. Heute gibt es eine Probe und eine Aufnahme. Wenn das dann beim zweiten oder dritten Mal nicht klappt, dann kommt man schon unter Druck.


Stehen heute immer noch mehrere Sprecher nebeneinander vor dem Mikrophon und sprechen oder wird dies einzeln eingespielt und dann zusammen geschnitten?


Wenn bei einem Take mehrere sprechen, ist das schon so, daß auch mehrere Sprecher zusammenstehen und dann sprechen. Wenn man eine durchgehende Rolle hat, dann wird man rausgeixt, daß man nur den einen spricht und die Antwort wird dann später von dem anderen aufgenommen. Das nennt man rausixen. Bei Pokèmon mache ich das so. Wenn man alleine ist, ist es ein konzentriertes Arbeiten, dafür ist man aber die ganze Zeit alleine im Studio.


Werden Sie in der Öffentlichkeit von Leuten erkannt? Vielleicht sogar an der Stimme?


An der Stimme weniger. Ein paar mal ist es schon passiert, aber nicht so oft. Beim Drehen passiert das aber schon ab und zu, daß die Leute sagen, daß sie mich irgendwoher kennen.

Welche Dreharbeiten haben Ihnen bisher am meisten Spaß gemacht?


Das ist schwierig zu sagen. Ich liebe es, fiese Typen zu spielen.


So wie in der "Löwengrube"?


Löwengrube war gut, ja. Da konnte man wirklich einen leicht Verrückten spielen, der die Frauen vergewaltigt. So was macht Spaß. Da hatte ich einen Regisseur, Rainer Wolffhardt. Da habe ich einen fiesen Typen gespielt, der einen abmurksen will auf der Brücke und dann selber runterstürzt. In "Der König" war das mit Günter Strack. Da habe ich auch so ein Muttersöhnchen gespielt, der bei seiner Frau unter Pantoffel steht. Das war sehr interessant. Der Wolffhardt hat mich oft für solche Rollen besetzt. Für die meisten Regisseure schaue ich viel zu brav aus, aber muss man denn immer aussehen wie der Herbert Fux? Das Schlimme heute bei den Regisseuren oder Redakteuren ist, die haben keine Phantasie mehr. Oftmals sieht man den Schauspieler und weiß gleich, dass dies der Mörder ist. Leider haben die Regisseure oft keinen Einfluss mehr. Die Redakteure geben vor, wer etwas spielt und dann muss das so gemacht werden. Es gibt ein paar Ausnahmen wie Helmut Dietl, die lassen sich da nicht reinreden. Aber der Großteil der Regisseure sind ja auch froh, wenn sie einen Job kriegen.


Am letzten Samstag ist Erni Singerl verstorben. Haben Sie mit ihr einmal zusammen gearbeitet?


Nein, mit ihr war ich nie zusammen. Meine Frau hat sie mal geschminkt. Die war wirklich in Ordnung. Die war mal in einer Siska-Folge drin, dort spielte sie auf dem Oktoberfest.


Sind in der nahen Zukunft interessante Projekte geplant?


Bisher nicht. Das geht alles sehr kurzfristig. Das geht von einer Woche auf die andere. Ich werde manchmal am Donnerstag angerufen und am Montag wird gedreht.


Wie ist das beim Synchronisieren?


Ich weiß jetzt, am Dienstag bin ich den ganzen Tag wieder im Studio, um Pokèmon zu synchronisieren.


Wird das immer noch produziert?


Ja, ja. Wir haben jetzt die letzten Folgen von 50 neuen Folgen. Angeblich war einer aus Japan da und jemand fragte ihn, was nach Pokèmon kommt. Der meinte dann nur "Pokèmon!". Ich mach das gerne. Ich spreche die Figur Mauzi. Ich liebe die Figur langsam, muss ich sagen. Ich spreche ja auch Computerspiele. Das sind hauptsächlich so Ballerspiele. Das ist wirklich hardcore. Da hockt man den ganzen Tag da und gibt nur Sterbelaute von sich und sagt die ganze Zeit so Sachen wie "Ich bring dich um".


Synchronisieren Sie neben Simpsons und den japanischen Serien auch noch andere Zeichentrick-Produktionen?


