"Oberwachtmeister Schwenke" (Carl Froelich 1934/35) - ein schlechter Propagandafilm

  • Du meine Güte, da ist ja schon wieder einiges geäußert worden, dem ich doch energisch widersprechen muß. Ich hatte nämlich schon eine Antwort auf Brunos letzten Post vorbereitet und wollte zur Propaganda in "OW Schwenke" zurückkehren, aber nun muß ich das kurz unterbrechen.


    Nach dem 30. Januar 1933 musste eine Minderheit der Deutschen Verfolgungen, Quälereien und Entrechtung erdulden. Um den 8. Mai 1945 herum mussten das so ziemlich sämtliche Deutsche kollektiv. Ich kann darin ehrlich gesagt keine überzeugende Parallele erkennen.

    Das stimmt einfach nicht. Nach dem 30. Januar 1933 wurde die Mehrheit der Deutschen, die nicht Hitler gewählt hatte, schrittweise entrechtet. Ich weise auf die immer stärker eingeschränkte Meinungsfreiheit, die Denunziationen, die Bücherverbrennungen, die Abschaffung der Freiheit von Lehre und Forschung, die zwangsweise Einführung des Hitlergrußes, die immer stärkere Einschränkung der Freiheit von Kunst und Kultur, die Gleichschaltung der Presse, die Zerstörung der Bildungsvielfalt, den Mißbrauch des jugendlichen Idealismus durch seine manipulative Hinlenkung auf und emotionale Bindung an Adolf Hitler in der HJ* usw. usw. hin. Das betraf alles unmittelbar die Mehrheit der Deutschen, nein, alle Deutschen. Man könnte es auch als kollektive seelische Vergewaltigung bezeichnen.
    *vgl. den HJ-Schlager "Uns're Fahne flattert uns voran..." in "Hitlerjunge Quex"


    Doch nun zurück zum Eigentlichen.


    Richtig Sebastian - wir brauchen nur mal eine Aufstellung machen, wie oft das Deutsche Reich - die Deutschen Länder seit dem 17 Jahrhundert von fremden Mächten - hauptsächlich Franzosen - heimgesucht, zerstört und geplündert wurde. Deutschland wurde ohne Rücksicht auf die Interessen ihrer Einwohner z. B. als Durchmarschgebiet benutzt. Zerstörungen sind heute noch zu sehen z.B. Heidelberg. Bismarck, der größte und beste Kanzler ALLER ZEITEN hat damit Schluß gemacht und den Franzosen verdientermaßen auf die Finger geklopft (Franzosen haben den Krieg begonnen - für unsere Neunmalklugen). Richtig frei und souverän war Deutschland also nur zwischen 1871 - 1918 und eben wieder von 1934-1945 - danach NIE WIEDER. Demzufolge gehört der 8.Mai zu den schlimmsten Tagen seit ca. 400 Jahren.

    Irgendwie stehst Du auf Kriegsfuß mit der Zitatfunktion. Es ist nicht nötig, den ganzen Inhalt der vorherigen Posts nochmal zur Gänze aufzuführen und die eigenen Äußerungen noch dazu an die falsche Stelle zu setzen. Ich äußere mich lieber nicht ausführlich zum Inhalt. Nur soviel: War Deutschland wirklich frei und souverän in der Zeit des dutzendjährigen Reiches? Das müssen ja echt paradiesische Zeiten gewesen sein.


    Noch was: Ist Euch eigentlich mal aufgefallen, daß Hitler der einzige unter den damals reichlich vorhandenen Diktatoren war, der die Armee auf sich persönlich vereidigen ließ? Und ebenso der einzige, der die alltägliche Grußformel zwangsweise mit seinem Namen ersetzte? Schon mal was von "Heil Mussolini", "Heil Franco", oder "Heil Stalin" gehört? Oder "Heil Mao"? Oder gar "Heil Kim Il Sung"?


