Hansi Kraus

Wie Sie zum Film kamen, ist mittlerweile bekannt. Gab es für Sie persönlich größere Veränderungen, nachdem die ersten Filme ins Kino kamen? Wurden Sie als Kind schon von Leuten auf der Straße erkannt?


Ja, natürlich wurde ich von den Leuten auf der Straße erkannt und es war mir ziemlich... hat mich genervt eigentlich, erkannt zu werden in der Öffentlichkeit, weil ich meine Ruhe haben wollte, und die Leute haben meistens keine Ruhe gegeben, weil ich damals zwölf Jahre und ein Kind war, und jeder hat sich das Recht heraus genommen mich anzufassen oder mich aufzuhalten und mich in Gespräche zu verwickeln und das war mir eigentlich ziemlich unangenehm, erkannt zu werden.


Gab es Leute, die Sie direkt mit einer Rolle in Verbindung gebracht haben?


Ja, das ist mir später einmal passiert. Da hab' ich in "Waldhaus" mal gespielt - mehr oder weniger einen Hallodri, der Mist baut - und da bin ich in Süd-Tirol mal auf Theater-Tournee gewesen und da gingen wir in einen Weinladen 'rein und die Besitzerin des Weinladens hat mich fürchterlich beschimpft, was mir einfällt, so mit meiner Mutter umzuspringen oder mit meiner Schwester, ich weiß nicht mehr genau, worum's ging, aber die hat das für richtig ernst genommen und hat gedacht ich bin wirklich der mißratene Sohn aus dem Waldhaus, aber mit Rollen von früher wurde ich eigentlich nicht in Verbindung gebracht. Die haben das schon auseinandergehalten, Rolle und Privatleben. Ansonsten, also so mit Schulkameraden hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Da war ich weiterhin der Hansi. Ich hab' mich, glaub' ich, auch nicht sonderlich verändert, dadurch daß ich Filme gedreht habe. Für mich war das einfach nur ein Job in den Ferien, der mir Spaß gemacht hat und ein bißchen Geld eingebracht hat. Ich muß sagen, ich hab' mich auf jeden neuen Film wieder gefreut, das machen zu können, weil die sind nur in den großen Ferien gedreht worden, da ich unter dem Jahr natürlich in die Schule gegangen bin


Es wurde ausschließlich in den Ferien gedreht?


Es hat sich später auch verlagert, also es kam schon vor, daß ich dann eventuell mal vier Wochen später in die Schule kam oder vielleicht vier Wochen früher weg mußte, aber im großen und ganzen wurde auf die Ferien Rücksicht genommen. Ich hab' mich immer wieder auf die Ferien gefreut, weil ich wußte, ich darf wieder einen Film drehen. Mein Privatleben hat sich dadurch überhaupt nicht geändert, außer eben, daß ich in der Öffentlichkeit mehr erkannt worden bin und mir dies, wie gesagt, unangenehm bis lästig war.


Wie standen Ihre Eltern damals zur Blitz-Karriere ihres Sprösslings?


Mein Vater war weniger begeistert von meiner Karriere. Meine Mutter hat es geliebt, mich in der Öffentlichkeit vorzuführen - ich habe es gehaßt, weil sie natürlich sehr stolz auf mich war. Meinem Vater war das ganze Geschäft eher suspekt. Gleich nach dem ersten Film hat er gemeint, es ist jetzt ein Film den, Du gemacht hast, Junge, aber das kann auch der letzte sein - er hat mich wieder runter geholt auf den Boden der Tatsachen. Ich glaub, ich hab ihm zu verdanken, daß ich nicht ausgeflippt bin, denn dies kann ja leicht passieren, daß man da ein bißchen ausflippt - denn es war eine Riesen Premiere hier in München. Es war eine Doppel-Premiere. Ein Kino gab es hier in der Sonnenstraße, es hieß Universum, da war dann später irgendein Brautmodengeschäft drin. Das wurde jetzt ganz abgerissen. Und das Sendlinger Vorplatzkino. In den beiden Kinos hatte der Film gleichzeitig Premiere. Es gab Freibier und Freileberkäs und die ganze Mannschaft ist mit der Kutsche und Kostüm von einem Kino zum anderen gefahren und wir haben uns dort vorgestellt, es war ein Riesen Rummel - die Straße wurde gesperrt, es war ein ziemlicher Heck-Meck, der da veranstaltet wurde. Meine Mutter war außer sich vor Freude, mein Vater, der hat gesagt, Junge, bleib auf dem Boden!


