Fliegerbombenfunde

  • Ich vermute mal was die Zahl noch unentdeckter Blindgänger angeht, gibt's wohl nur vage Schätzungen, aber ich finde es schon heftig, mit was für einer häufigen Regelmäßigkeit Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt werden.
    Ich hab sowas noch nie gehört, aber ist so ein Blindgänger auch schon mal hochgegangen? Viele dieser Blindgänger scheinen ja noch scharf zu sein, aber man hört immer nur dass sie entschärft oder kontrolliert gesprengt wurden.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Geht mir genauso. Habe bisher noch nichts davon gehört, dass eine von allein oder bei der Entdeckung hoch gegangen ist. Was auch fatal wäre, wenn man überlegt, wo die teilweise liegen (im alten Grünwalder Stadion unter dem 16-Meter-Raum in München lag z.B. eine - über Jahrzehnte hinweg fanden dort Bundesliga-Spiele statt...)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • In Berlin ist das einmal passiert, das war 1994. Die Bombe befand sich unter einem seit dem 2. Weltkrieg unbebauten Grundstück. Beim Einrammen von Spundwänden wurde offenbar der Zünder getroffen. Drei Bauarbeiter kamen ums Leben.


    http://www.berliner-zeitung.de…eine-vom-himmel--17483444


    Aktuell wurde eine Bombe in Ludwigsfelde, südlich von Berlin, gesprengt, von der allerdings nur vermutet wird, dass sie aus dem 2. Weltkrieg stammt. Kurioserweise war es eine Deutsche Bombe mit einem russischen Zünder.


    http://www.focus.de/regional/b…gesprengt_id_5497556.html

  • Vielen Dank für die Hinweise! Sehr interessant.


    Das mit dem russischen Zünder lässt sich so erklären (soweit, dass es sich wirklich um eine Bombe aus dem 2. Weltkrieg handeln sollte): Nach dem Einmarsch in die Sowjetunion wurden unmengen an Materialien erobert. Darunter eben viel Kriegsmaterial, sicher dann auch Zünder usw. - was dann auch oft verwertet wurde. Ich habe mal gelesen, dass die Deutschen auch im Polenfeldzug tschechische panzer verwendet haben, die sie bei der Annextion der Rest-Tschechei erobert haben. Vielleicht war das eine Bombe die vor Kriegsende 1945 noch von den deutschen eingesetzt wurde gegen die vorrückende russische (?) Armee.
    Was wäre die alternative? Eine Bombe aus der DDR Zeit?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Gute Frage. Eventuell, so könnte ich mir vorstellen, ist das Teil von der NVA mal "verloren" worden, oder auch von der Sowjetarmee. Eine Bombe aus dem Ersten Weltkrieg wird es wohl nicht sein, obwohl damals auch schon Luftangriffe geflogen wurden, allerdings mit Zeppelinen, die nachts nicht zu hören waren, und eine Luftabwehr gab es dementsprechend nicht.


    Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit dürfte die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg stammen. Luftangriffe dürfte es dort einige gegeben haben; in Ludwigsfelde wie in der benachbarten Genshagener Heide waren Flugzeugwerke angesiedelt.

  • Ja aber einen Luftangriff auf Berlin im 1. Weltkrieg wäre mir neu. Wobei ich das nicht sicher sagen kann. Im Zuge der Herstellung und auslieferung deutscher Bomben im 1. Weltkrieg könnte ich mir das vorstellen. Aber ich denke die Bome wäre so alt, dass die das dann leicht zuordnen könnten. 1939-45 und 1946-Jahrx ist dann schon schwerer auseinander zu halten.


    Von daher denke ich auch, dass der 2. Weltkrieg wohl korrekt ist. Kann ja auch sein, dass es eine deutsche Bombe war, die die Russen erobert haben, mit einen eigenen Zünder ausgestattet haben (keine ahnung wie das teschnich abläuft) und im Rahmen der Endkämpfe vor Berlin die Bombe zum Einsatz bringen wollten.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich hab jetzt nicht recherchiert, aber Bombenangriffe aus dem Ersten Weltkrieg sind ausgeschlossen. Die Kampfflugzeuge hatten Maschinengewehre und haben sich ihren eigenen Luftkampf geliefert, und einen Bombenangriff mit einem der langsamen und trägen Zeppelinen zu versuchen, wäre bescheuert. Soviel ich weiß, wurden die zu Aufklärungszwecken eingesetzt. Und was soll das bringen, wenn ein Zeppelin hier und da mal eine Bombe runterwirft und ewig lang später irgendwoanders eine zweite.
    Für Bombenangriffe braucht man schnelle Flugzeuge, die auch Gewicht tragen können. Und das gab es im Ersten Weltkrieg nicht. Und man kann ja auch nicht irgendeine Bombe runterfallen lassen, sondern nur solche, die beim Aufprall auch explodieren. Stellungskriege hätte es auch nicht gegeben. Da hatte man Angst vor Stollen, die man unter die Gräben gegraben hat und in denen man Sprengsätze angebracht hat.
    Ich weiß nicht, wann man mit Fliegerbomben angefangen hat, aber das können frühestens die dreißiger Jahre gewesen sein. Und (im Rahmen der damaligen Möglichkeiten) wurden sie erst mit den alliierten Luftangriffen auf Deutschland "perfektioniert".
    Man darf auch nicht vergessen, dass selbst Panzer erst im Laufe des Ersten Weltkriegs entwickelt wurden, und selbst die waren ewig lang ineffektiv. Aber die Achsenmächte haben auch diese Entwicklung verschlafen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Doch, soweit ich weiss sind Bombenangriffe mit Zeppelinen tatsächlich im 1. Weltkrieg durchgeführt worden. Wobei sie, wie Du schon schreibst, nicht besonders effektiv waren. Und auch nicht im großen Rahmen durchgeführt wurden. Aber deutsche Angriffe auf England gab es soweit ich das noch im Kopf habe...?