    Womit wir nun wieder beim Film "OW Schwenke" wären. Der Hitlergruß taucht bei ihm an einer besonderen Stelle auf (nur die Armbewegung, aber das reicht ja): OW Schwenke wird fälschlicherweise verdächtigt, den Ganoven Karl Wenk bei der Festnahme mißhandelt zu haben. Vor einer Unterrichsstunde (was wird unterrichtet?) Läßt eine Art Polizeifeldwebel die versammelten Polizisten antreten, meldet dem Polizeihauptmann (Träger des eisernen Kreuzes) mit dem Hitlergruß den Vollzug des Antretens. Der Hauptmann grüßt ebenso zurück mit dem wortlosen HG. Daraufin verkündet er die Suspendierung des OW Schwenke vor der versammelten Mannschaft und weist nochmal audrücklich auf die Dienstvorschrift hin. Dann gehen alle bis auf den suspendierten zum Unterricht.
    Da wir uns nicht in einem Rechtsstaat befinden, gibt es natürlich keine Unschuldsvermutung. Propaganda: Es wird vermittelt, vermutliche Übeltäter werden sofort gemaßregelt, bei der Polizei herrscht zucht und Ordnung. Der Hitlergruß suggeriert, wir folgen dem Führer als höchste moralische Instanz und sorgen in seinem Namen für das Recht. Der Ritterkreuzträger mit seinem schneidigen Auftreten verkörpert den verdienstvollen Kriegshelden, dem man vertrauen kann. Die Wirklichkeit vor der Kinotür: immer stärkere Entrechtung der Menschen, Mißhandlungen werden nicht geahndet, sondern befürwortet bzw. gerechtfertigt. Die Polizei fördert durch ihren bereitwilligen Dienst am neuen Regime das Unrecht und schüchtert die Menschen ein. und noch vieles mehr. Es herrscht nur äußerlich Zucht und Ordnung, in Wahrheit Kadavergehorsam und Korpsgeist (man deckt sich gegenseitig). Auf die Dienstvorschrift beruft sich unser netter OW Schwenke auch schon früher.
    Fortsetzung folgt.


  • Ich habe heute übrigens, nur ganz am Rande, einen super erhaltenen HJ-Dolch in Händen gehabt :) Das Ding sah klasse aus und hatte eine Gravour: Blut und Ehre.


    Wessen Blut? Welche Ehre?


    edit: gelöscht, da verboten. Ich komme sonst noch ungerechtfertigt in falschen Verdacht.
    nochmal edit: Hier stand der vollständige Text von "Uns're Fahne flattert uns voran.." als Beleg für die Indoktrination der Jugend in der Hitler-jugend (Warum hieß die wohl so?). Den Text und die Musik kann, werwill, ganz leicht über Google finden. Der Text spricht für sich selbst.

  • Irgendwie stehst Du auf Kriegsfuß mit der Zitatfunktion. Es ist nicht nötig, den ganzen Inhalt der vorherigen Posts nochmal zur Gänze aufzuführen und die eigenen Äußerungen noch dazu an die falsche Stelle zu setzen. Ich äußere mich lieber nicht ausführlich zum Inhalt. Nur soviel: War Deutschland wirklich frei und souverän in der Zeit des dutzendjährigen Reiches? Das müssen ja echt paradiesische Zeiten gewesen sein.

    Ich unterscheide halt zwischen Politik und Gesellschaft. Hitler, Goebbels, Göring und Heidrich sind für mich ein Greuel, die ich auch nicht gerne sehen würde, hätte ich in den 30er Jahren gelebt. Was allerdings die Wirtschaft, den Lebensstandard, die Wissenschaft, Technik, Schulbildung, Naturschuz und Kultur betrifft - würde ich jederzeit tauschen und liebend gern in den 30er Jahren leben. Mal eine Uraufführung z.B. in einem Film mit Sybille Schmitz. Komme ich am Potsdamer Platz vorbei und sehe die Berlinale, bekomme ich eine Darmreizung. Was die Souveränität betrifft: In den 30er Jahren gab es "keine Nürnberger Willkürjustiz a la Yankees", keine alliierte Militärregierung - keine Verbote deutscher Filme a la Siegerjustiz, keinen Bombenholocaust. Da ich in den 50er Jahren geboren wurde, habe ich also noch NIE in einem souveränen Staat gelebt und das stinkt mir gewaltig. Außerdem: Wusstest du eigentlich, wie viele Verordnungen und Gesetze, die sich unsere Giftgrünen auf die Fahne schreiben, bereits unter Hitler zum Gesetz erklärt wurden? Ich nenne nur Naturschutz(Umwelt), Tierschutz(keine Schächtung), Windkraftnutzung (keine Erfindung der Grünen),Müllverwertung, Arbeitsschutzgesetz, der 1.Mai, Lebensmittelgesetz, Mieterschutz, Reichsgartenschau, Sexualaufklärung, Sommerzeit, Rechtsberatungsgesetz und Wiederverwertung des alten Autos bei Neukauf. Erfindungsgeist. Die letzte Nachkriegserfindung war womöglich das Farbfernsehen 1967. Das ist keine Verklärung sondern reine Tatsache und soll auch mal über den Tellerrand blicken statt sich nur negativen Seiten zu konzentrieren. Ich hoffe, du fühlst dich nicht wieder beleidigt. Du hast das Recht, einen Film zu kritisieren - ihn albern zu finden - langweilig - grottenschlecht, aber du bist einen Schritt zu weit gegangen, indem du dein heutiges Weltbild in die Vergangenheit gelegt hast. Übrigens hast du sehr übertrieben, was die sogenannte "neue Freiheit von heute" ist. Es gibt repressalien gegen Andersdenkende (Eva Hermann), Berufsverbote (NPD-Feuerwehrmann), eine gleichgeschaltete Presse(was Deutschlands Interessen betrifft) und eine Gesinnungsjustiz (fast täglich neue Fälle). Außerdem blüht die Denunziation (eine lange deutsche Tradition, die wohl noch von der langen Besatzungszeit herführt). Übrigens war die deutsche Jugend wohl zu kaum einer anderen Zeit wie heute dermaßen manipuliert, wie heute - und zwar in dreifacher Kombination: Politik, Medien und GEW. Das soll es erst mal gewesen sein.