Ihr Großvater hat ja damals aufgepaßt auf Sie.


Mein Großvater hat mich beaufsichtigt und hat auch teilweise selber mitgespielt.


In Welchen Rollen?


Als Statist. Man hat ihn halt brauchen können. Er war mal auf einem Kutschbock gesessen, da gab es mal eine Szene, da fahren wir, glaube ich, mit der Kutsche vor, da sitzt er mit drauf. Und einmal am Bahnhof, da hilft er eine Dame aus dem Zug, damit hat er sich noch etwas dazu verdient.


Als zwölf-jähriger kannten Sie sicher viele bekannte Schauspieler noch nicht, wie vielleicht Frau Flickenschildt oder Rudolf Rhomberg. Wie war die Zusammenarbeit mit diesem Ensemble von Schauspielgrößen?


Ja, das bin ich schon oft gefragt worden, wie denn die alten Schauspieler waren und das ist natürlich schwer zu beantworten, weil ich damals als Zwölfjähriger mit den für mich alten Leuten nichts zu tun hatte, außer daß ich mit ihnen gespielt habe. Sie waren eigentlich durchweg alle nett zu mir und waren alle durchwegs auch froh, daß ich nicht Schauspieler werden wollte, ich weiß jetzt nicht, ob sie Angst vor der Konkurrenz hatten (lacht) oder mich vor dem geliebten Scheiß-Beruf warnen wollten. Nein, sie wollten mich wirklich warnen vor dem Beruf und sie haben gesagt, lerne etwas Anständiges und die Schauspielerei ist eigentlich kein Beruf. Der Hans Quest hat mich auch sehr gewarnt... aber, hat nicht viel genützt.


Nun eine Frage, die viele Leute interessiert. Viele denken, dass die Schulzeit eines Hansi Kraus ähnlich war wie die des Pepe Nietnagels - wie waren Sie als Schüler?


In der Schulzeit... das stimmt. Ich denke auch, daß ich der Lausbub geworden bin, weil es einfach eine Rolle war, die mir auf dem Leib geschrieben war. Ich war wirklich so.


So extrem aber nicht?


Nein, so extrem nicht, aber ich hab die Leute beim Drehen teilweise zur Weißglut gebracht. Heute geht es schneller, aber damals war es so, wenn eine neue Szene eingerichtet wurde, hat es eine Zeit lang gedauert. Die Schauspieler sind dann rumgesessen, haben gewartet, bis die nächste Szene eingerichtet wurde, dann mußte man noch proben - es hat also immer lange gedauert. Ich muß sagen, 80% unseres Berufes besteht eigentlich aus Warten. Ich hab' dann immer gefragt, wie lange es noch dauert und es hieß dann, noch eine halbe Stunde oder eine Stunde und ich sagte, okay, bis dann, und war dann weg. Auf dem Bavaria Gelände war ich irgendwo in anderen Hallen, hab' mir angeschaut, was los ist, was da gedreht wird, wer da unterwegs ist, dann bin ich im Wald hinten rum oder da gab es ein großes Becken, wo später "Das Boot" gedreht worden ist, das war damals noch bevölkert mit Molchen und Fröschen und Käfern, die habe ich dann gefangen... Jedenfalls war ich nie rechtzeitig zur Aufnahme da und der Aufnahmeleiter war für mich verantwortlich, der ist ausgeflippt, der war kurz davor mich zu verprügeln. Aber ich mußte natürlich mit Samthandschuhen angefaßt werden, da ich ja der Hauptdarsteller war (grinst). Es ging immer darum, mich zu suchen. Eines Tages stehe ich in vollem Kostüm und Maske, also fertig da und wusste, wo die nächste Szene stattfindet. Das war in der Halle 4-5 in der Bavaria, da war das Haus innen aufgebaut, also innen war es in der Bavaria bei den Lausbubengeschichten und die Außenaufnahmen waren in Beuerberg. Da gab es eine Szene im Wohnzimmer zwischen meiner Mutter, meinem Onkel und meiner Nichte, anläßlich meiner Firmung, glaube ich. Da stand mitten in der Dekoration eine Kiste, so eine Truhe, und da bin ich reingestiegen und hab' den Deckel zu gemacht und habe einfach nur gewartet und wusste, was kommen wird. Dann kamen die Beleuchter, haben die Beleuchtung aufgebaut, dann kam die Bühne, dann ist da was verändert worden und da was gehämmert worden - so langsam wurde die Szene eingerichtet, es dauerte ungefähr eine halbe bis dreiviertel Stunde, wenn nicht sogar eine Stunde, bis dann alle da waren, nur ich nicht. Dann hieß es "wo ist der Hansi?" "Ja, der muß dann sowieso nur da hinten sitzen und "tuzituztidu" machen, also proben wir mal die Szene und der Aufnahmeleiter muß Hansi suchen". Das alles habe ich natürlich mitgekriegt, da in der Kiste drin. Und genauso wie alle gekommen waren sind sie wieder alle gegangen, weil ich nicht da war. Und als dann wieder keiner mehr da war, bin ich aus der Kiste rausgestiegen, habe mich draufgesetzt und habe gewartet, bis der erste wieder kommt. Die Geschichte habe ich schon einmal erzählt.


