Verschwundene Stars - entdeckt! So ging's!

  • Irgendwie ist dieser Thread etwas trocken, was ich übrigens auch gut finde, weil man so den einen oder anderen Namen leicht finden kann. Allerdings stecken dahinter ja oft Jahre an Forschung. Sowas könnte man hier reinstellen. Das gibt dann auch gleich ein paar Hinweise, wenn man sich selbst mal auf die Pirsch machen will ;)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Hm ja, los ging's mit einer Fußnote in Hans-Gerd Kochs Gesamtausgabe der Kafka-Briefe. Darin sind Sibyl Smolovás Lebensdaten mit 1886–1972 angegeben, was sonst nirgends zu finden war. So habe ich Prof. Koch einen Brief geschrieben, den er prompt beantwortete und mir unveröffentlichte Informationen über ihr Leben zur Verfügung stellte, die er in den 1990ern von einem tschechischen Forscher bekommen hatte. Diese wiederum beruhten auf Tonbandinterviews, die ein Historiker namens Lumír Kuchař 1967 mit Sibyl Smolová aufgenommen hatte. In den Notizen stand, sie sei in der tschechischen Gemeinde Val geboren und verstorben. So schrieb ich ans dortige Gemeindeamt, bekam aber nach einiger Zeit die Antwort, dass sie dort nicht aktenkundig sei. So kam ich erstmal ins Stocken. Erst nach einigen Monaten und wiederholten Nachfragen meinerseits suchte mir der Bürgermeister dann Infos aus der Gemeindechronik raus, denen u. a. zu entnehmen war, dass die Smolová ihre letzten Lebensjahre bei ihrer Nichte in Prag verbrachte und dort verstorben sei. Nun ist es allerdings kein leichtes Unterfangen, bei 22 Prager Standesämtern das richtige herauszufinden. Zunächst versuchte ich lang vergeblich, die benötigte Info von der Staatsbürgerkartei im Tschechischen Innenministerium zu bekommen, doch leider biss ich dort auf Granit, angeblich wg. Datenschutz... So blieb mir also nichts anderes übrig, als der Reihe nach alle Prager Standesämter anzuschreiben und um Nachschau zu bitten. Glücklicherweise war bereits der 8. Versuch von Erfolg gekrönt. Dass all dies z. T. mit langen Wartezeiten verbunden war, versteht sich von selbst.


    Naja, und die restlichen biographischen Infos waren dann halt noch verschiedener Literatur zu entnehmen, ist ja alles im Wikipedia-Artikel verlinkt. Zu guter Letzt stellte ich noch fest, dass im Interviewband "Die Frau im Film" von 1919 die Beiträge von Sibyl Smolová und Lya Mara vertauscht worden waren. So kam nach mehr als 100 Jahren raus, dass die Smolová NICHT Tänzerin in Riga und Warschau war und von Friedrich Zelnik nach Deutschland geholt wurde (all dies trifft hingegen auf Lya Mara zu, von der man das ohnehin bereits aus anderen Quellen wusste).


    Noch Fragen? ;)

  • Steffi Walidt (1889-1985) hat Organoeda und mich jetzt auch gut eineinhalb Forscher-Lebensjahre gekostet ^^ Nachdem ich ihr Geburtsdatum und ihren Geburtsnamen hatte, hatten wir fünf Gräber im Visier. Allerdings hat die gute Dame uns ein Schnippchen geschlagen, nachdem sie deutlich älter geworden ist, als wir erwartet hätten. Außerdem hat mich ihre wie geschmiert laufende Marketingabteilung mit um die 400 Nennungen allein in online gestellten Zeitungen etwas abgeschreckt. Und ein verschlafenes Wiener Amt hat eine wichtige Unterlage nicht geschickt. Aber letzten Endes hat's doch noch geklappt - und das auch noch an ihrem Namenstag :thumbup: :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Lili Dominicis Biografie zu entschlüsseln war ein langgehegter Wunsch von mir. Sie war sozusagen eine "schlafende Prinzessin", wie einst Hedda Vernon oder Ria Jende. Dass sie so jung gestorben ist, war natürlich eine traurige Entdeckung :( Wobei ich ehrlich gesagt schon ein wenig den Verdacht habe, dass sie weitestgehend ein Kunstprodukt ihres in der Filmbranche aktiven Ehemanns war. Es ist schon auffällig, wie ihre Filme am Anfang ihrer Karriere von ihm finanziert wurden und sie außerdem in der Presse lanciert wurde - als Star bevor er überhaupt einer war. Naja, Chancen sind zu ergreifen, wenn sie sich bieten :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Hier haben Organoeda und ich noch ein Foto zu unserem Artikel zu Ria Ressel ergänzt. Wirklich eine tolles Bild. Wobei man auch bedenken muss, dass sie schon über 110 Jahre alt ist - also die Karte ;)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)