Freizügigkeit in deutschen Filmen

  • Der Film ist zwar erst nach 1945 gedreht, aber mir ist der Unterschied zu Münchhausen oder Metropolis aufgefallen. In Veit Harlans Homosexuellen-Film Das Dritte Geschlecht mussten ja einige Szenen neu geschnitten werden, damit der Film überhaupt nur ab 18 zugelassen wurde. In der zensierten Fassung Anders als du und ich musste eine Verführungsszene, in der Ingrid Stenn sehr offen zu sehen ist, bis auf ganz kurze 'Restbestände' geschnitten bzw. nachgedreht werden. Wenn man das mit Die Sünderin kombiniert, dann hat man mit Beginn der Bundesrepublik einen ziemlich großen Schritt zurück in das Spießertum getan.
    Leni Riefenstahls Olympia-Film zeigt ja gerade anfangs sehr viel nackte Haut. Ich weiß jetzt zwar nicht, ob dabei auch Frauen zu sehen sind, aber die Aufnahmen der Männerkörper sind ganz gewiss nicht nur als reine Dokumentaraufnahmen gemeint.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • 1. Wege zu Kraft und Schönheit (1925) von Wilhelm Prager - In diesem abendfüllenden Kulturfilm gab es zahlreiche Oben-Ohne-Szenen. Evtl. waren die Damen, zu denen angeblich (!) auch Leni Riefenstahl gehörte, teilweise auch ganz nackt zu sehen. Der Film durchlief die Zensur und war ein großer kommerzieller und künstlerischer Erfolg. (Ich selbst kenne ihn leider nicht, er ist wohl auch nicht auf DVD erhältlich.)


    In der aktuellen "ZDF History"-Ausgabe zur Geschichte der Freikörperkultur haben sie sogar einen Ausschnitt gezeigt, dort sieht man Fräulein Riefenstahl oben komplett ohne.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • In "Der Postmeister" von 1940 gibt es scheinbar auch eine freizügige Sequenz, wie Wikipedia im Münchhausen-Artikel schreibt:


    Zitat

    Ungewöhnlich für die Entstehungszeit und -umstände sind (zumindest im Vergleich mit Hollywood, wo damals der rigide Hays Code herrschte) zahlreiche sexuelle Anspielungen und mehrere Szenen, die Frauen mit nacktem Oberkörper zeigen. Dies war jedoch in deutschen Filmen der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich; z. B. findet sich auch im Film Der Postmeister (1940) eine Einstellung mit einer barbusigen Frau.


    Habs auch gefunden, bei 27:50 die Tänzerin: https://www.youtube.com/watch?v=NvpexF-eKhY

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    Konfizius

  • Bei der Agentur Karl Höffkes gibt es einen (privaten?) Schmink-Film von 1920 mit viel Freizügigkeit :)


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    https://www.youtube.com/watch?v=_6PrNLWWbbM

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    Konfizius

  • Wie ist es denn mitdem Vorspann vom Olympia-ilm? Da steht der Körperkult doch im Mittelpunkt.


    Ich habe den Vergleich nur mit wenigen Filmen, aber mein Eindruck ist oft, dass die Nacktszenen anders in die Filme eingebaut wurden und das Erotische nicht so betont wird.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Austernprinzessin
    Die Olympia-Filme sind da noch ein guter Punkt, stimmt!


    Ich hätte da noch einen Fund bzw. eine Frage. Im Film-Foto-Album von Inge List sind mehrere sehr reizende Fotos von ihr in einer Badewanne zu sehen. Nur sind die nicht beschriftet. Einige Fotos davor ist Paul Wegner zu sehen (dann wärs der Film "Krach und Glück um Künnemann" von 1937), bei den Fotos danach ist Alfred Abel zu sehen auf den Fotos (dann wärs der Film "Millionenerbschaft" von 1937).