    "Wir müssen mit den Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen"

    (Bismarck 1853)



    Einmal editiert, zuletzt von Bruno ()

  • Im dutzendjährigen Reich verbotene Filme:

    Zitat

    Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Filme: Im nationalsozialistischen Deutschland wurde jedes Filmprojekt bzw. jeder Film gleich zweimal einer Zensurprüfung unterzogen: Erstens entschied der Reichsfilmdramaturg bereits vorab, ob ein Filmentwurf, Manuskript oder Drehbuch überhaupt verfilmt werden durfte; zweitens entschied nach Fertigstellung des Films die Filmprüfstelle, ob der Film in die Kinos gelangen durfte. Unter anderem an dieser Vorprüfung dürfte es gelegen haben, dass im nationalsozialistischen Deutschland nur relativ wenige Filme entstanden, die schließlich an der Zensur scheiterten. (...).

    Warum wird das in diesem Forum immer wieder ausgeblendet?

    (Quelle : Wikipedia)
    Nicht wahr, ein tolles freies kuturelles Klima...
    Und wie steht's mit der Bücherverbrennung? Und den Schreib- und Malverboten für unliebsame Künstler wie Erich Kästner und Emil Nolde (und viele andere)?
    Mit solchen Zeiten willst Du "liebend gerne tauschen"?? Ist das Dein Ernst?


    Bezüglich der Bildung habe ich weiter oben Alternativen zum staatlichen Bildungssystem aufgeführt. Selbige waren ab 1935 auch verboten.

  • Im dutzendjährigen Reich verbotene Filme:


    (Quelle : Wikipedia)
    Nicht wahr, ein tolles freies kuturelles Klima...
    Und wie steht's mit der Bücherverbrennung? Und den Schreib- und Malverboten für unliebsame Künstler wie Erich Kästner und Emil Nolde (und viele andere)?
    Mit solchen Zeiten willst Du "liebend gerne tauschen"?? Ist das Dein Ernst?

    Selbst viele von deinen aufgezählten Filme gibt es auch heute nicht zu sehen - sie lagern unter Verschluß der Murnau-Stiftung. Selbst so harmlose Filme wie "Krach im Hinterhaus" und "Meine Herren Söhne". Was die Bücherverbrennung betrifft: Ich erinnere mich noch, als eine Druckerei in den 90er Jahren in Weimar von Linken abgefackelt wurde, weil sie die "Junge Freiheit" druckten. Der Besitzer mußte Konkurs anmelden und seine Mitarbeiter entlassen. Eine moderne Art der Bücherverbrennung. ........................................So, ich glaube jetzt sollten wir dieses Thema endgültig zu den Akten legen und uns wieder den Filmen widmen - ohne ideologische Verklärung oder Verhuntzung. Ich glaube, daß ich da im Namen mehrer spreche. Für mich jedenfalls ist dieses Thema beendet.

  • Dann sind wir uns ja einig. Denn dein Post dürfte so ziemlich das erste Mal in den letzten 25 Jahren gewesen sein, daß bei mir so etwas wie Sympathie für die Antifa ausgelöst wurde.

    Das zeigt mal wieder, dass politische Diskussionen selten zur Verständigung, sondern meistens zur Radikalisierung der Positionen führen.
    Ich gebe ohne weiteres zu, dass ich grundsätzlich auf Krawall gebürstet bin, sobald ich mit bestimmten Positionen konfrontiert werde. Das ist natürlich nicht schön und führt dann oftmals auch zu Provokationen, die wiederum Gegenprovokationen hervorrufen undsoweiter undsoweiter - bis die Kluft zwischen den Diskussionsteilnehmern unüberbrückbar geworden ist...