Die anderen haben dann überall gesucht?


Die anderen haben dann überall gesucht. Ja, gut, der Kameramann hat dann gesagt, er geht jetzt, bis ich da bin einen Kaffee trinken, andere sagten, sie helfen mit suchen. Ich habe alles mitgekriegt. Dann kam der erste "Wo warst Du?". Und ich sagte "Ich war die ganze Zeit vor Ort". Ich hab ihn dann alles erzählt, was passiert ist. Er sagte "Des gibt's ned, du Saukrüppl" und ich sagte, daß ich in der Kiste drin war. Manche fanden es lustig, aber die Produktion fand das überhaupt nicht witzig, weil das natürlich auch Geld kostet. Insofern war ich schon der richtige Typ dafür. Gut, was wollte ich noch erzählen? Ach ja, apropos Nietnagel, die Geschichte kennen auch noch nicht viele, dann kam der Produzent eines Tages zu mir, der Franz Seitz, und hat mich gefragt, ob ich nicht jemanden in der Klasse hätte, also Schulkameraden, von denen ich glauben würde, daß sie spielen könnten. Dann habe ich ihm so vier, fünf Leute ins Büro geschickt und darunter war auch ein Schauspielersohn, das war der Florian Lindinger. Da gab es einen Hugo Lindinger, der war ein österreichischer Schauspieler. Dessen Sohn ging bei mir in die Klasse, und den habe ich da auch hingeschickt. Damit war die Sache für mich erledigt. Eines Tages kriege ich einen Anruf von der Produktion, ich soll sofort mit meinen Eltern ins Büro kommen. Mein Vater war damals nicht da, er war auf Kur, dann bin ich mit meiner Mutter ins Büro und dort haben wir erfahren, daß sie für die Lümmel-Filme den Florian Lindinger engagiert hatten, weil der Produzent der Meinung war, ich bin reserviert für die Lausbubengeschichten. Die Lümmel-Filme sollte ein anderer spielen. Der hat aber versagt, der Regisseur hat sich, glaube ich, nach einer Woche geweigert, mit ihm weiter zu drehen. Der hat gesagt es geht nicht. Mit dem konnte man nicht... Es ist ihm nichts anderes übrig geblieben, als mich dann zu holen, nur weil der andere versagt hat. So habe ich dann die Lümmel-Filme gedreht, sonst wäre dies nicht zustande gekommen. Sie haben mir die selbe Gage gezahlt wie für den letzten Lausbubenfilm. Es wurde die Gage nicht erhöht, obwohl sie ja damals in der Zwickmühle gesteckt sind. Wenn ich damals einen Manager gehabt hätte, dann...


Das war dann noch immer eine Art Kinder- und Jugendgage?


Ich weiß nicht mehr, was das damals war... ich glaube 8000 Mark. Ich weiß nur noch, für den ersten Film habe ich insgesamt 3000 Mark gekriegt.


