Filmpremieren im frühen Tonfilm

  • Ich finde, dass es schwer ist, sich einen Eindruck von einer Filmpremiere der damaligen Zeit zu machen. Wenn man sich über Filmpremieren heutzutage informiert, merkt man, dass diese dokumentiert werden durch eine ca. 5 Minütige Reportage. Gab es solche Reportagen damals auch, und falls ja, sind diese Reportagen erhalten geblieben?

  • Wahrscheinlich nur für Illustrierte und Filmmagazine. Ab den 30er Jahren ggf. auch im Rahmen der Wochenschau? Groß inszeniert waren die damals aber auch schon, wenn man allein überlegt, wieviel Mühe mans ich gegeben hat, die Kinos passend zum Film auszuschmücken und sonstige Promo-Aktionen (wie die Spione die durch Berlin liefen, um den Film "Spione" von Fritz Lang zu bewerben).

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Dann kann man also davon ausgehen, dass die Filmaufnahmen der Filmpremieren genau wie die Wochenschauberichte noch erhalten sind. 2018 sollen alle Folgen der Wochenschau in einer DVD Box erscheinen. Das wäre einerseits eine Möglichkeit nach Filmpremieren zu suchen. Andererseits müsste es doch Fragwürdig sein, die Wochenschau zu veröffentlichen, da es sich dabei um antisemitische Propaganda handelt.


    Was mich ebenfalls wundert ist, dass die Wochenschau laut dem herausgeber Alive - Vertrieb und Marketing/DVD, in HD-Qualität aufbereitet werden soll. Worauf ich hinaus will, wie kann es dazu kommen, dass Propagandafilmmaterial in einer Top Bildqualität der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, während Unterhaltungsfilme nur auf Youtubekanälen zu finden sind, und das auch nur, wenn sie vor ca 20-40 Jahren im Fernsehen gezeigt wurden?


    Außerdem sind HD-Veröffentlichungen meistens ein Privileg, dass Amerikanischen Filmklassikern eher zuteil wird als deutschen Filmklassikern?

  • Außerdem sind HD-Veröffentlichungen meistens ein Privileg, dass Amerikanischen Filmklassikern eher zuteil wird als deutschen Filmklassikern?


    Auch wenn es schon unzählige Male gesagt wurde: Wie man in Deutschland mit dem eigenen Filmerbe umgeht, ist schlimm. Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele immer noch in der Zeit feststecken, in der die Diskussion über Film als Kunst noch nicht einmal ernsthaft in Erwägung gezogen wurde.
    Wie gesagt: Paul Lenis Das Wachsfigurenkabinett und Joe Mays Das indische Grabmal habe ich nur in der amerikanischen Ausgabe mit englischen Zwischentiteln bekommen. Und das waren keine Billigveröffentlichungen, sondern von Image Entertainment und Kino on Video. Und wenn es nicht MoC gäbe, hätte ich Ernst Lubitschs Die Puppe bis heute noch nicht gesehen X(

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)