    Ich schließe mich daher dem letzten Posting von Bruno an, das Thema und damit auch hoffentlich das Kriegsbeil an dieser Stelle zu begraben.


    Eins ist glaube ich allen Beteiligten hier klar geworden: Es gibt gegensätzliche und bis heute unversönliche Auffassungen zur deutschen Geschichte einschl. NS-Staat. Diesen Gegensatz zur Spaltung zu benutzen, wäre sicherlich in jedem Fall, auch für das Forum, schädlich. Darum könnte man überlegen, gegenseitige Provokationen nach Möglichkeit zu vermeiden und sich ausschl. auf die Filme zu konzentrieren.


    Um den Bogen wieder zum Film zu schließen: Hier wurde mehrfach, u.a. auch von dir, Carry, die Ansicht geäußert, Carl Froelich sei kein Filmschaffender von Weltruf gewesen.
    Wirklich nicht?
    Immerhin hat er doch eine Reihe international prämierter bzw. erfolgreicher Filme produziert / inszeniert, z.B. Mädchen in Uniform, Traumulus, Heimat und weitere. Außerdem verdanken wir ihm den ersten deutschen Tonspielfilm Die Nacht gehört uns, oder bin ich falsch informiert?

  • Der Weg zurück zum eigentlichen Thema würde ich auch begrüßen. Gerade Andrews Zusammenfassungen, wieso "Oberwachtmeister Schwenke" ein Propagandafilm ist, finde ich sher spannend.


    Das Nebenthema in den Bereich "Politik & Geschichte" zu verlegen hat wohl wenig Sinn, da es entweder zur Eskalation führt oder es kaum wahrgenommen wird und dann untergeht...? Ich denke, dass die Wahrheit wie so oft dazwischen liegt. Die Zeit von 33-45 uneingeschränkt zu verteuefeln ist mit Sicherheit nicht richtig, es wäre ebenso falsch, wie wenn man es zu sehr verklärt. Dass es viel Zensur, Steuerung und Ungerechtigkeiten gab ist nicht von der Hand zu weisen, schließlich lässt man heute keine Möglichkeit aus immer wieder darauf hinzuweisen. Die Details dazu müsste man ausführlich und - soweit möglich - weitestgehend wertfrei analysieren, wenn man hier weiter kommen will. Leider ist das heute kaum möglich. Ich habe nur den Eindruck, dass viele die heutige Verlogenheit nicht ertragen können, einerseits das schwarz/weiss-Sehen bestimmter Geschichtsepochen (inkl. den Glauben heutige Glaubens- Wissens- und Moralansichten 1:1 in die Vergangenheit versetzen zu können und damit die Wahrheit zu sehen, obwohl damals andere Umstände, Hintergründe und Vorstellungen herrschten, die gerne Ausgeblendet werden). Ich habe eher den Eindruck, dass sich viele, die auf das "positive" im Nationalsozialismus hinweisen, lieber wünschen würden, dass jeder weiss woran er ist - nach dem Motto "Lieber in einer Diktatur leben bei der jeder weiss, dass man in einer Diktatur lebt und sich mit den Vor- und Nachteilen entweder arrangiert oder eben nicht, als in einer demokratischen Diktatur zu leben, bei der 95% der Leute sich einbilden frei, unbeeinflusst und mitbestimmtend zu leben. Stattdessen schreitet die Massenmanipulation und die Volksverblödung weiter voran, bis ein jeder seinen selbstbestimmten Charakter verloren hat und zum gläsernen Kapitalismus-Zombie geworden ist." Ich für meinen Teil rege mich nicht umsonst auf, wenn ich das alltägliche Fernsehen (egal ob Private oder ARD/ZDF anschaue - die 3. Programme sind da glücklicherweise noch einigermaßen in Ordnung).


    Bzgl. der Manipulation und der Zensur habe ich in einem Buch vom Schweden Sven Hedin von ca. 1941 eine Aussage gefunden, die mich ein wenig verstehen hat lassen, wieso dsa von den Deutschen akzeptiert wurde. Darin schreibt er sinngemäß, dass es nötig ist nach den vielen Jahren des Chaos mit harter Hand für Ordnung zu sorgen. Ich denke mir, dass die Vorteile in diesen Jahren (endlich wieder Brot und Arbeit, Deutsche Einheit, wieder ein Souveräner Staat zu sein, Zusammenhalt, die Überwindung der Stände - was ja nur knapp 15 Jahre vorher ganz ganz anders war und was man heute kaum zu schätzen weiss sowie viele weitere Beispiele, die Bruno schon ein wenig zusammengefasst hat) für den einfachen Deutschen einfach größeres Gewicht hatten als die Nachteile, sodass sich die Leute damit arrangierten - außer den vielen komplett verfolgten natürlich, die eingesperrt wurden oder das Land verlassen haben. Aber das war in der damaligen Zeit noch viel weiter verbreitet. Die Juden und auch unzählige Deutsche wurden in den 20er und 30er Jahre in vielen Ländern verfolgt, als das politische Klima kritischer wurde, hat man auch in den USA unzählige Deutsche in Konzentrationslagern gesteckt. Hätte es damals einen israelischen Staat gegeben in denen Deutsche gelebt haben, hätte man mit Sicherheit auch die deutschen dort eingesperrt, weil das politische Klima schließlich schon direkt nach der Machtergreifung und dem gegenseitigen Gehetze vergiftet war.