Ich bin manchmal überrascht, denn im Internet gibt es so Seiten, da stehen die Sprecher drauf. Dann steht dort mein Name manchmal drin und ich wusste gar nicht, daß ich das gemacht habe. Ich hatte mal eine Zeit, da war ich nur im Studio. Da hatte ich manchmal mehrere Termine am Tag und man rennt von einem Studio zum anderen. Dann vergisst man schnell, wo man überall dabei war. Wie jetzt z.B., da habe ich im Film "Cars" von Walt Disney ein paar Takes gesprochen. Ich weiß gar nicht, ob der schon gelaufen ist. Bei aktuellen Sendungen läuft das unter einem Pseudonym, da muss man unterschreiben, daß man nicht erzählt, wie die Handlung ist.


Welche bekannten Filme haben Sie schon synchronisiert?


Ich hab damals "Full Metal Jacket" gemacht, was eine tolle Produktion war. Da sprach ich einen Kriegsberichterstatter. Damals hat Kubrick noch die Bänder von den deutschen Sprechern vom Probesprechen bekommen und der hat sich das dann angehört und die Leute ausgesucht, der konnte ja recht gut deutsch sprechen. Der hat sich dann die Bänder angehört und hat dann bestimmt, wer den Film dann spricht. Das Synchronisieren war eine Knochenarbeit. Da wurde jeder rausgeixt. Da war man wirklich im Studio mit einem Helm und einen Rucksack und der Synchronregisseur hat einen fertig gemacht. Da ging man nach 3-4 Stunden fix und fertig raus, aber man hat gewusst, man hat was Gutes gemacht. Der Wolf Roth hat mir erzählt, daß er "Clockwork Orange" synchronisiert hat. Für die Aufnahmen, die im Freien spielen sind die auch komplett ins Freie gegangen und haben das dort aufgenommen. Ich habe ganz vergessen zu fragen, wie die das umsetzen konnten. Das war auch so beim Synchronisieren vom "Exorzisten". Die haben am Tag so drei bis vier Takes gemacht. Die haben noch Zeit gehabt. Aber da merkt man die Qualitätsunterschiede zu heute auch. Das ist schon losgegangen, daß alle nach Berlin gegangen sind zum synchronisieren, weil in Berlin arbeiten alle zum halben Preis in der Branche. Als die Mauer noch da war, sind viele Sprecher von Ost-Berlin nach West-Berlin gekommen, haben dort günstig gesprochen und sind dann wieder am Abend nach Hause gegangen. Dann ist aber auch herausgekommen, daß die Qualität in München besser sein soll, deswegen sind viele Synchronstudios wieder zurückgekommen.


Welche beruflichen Ziele haben Sie sich noch gesetzt?


Ich würde gerne mit Drehbüchern ins Geschäft kommen. Es ist aber ein schweres Los, wenn man keinen Namen hat als Drehbuchautor. Ich habe mal eine Folge des Hörspiels "M.A.S.K." geschrieben. Das hat eine Münchner Firma gemacht. Im Fernsehen ist das schwer. Du musst die Leute kennen, die Redakteure sind. Ich habe mal gelesen, dass der Entwickler der Serie "Turtles" zehn Jahre lang von Sender zu Sender gelaufen ist und keiner wollte es machen. Später wurde es dann ein großer Erfolg.


Als Schauspieler würde ich gerne mal eine gebrochene Existenz spielen. So etwas wie im Theaterstück "Die Katze auf dem heißen Blechdach".


Haben Sie persönliche Lieblingsfilme?


Das ist schwer. Es gibt einige. "Zeit der Zärtlichkeit" oder "Magnolien aus Stahl". Komödien, die Tiefgang haben. Wo traurige Szenen sind, die in eine Komödie umschwenken. So etwas finde ich toll. So etwas gibt es in Deutschland leider nicht.


Gibt es deutsche Filme, die Sie gut finden?


Ich habe vor kurzem "Die Brücke" mal wieder gesehen. Der war wirklich genial gemacht.


Vielen Dank für Ihre Geduld und weiterhin noch alles Gute!


Das Gespräch wurde von Sebastian Kuboth geführt.

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