Berge in Flammen

Luis Trenker ist ohne Frage einer der bekanntesten und bedeutendsten Bergsteiger des letzten Jahrhunderts. Der breiten Masse wurde er ab den 20er Jahren bekannt, als er bereits in einer frühen Phase der Filmbranche als Darsteller, Autor, Regisseur und Produzent tätig wurde, um Dokumentations- und Spielfilme in den Alpen zu drehen. Trenker, der im Jahr 1892 in Südtirol geboren wurde, ist von Geburt an mit den Bergen verbunden gewesen und war sogar in den Alpen stationiert, als er in jungen Jahren während des Ersten Weltkriegs im so genannten Gebirgskrieg in den Jahren 1915 bis 1918 gegen Italien kämpfen musste. Nachdem er als Artillerieoffizier im Sperrfort Verle bei Trient eingesetzt war und verwundet wurde, hat man ihn ab 1916 in einer Bergführerkompanie in die Dolomiten versetzt.

Dieser Stellungskrieg in den Bergen war in der Geschichte bislang einmalig und hat allen Beteiligten ungeahnte Kraftanstrengungen abverlangt. Luis Trenker war von diesen Erlebnissen während des Krieges natürlich sehr geprägt und initiierte aus diesem Grund im Jahr 1931 den Kriegsfilm "Berge in Flammen", der über diese Zeit erzählt. Als Regisseur und zusätzlichen Autoren konnte er Karl Hartl gewinnen, der später durch Filme wie "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (1937) große Bekanntheit erlangte. Die Hauptrolle wurde von Luis Trenker selbst verkörpert.


Der Film handelt von den beiden Freunden Florian Dimai aus Österreich-Ungarn und Arthur Franchini aus Italien. Nachdem beide zusammen den Großen Lagazuoi bestiegen haben, wird Florian Dimai zu Hause von der Nachricht überrascht, dass sich Österreich-Ungarn ab sofort im Kriegszustand befindet. Als junger Mann wird er natürlich umgehend als Soldat in den Krieg geschickt. Nachdem Italien gegen das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn in den Krieg eingetreten ist, beginnt in den Alpen ein groß angelegter Stellungskrieg und die beiden Freunde müssen plötzlich unfreiwillig gegeneinander kämpfen.

Weil sämtliche bisherigen Angriffe gescheitert sind, plant die italienische Seite, einen großen Stollen in den Berg zu graben, um die Truppen aus Österreich damit zu untergraben, um anschließend den Gipfel und somit den Stützpunkt der Österreicher zu sprengen. Als die k.u.k-Truppen von diesem Plan erfahren, wird Dimai los geschickt, um in Erfahrung zu bringen, wann die Sprengung stattfinden soll. Doch er macht einen Abstecher in sein nahe gelegenes Heimatdorf, um seine Frau Pia zu besuchen, die in der Zwischenzeit fälschlicherweise gesagt bekommen hat, dass ihr Mann gefallen sei. Ein Soldat, der bei ihr stationiert ist, verrät Dimai, dass die Sprengung bereits in der kommenden Nacht vorgesehen ist. Er eilt los, um seine Kameraden rechtzeitig zu warnen...


Luis Trenker hat für den Film "Berge in Flammen" einen sehr guten Stoff entwickelt, den er eigentlich mit Hilfe der UFA in Berlin verfilmen wollte. Weil die UFA sich jedoch mit einer klaren Zusage Zeit ließ, verwirklichte Trenker den Stoff mit Hilfe von französischen Investoren, was die Folge hatte, dass er weitestgehend freie Hand für seinen Film bekam. Das komplette Filmteam konnte in Ruhe und ohne störenden Vorschriften seitens der Geldgeber an "Berge in Flammen" arbeiten und das Ergebnis kann sich auch heute noch sehen lassen.