    Ich habe jetzt doch mal das Thema Nationalsozialismus in "Politik & Geschichte" eröffnet, da ich doch noch recht viel geschrieben habe und ich es ungerecht finden würde jetzt das letzte Wort haben zu dürfen und ab sofort hier nur noch auf das eigentliche Thema zu verweisen.


    In diesem Thema fasse ich nochmal ein paar Beiträge zusammen und dort könnt Ihr dann gerne nochmal Beiträge verfassen (bitte sachlich und nicht beleidigend). Hier soweit es geht bitte nur noch über "Oberwachtmeister Schwenke" bzw. über Filme aus diesen Jahren unterhalten.


    Hier nochmal der Verweis: Nationalsozialismus

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Diese Lösung ist wahrscheinlich die beste, wenn wir an dieser Stelle noch einmal zum Film zurückkommen wollen. Grundsätzlich aber muss eine Auseinandersetzung mit Filmen vor dem Hintergrund der Entstehungszeit möglich sein. Die Gefahr, sich in einer politischen Diskussion zu verzetteln, die vom eigentlichen Thema wegführt, ist dabei natürlich immer gegegben. Aber Filme sind stets Produkte ihrer Zeit und spiegeln nicht selten deren politische Diskurse wider. Wir können auch nicht über den Neuen Deutschen Film reden und das Thema Terrorismus/RAF unbeachtet lassen.

  • Ach ja, ich fühle mich für die Richtung, die die die "Diskussion" genommen hat, nicht verantwortlich. Auch Unsachlichkeit muß ich mir wahrlich nicht vorwerfen lassen. Es ist nur interessant, was so zu Tage tritt. Noch eins: Man muß nicht zwangsläufig rechts oder konservativ sein, um bestimmte alte Filme aus der Nazizeit zu mögen. Dies zeigt zum Beispiel der Regisseur Rainer Werner Fassbinder, übrigens ein Spielleiter von Weltruf. Wie so viele Kulturträger war er jedoch moralisch und menschlich nicht ganz einwandfrei. Es gibt da ein schönes Zitat des Norwegers Jens Bjoerneboe, das dazu passt, aber ich muß es erst suchen.

    Aber Deinem Fazit, lieber Sebastian, das eben nicht ausgleichend ist, muß ich doch energisch widersprechen. Diese Vergleicherei ist für mich doch immer wieder ein Ablenkungsmanöver, das eine echte Auseinandersetzung verhindert. Und Du führst eben nicht eine Synthese herbei, sondern stellst Dich doch auf die Seite der "Revisionisten". Da finden sich einige aus diesem Forum nicht wieder. Aber auch die sollten berücksichtigt und nicht vergrault werden.

  • Diese Lösung ist wahrscheinlich die beste, wenn wir an dieser Stelle noch einmal zum Film zurückkommen wollen. Grundsätzlich aber muss eine Auseinandersetzung mit Filmen vor dem Hintergrund der Entstehungszeit möglich sein. Die Gefahr, sich in einer politischen Diskussion zu verzetteln, die vom eigentlichen Thema wegführt, ist dabei natürlich immer gegegben. Aber Filme sind stets Produkte ihrer Zeit und spiegeln nicht selten deren politische Diskurse wider. Wir können auch nicht über den Neuen Deutschen Film reden und das Thema Terrorismus/RAF unbeachtet lassen.


    Absolut. Nur wenn wir komplett weg kommen vom Thema Film können wir dann auf die entsprechenden Themen in "Politik & Geschichte" verweisen, damit man hier wieder ein wenig zurück zum eigentlichen Thema kommt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius


  • Um den Bogen wieder zum Film zu schließen: Hier wurde mehrfach, u.a. auch von dir, Carry, die Ansicht geäußert, Carl Froelich sei kein Filmschaffender von Weltruf gewesen.
    Wirklich nicht?
    Immerhin hat er doch eine Reihe international prämierter bzw. erfolgreicher Filme produziert / inszeniert, z.B. Mädchen in Uniform, Traumulus, Heimat und weitere. Außerdem verdanken wir ihm den ersten deutschen Tonspielfilm Die Nacht gehört uns, oder bin ich falsch informiert?

