Die große Liebe (D, 1942)

  • Fakten:
    Originaltitel "Die große Liebe" - Erscheinungsjahr 1942
    100 Minuten
    FSK 18 (für damalige Verhältnisse)


    Es spielen mit:

    • Zarah Leander als Hanna Holberg
    • Viktor Staal als Paul Wendlandt
    • Paul Hörbiger als Alexander Rudnitzky
    • Grethe Weiser als Käthe

    Plot nach Wikipedia:

    Der attraktive Oberleutnant Paul Wendlandt ist als Jagdflieger in Nordafrika stationiert. Als Berichterstatter wird er für einen Tag nach Berlin abkommandiert. Dort erlebt er auf der Bühne des Varités „Scala“ die populäre dänische Sängerin Hanna Holberg. Es ist für ihn Liebe auf den ersten Blick. Als Hanna nach dem Auftritt zu Freunden aufbricht, folgt Paul ihr und spricht sie in der U-Bahn an. Nach dem Empfang in der Wohnung ihrer Freunde begleitet er sie nach Hause, und da kommt ihm der Zufall zur Hilfe: wegen eines Fliegeralarms ist sie gezwungen, ihn mit in den Luftschutzkeller des Mietshauses zu nehmen. Hanna erwidert Pauls Gefühle, doch schon nach einer gemeinsam verbrachten Nacht muss Paul zurück an die Front.
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    Meine Re-View

    Ich weiß noch als ob es gestern wäre, als ich den Film zum 1. Mal sah. Theoretisch war es gerade erst vorhin. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt im Filmarchiv mit der Zarah Leander Sammlung von Paul Seiler, musste über 2 Wochen, 8 Stunden täglich die selbe Arbeit machen, nämlich Artikel, Bilder, Zitate, Sammlerfotos u.Ä. wieder in seine Ordner einsortieren, die für eine Ausstellung im Filmmuseum entnommen wurden. Die Dinge wurden nicht beschriftet, lagen lose herum, und zwischen all diesen Bildern lag halt auch eins von ihr mit Paul bei der Premiere des Filmes. Da ich ein großer Hörbiger-Liebhaber bin und schon bei den kleinsten Fotos von ihm am liebsten durch die Gegend schreie, freute ich mich natürlich, da ich nie ein besonders großer, bzw. gar kein Fan von Zarah Leander war/bin, dass ich dann sozusagen ein wenig aufgeheiterter arbeiten konnte. Ich schrieb mir den Namen des Films auf, "Die große Liebe" und ging dann am Ende des Tages rasch zu meinen Großeltern, die eine stolze Leander-Sammlung besitzen um zu gucken ob oder ob nicht. Sie hatten ihn da, eine schlechte Aufnahme aus dem ARD, noch auf Video Kassette. Aber besser als gar nichts, dachte ich mir. Ich war 15 Jahre alt. Ich weiß auch noch wie meine Mutter mit den Augen rollte, als ich sagte ich hätte einmal wieder einen neuen Hörbiger Film zum gucken und ob ich denn nicht den großen Fernseher in der Wohnstube benutzen dürfte, damit sein Gesicht besonders schön zur Geltung kommt. Sie, die Augen rollend, verzog sich dann in mein Zimmer - mehr oder weniger freiwillig - während ich mir zum krönenden Abschluss des Tages, zusammen mit einer Tasse heißer Schokolade mit Sahne, den Film zu Gemüte führte.
    Schon in der Schule fiel mir auf, dass ich mit Kameraden nicht einfach ohne mit ihnen in einer Diskussion zu enden über Filme wie eben "Die große Liebe" reden konnte, da sie meine Begeisterung bezüglich mancher Szenen oder Menschen nicht teilten. Das ist heute übrigens immer noch so.