    In den 30er Jahren gab es schon die Bemühungen (soweit ich weiss von deutscher Seite aus) Bombenkriege durch die Luft international zu ächten und zu unterbinden (wie genau, kann ich aus dem Stand nicht sagen, aber wahrscheinlich im Rahmen der Genfer Konventionen..?). Leider blieb dies fruchtlos.
    Also das zeigt mir, dass es das vorher schon gegeben haben muss. Wobei es natürlich möglich ist, dass man wusste, dass so etwas Machbar ist und man die Folgen sich schon denken konnte und deswegen das schon verhandeln wollte, bevor es zu solchen Kriegerischen Massnahmen überhaupt gekommen war.


    Zitat

    Aber die Achsenmächte haben auch diese Entwicklung verschlafen.


    Auch hier habe ich in einer "Dokumentation" (N24 oder sowas?) gehört, dass auch die Achsenmächte an Panzern gearbeitet haben, die Engländer aber früher damit fertig waren (oder mehr Energie rein gesteckt haben und deswegen besser voran kamen). Hinzu kam, dass die Einsätze der Panzer eine Katastrophe zu Beginn waren und erst sehr spät konnte man damit Erfolge erzielen. Das könnte auch ein Grund sein, warum man bei den Achsenmächte die Produktion nicht weiter voran getrieben hat, weil es eben kein Vorteil war in den ersten Phasen.


    Tut mir sehr leid, wenn ich zu all dem keine genauen Quellen nennen kann. Das ist alles durch Dokus und Büchern angelesen/angeeignet. Muss also nicht alles korrekt sein.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Das mit den Panzern war so, dass man in Deutschland die Entwicklung von Panzern zuerst nicht ernst genug genommen hat. Man hat zwar versucht nachzuziehen, aber wie du schon sagst, man ist bis Kriegsende nicht fertig geworden. Modelle gab es einige, aber weiter ist man in der Entwicklung nicht gekommen (Vielleicht haben wir ja dazu sogar die gleiche Doku gesehen - meine war nämlich auch auf Phoenix oder einem ähnlichen Sender ;) ). Mir hat vor einiger Zeit auch mal jemand, der sich in der Thematik ein wenig auskennt (allerdings weiß ich nicht wieviel genau ;) ), dass sie erst gegen Ende des Kriegs etwas bewirkt haben. Allerdings hab ich mir das zum Teil auch so erklärt, dass die Achsenmächte gegen Kriegsende dermaßen erschöpft waren, dass dann so gut wie alles das Kriegsende vorangetrieben hat.
    Allerdings hab ich auch mal gelesen, dass die Panzerentwicklung bis zum Zweiten Weltkrieg auch nicht so großartig weitergegangen ist - insbesondere, wenn man bedenkt, dass zwanzig Jahre mögliche Entwicklungzeit dazwischen gelegen haben.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Gerade wenn man mal bedenkt, dass der Frankreichfeldzug 1940 u.a. deswegen gewonnen wurde, weil die Wehrmacht die Panzer viel effektiver nutzte und Frankreich in dem Thema weit hinterher hinkte. Wichtigste Punkte:


    - Deutsche Panzer standen untereinander und mit den Befehlshabern durch Funk in Kontakt. Das gab es bei den Franzosen noch garnicht, was dafür sorgte, dass sie fast blind gegen den Feind gerollt sind
    - Die deutschen Panzer konnten durch mobile Tankstellen sehr zügig getankt werden, sodass es da keinen großen Zeitverlust gab beim Vormarsch


    Das zeigt denke ich sehr gut, wie unterschiedlich hier die Entwicklung noch war und wie sehr das Thema vor dem 2. Weltkrieg oft noch vernachlässigt wurde.


    Einen weiteren Punkt, der zu diesem Thema passt, habe ich schon in einen anderen Bezug erwähnt:


    Zitat

    Ich habe mal gelesen, dass die Deutschen auch im Polenfeldzug tschechische Panzer verwendet haben, die sie bei der Annextion der Rest-Tschechei erobert hatten.


    Was eben auch zeigt, wie schlecht die Panzerrüstung wohl gewesen sein muss.


    Achja, es kann gut sein, dass das die selbe Doku war. Sehr pathetisch, mit vielen Computeranimationen usw. Und ich habe auch im Hinterkopf, dass erst zu Kriegsende die Panzer wirklcih größere Erfolge aufzeigen konnten.