Wo wurden die Lümmel-Filme gedreht? Man hört viel von München, Hamburg und Baden-Baden als Drehorte. Was stimmt?[/frage]


Wo die Filme gedreht wurden? Natürlich in München, die Lausbubengeschichten in München, teilweise sieht man ja auch München, dann in der Bavaria, wie gesagt, auf dem Filmgelände und die Lausbubenfilme waren außen in Beuerberg, das ist ein Dorf hinter Wolfrathshausen. Da gibts ein Kloster. Der Innenhof vom Kloster war der Marktplatz. In Hamburg ist auch ein Lümmel-Film gedreht worden und in Baden-Baden ist der erste gedreht worden, das stimmt alles, jaja. In Berlin ist auch noch einer gedreht worden... oder? Doch, der Wendtland hat einen gedreht, da war ich in Berlin. Das weiß ich noch...


Das war der erste, bei dem Peter Alexander mitwirkte.


Ja, ja, ja, ja, der war in Berlin. Herr Alexander hat dann den Namen Nietnagel in Notnagel verändert, weil ihm das besser gefallen hat, was aber ein Blödsinn war, denn später habe ich wieder Nietnagel geheißen. Der hat da mitzureden gehabt damals, wahrscheinlich.


War das vom Produzenten bewußt gemacht, daß Sie verschiedene Väter haben?


Das hing damit zusammen, daß manche nicht konnten oder vielleicht zu hohe Gageforderungen hatten.


Die Lehrer hatten teilweise auch verschiedene Darsteller, nur der Knörz blieb gleich und...


...und der Balduin Baaas, glaube ich.


Der war in "Hurra, die Schule brennt" jemand anderes


Ich habe die Filme schon ewig nicht mehr gesehen.


Der Schündler blieb auf jeden Fall nur gleich, Sie, der Theo Lingen und der Hausmeister, der Hans Terofal.


Das war der Bruder vom Produzenten.


Welche Dreharbeiten machten Ihnen bisher am meisten Spaß?


Ja, welche Dreharbeiten mir am meisten Spaß gemacht haben... eigentlich alle in meiner Jugend, weil ich mich, wie gesagt, jedes Jahr wieder auf die Ferien gefreut habe, da ich wußte, ich kann wieder einen Film machen und in letzter Zeit eigentlich waren die schönsten die Waldhaus Sachen. Forsthaus Falkenau ist auch noch schön, da man immer in der Natur draußen ist, und da kann ich teilweise mit dem Rad hinfahren. Alles andere ist mehr oder weniger Routine.


Hat der Druck bei den Dreharbeiten im Laufe der Zeit zugenommen?


Kann man jetzt eigentlich nicht sagen. Früher war es gemütlicher, wahrscheinlich auch durch die Technik bedingt, weil diese aufwendiger war. Es geht jetzt alles schneller, es ist hektischer geworden.


Hat im laufe der Zeit der eigene Anspruch zugenommen?


Ich hatte überhaupt keinen Anspruch an mich. Ich hab' das gespielt, was die Leute mir erzählt haben und habe mich selber gespielt. Jetzt versuche ich in Rollen zu schlüpfen, was natürlich anstrengender ist. Vor allem Theaterspielen ist anstrengender.


Wie stehen Sie zu Ihren alten Filmen?


Das habe ich mittlerweile auch schon gesagt, also ich muß sagen, als ich meinen ersten Film gesehen hab', die Lausbubengeschichten, da war ich damals dreizehn... zwölf glaube ich. Da habe ich mich furchtbar gefunden. Alle Leute haben mich beglückwünscht zu dem Film und haben gemeint, wie gut ich gespielt habe, und das waren für mich alles Lügner und Pharisäer, die wollten mich alle trösten. Denen habe ich kein Wort geglaubt. Ich war furchtbar schlecht in den Film, habe ich mir gedacht. Ich habe den Film mit Achtzehn das erste mal wieder im Fernsehen gesehen und hatte dadurch einen gewissen Abstand zu der Figur und meiner Person auch und da habe ich mir dann gefallen. Es ist für jeden Schauspieler schwierig, sich dann sehen zu müssen.


Hat sich der Kontakt zu manchen Schauspielern aus Ihrer Anfangszeit gehalten? z.B. Pierre Franckh, Ilja Richter, Jutta Speidel oder Michael Bester.


