Ich habe euch nicht vergessen

  • Gestern habe ich mir den Film "Ich habe euch nicht vergessen" angeschaut. Es ist eine Dokumentation über den "Nazi-Jäger" Simon Wiesenthal, der u.a. Adolf Eichmann gefasst hat.


    Hier ein Ausschnitt auf meiner Rezension:


    Clausewitz bezeichnete schon im 19. Jahrhundert in seinem Werk "Vom Kriege" den Krieg als "die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln". Den ersten Band dieser theoretischen Aufarbeitung betitelte er mit der Überschrift "Über die Natur des Krieges". Heute, im 21. Jahrhundert neigt man dazu, solche Anschauungen schon fast als "pervers" einzustufen. Der Krieg als natürliche Angelegenheit? Eine Selbstverständlichkeit, die jeder Mensch in sich trägt? Wirft man einen Blick zurück – 100 Jahre reichen schon – wird man bei genauerer Betrachtung feststellen, dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig ist. Denn die Geschichte der Menschheit war immer mit Kriegen verbunden. Kriegerische Auseinandersetzungen wurden sogar als wichtig angesehen und man verband mit ihnen auch zahlreiche positive Dinge. Zur vorletzten Jahrhundertwende verehrte man beispielsweise den heute schon fast vergessenen Nationalhelden der 1. Stunde noch in jeglicher Form: Hermann der Cherusker, der im Jahre 9 nach Christus die Römer durch eine legendäre Schlacht im Teutoburger Wald von den germanischen Grenzen fern hielt. Edelmutig hat man ihn in Erinnerung behalten. Er ging als "Held" in die Geschichte ein. Doch wie grausam und blutig dieser Konflikt war, wird nicht beleuchtet. Warum auch? So eine Geschichte wirkt viel besser, wenn man sie auf das Wesentliche beschränkt, nämlich auf das Ergebnis, was die Schlacht erzielt hat. Nicht-vorhandene Medien wie Fotografie oder Videoaufnahmen helfen dabei, die grausamen Dinge nicht weiterhin zu beachten. So war das über Jahrtausende. Die Menschheit hat sich stets bekriegt. Und Grausamkeiten waren an der Tagesordnung, nicht nur im Kriege. Die im frühen 20. Jahrhundert aufkommenden neuen Medien und der durch die 2. Reichsgründung überkochende Nationalismus im Deutschen Reich sorgte des Weiteren für eine nie da gewesene "Kriegsgeilheit". Durch gezielte Propaganda und Erziehung hat man schon die Jüngsten zum Kriege hin geführt. Da man auch schon lange keinen Krieg mehr verloren hatte und die letzten Kriege immer relativ zügig und dadurch entsprechend "ehrenvoll" abgewickelt wurden, hatte man auch keinerlei negativen Eindruck davon gehabt. Mal abgesehen von nur wenigen Verlusten hatte man auch nur Gutes vom Krieg gehabt. Angefangen von den Napoleonischen Befreiungskriegen, die Freiheit und Unabhängigkeit mit sich trugen, weiter bei dem Deutsch-Deutschen Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich, der zwar das Ende des deutschen Bundes als Folge hatte, dafür aber nur wenige Jahre später im Deutsch-Französischen Krieg für ein lange angestrebtes geeintes Reich sorgte. Allein durch Kriege hat man diese Freiheiten erkämpfen können. Aus diesem Grund war die Gesellschaft damals so sehr auf Krieg eingestimmt. So kann man auch verstehen, warum so viele jubelnd in den ersten Weltkrieg gezogen sind. Doch aus den Wochen oder Monaten, in denen man wieder zu Hause sein wollte, wurden Jahre. Und unzählige Männer kamen nie wieder heim. Der Krieg hatte neue Dimensionen erreicht, die man sich bis dahin niemals ausgemalt hat. Neue Waffen wurden eingesetzt und die neuen Medien wurden gezielt genutzt. Am Liebsten um aufzuzeigen, wie grausam die Feinde vorgehen, um den Hass in den eigenen Reihen zu schüren.


    Diese Dinge haben den Krieg in ein ganz neues Licht gerückt, auch im positiven Sinne. Endlich konnte man zeigen und auch für die Nachwelt erhalten, welche Grausamkeiten im Krieg begangen werden. Unterschiede gibt es sicherlich überall. Manche sind Grausamer, als andere, aber eins haben allesamt gemeinsam, sei es Julius Cäsar, Arminius, Karl V., Napoleon Bonaparte, Kaiser Wilhelm II., Mussolini, Adolf Hitler, Lyndon B. Johnson, Putin oder George W. Bush Senior und Junior: In ihrem Namen wurde gemordet. Menschen wurden gequält, umgebracht, gefoltert und misshandelt. Sowohl "Soldaten" als auch "Zivilisten". Und das 20. Jahrhundert brachte zwar mit sich, dass man einerseits zwar schlimmere Mittel im Krieg einsetzen konnte, aber andererseits eben auch, dass man die Medien nicht nur als Propaganda-Mittel zum Einsatz bringen konnte, sondern auch zur allgemeinen Aufklärung...


    Hier meine komplette Rezension: http://www.tv-kult.com/kritike…euch-nicht-vergessen.html



    Hat ihn schon mal jemand gesehen? Wie findet ihr den Film?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hammer Rezension! Da haste aber alles gegeben.


    Die Doku finde ich auch ziemlich gut gemacht und wie du schreibst, der größte Vorteil ist, dass sie so viele Originalaufnahmen von Wiesenthal hatten, in denen er selbst von seinem Leben erzählt. So wirkt alles viel authentischer.