    Die "Blitzkrieg" wäre ohne die Panzertechnik nie in diesem Ausmaß umsetzbar gewesen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Tut mir sehr leid, wenn ich zu all dem keine genauen Quellen nennen kann. Das ist alles durch Dokus und Büchern angelesen/angeeignet. Muss also nicht alles korrekt sein.


    Das ist ja kein so emotional aufgeladenes Thema. Ich glaub, da kann man auf Quellen schon mal verzichten ;)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ja wobei ich auch bei den emotionalen Themen das nicht immer kann, außer es sind aktuelle Themen die ich mir gerade erst angelesen habe (z.B. tagesaktuelle Politik) oder ich weiss zufällig noch die Quelle. Man weiss halt auch nie welches Thema dann emotionsgeladen wird am Ende ;) Da die Quellenangabe aber so oft gefordert wurde in letzter Zeit, erwähne ich das mal mit. Man muss ja nicht alles direkt als ultimative Wahrheit übernehmen, was ich meine mal gehört/gelesen zu haben.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Bei Wikipedia steht recht viel zum Thema Luftangriffe im Ersten Weltkrieg:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Luftkrieg#Erster_Weltkrieg


    Hier mal die (für mich) interessantesten Ausschnitte:


  • Das hätte ich tatsächlich nicht gedacht - wie gesagt, ich bin nur von dem ausgegangen, was ich bis jetzt vom Ersten Weltkrieg gehört bzw gelesen haben, was nicht wenig ist. Aber ein Luftkrieg hat da nie eine Rolle gespielt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Nein, natürlich nicht. Die rasante Entwicklung kam erst nach dem Krieg, und erste verheerende Ergebnisse gab es 1937, als Guernica, eine baskische Stadt, von deutschen Kampfbombern praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die Deutschen haben die Entwicklung also mit vorangetrieben, das Ergebnis dessen beschäftigt uns noch heute. Allein in Hamburg werden ca. 3.000 Bomben im Untergrund vermutet, in Deutschland über 100.000.


    Und sie sind gefährlich! Viele von ihnen sind mit einem Langzeitzünder ausgestattet. Sie explodierten also nicht sofort, sondern sollten erst hochgehen, wenn die Menschen wieder aus den Bunkern kamen. Die chemische Zersetzung, die das möglich macht, setzte sich aber - bis heute - bei den Blindgängern nicht in Gang, kann aber irgendwann noch passieren. So ist z.B. eine Bombe an einem Radweg in München 2011 in die Luft geflogen.


    Warum holt man sie also nicht einfach raus? Wie immer - der Kosten wegen. Bombenentschärfen ist Ländersache, es sei denn, es handelt sich um eine Deutsche Bombe, wie jetzt in Ludwigsfelde. Doch die sind nachvollziehbar eher die Ausnahme.


    Ich selbst habe schon auf so manch einer Bombe gesessen, wie ich später erfahren habe. Wo heute noch welche befinden, lässt sich übrigens immer noch feststellen, ist aber arbeitsintensiv.


    Dazu habe ich einen interessanten Artikel bei Zeit Online gefunden. Dort wird die Lage ausführlich beschrieben. Da ist auch zu lesen, warum ein Besuch bim Oktoberfest von Jahr zu Jahr riskanter wird:


    http://www.zeit.de/2014/14/fliegerbomben-blindgaenger

  • Zitat

    Und sie sind gefährlich! Viele von ihnen sind mit einem Langzeitzünder ausgestattet. Sie explodierten also nicht sofort, sondern sollten erst hochgehen, wenn die Menschen wieder aus den Bunkern kamen. Die chemische Zersetzung, die das möglich macht, setzte sich aber - bis heute - bei den Blindgängern nicht in Gang, kann aber irgendwann noch passieren


    So eine Bombe war das in Schwabing vor ca. 4 Jahren die man gesprengt hat. Nur hat man es laut eines TV-Berichts nicht so zugeordnet. d.h. man hat alles zur Sprengung mit Helfern usw. vorbereitet und der Zünder war bereits "am laufen". Die Bombe hätte jeden Moment hoch gehen können, was glücklicherweise nicht geschehen ist. Das wäre eine große Katastrophe geworden.


    Zitat

    Ich selbst habe schon auf so manch einer Bombe gesessen, wie ich später erfahren habe. Wo heute noch welche befinden, lässt sich übrigens immer noch feststellen, ist aber arbeitsintensiv.


    Bei dieser Schwabinger Bombe war ich auch schon 2-3 Meter drüber gestanden - während eines Punk-Konzerts.... wenn man sich das vor Augen hält... da wirds einem schon fast schwindelig :)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Bei dieser Schwabinger Bombe war ich auch schon 2-3 Meter drüber gestanden - während eines Punk-Konzerts.... wenn man sich das vor Augen hält... da wirds einem schon fast schwindelig :)


    Sorry für den Themawechsel, aber das hört sich für mich interessant an - ohne Ironie ;)
    Welche Band war das denn?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)