Kriegen Schmidt & Pocher Ärger?

  • Dass weder Schmidt noch Pocher gerne ein Blatt vor den Mund nehmen, ist ja allgemein bekannt. So waren beide schon mehrfach deswegen in den Schlagzeilen. Und dass sich das bei einem Wechsel zu den Öffentlich-Rechtlichen nicht ändern wird, hat sich auch jeder denken können. Doch jetzt scheinen die beiden Moderatoren wieder einmal einen empfindlichen Punkt getroffen zu haben. Denn schon bei der ersten Folge ihrer gemeinsamen Sendung haben sie den "Nazometer" eingeführt: ein kleines Kästchen, welches einen Alarmton von sich gibt, wenn man nationalsozialistische Begriffe oder Anspielungen verwendet. So wurden Stimmen seitens des SWR und der Israelitischen Religionsgemeinschaft laut. Denn provokante Anspielungen auf den Genozid seien hierbei vollkommen fehl am Platz. Ob und welche Folgen es geben wird, kann an dieser Stelle noch nicht gesagt werden.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Also gut, ich fand auch, dass an der ersten Folge noch einiges zu verbessern gewesen wäre, aber die zwei brauchen ja auch ein bisschen Zeit, um sich einzuspielen. Ich fands schon ganz lustig.


    Den Nazometer übrigens auch. Ich finde, man sollte sich nicht immer so anpissen, wenn mal irgendwo das Wort Nazi fällt.

  • Liegt einfach in der Menthalität in diesem Land. Klar sollte es Grenzen geben aber gerade in einer Sendung die mit Ironie und Sarkasmus nur so durchspickt ist, sollte man sich mal nicht ins Hemd machen.


    Aber ist auch nur die beste Werbung für die Sendung.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Na ok. Ehrlich gesagt fand ich persönlich das mit dem Nazometer nicht weiter weltbewegend. Ich dachte mir nur: "Oh oh.. da wirds wohl einige Kritiken geben!" Aber wenn man sich manch andere Comedy-Serien oder Filme anschaut, gehen die genauso an diese Grenzen! Man bedenke nur Switch. Darüber regt sich auch keiner auf. Is schon ein komisches Land.

  • Im Prinzip fand ich die Idee mit dem Nazometer zwar ganz witzig, aber die Bemerkung von Pocher mit dem Gasherd hätte wirklich nicht sein müssen. Gewisse Grenzen muß es einfach geben. Aber Pocher ist ja dafür bekannt, Grenzen gezielt zu überschreiten. Wie damals, als er in "Wetten daß?" vor Millionen Zuschauern eine Frau wegen ihres Aussehens verspottet hatte und er sogar Schmerzensgeld zahlen mußte. Er will wohl absichtlich Tabus brechen und legt es auf Ärger an, oder vielleicht handelt er auch nur unüberlegt.
    Trotz dieser Entgleisung finde ich die Sendung "Schmidt und Pocher" aber insgesamt doch ziemlich gut, mit das beste aus dem Comedy-Bereich, was z.Zt. läuft.

  • Ich will mal sagen, daß einem die Grenzen normalerweise durch den "gesunden Menschenverstand" bewußt sein sollten. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, daß über Völkermord und ähnliche Gewaltverbrechen keine Witze gemacht werden dürfen, die die Gefühle der Opfer oder deren Angehörigen verletzen könnten. Ansonsten sollte natürlich fast alles erlaubt sein, insgesamt sollte man schon nicht so verkrampft sein und es gibt genug gute Parodien über die Zeit des Nationalsozialismus. Aber es gibt eben die Grenzen, die man als vernünftiger Mensch kennen muß. Man kann und soll Witze über Täter machen, aber nicht über Opfer.
    Bei Pocher gehe ich schon davon aus, daß er ganz gezielt Tabus brechen will und daß er genau weiß, daß das nicht richtig ist.