    Was mir von Anfang an sofort ins Auge sprang, war die Beziehung zwischen Paul und Zarah - zwischen ihren Charakteren herrschte diese Freundschaft, diese nicht zu greifende, verständnisvolle Freundschaft auf einer Seite und diese naive, fast schon wieder niedliche Freundschaft, die komischer Weise in meinen Augen trotz alledem nie zu einem Bruch der beiden Figuren geführt hätte. Und somit kommen wir wieder zu Paul, der wohl der mit Abstand beste Schauspieler des Filmes ist. Leander kommt auf Rang 2. Ihr Gesang brachte mir Tränen in die Augen, ich hoffte meine Mutter würde ja in meinem Zimmer bleiben und nicht wagen, mich in diesem Moment der Schwäche aufzusuchen. "Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen" war ein Lied welches ich erst verstand als ich selbst einen Freund hatte (das war dann 1 Jahr später). Ich fand allerdings dass Paul es viel zärtlicher, ruhiger und schöner sang als Leander. Mein Hirn lies mich nicht begreifen wieso er das Lied nicht singt, sondern sie.
    Die Liebesgeschichte und der propagandistische Hintergrund der Geschichte ging an mir vorbei wie heiße Semmeln. Hauptgrund den Film zu sehen war Hörbiger.
    Ich wusste, dass mich der Film beschäftigen würde nachdem ich ihn sah und er tat es. Er tat es noch Jahre später. Ich glaube von allen Leander Filmen, die ich bis jetzt sah ist das der Beste. "Davon geht die Welt nicht unter" ist ein Lied was ich mag mir anzuhören, allerdings mag ich es auch mich darüber schamlos und ohne jegliche Reue auszulassen. Die Zeit in der der Song geschrieben wurde und der Film und seine Handlung, allein schon die Tatsache, dass der Film im Krieg spielt und dass das Lied mit den Worten endet: "Davon geht die Welt nicht unter, sie wird ja noch gebraucht" - ... dazu finde ich bis heute keine Worte. Diese unüberlegte Sinnlosigkeit der Menschen, der Nazis, die wollten dass dieses Lied in den Film kommt, auf propagandistischen Gründen, ... das sind für mich naive Dummköpfe. "..sie wird ja noch gebraucht" , während lauter Menschen verheizt, vergast, Tiere getötet, Land bombardiert wurde(n) - ich könnte mich kaputt lachen!
    Allerdings kann ja Leander nichts dafür, dass die Menschen in dieser Zeit ein wenig am Rad drehten. Sie singt das Lied in einer frischen Art und Weise, die mich immer mitschunkeln lässt. Außerdem hab ich den Song auf meinem MP3-Player ... es zu entfernen würde bedeuten mir das Herz rauszureißen.
    Nun meinte ich damals, der Film würde im Happy End zu Ende gehen. Das hieß für mich, dass Paul und Zarah zusammenkommen. Das war aber nicht der Fall. Heute wenn ich es mir so überlege finde ich den Ausgang ganz gut so, denn Hanna (Leander) hätte Alexander (Paul) nicht verdient. Er war das Herz des Filmes. Er war das doppel und dreifache des Vaters von "Liebelei". Er war ein armer, sich nach Liebe sehnender Mann und bei Gott seine Darstellungen waren teilweise so ausdrucksstark, dass ich Gänsehaut bekam und mir das Wasser in den Augen stand. Viktor Staal's Rolle war die typische Figur eines Flieger, wie sich die Nazis ihn in dieser Zeit vorstellten. Und Leander spielte die passende Frau dazu, naiv, treudoof, ihm alles verzeihend, kommt letztenendes doch angekrochen, auch nachdem sie so viel Herzschmerz mit ihm durchgemacht hat. Manche sagen "Das ist wahre Liebe", ich sage mir das ist pure Doofheit. Hätte sie mal Paul genommen, der ihr schon ins Gesicht sagt, dass er sie liebt, der ihr zeigt, dass er sich um sie sorgt, der er MEHRFACH betont und sieht wie sie fast zugrunde geht, weil der Flieger sie mal wieder im Stich gelassen hat.
    Doch alles nützt nichts, er bekommen sie ja doch nicht.
    Ich war zerrissen, ich war wutentbrannt, ich war traurig, ich weinte, ich war schockiert, ich war alles zusammen, und alles nur wegen einer Person und zwar Hörbiger. Ich finde, nachdem ich mir schon 2 weitere Re-views zu diesem Film durchgelesen habe, es schade, dass niemand wirklich Stellung bisher bezog um sich zu Paul Hörbiger zu äußern, zu der Art wie er Alexander spielt. Sie reden alle nur um Leander herum, was mich ziemlich nervt, da ich immer ein bisschen tief-fühlender und tief-sehender bin als andere, wenn es um Filme mit Menschen geht, die mein Leben aus was für einem Grund auch immer bereichern. Paul tut das. Er schaffte es in diesem Film mich an die Grenze meiner bis dahin existierenden Gefühlslage zu bringen. Für was ich ihn bis heute noch unendlich liebe, da es nur 2 weitere Menschen in meinem Leben gibt die das erreichen können.
    Die Leander sang mir schöne Lieder - für eine herausragende Schauspielerin habe ich sie noch nie recht gehalten, aber es gibt schlimmere - und die Geschichte war nicht blutrünstig, so wie heute, nein, es war für damalige Verhältnisse zwar ein Film ab 18, aber doch recht harmlos.


