Ich finde, es wird Zeit, zu Lisca Malbran (1925-1946) mal ein eigenes Thema aufzumachen, denn auch wenn ihr Wikipediaartikel ziemlich gründlich geschrieben wurde (anders als dies bei anderen Persönlichkeiten der Fall ist), bleiben viele Fragen offen.
Kurz zur Aufklärung: Lisca Malbran hieß, so liest man überall im Netz, eigentlich Marlis Carmen Hoffmann, wurde am 17. Oktober 1925 in der Weltstadt Berlin geboren, ihr Vater war der Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent Werner Malbran, von dem sie ihren Künstlernamen übernahm. 1942/43 kam sie über die UFA zum Film und wurde in einer kleinen Rolle als Tänzerin an der Seite von Emil Jannings in seinem vorletzten Film eingesetzt. Auf folgendem Bild ist sie die vierte von links, meiner Meinung nach gut zu erkennen.
Es folgte der Episodenfilm "Das war mein Leben", in dem sie erst gegen Ende erscheint, sie spielte hier an der Seite von Carl Raddatz.
Die zweite weibliche Hauptrolle spielt sie in "Junge Herzen" neben Ingrid Lutz und Harald Holberg, ihr wohl polulärster Film. Auf dem Plakat ist sie ebenfalls zu sehen.
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Ihr vierter und auch schon letzter Film trug den Titel "Heidesommer", in dem sie wiederum eine wichtige Nebenrolle verkörpert. In diesem Film hatte die später ziemlich berühmte Dagmar Altrichter ihre erste Rolle, kriegsbedingt wurde der Film nicht mehr fertig gestellt.
Wikipedia, Filmportal und IMDb geben ausführliche Geburts- und Sterbedaten sowie den Geburtsnamen an, bei Wikipedia ist neben dem Namen ihres Vaters auch der Name der Mutter, inklusive Geburtsnamen angegeben, also scheint ihre Herkunft lückenlos überliefert zu sein, auch von hugenottischen Vorfahren ist dort die Rede. Woher die Angaben aus dem Wiki-Artikel stammen, ist mir nicht bekannt, ich kann mir vorstellen, dass sie von Ancestry.com oder irgeneinem anderen Ahnenforschungsportal stammen, womit ich mich allerdings nicht auskenne.
Ich frage mich, ob, diese nun so ausführlich dokumentierte Familiengeschichte betreffend, nicht Zweifel angebracht sind, denn jahrzehntelang tappte die Forschung zu ihr im Dunkeln. Scheinbar war noch 1999 nicht ganz klar, was aus ihr wurde, denn damals wurde sie von Kurt Wiemers in seiner Autobiographie "Weiter atmen - leben! Wege und Umwege zur Anästhesie und Intensivmedizin" erwähnt. Das Buch erschien damals im ecomed-Verlag Landsberg; Kurt Wiemers war ein Anästhesist, der Lisca Malbran offensichtlich 1944 in Berlin kennenlernte. Über sie schreibt er auf Seite 36:
Zitat
[...] Wir verabredeten uns mit ihr [Malbran] zu einem Konzertbesuch im Kurpark, nicht ohne uns zuvor gegenseitig feierlich zu versichern, daß auf keinen Fall wegen eines "Weibes" zwischen uns Streit entstehen sollte. Sie entpuppte sich als Schauspielerin und hatte auch bereits (in der zweiten weiblichen Hauptrolle, mit Willy Birgel) einen Film gedreht, den ich mir später angesehen habe. Mit Künstlernamen hieß sie Lisca Malbran. In den letzten Kriegstagen habe ich sie noch einmal in Berlin aufgesucht, das damals schon schwer zerbombt war, dann aber ihre Spur verloren. Auch über eine Suchadresse, die ich vor Jahren beim Deutschen Roten Kreuz aufgegeben habe, konnte ich nichts mehr in Erfahrung bringen. Vermutlich ist sie bei der Eroberung Berlins durch die Russen umgekommen.[...]
Stimmt das Todesdatum (06.06.1946 in Kopenhagen) also doch nicht? Kam sie schon 1945 in Berlin ums Leben?
Mein Lexikon verwirrt mich noch zusätzlich: Dort wird als Geburtsjahr "ca. 1923" angegeben, als Todesjahr "ca. 1965". Des Weiteren ist dort Werner Malbran als ihr Ehemann, nicht ihr Vater angegeben, von daher würde ich diese Quelle außen vor lassen.
Doch es gibt noch weitere Fragen: Woher stammt die Angabe "ca. 1965"? Könnte sie davor noch gelebt haben?
Oder, wenn man der "offiziellen" Version glaubt: Was hat sie nach Kopenhagen verschlagen, wo sie doch gegen Kriegsende in Berlin war?
Ihr Vater Werner Malbran produzierte 1949/50 einen Film mit dem Titel "Sie sind nicht mehr", in dem er zahlreichen UFA-Schauspielern, die damals schon nicht mehr am Leben waren, ein filmisches Denkmal setzte. Lisca Malbran wird in diesem Film nicht bedacht. Ich will mich jetzt hier nicht aus dem Fenster lehnen, ich erwähne es nur mal nebenbei.
Die letzte Frage: Woran starb sie so früh? Möglichkeiten gibt es viele, von einer verschleppten Lungenentzündung bis zu Selbstmord kann ich mir alles vorstellen.
Unabhängig von diesen vielen ungeklärten Fragen kehrt Lisca Malbran seit 2005 in die Köpfe der Leser von William T. Vollmanns Buch "Europe Central" zurück, in dem Lisca Malbran eine wichtige Rolle als Soldatenidol einnimmt.
http://www.faz.net/aktuell/feu…tern-wollte-12149916.html
Ein Idol, dessen Leben 4 Filme lang war, und das noch heute mehr Fragen als Antworten aufwirft.