  • zum einen denke ich mir, dass man nicht "geschockt" sein darf, in einer sendung mit pocher und schmidt so etwas zu sehen. ich stelle mal die these auf, dass 90% ihrer fans, zu denen ich mich auch zähle, genau so etwas sehen wollen. allgemein finde ich einen solchen umgang (solange denn die viel besprochenen "grenzen" eingehalten werden) mit unserer geschichte weitaus besser als einen verkrampften. natürlich, das mit dem gasherd ist krass. aber stimmt schon, der herr pocher möchte tabus brechen. ich denke mir aber, dass das wichtigste dann ist, zu wissen, wie das ganze gemeint ist, und welche meinung pocher denn wirklich hat. und wie anfangs schon gesagt, wer sich pocher und schmidt ansieht wird auch in zukunft mit solch spitzem humor rechnen müssen. und ich freue mich darauf! :)

  • Zitat

    Johof postete
    Ich will mal sagen, daß einem die Grenzen normalerweise durch den "gesunden Menschenverstand" bewußt sein sollten. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, daß über Völkermord und ähnliche Gewaltverbrechen keine Witze gemacht werden dürfen, die die Gefühle der Opfer oder deren Angehörigen verletzen könnten. Ansonsten sollte natürlich fast alles erlaubt sein, insgesamt sollte man schon nicht so verkrampft sein und es gibt genug gute Parodien über die Zeit des Nationalsozialismus. Aber es gibt eben die Grenzen, die man als vernünftiger Mensch kennen muß. Man kann und soll Witze über Täter machen, aber nicht über Opfer.
    Bei Pocher gehe ich schon davon aus, daß er ganz gezielt Tabus brechen will und daß er genau weiß, daß das nicht richtig ist.

    Lustig nur, dass die derbsten Witze (in diesem Fall) von Juden selber kommen. Folgender ist mir z.B. von einem Juden selbst erzählt worde:
    "Fährt einem Juden der Zug vor der Nase weg. "Alles Antisemiten!", murmelt der."


    Ich denke auch, dass man, wenn man Schmidt und Pocher guckt, sowas erwarten muss. Vor allem muss man sehen, dass das ganze Nazometer-Ding eine Satire auf Eva Hermann und ihre Aussagen waren und nicht gegen irgendwelche Opfer gingen. Deutschland braucht dringend mehr Humor bei diesem Thema.

  • Wenn man sagt, dass man mit diesen Witzen Menschen und Angehörige verletzten kann dann frage ich mich, bei welchen Minderheiten-Witzen das nicht der Fall ist? Gut, Witze über einen Genozid sind natürlich härter einzustufen als über Klischees (Polen klauen, blondinen sind doof). Aber Witze sind nunmal dafür da, nicht ernst genommen zu werden und manchmal auch durch eine harte Art und Weise etwas deutlich zu machen.


    Und wie ich in der News schon geschrieben habe. Man kennt Schmidt. Man kennt Pocher. Und was bei rauskomen kann, wenn beide aufeinander treffen, konnte sich jeder denken. Solange solche Sprüche die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel wird sollte man das - wenns einem nicht gefällt - kopfschüttelnd wegstecken.


    Das soll jetzt nicht heissen, dass ich entsprechende Witze und Sprüche für gut befinde. Den hintergründigen Humor eines Schmidts mag ich da natürlich tausend mal lieber, aber auch er bringt gerne mal ähnliche sachen. War ja auch schon immer so, dass er da zwei Schienen fährt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zitat

    sk postete
    Den hintergründigen Humor eines Schmidts mag ich da natürlich tausend mal lieber, aber auch er bringt gerne mal ähnliche sachen. War ja auch schon immer so, dass er da zwei Schienen fährt.

    Das ist wohl ein wichtiger Punkt, der Humor von Schmidt ist unbestritten auf einem anderen Niveau als der Pennäler-Humor von Pocher. Darum wird der Humor von Schmidt und Pocher auch jeweils anders wahrgenommen. Es kommt wohl nicht nur darauf an, was man sagt oder wie man es sagt, sondern auch wer es sagt, ganz unbewußt.

  • Gestern hat Michael Kessler bei seinem Auftritt im Gernsehclub in Frankfurt übrigens auch Oliver Pocher wegen seiner Äußerungen im Nazometer-Sketch kritisiert. Kessler hat über seine Hitler-Parodie in der Reihe "Obersalzberg" in "Switch reloaded" gesprochen. Dabei hat er klar gemacht, daß man natürlich auch mit Hitler und dem Dritten Reich Comedy machen kann. Gleichzeitig hat er aber auch betont, daß alles in "Obersalzberg" wohl überlegt und durchdacht ist und daß gewisse Sachen dabei nicht angesprochen werden dürfen. Es ginge in erster Linie darum, die Person Hitler und das ganze System möglichst lächerlich aussehen zu lassen, dabei müsse der Sketch insgesamt aber harmlos bleiben. In diesem Zusammenhang kam er auch auf Pocher zu sprechen und meinte, daß so etwas in der Art bei "Switch" undenkbar wäre.