    Nachdem ich den Film fertig sah, fing ich an mir einen Ordner für Paul anzulegen, den ich bis heute besitze.
    Wer also ein Liebhaber von Gefühlsfilmen ist, der über die Propaganda hinwegblicken und sich einfach nur der Schauspielerei der Menschen hingeben kann oder will, der sollte sich diesen Film anschauen. Ich finde nicht, dass das ein Film ist, den nur Frauen sehen wollen. Im Gegenteil. Beide Geschlechter können aus diesem Film lernen, ordentlicher miteinander umzugehen und das ein oder andere an ihrem Partner schätzen lernen, oder eventuell feststellen, dass sie selbst auch so einen Freund wie den Alexander haben, der nur sehnsüchtig darauf wartet, dass mal jemand zu ihm kommt, um ihm zu sagen, dass man ihn auch liebt, so wie er einen liebt.


    Der Film bekommt von mir volle 10 Punkte.


    Charlie





  • Hallo Charlie,
    sehr interessanter Beitrag, vielen Dank :)
    Mir persönlich ist von dem Film eigentlich bloß die Szene mit der schunkelnden Waffen-SS in Erinnerung geblieben. Das war natürlich ganz großes Kino - für heutige Zuschauer vielleicht auch etwas verstörend :huh:
    Hörbigers Rolle in dem Film erinnere ich als reichlich devot. Er hatte von Anfang an keine Chance gegen das Drehbuch und die Klischees der Zeit!

    Fakten:
    Originaltitel "Die große Liebe" - Erscheinungsjahr 1942
    100 Minuten
    FSK 18 (für damalige Verhältnisse)

    Für damalige Verhältnisse muss korrigiert werden - für heutige Verhältnisse ist korrekt!
    Die ursprüngliche Freigabe lautete Jugendfrei (ab 14 Jahren).
    In der Nachkriegszeit war der Film zunächst von den Alliierten verboten, dann - soweit ich weiß - zeitweise (mit Schnitten) ab 12 Jahre, und neuerdings haben sie (die FSK) ihn auf 18 Jahre hochgestuft.
    Die große Liebe ist daher ein schönes Beispiel für staatliche Zensur und Bevormundung in der Jetzt-Zeit. Glückliches freiheitliches Deutschland! :D

  • Hallo Detlef,


    das klingt interessant. Wieso hatte Pauli keine Chance gegen das Drehbuch? Er war doch schon zu diesem Zeitpunkt der Liste 1 Schauspieler Deutschlands. Leander kam doch erst reichlich später. :huh: Oder ist das nur so eine Redensart von dir gewesen?


    Na das nenn' ich ja dann mal wirklich Verschlossenheit Deutschlands 2012. Ich meine, niemand meines Alters würde diesen Film als einen Film ab 18 Jahren ansehen. Schon gar nicht, wenn Horror-Filme wo Menschen zerstückelt werden ab 16 freigegeben werden.
    Das ist dann mit Verlaub eine der dämlichsten Entscheidungen der FSK. Auch was die "Manipulation" des Filmes angeht, kann man als normal denkender Menschen ja wohl unterscheiden ob man sich den Film anschaut weil man ein Neo-Nazi ist oder weil man eventuell auf die Leander fliegt. Ich verstehe das immer nicht. Aber danke für die Korrektur.


    Das ist das, was mich immer ärgert, denn auch viele Reichsfilme mit Schündler oder de Kowa werden einem vorenthalten (Gott sei Dank kann man diesen Film schauen!) nur weil ein- zwei Leute vom Amt meinen die müssen unter Verschluss, da sie die Bürger in was für einer Art auch immer beeinträchtigen würden. Manipulation tssss alles Quatsch. Ich finde jeder sollte selbst entscheiden ob er diese Film sehen möchte oder nicht. Dass wäre dann Freiheit.