    Kommt ein bißchen darauf an, was man unter Weltruf versteht. Natürlich hat Froelich sehr viele erfolgreiche und auch prämierte Filme gedreht, dennoch dürfte selbst damals sein internationales Ansehen weitaus geringer gewesen sein als das von Lang, Murnau, oder Lubitsch. Und heute kennt den Namen ja kaum noch jemand (was natürlich auch für Wysbar, Hochbaum oder Bolvary gilt). Was das Ansehen eines Regisseurs angeht, so unterliegt das natürlich auch historischen Schwankungen. Ein Cecil B. DeMille war einer der angesehensten Regisseure der 20er und 30er; in den 60ern und lange danach noch war sein Ansehen dagegen gleich null, heute wird er allmählich wiederentdeckt. Froelich hätte das teilweise auch verdient. Dennoch fehlt mir in seinen Filmen die unverkennbare Handschrift, die einen Harlan, einen Forst oder eine Riefenstahl auszeichnete.


    Deswegen habe ich ihn auch als sehr guten Handwerker bezeichnet, was als Lob gemeint war. Wenn man einen Froelich-Film anschaut, weiß man eigentlich, daß normalerweise nicht wirklich etwas schief gehen wird. Das tut es auch bei "Schwenke" nicht, aber Andrews Kritik richtete sich ja gegen den Inhalt des Films, nicht gegen die Inszenierung. Das mußte man damals auch noch deutlicher trennen als heute, denn ein 'Autorenkino' gab es damals nur gelegentlich. Allerdings hat Froelich "Schwenke" für seine eigene Firma produziert, so daß er natürlich schon eine stärkere Verantwortung für den Film als Ganzes trägt, als wenn er nur einen Auftrag von der UFA übernommen hätte.


    Weswegen man in der Tat davon sprechen kann, daß wir Froelich den ersten deutschen Tonfilm verdanken, denn auch das war eine Produktion für die Carl-Froelich-Film GmbH. Der erste Tonfilm in deutscher Sprache war allerdings die deutsche Version von "Atlantic", auch wenn das eine britische Produktion war. Aber immerhin mit einer rein deutschen Besetzung erster Güte.

  • Andrew
    Wer damit angefangen hat, die Diskussion etwas energischer zu führen will ich auch nicht ausdiskutieren. Detlef hat selbst zugegeben gerne in solchen Situationen unproduktiv zu provozieren, was er auch gemacht hat. Und auch Bruno bringt viele Emotionen mit in die Themen mit rein. Ich denke da kam von beiden Seiten etwas.


    Ich wollte mit meinem Beitrag nicht ausgleichend sein, denn auch ich habe meine Meinung und die geht eher weg von vielen heutigen Ansichten. Trotzdem versuche ich die Themen relativ nüchtern anzugehen und wenig emotionen einfließen zu lassen, weil es nur zu Eskalationen führt. Außerdem möchte ich nicht, dass es rüber kommt, als würde ich das 3. Reich schön reden wollen. Mir persönlich geht es drum zu Verstehen und nicht zu werten oder urteilen und da muss man sich einfach in die Lage der damaligen Zeit versetzen. Denn wir sind uns sicher alle einig, dass nicht alle Deutschen gehässige sadisten Waren. Und dass es eine Vorgeschichte zum 3. Reich gab, die diese entwicklungen ermöglichten. Es ist nunmal schwer bzw. unmöglich das Ganze bzw. alle Facetten einer so komplexen Sache zu sehen. Und diese Sache nur gut oder nur schlecht zu reden, wäre auch nicht richtig. Bitte Antworten hierzu hier rein schreiben, am besten mit Zitat von meiem Text: Nationalsozialismus