Ilja sehe ich ab und zu, Jutta auch, aber es ist nicht so, dass ich jetzt Freundschaften pflege. Das ist ganz selten, also ich habe vielleicht drei bis vier Kollegen, die ich privat des öfteren sehe, aber wenn man sich trifft, dann okay, aber daß ich mit denen eine Radl-Tour machen würde, nicht unbedingt.


Mit Pierre Franckh haben Sie in den Lausbubengeschichten zusammen gespielt und später in den Lümmel-Filmen.


War er da auch dabei?


Da hat er den Neffen von Theo Lingen gespielt.


Ja, ja, ja... ja mit Pierre hatte ich nie größeren Kontakt gehabt, der war damals schon eher der Typ, den er auch gespielt hat, diesen blonden Knaben.


In den letzten Jahren wird Ihr Schaffen immer vielseitiger: Neben Film, Fernsehen und Theater, haben Sie mittlerweile nun auch schon Hörbücher gesprochen und in einer Revue mitgespielt. Was macht Ihnen am meisten Spaß?


Am meisten macht's mir Spaß zu drehen.


Woran könnte das liegen? Im Theater kann mehr schief gehen, oder...?


Im Theater kann mehr schief gehen, ja. Ich wollte gerade sagen, die letzte Theaterproduktion die ich gemacht habe, der Leichenschmaus, den will man eventuell wieder aufleben lassen, nächsten Winter / Frühjahr. Es kommt auch immer sehr auf die Rolle an.


In der Revue "Linie 1" mußten Sie auch das erste Mal in ihrem Leben singen in einer Rolle.


Das wollte ich auch nicht machen. Ich habe mich erst geweigert, man hat mich dann überredet.


Im Film "Meine Tochter - Deine Tochter" haben Sie mal mit Chris Roberts zusammen gespielt. Dort sitzen Sie mit ihm in einem Tonstudio und Sie sitzen vor dem Mirkophon und jeder wartet, dass Sie singen und dann singen Sie doch nicht und Chris Roberts fängt dann das Singen an.


Ja... (denkt nach)


Und wenn man das das erste Mal sieht, weiß man nicht, ob Sie jetzt wirklich singen oder doch nicht.


(lacht) Beim Singen bin ich, habt Ihr ja selber gesehen bzw. gehört, nicht so gut.


Sehen Sie sich Produktionen, bei denen Sie mitgewirkt haben, selbst gerne an, wenn diese gesendet werden?


Das ist immer so eine Sache. Mittlerweile kann ich davon ausgehen, wenn ich mich selber sehen kann in einer Produktion, dann war das nicht schlecht, was ich gemacht hab' und wenn ich mich nicht sehen kann, war es nicht so gut. Also wenn ich mir jetzt z.B. eine Folge von Forsthaus Falkenau anschaue, wo ich meinetwegen mehr drin bin, dann gibt es Szenen, die gefallen mir, dann gibt's wieder Szenen da denke ich mir, die hätte ich doch anders machen sollen. Es ist immer schwer, sich da zu beurteilen


Ich denke mal, wenn man wo selber mitspielt, kann man sich das nicht einfach zur Unterhaltung anschauen, sondern man muß sich immer Gedanken machen, wie man nun war in dieser Produktion


Ja, ja, sowieso. Nein, nein, wenn ich selber mitgespielt habe schaue ich mir das immer nur unter dem Aspekt an.


Ihre Tochter Miriam hat sich auch der Schauspielerei verschrieben. Standen Sie schon einmal zusammen auf der Bühne?


Mit meiner Tochter stand ich vor zwei Jahren auf der Bühne. Das müßte gewesen sein... Alpenkönig und Menschenfeind. Da habe ich einen Diener gespielt und meine Tochter war die Tochter des Hauses. Da hatten wir auch eine kleine Szene zusammen.


Seit wann macht sie das mit der Schauspielerei?


Seit sechs Jahren ungefähr.


Stand der Vater dem dann genauso kritisch wie der eigene Vater gegenüber?


Nein, ich hab' meiner Tochter keine Steine in den Weg gelegt. Denn sie wußte ja, worauf sie sich einläßt, denn sie war ja meine Tochter. Insofern wußte sie genau, was auf sie zukommt. Wenn ich mich da quer gelegt hätte, hätte ich da nur eine Trotz-Reaktion hervorgerufen oder sie hätte einen anderen Beruf ergriffen, den sie dann nicht so gern gemacht hätte wie Schauspielerei. Ich bin der Meinung, sie muß selber wissen, was sie macht.