  • Ich bin mir wirklich nicht sicher, habe lange gegrübelt und tippe auf "Krach und Glück um Künnemann". Habe vor einiger Zeit einen Ausschnitt aus dem Film gesehen und List spielt da ja eine reiche Dame die ihr Geld sprichwörtlich zum Fenster heraus wirft. Die Badewannenszene könnte also aus diesem Film stammen. Sicher bin ich mir aber nicht.

  • Vielen dank für den Beitrag und die Hilfestellung. Es scheint aber wohl doch "Millionenerbschaft" zu sein. Ein sehr dickes Album hat Inge List mit unzähligen Filmkritiken, Zeitungsberichten usw. gefüllt (da gibt es sooo viel auszuwerten... ich hoffe bald dazu zu kommen zumindest ein erstes unvollständiges Filmprofil zu ihr zu erstellen), dort ist auch ein Zeitungsausschnit mit einem Bild von ihr hinter einem Duschvorhang mit Bademütze zu sehen. Im Album mit den Filmfotos (aus dem ich die Scans meines vorletzten Beitrags habe) sind neben den Badewannenfotos auch direkt dazugehörend auch diese Duschfotos zu sehen. Somit dürfen wir "Millionenerbschaft" auf beim Freizügigkeitsthema hier mit erwähnen. wobei ich nicht weiss, ob die Badewannenszenen auch tatsächlich im Film mit drin sind. Ggf. wurden sie noch herausgeschnitten. Wer den Film kennt, kann uns ggf. noch aufklären.

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    Konfizius

  • Die Badewannen und Duschszenen sind bei Minute 8 und 9 im Film "Millionenerbschaft.
    Jedenfalls ist in der BA-Kopie ausser Badewasser und einen nichtdurchsichtigen Duschvorhang nichts zu sehen. :D


    Bei "Krach bei Künnemanns (1937)" gibt es eigentlich keine Badewannenszene (soweit wie ich mich erinnern kann).
    Sondern nur eine Szene an einem See, etwas später im Film.

  • Da hast du vollkommen recht Chewie. Obwohl auch in 50ern die oft als sehr prüde dargestellt werden, bekommt man viel nackte Haut zu sehen. Aber auch schon in der frühen Tonfilmzeit in den 30er Jahren gab es freizügige Szenen:


    z.B: "Ekstase" (1933) mit der nackigen Hedy Lamarr (geborene Hedwig Kiesler)


    Laut dem Buch "Cinema - Kino der Lüste" war das die erste "Ganz-Nackt-Szene der Filmgeschichte". Was ich aber bezweifeln möchte, wenn ich an die Schmuddelfilme denke, die es ja schon immer gegeben hat.

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    Konfizius

  • dass sie im Hintergrund recht klein nackt zu sehen ist.

    Ich zeig dir jetzt mal das Teil. Niemand ist drauf eingegangen. Vielleicht geht ihr ja drauf ein.


    Zeughaus Kino Verboten PDF


    Zitat

    Der Maler Alexander, dem ein Gehirntumor das Augenlicht zu rauben droht, fasst durch die Liebe der Edelhure Marina neuen Lebensmut. Sie prostituiert sich erneut, um die rettende Operation zu ermöglichen. Als er dennoch erblindet, geht das Paar aus Verzweiflung in den Tod. Obwohl das Drehbuch während der Produktion mehrfach in Abstimmung mit Vertretern der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) „entschärft“ worden war, provozierte die Freigabe des Films den Austritt der Kirchenvertreter aus der Kontrollinstitution. Es setzte ein „Kulturkampf“ inklusive Boykottaufrufen, Demonstrationen und regionalen Polizeiverboten ein. Der kirchliche Widerstand gegen den „Skandalfilm“ zielte nicht – wie oft kolportiert – auf die kurze Nacktszene Hildegard Knefs als Aktmodell, sondern auf „die oberflächliche Behandlung des Problems der Prostitution, die verklärende Darstellung der wilden Ehe, die als Opfertat motivierte, nicht korrigierte sexuelle Hingabe gegen Geld sowie die indirekte Rechtfertigung der Tötung auf Verlangen und des Selbstmordes als letzter Lösung“ (Film-Dienst, Nr. 5, 1951). (jr)