    Fakt ist dass es schwer ist, hier sachlich über diese Themen zu reden. Hinzu kommt, dass wir hier alle die alten deutschen Filme lieben und viel Ärger und Verbitterung dabei ist, dass die Filme heute nicht oder kaum noch geschätzt werden und man viele garnicht zu Gesicht bekommt. Da ist es verständlich, dass dieser Unmut immer mal wieder gezeigt wird. Und die Stigmatisierung des deutschen Films zwischen 33 und 45. Das ging mir erst letztens so, als ich auf ARTE eine UFA-Dokumentaton gesehen habe. Die Zeit bis 1931 wurde hochgejubelt (geschätzt 45% der Sendung), dann wurde kurz die Zeit von 33 bis 45 angesprochen und niedergemacht. Ein paar abwertende Kommentare, kaum Ausschnitte (ca. 5-10% der Sendung) und dann ging es ausführlich über die DEFA-Zeit und die Filme der DDR (wieder knapp 45% der Sendung). Mit einer solchen Berücksitchtigung und Verurteilung der Filme aus jener Zeit ist klar, dass man als Freund der alten Filme schnell gereizt ist. Gerade wenn man als Filmfreund einen Film eher als Unterhaltungsfilm einstuft und jemand dann ihn als schlechten Propagandafilm bezeichnet. Ich selbst habe dazu keine Meinung, da ich den Film nicht kenne.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Und die Stigmatisierung des deutschen Films zwischen 33 und 45. Das ging mir erst letztens so, als ich auf ARTE eine UFA-Dokumentaton gesehen habe. Die Zeit bis 1931 wurde hochgejubelt (geschätzt 45% der Sendung), dann wurde kurz die Zeit von 33 bis 45 angesprochen und niedergemacht. Ein paar abwertende Kommentare, kaum Ausschnitte (ca. 5-10% der Sendung) und dann ging es ausführlich über die DEFA-Zeit und die Filme der DDR (wieder knapp 45% der Sendung). Mit einer solchen Berücksitchtigung und Verurteilung der Filme aus jener Zeit ist klar, dass man als Freund der alten Filme schnell gereizt ist. Gerade wenn man als Filmfreund einen Film eher als Unterhaltungsfilm einstuft und jemand dann ihn als schlechten Propagandafilm bezeichnet. Ich selbst habe dazu keine Meinung, da ich den Film nicht kenne.

    Ich habe diese Babelsberg-Dokumentation auch gesehen und habe mich ähnlich darüber geärgert. Wenn Leute aber in einem Forum wie diesem Kritisches über einen Film schreiben, dann sind sie allerdings wohl in den meisten Fällen etwas besser informiert als diejenigen, die solche Dokus herstellen. Gerade weil es so viele gute Filme aus dieser Zeit gibt, halte ich es für legitim zu sagen, wenn man einen bestimmten Film dann auch mal mißlungen oder ärgerlich findet. Im übrigen sehe ich keinen Widerspruch zwischen Unterhaltungs- und Propagandafilm. Propaganda kann ja auf die unterschiedlichsten Arten gemacht werden. "Jud Süss" etwa war damals so erfolgreich, weil er eben vor allem als Unterhaltungsfilm funktionierte (und es auch heute noch tut; das ist auf seine eigene Weise ganz großes Entertainment, die einen beim Gucken die Intention des Filmes sehr leicht vergessen läßt).


  • Im übrigen sehe ich keinen Widerspruch zwischen Unterhaltungs- und Propagandafilm. Propaganda kann ja auf die unterschiedlichsten Arten gemacht werden. "Jud Süss" etwa war damals so erfolgreich, weil er eben vor allem als Unterhaltungsfilm funktionierte (und es auch heute noch tut; das ist auf seine eigene Weise ganz großes Entertainment, die einen beim Gucken die Intention des Filmes sehr leicht vergessen läßt).

    Tja, ich fand Jud Süß immer ziemlich penetrant. Immerhin war er handwerklich und dramaturgisch gut gemacht und gut gespielt - im Gegensatz zu (zurück zu Froelich) Ich für dich - Du für mich (1934).
    So ein furchtbarer Film!
    Es könnte sich dabei um den schlechtesten Propaganda-Spielfilm der NS-Zeit handeln - und der war wirklich einer :D