Welche beruflichen Ziele haben Sie sich für die Zukunft noch gesetzt? Haben Sie Wunschrollen?


Ja, Wunschrollen: die guten Rollen (lacht). Ich hatte mal eine Wunschrolle im Theater, aber das ist mittlerweile wieder aussortiert. Das war in Schönherrs "Der Weibsteufel". Das Stück dreht sich um drei Personen. Eine Frau, einen Grenzbeamten und deren Mann. Also die Frau und der Mann wohnen in der Nähe der Grenze und der Grenzbeamte kontrolliert die Gegend, und er ist Schmuggler, der Alte. Den Grenzbeamten hätte ich gerne gespielt, mit der Christine Neubauer als Frau, aber leider ist es nicht dazu gekommen. Meine beruflichen Ziele sind eine Hauptrolle in einer Serie (lacht).


Kann ja noch kommen. Der Hauptdarsteller in "Forsthaus Falkenau" will ja aufhören.


Ne, die wollen einen jüngeren haben, einen um die 30, 35. Wir machen ja noch eine Staffel mit dem Alten.


Die wenigsten wissen, daß Sie auch als Photograph tätig sind. War dies schon immer Ihr Hobby oder kamen Sie nur durch Ihre Ausbildung zur Photographie?


Ich bin durch die Ausbildung zur Photographie gekommen. Ich hab designet, das war auf der Fachakademie für Gestaltung. Ob ich wollte, weiß ich nicht, aber mein Vater hat darauf gedrängt, daß ich auch einen anständigen Beruf erlerne, was natürlich immer wieder durch die Dreharbeiten unterbrochen worden ist, und auch weil ich ja durch die Schule geflogen bin. 1964, als ich den Film gedreht habe, war ich auf dem Gymnasium und auch kein guter Schüler. Als ich den Film gedreht hatte, kam ich wieder in die Schule und da mußte ich zu unseren Vertrauenslehrer und da meinte er, wenn ich noch einen Film drehe, fliege ich von der Schule. Woraufhin ich gesagt habe, ich habe ihn rein in den Ferien gedreht. Woraufhin er sagte, du brauchst die Ferien zum Erholen und nicht zum Arbeiten. Dann habe ich noch einen Film gedreht und dann bin ich von der Schule geflogen, aber wirklich gezielt. Ich mein' gut, ich war kein guter Schüler, aber man hätte mich durchziehen können. Aber da bin ich wirklich gezielt jede Stunde vor der Tafel gestanden und habe mein "Nichts-Können" beweisen müssen. Ich wurde heraus gemobbt, aber auf wirklich brutalste Art und Weise. Da gab es einen Erdkundelehrer, der war das größte Schwein, den habe ich bis heute nicht verziehen, der war so was von fies, der hat mir dann auch noch eine Fünf reingedrückt in Erdkunde, das war ein Fach, da habe ich immer eine Drei gehabt. Erdkunde ist nebenher gelaufen, Mathe war schon schwieriger und Latein, da hatte ich Fünfer. Das hätte schon gereicht, da brauche ich nicht auch noch einen Fünfer in Erdkunde. Der hat mich auch immer vor der Klasse lächerlich gemacht und mich richtig gemobbt. Leider habe ich den Namen vergessen. Wobei den Namen von dem einen Lehrer, Holzinger hat er, glaube ich, geheißen. Der hat mir mal drei in die Fresse gegeben. Ich war, wie gesagt, auch kein ruhiger Schüler und da hat er mir einen Verweis gegeben und ich habe gejammert, er solle mir den Verweis nicht geben und er sagte, okay, drei Watschen oder Verweis. Irgendwas mit Holz hat der geheißen. Ist ja wurscht. Es war dann Pause und ich mußte da bleiben und da hat er mir drei reingehauen, der hat ausgeholt, ich hab' gedacht... wie holt der aus? Ich kam dann in die Pause und mir sind die Tränen herausgeschossen! Ich hatte wirklich geschwollene Backen. Meine Mitschüler haben sich gewundert, wie ich aussehe.