Der Film spielt in einer herrlichen Landschaft, die trotz der alten Schwarz-Weiss-Aufnahmen noch immer faszinieren und den Zuschauer in seinen Bann ziehen kann. Der Krieg, der in dieser herrlichen Landschaft stattfindet und unglaubliche zerstörerische Kräfte an den Tag legt, wirkt im Rahmen dieses Films fast wie eine Metapher auf die sinnlosen und vernichtenden Kriege, die nach wie vor noch heute auf der ganzen Welt tagtäglich geführt werden. Soweit man sich auf "Berge in Flammen" einlässt, wird man gut unterhalten, auch wenn der Film an manchen Stellen ein wenig langatmig wirkt. Die großartigen Aufnahmen der Landschaft, der Truppen und des Kriegsgeschehens machen dies jedoch wieder gut und dürften die Zuschauer durch die Bank positiv stimmen. Besonders aus historischer Sicht ist dieses Werk äußerst spannend, schließlich behandelt er ein interessantes und oftmals vernachlässigtes Thema, das deutlich Stellung gegen den Krieg bezieht und das nur knapp zehn Jahre bevor Europa ein weiteres Mal in eine Katastrophe gestürzt wurde.


Die Bild- und Tonqualität sind zwei Faktoren die leider nicht perfekt sind und an manchen wenigen Stellen sogar größere Mängel aufweisen, aber in Anbetracht auf das Alter des Films ist dies absolut legitim. Mit dem vorhandenen Material ist man offensichtlich sehr sorgsam umgegangen, um das bestmögliche Ergebnis zu präsentieren. Eine aufwändige Restauration hätte den Preis der DVD enorm in die Höhe getrieben.


Mit Ausnahme des recht einfachen Artworks muss man das restliche Produkt ansonsten auf ganzer Linie loben, denn es werden dem Kunden gleich zwei DVDs geboten. Die erste Scheibe bietet neben dem Hauptfilm eine Bildergalerie, eine Trailerschau, Informationen zum Label, sowie in Form von Weblinks und Buchempfehlungen ein paar Tipps, wo man sich weiter über das vorhandene Thema informieren kann.

Die zweite Scheibe serviert dem Zuschauer weiterführende Informationen in Form einer Dokumentation namens "Sperrfort Rocca Alte" mit keinem geringeren als Luis Trenker höchst persönlich, der noch einmal in die Gegend des Gebirgskrieges zurückkehrt und darüber ausführlich erzählt. Außerdem gibt es eine wunderschöne Bildergalerie mit aktuellen Impressionen dieser Landschaft sowie eine eigene Rubrik namens "Dolomitenfreunde". Dort findet man einen kleinen Dokumentationsfilm namens "Instandsetzung Kleiner Pal" sowie zwei weitere Bildergalerien.


Man merkt also, dass sich die Macher bei dieser DVD sehr große Mühe gegeben haben, dem Thema so gerecht wie möglich zu werden. Natürlich würden Interviews oder ein ausführliches Beiheft mit weiteren Informationen oder Landkarten das Ganze noch besser abrunden, jedoch muss man bedenken, dass es sich hier nicht um ein Massenprodukt handelt. Die DVD-Veröffentlichung von "Berge in Flammen" ist eine liebevolle Veröffentlichung eines Filmes, der noch heute spannend und unterhaltsam ist, jedoch keine großen Massen anspricht. Wenn man diesen Hintergrund betrachtet, kann man mit dem Ergebnis der DVD-Veröffentlichung mehr als zufrieden sein: Die einfache Gestaltung sorgt für ein ganz eigenes Flair und einen ganz eigenen Charme. Der Kunde weiß, dass er hier etwas Besonderes in den Händen hält, das nicht Jeder besitzt und in einigen Jahren vielleicht sogar zu einem Sammlerstück wird. Feinheiten wie die durchsichtige Hülle und das beidseitig bedruckte Inlay runden das Gesamtbild am Ende doch noch wunderbar ab.


Luis Trenker ist mit diesem Werk ein einmaliger Film gelungen, der auch noch in der heutigen Zeit unterhalten kann. Die dazugehörige DVD-Veröffentlichung ist liebevoll aufbereitet und bietet dem Zuschauer hochwertiges Bonusmaterial, was für sehr viel Mehrwert sorgt. Die DVD zu "Berge in Flammen" ist ein empfehlenswertes Gesamtpaket, das einen einmaligen Einblick in die Gebirgskriege des Ersten Weltkriegs ermöglicht.


Wertung: 7 von 10 Punkten
Autor: Sebastian Kuboth

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