Der Partyschreck

Das immer mehr an Relevanz verlierende Fernsehprogramm schafft es immerhin an Feiertagen noch immer gute klassische und zeitlose Filme zu übertragen. Besonders an Weihnachten sind das meist Filme mit einem thematischen Bezug zu den Feiertagen und der Jahreszeit. Während es am Rosenmontag im deutschen Fernsehen nach langer Zeit Pause immerhin wieder Gerhard Polts „Kehraus“ (nur inzwischen im BR statt in der ARD – aber immerhin) zu sehen gibt, vermisse ich seit vielen Jahren zu Silvester einen bestimmten Film, zu dem ich einen großen persönlichen Bezug habe: „Der Partyschreck“ mit Peter Sellers in der Hauptrolle.


Bevor ich überhaupt daran gedacht habe, das Licht der Welt zu erblicken, befand sich dieser Filmklassiker bereits auf einem Video 2000 Band im Wohnzimmerschrank meines Vaters. Seit ich denken kann, schwärmt er von diesem Film. Und seit meiner frühsten Kindheit habe ich ihn immer wieder gesehen – meist zwar nur fragmentarisch, aber trotzdem hat mich der Film fasziniert und unterhalten; und das schallende Gelächter meines Vaters bleibt mir ebenfalls unvergessen. „Der Partyschreck“ war und ist übrigens der Lieblingsfilm meines Vaters – und war auch der Lieblingsfilm von Elvis Presley.


Der Film kam im ereignisreichen Jahr 1968 in die Kinos und stammt aus der Feder von Blake Edwards, der in den Jahren zuvor mit den „Pink Panther“-Filmen in Zusammenarbeit mit Peter Sellers bereits große Erfolge erzielen konnte. Mit „Der Partyschreck“ gab es eine weitere Zusammenarbeit der beiden Künstler, die übrigens die einzige Kooperation von Edwards und Sellers außerhalb der „Pink Panther“-Reihe geblieben ist. Ein wichtiger Charakterzug des Film ist es, dass er mit wenigen Worten auskommt. Slapstick und Improvisation stehen im Vordergrund. Das Drehbuch war außerordentlich kurz ausgefallen, was dem Film aber nicht geschadet hat – im Gegenteil!


Die Geschichte beginnt während Dreharbeiten in einem Wüstenszenario. Ein aufwändiger Historienfilm wird gedreht und der indische Komparse Hrundi V. Bakshi (gespielt von Peter Sellers) sorgt mit seinem Überengagement und seiner Tollpatschigkeit für Chaos und für seinen Rauswurf am Set. Der Regisseur des Films lässt den Namen des Komparsen beim Produzenten notieren, damit dieser nie wieder gebucht wird. Versehentlich landet Bakshi aber nicht auf der „Schwarzen Liste“, sondern auf der Gästeliste der anstehenden Party des Produzenten...


Was folgt ist ein Feuerwerk an Slapstick und Situationskomik! Die 99 Minuten des Films wirken dadurch wie ein Kurzfilm. Bakshi, der in diesem Film in der deutschen Fassung von Wolfgang Gruner mit indischen Akzent synchronisiert wurde, schleicht sich während der Fete schüchtern und liebenswürdig, aber ungeheuer tollpatschig und trottelig durch die Villa des Produzenten und sorgt ungewollt für ein immer größer werdendes Chaos. Da er ohne Begleitung anwesend ist und die anwesenden Gäste ihn nicht kennen und zuordnen können, hat er die Möglichkeit, sich fast unbeobachtet von einer Personengruppe zur nächsten und somit von einem Schlamassel zum anderen weiter zu bewegen. Neben den zahlreichen „normalen“ und unauffälligen Gästen gibt es neben Bakshi noch eine zweite Figur in diesem Film, die für reichlich Slapstick sorgt und das ist der Kellner, der sich immer mal wieder etwas zu Trinken nebenher gönnt und auch seine Verfassung trägt im Laufe des Film ungeheuer viel zum Amüsement bei. Und so wie sich der Pegel des Kellners immer weiter nach oben bewegt, so steigen auch das Chaos in der Villa und die Lacher der Zuschauer.


Ich habe natürlich auch schon Kritiken gelesen und aus meinem persönlichen Umfeld Stimmen gehört, die den Film überhaupt nicht lustig finden. Das sind aber Ausnahmen. Diese außergewöhnliche Kombination an kargen Worten und Slapstick, der teils an die Stummfilmzeit erinnert, ist wohl nicht für jeden geeignet.

Für was dieser Film aber außerordentlich gut geeignet ist, ist die Silvesternacht. Denn gerade weil der Streifen mit so wenig Dialogen auskommt, kann man ihn wunderbar nebenher laufen lassen, wenn man tatsächlich gerade auf einer Party ist oder in einer gemütlichen Runde. Man muss der Handlung nicht zwingend folgen – die einzelnen Slapstick-Szenen und witzigen Situationen stehen für sich und sind beladen mit ungeheuer viel Humor und Charme. Man merkt einfach, dass die Macher ihren Spaß beim Dreh gehabt haben müssen, denn genau das ist es, was der Film vermittelt. Soweit ich weiss lief der Film in den 1980er und 1990er Jahren noch öfter zur Jahreswende. In den letzten Jahren habe ich vergeblich danach in meiner jüngst abbestellten Fernsehzeitschrift gesucht. Aber noch immer besitze ich die Video 2000 Kassette meines Vaters und glücklicherweise auch eine DVD des Films. Silvester kann also kommen - ich freu mich drauf!


Wertung: 8 von 10 Punkten
Autor: Sebastian Kuboth

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