Gibt es einen Lieblingsstreich an dem Sie sich erinnern, in der Schulzeit?


Es gab zwei Streiche, die dann auch ins Drehbuch Eingang gefunden haben.


Welche waren das?


Wir hatten einen Schüler in der Klasse, dessen Vater war Hausmeister. Da gab es einen Generalschlüssel für Schüler- und Lehrertoiletten. Den hat er seinen Vater geklaut, dann haben wir die Lehrertoilette aufgemacht und haben auf das Klopapier Juckpulver gestreut. Das ist dann im Film noch ausgebaut worden, der Streich. Wir haben die Klorolle dann wieder zurück gehängt und haben dann auch keinen Effekt gesehen. Das Ganze war dann eigentlich nur für unsere Phantasie. Der zweite Streich war eher harmlos, wir hatten so einen Schulgong, den haben wir dann aufgenommen und das ist dann auch verwendet worden. Wir sind dann eine viertel Stunde eher in die Pause gegangen. Da ist die Lehrkraft dann gekommen und die hat sich auch amüsiert. Die fand das auch ganz witzig.


Gab es bei den Dreharbeiten Dinge, die improvisiert waren, oder stand alles so im Drehbuch, wie es dann auch im Film umgesetzt wurde?


Die alten Hasen haben schon manchmal was angeboten. Der Terofal hat des öfteren was angeboten. Da gibt es auch eine Tradition, wenn man was anbietet und der Regisseur findet es gut, da hat man früher einen Zehner bekommen, jetzt bekommt man wahrscheinlich zehn Cent.


War der Hans Terofal privat auch so wie im Film?


Der war privat auch so, ja ja. Der hatte auch viel Probleme mit dem Alkohol und ist daran auch gestorben. Das mit der Photographie haben wir schon abgehakt?


Teilweise


Mein Vater hat auch schon immer viel photographiert und ich habe auch immer einigermaßen gut malen können. Ich hab' dann die Fachoberschule für Graphik gemacht und habe im Zuge meiner Ausbildung dann mitgekriegt, daß es doch wesentlich bessere Leute gibt als mich und bin dann auf die Photographie gekommen. Mir ist auch bestätigt worden, daß ich für Bilder, Proportionen und für Farben ein Auge habe.


Haben Sie Lieblingsfilme?


Einen Lieblingsfilm habe ich, ja. Mein Liebling, mein absoluter Lieblingsfilm ist "Wie ich lernte eine Bombe zu lieben". Ich stehe sehr auf schwarzen Humor.


Also mehr Filme aus England?


Englische Filme, ja. So was wie "Pulp Fiction" z.B. oder "M*A*S*H*".


Haben Sie schauspielerische Vorbilder?


Es sind Leute, an die kommt man nie ran, wie Alec Guinness oder Dustin Hoffman.


Welche Musik hören Sie gerne?


Ich habe einen amerikanischen Freund, der sagt immer, ich stecke noch in den 70ern, was meinen Musikgeschmack angeht. "Pink Floyd", "Steve Harley", "The Doors", einiges von "The Who", wobei ich heutige Sachen auch gut finde, stückweise.


Kurz noch eine andere Frage. Michael Bester, er war in den Lausbubengeschichten Ihr Komparse.


Wer?!


Michael Bester


Michael Bester? Ahh jajaja, genau. Von dem hab ich nie wieder was gehört. Der Vater war Amerikaner, glaube ich. Die Mutter war Deutsche. Mit dem habe ich danach nie wieder Kontakt gehabt.


Oder ein "von Dahmen". Der war damals in der Auswahl zur Hauptrolle in den Lausbubengeschichten Ihr Hauptkonkurrent.


Da ist mir später kolportiert worden, daß angeblich dieser "von Dahmen" meine Rolle hätte spielen sollen.


Den haben Sie bei den Vorstellungsgesprächen gar nicht gesehen?


Das war so: ich bin damals Heim gekommen vom Spielen und da haben meine Eltern gesagt, ich werde Filmstar.


Das war dann mehr die Mutter, weil der Vater war doch dagegen?


Das war mehr meine Mutter und mein Großvater. Ich habe dies nicht geglaubt, aber meine Mutter sagte mir, da steht was in der Zeitung und da soll man einen Brief hinschreiben. Ich sagte, daß sie mich in Ruhe lassen sollen. Ich sollte einen Brief schreiben, was mir aber zuwider war, da meine Hausaufgaben nicht gemacht waren. Ich habe dann trotzdem dahin geschrieben und ein Photo mitgeschickt. Da bin ich dann eingeladen worden ins Franziskaner. Da waren ungefähr 200 Jungs. Da ist dann der Aufnahmeleiter herumgegangen, soweit ich mich erinnern kann, war das der Aufnahmeleiter, Achter hat er geheißen, vielleicht waren auch noch andere Leute unterwegs. Er hat dann einige Jungs aufgefordert, die Adresse zu hinterlassen bzw. sich am Nebentisch zu melden. Mich hat niemand aufgefordert. Aber irgendwie hat dann mein Unterbewußtsein reagiert und ich habe mir gedacht, wenn ich schon so weit gekommen bin, hinterlasse ich meine Adresse auch. Ich ging dann einfach dahin und habe meine Adresse hinterlassen. Dadurch, weil ich dies gemacht habe, bin ich überhaupt weiter gekommen, sonst wäre ich da schon aussortiert gewesen. Erst beim zweiten Termin war der Regisseur Käutner anwesend. Mir ist kolportiert worden, daß der Käutner mich haben wollte, als er mich gesehen hat. Angeblich ist es so gewesen, daß der "von Dahmen" meine Rolle hätte kriegen sollen und die ganze Geschichte in der Zeitung nur inszeniert worden ist, um für den Film Werbung zu machen. Sicher weiß ich dies nicht. Mir ist das eigentlich von jemanden erzählt worden, der direkt mit der Sache beschäftigt war. Ich bin eigentlich aufgrund meiner Figur genommen worden, weil ich auf dem Photo grad aus dem Wasser gestiegen bin. Ich war ziemlich korpulent. Nicht fett, aber kräftig. Weniger wegen dem Gesicht, es sollte ja der Zeichnung von Gulbransson entsprechen. Ja, war das jetzt die Frage oder sind wir wieder abgeschweift?


Das war es dann schon fast.. eine Frage noch: War der Bart von Carl Wery, der den Hornpepi spielte, eigentlich echt?


Nein, nein, den hätte man sonst nur einmal abschneiden können. Der wurde jedesmal von den Maskenbildern neu verlängert und mußte insgesamt, glaube ich, vier mal abgeschnitten werden.


Ihre Kollegen haben dann, wenn Sie Streiche spielten so reagiert wie der Rudolf Rhomberg als Pfarrer Kindlein, wenn der Ludwig auftauchte?


Ja ja (grinst). Ich glaube, ich war der meist gehaßteste Mann im Team.


War dies auch der Grund, warum man Sie anfangs nicht für die Lümmel-Filme haben wollte?


Nein, nein, soweit ich weiß, war ich für die Lausbubengeschichten reserviert. Und der Pepe Nietnagel war ja eigentlich kein Bayer, der war ja aus Baden-Baden. Mir hat man immer angehört, daß ich aus Bayern komm'. Da gab es auch eine Szene, bei dem der Vater sagt, daß Pepe so einen schlimmen Dialekt hat, seit dem er im Internat in Bayern war. Die Lümmel-Filme waren dann im Grunde noch ein größerer Erfolg als die Lausbubenfilme. Da wurden ja auch Sieben davon gedreht, bei den Lausbubengeschichten waren es nur Fünf, obwohl der Letzte gar kein richtiger Film mehr war.


Vielen Dank für Ihre Geduld.


Das Gespräch führten Sebastian Kuboth und Heiko Kuboth.

Kommentare

  • Ich habe das auch soeben (12.01.2021) gelesen und ich muss sagen, das war sehr interessant, so einiges wusste man ja schon, aber so einiges eben nicht.

    Ein Glück für Hansi war natürlich, dass nicht alle so waren wie sein Vater, andere hielten eben zu ihm.

    Gruß, Peter aus Berlin

    12.1.21

  • Das war gut, mal gelesen zu haben. Besonders wie der Hansi selbst du den Filmen und der Öffentlichkeit stand und dass er im Großvater und der Mutter zwei familiäre gänner hatte.