  • Carry Klips
    Ich gebe Dir absolut recht. Es ist für mich auch vollkommen in Ordnung wenn Andrew einen Film, den wahrscheinlich auch ich als normalen Unterhaltungsfilm einstufen würde, als Propagandafilm einstuft. Das einzige was mich geärgert hat, war, dass in der Überschrift zu diesem Thema der Film gleich zweimal gebrandmarkt wurde: "schlecht" und "propagandafilm". Nichts gegen Andrew, aber das hat eine Wirkung wie eine Bildzeitungsüberschrift. Ich hab das - da sich hier schließlich Kenner versammeln - so geglaubt (zumindest was das "Propagandafilm" angeht, "schlecht" ist ja weiterhin Geschmackssache) und war erstaunt als ich z.B. von Quax gelsen habe, dass er eine ganz andere Ansicht vertritt. Alles andere ist absolut legitim und sorgt für Diskussionen, die ich natürlich begrüßenswert finde (Debatten sind schließlich der Sinn eines Forums), solange jeder versuch fair zu argumentieren.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Carry Klips
    Ich gebe Dir absolut recht. Es ist für mich auch vollkommen in Ordnung wenn Andrew einen Film, den wahrscheinlich auch ich als normalen Unterhaltungsfilm einstufen würde, als Propagandafilm einstuft. Das einzige was mich geärgert hat, war, dass in der Überschrift zu diesem Thema der Film gleich zweimal gebrandmarkt wurde: "schlecht" und "propagandafilm". Nichts gegen Andrew, aber das hat eine Wirkung wie eine Bildzeitungsüberschrift. Ich hab das - da sich hier schließlich Kenner versammeln - so geglaubt (zumindest was das "Propagandafilm" angeht, "schlecht" ist ja weiterhin Geschmackssache) und war erstaunt als ich z.B. von Quax gelsen habe, dass er eine ganz andere Ansicht vertritt. Alles andere ist absolut legitim und sorgt für Diskussionen, die ich natürlich begrüßenswert finde (Debatten sind schließlich der Sinn eines Forums), solange jeder versuch fair zu argumentieren.

    Sebastian, es war nie meine Absicht, daß man meine Meinung zu dem Film als Wahrheit übernimmt. Auf Treu und Glauben muß mir niemand zustimmen. Mir war einfach nicht bewußt, daß der Film so unbekannt ist und deswegen eine gemeinsame Diskussionsgrundlage fehlt. Die Überschrift war einfach nur als provokanter Diskussionsanstoß gedacht. Das ist ja auch gelungen, nur nicht so, wie ich mir das gewünscht hätte.
    Ich werde sicher das nächste Mal die Meinungsäußerung nicht mehr in die Überschrift, sondern nur in den Text legen. Die teilweise sehr empfindlichen Reaktionen kann ich jedoch nicht verstehen. Wenn sich jemand persönlich angegriffen fühlt, weil ich diesen Film schlecht finde, finde ich das zu etepete. Ich greife doch nicht die betreffende Person an. Das sollte doch eigentlich aus der dann nachfolgenden "Diskussion" hervorgegangen sein. Ich kann allerdings nicht die ahistorische Betrachtung eines Filmes aus der Zeit des glücklicherweise nur dutzendjährigen Reiches als den gebotenen Königsweg betrachten. Dazu muß man zuviel ausblenden. Und "OW Schwenke" spielt nun mal in der damaligen Gegenwart.
    Der Film hat leider auch dramaturgische Schwächen. Die Anbahnung des ersten Kusses zwischen Erna Zuwade und Schwenke entbehrt nicht einer gewissen Lächerlichkeit, weil er so unmotiviert stattfindet. Bei Harlan, Wysbar, Sierck gäbe es so etwas nicht. Und Emmy Sonnemann spielt einfach schlecht. Das mag auch am Drehbuchkorsett liegen, in das sie sich nicht richtig einfügen kann. Möglicherweise liegt das jedoch auch an einer mangelhaften Schauspielführung des Herrn Froelich. Auch hierin sind Harlan und Sierck wesentlich besser.

  • Eben deswegen habe ich das "schlecht" nicht übernommen, weil sowas Geschmackssache ist, das "Propagandafilm" habe ich geglaubt, da hier ja wie gesagt eher Experten unterwegs sind und es beim Thema Propagandafilm weniger Streitpunkte geben dürfte als bei der Meinung ob der Film gut oder schlecht ist. Aber was ein Propagandafilm ist, dazu gibt es ja auch unterschiedliche Meinungen. Aus diesem Grund freue ich mich sehr auf eventuelle weitere Ausführungen und Diskussionen.
    Jedenfalls sind Anmerkungen zum Film, die in der Überschrift eines Themas stehen, für mich eher als Tatsache einzustufen, da das eher übergeordnet is, anders als die Beiträge und die dazugehörigen Meinungen. Mein Bildzeitungsvergleich finde ich deshalb garnichtmal so unberechtigt. Wenn jemand nach dem Film in einer Suchmaschine sucht bekommt er sofort dieses Stigma zu sehen (da die Überschrift recht lang ist, ist die Wertung in diesem Fall recht versteckt), bevor er überhaupt das Thema hier aufgeurfen hat. Dies nur nochmal als Erklärung - wie gesagt, das war auch das Einzige was mich ein wenig störte. Wenns so nicht gewollt war ist das natürlich kein Problem - als Anstoss für eine Diskussion finde ich ein wenig Provokation auch absolut in Ordnung.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius