Recherche nach Personen der deutschen Filmgeschichte

  • Über das Thema haben wir ja schon in dem Thema "Schauspieler des deutschen Films, über deren Verbleib, und über deren weiteres Leben nichts bekannt ist"
    gesprochen:


    Zitat von Quax:

    Zitat

    "Schon sehr merkwürdig, dass ein Mensch einfach so verschwindet. Er muss doch irgendwo aufscheinen in einem Register. Online geht das nicht."


    Zitat von Nostalgie Fan:

    Zitat

    "Genau das wundert mich auch oft in der letzten Zeit. Von manchen Schauspielern der damaligen Zeit fehlt wirklich jede Spur. Und kaum jemand weiß, was aus ihnen geworden ist, nachdem sie ihren letzten Film abgedreht haben. Und es sind ja nicht nur ein paar Schauspieler, sondern ziemlich viele. Ich forsche ja auch viel zu Kinder- und Jugenddarstellern der 1930er und 1940er Jahren (nicht beruflich, sondern in meiner Freizeit) und da fehlt von einigen Darstellern wirklich jede Spur. Seit dem sie ihre Filmkarriere beendet haben, ist meistens nichts mehr über sie bekannt. Merkwürdig ist, dass das sowohl bei Kinder- und Jugenddarstellern als auch bei Erwachsenendarstellern der Fall ist. Und die Darsteller, die wir hier in den mittlerweile zahlreichen Themen haben, sind ja nur ein Bruchteil derer, die nach ihrer Karriere unauffindbar waren. Sowohl hier in diesem Thema als auch in dem Thema über die Kinder- und Jugenddarsteller habe ich noch einige Namen zu ergänzen, sobald ich dazu komme. Und ich habe noch einige Namen in weiteren Besetzungslisten entdeckt, die ich noch notieren muss. Und ich bin erst am Anfang meiner Recherche. Es scheint unzählige Schauspieler zu geben, deren Spuren sich verloren haben. Da frage ich mich auch öfter, wie so viele Schauspieler einfach "verschwinden" können? Ich bin mir in folgender Hinsicht ja nicht sicher, aber ich glaube kaum, dass diese Personen sich verstecken. Die führen wahrscheinlich ein ganz gewöhnliches Leben. Und trotzdem ist es gar nicht so einfach, sie zu finden, oder herauszufinden, was aus ihnen geworden ist.

    Zitat

    Quax, was Du über die Register schreibst, finde ich sehr interessant. Welche Register meinst Du? Die Register der Meldebehörden?"


    Zitat von Volker:

    Zitat

    "Falls diese Künstler schon in der NS-Zeit aktiv waren, gibt es mit den Akten der Reichstheater- und Reichsfilmkammer schon mal gute Quellen. Die Fragebögen enthalten (die leider oft nicht ganz korrekten) Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze. War der Gesuchte in Berlin gemeldet, kann man Glück haben und im Landesarchiv befindet sich noch eine Meldekarte zu ihm (bzw. in der Berliner Meldebehörde die Karten aus späteren Zeiten - früher so ab ca. 1960 - wo derzeit die Jahresschwelle liegt, weiß ich nicht genau). Darin ggf. neue Adresse in Berlin oder Wegzugshinweis auf eine andere Stadt, evtl. sogar Sterbedaten. Hat man einen korrekten Geburtstag (nach ca. 1875) kann man im zuständigen Geburtsstandesamt bzw. in dem Kommunalarchiv, in welches diese Geburtenbücher abgegeben wurden fragen, ob beim Geburtseintrag die Sterbedaten beigeschrieben wurden. Viele Standesamtsunterlagen gibt es bereits online. Sehr viele z.B. aus dem Bestand der Berliner Standesämter im Landesarchiv Berlin. Sollte man Sterbedaten ermitteln, könnte man in der Stadt ggf. nachfragen, unter welcher Berufsbezeichnung der Gesuchte gestorben ist. Vielfach taucht da "Kaufmann" auf. Dies nur ganz kurz ein paar Schritte, die man gehen könnte - natürlich gibt es noch viel weitere Möglichkeiten. Aber aus eigenen Recherchen heraus kann ich das Gesagte bestätigen."


    Zitat von Quax:

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    "Danke für die vielen Tipps, Volker. Genau so sollte man bei Recherchen vorgehen. Das ist leider sehr zeitaufwändig aber das ist nun mal so. Habe meine Ahnen auch so gefunden.

    Zitat

    Nostalgie-Fan, ja ich meine die Register der Meldeämter. Geburtsregister, Taufregister, Heiratsregister, Sterberegister, etc... Bis 1938 war in Österreich die Kirche für das alles zuständig. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wurde das alles verstaatlich und die Aufgaben wurden der Kirche entzogen."


    Zitat von Nostalgie Fan:

    Zitat

    " Volker und Quax: Ich danke Euch für die spannenden Informationen. Die werden mir sicherlich noch oft nützlich sein.

    Zitat

    Volker: Weißt Du / wissen Sie, wie, beziehungsweise wo, man die Akten der Reichsfilmkammer sichten kann?

    Zitat

    Zitat von Volker:

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    "Die Fragebögen enthalten (die leider oft nicht ganz korrekten) Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze"

    Zitat

    "Das wundert mich jetzt etwas. Wissen Sie / weißt Du, warum die Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze, die auf den Fragebögen stehen, oftmals nicht korrekt sind? Die Reichsfilmkammer saß damals doch eigentlich an der Quelle, da die Filmschaffenden sich dort anmelden mussten, um überhaupt beim Film arbeiten zu dürfen?"

    Zitat

    Aber kann man in diesem Bereich überhaupt forschen, wenn man das nicht beruflich macht? Wenn ich mich jetzt zum Beispiel über Schauspieler informieren würde, die noch leben könnten, wie zum Beispiel Ernst Eberhard Reling, darf die Meldebehörde mir überhaupt Auskunft geben, wenn Ernst Eberhard Reling noch nicht verstorben ist?"


    Zitat von Volker:

    Zitat

    "Vielfach unkorrekt sind (das bekommt man aber oft erst im Zuge der Recherche heraus) die Geburtsdaten. Hatte aber auch schon Fälle, wo Schauspieler mehrere Geburtsorte angegeben haben. In einem Fall (Akte der Reichsfilmkammer) hat es ein Schauspieler fertiggebracht, im Laufe der Jahre drei Fragebögen mit drei unterschiedlichen Geburtsjahren abzugeben! Dreist! Für mich Urkundenfälschung bzw. Betrug. Wie gesagt, kein Einzelfall. Daher Übernahme aus Lexika etc. eigentlich mit Vorsicht zu genießen bzw. nur nach exakter Forschung endgültig publizieren. Habe ich früher oft verpasst, da ich die Dreistigkeit der Mimen nicht kannte - in offiziellen Fragebögen! Akten der Reichstheater- und Reichsfilmkammer sind im Bundesarchiv, Sitz Berlin, überliefert. Übrigens auch über Komparsen. Auch bei Anfragen an Meldebehörden möglichst einen wissenschaftlichen Grund der Anfrage angeben - also für eine wissenschaftliche Publikation etc. (muß ja nicht unbedingt so genau stimmen...) Es kommt auch drauf an, wo man die Anfrage stellt und wer sie bearbeitet... Mit Absagen (insbesondere bei Standesämtern) muß man immer rechnen. Apropos rechnen: Kostet natürlich meist was.....Jedenfalls ist das Ganze meist spannend und wenn es dann einen positiven Erfolg gibt, freut man sich. So vorgestern geschehen mit dem Schauspieler Georg Dücker. Sterbetag und -ort jetzt klar. Dann viel Erfolg!"


    Zitat von Vogel Specht:

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    "Dann ist das Alter von Eva May vielleicht doch falsch und sie war doch älter Austernprinzessin?

    Zitat


    Zitat von Nostalgie Fan:

    Zitat

    " Volker

    Zitat

    Danke für die Informationen. Mal sehen, was ich in Erfahrung bringen kann... Aber so ganz habe ich noch nicht verstanden, warum Schauspieler damals falsche Geburtsdaten angegeben haben? Das Geburtsdatum selbst dürfte für die Filmschaffenden doch eher eine Formalität sein?"


    Zitat von Vogel Specht:

    Zitat

    "Bei Frauen kenne ich Gründe, warum sie sich gerne jünger machen als sie sind ;-)"


    Zitat von Conrad:

    Zitat

    " Vogel Specht: Bei Eva May muss man natürlich auch noch an Grenzen denken, die einem die Biologie setzt ;) . Ihre Mutter war (zumindest offiziell) Jahrgang 1884."



    Zu dem Thema lässt sich sicherlich noch einiges schreiben. Ich kann mich auch noch erinnern, dass mir Conrad neulich eine sehr ausführliche Antwort zu meinen Nachfragen bezüglich seiner Recherchen geschrieben hat. Ich konnte die Antwort aus merkwürdigen Gründen leider nicht wiederfinden. Ich habe sie schon vor einigen Tagen gesehen, habe aber nicht genug Zeit gehabt, um das neue Thema einzurichten, und das Gespräch wieder aufzunehmen.


    Eventuell komme ich bald dazu, selbst Nachforschungen zu dem Thema anzustellen. Wann ich genau die Zeit dazu finde, kann ich jetzt noch nicht genau sagen

  • Oh, hättest du die Antwort gebraucht? Ich habe sie wieder gelöscht, weil ich dachte, Volker hätte schon alles gesagt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)