Verschwundene Stars

  • Ja, diesem Bild stehe ich auch schon seit längerer Zeit skeptisch gegenüber...

    Es passt sehr gut zu dem Profilfoto von Elvira Jende. Dann stellt sich die Frage, wo der Fehler passiert ist. Wurde das Bild dem falschen Film zugeordnet, oder die Schauspielerin dem falschen Film?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Na sowas, kaum ist unsere Austernprinzessin mal auf Urlaub, schlafen hier alle einschlägigen Threads ein... ;) Damit's nicht allzu langweilig wird, hier eine Passage aus Wolfgang Fischers Erinnerungen "Von Asta Nielsen bis Sonja Ziemann" (1958) – eine anschauliche Milieuschilderung der deutschen Filmbranche um 1920:


    „Es waren eben die Flegeljahre des Films. Man pfiff und randalierte in den Lichtspielhäusern, man beschimpfte sich in den Fachblättern, man enthüllte, drohte, erpreßte und gaunerte. Schwindelfirmen tauchten en masse auf, die Herren Filmhochstapler trieben ihr unsauberes Wesen, sogenannte Filmschulen neppten arme Filmbegeisterte, alles stürzte sich auf den Film, für alles mußte die Filmindustrie einstehen. Erst ein energischer Feldzug der seriösen Leute vom "Bau" konnte da eine Bresche schlagen. Dieser öffentliche Aufklärungsfeldzug tat aber wirklich not, denn das Wörtchen "Film" hatte schon einen faden Beigeschmack bekommen. – Einstweilen aber gastierten die Yellva de Fernandez, Ora Lee, Mabel May-Jong, Inge Heer, Mira Hart, Trude Santen, Lu Synd, Peggy Longard, Eri Era [Evi Eva], Sya [Lya] Sellin, Tassia Schirkoff, Ria Allard, Carmen Marah, Herma von Delden und wie sie alle hießen, noch in der oberen Friedrichstraße, dem Filmviertel Berlins. Aber, wie gesagt, man begann langsam zu sichten. Die Säuberungsaktion begann in der Filmbörse. Den Dämchen, die ihr "Hauptquartier" so zwischen Mohrenstraße und Unter den Linden hatten, wurde die Börsenkarte entzogen. Der Komparserie durften nur berufstätige Schauspieler angehören. Laut Statuten wenigstens. Die Wirklichkeit sah anders aus. Jeder Hilfsregisseur engagierte seine derzeitige Freundin. Geldgeber, Direktor, Regisseur und Operateur taten es ihnen nach. So kamen immer neue Menschen zum Film.“ (S. 10)


    Die "Dämchen" sind (außer Mabel May-Jong, Peggy Longard, Trude Santen, Lu Synd und Evi Eva) per Stand 2023 lauter verschwundene Stars, zumindest waren ad hoc keine weiterführenden Infos aufzutreiben. Zu Yellva de Fernandez gibt es in den RKK-Akten immerhin Geburtsdaten sowie den bürgerlichen Namen. Hat ansonsten jemand Ideen oder Material hierzu?

  • Ich habe heute eine Nachricht vom Stadtarchiv München bekommen. Leider konnten sie keine Meldeunterlagen unter den Namen Steinbrecher und Reinert finden. Auch in den Namensregistern der Standesämter ist für 1889 keine Thea Steinbrecher vermerkt :( Vom Bayerischen Staatsarchiv habe ich schon vor längerer Zeit eine Absage bekommen :( Das bedeutet dann wohl, dass ich wieder mal eine Vermisstenanzeige schalten muss. :(

    Nach mehreren Jahren ist es uns endlich gelungen, das Geheimnis um Thea Steinbrecher zu lüften. Schwierig gemacht hat es die Tatsache, dass ein Beamter ein falsches Todesjahr auf ihre Geburtsurkunde geschrieben hat - für Organoeda aber kein Hindernis :). Hier findet ihr den schönen Artikel, den Organoeda verfasst hat. Die Karte befindet sich im Original in meiner Sammlung :) Die Echtheit der Unterschrift hat ein Vergleich mit der Heiratsurkunde ergeben. Ganz offensichtlich gibt es sonst keine Unterschrift von Thea Steinbrecher online.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe eine Karte von Hilde von Gallé gekauft. Sie war reine Theaterschauspielerin mit einem wahren Auf und Ab in ihrer Karriere. Neben erfolgreichen Zeiten gab es auch Phasen, in denen sie vollkommen am Boden war, u.a. als sogenannte "Eintänzerin". Anfang der 30er Jahre hatte sie bereits zwei Selbstmordversuche mit Gift hinter sich, einmal mitten auf der Bühne. Danach scheint allerdings Stabilität in ihr Leben gekommen zu sein. In den späten 40er Jahren wird sie wieder in Zusammenhang mit einem Bühnenauftritt genannt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Theoretisch kann ich gleich mit der nächsten Tänzerin weitermachen ;) Ich habe grad eine signierte Karte von Surin Astor gekauft. Filmauftritte hatte sie wohl keine. Auf der Sammlerplattform Delcampe wird grad ein Nacktfoto von ihr angeboten. Ich habe allerdings keins :|

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe eine Karte einer Schauspielerin namens Marythé d'Or oder so ähnlich ersteigert. Sie scheint versucht zu haben sich mit einer eigenen Produktionsfirma zum Star aufzubauen. Nachdem ich aber nur einen Film mit ihr gefunden habe, war das Unternehmen wohl nicht von Erfolg gekrönt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe eine Karte einer Schauspielerin namens Marythé d'Or oder so ähnlich ersteigert. Sie scheint versucht zu haben sich mit einer eigenen Produktionsfirma zum Star aufzubauen. Nachdem ich aber nur einen Film mit ihr gefunden habe, war das Unternehmen wohl nicht von Erfolg gekrönt.

    Kategorie "Verschwundene Filmfirmen"

    d'Or Film Co. GmbH, Berlin, W35, Potsdamer Straße 38, Gegründet 1922, Geschäftsführer: Alfred Meyer


    Im Juni 1922 wird ein Film "Die Modekönigin" der d'Or Film angekündigt, mit der Schauspielerin Traute Tinius, von den Rotter-Bühnen.


    Meyer war Schauspieler und Produzent. 1923 gründete er mit einem Helmuth Glintzer die "Me-Gli Filmgesellschaft" in Berlin.

  • Die fällt dann wohl in die Kategorie "...und wie sie alle hießen" bei Wolfgang Fischers "Dämchen" ^^

    Vermutlich ^^ Ich habe einen Film mit ihr gefunden auf imdb: "Der Paradiesapfel", Drehbuch immerhin Walter Schmidthässler. Auf der Starkarte heute hebt sie ihren (erhofften) Starstatus nochmal besonders hervor, bei der eigenen Produktionsfirma vielleicht verständlich? Hoffen wir, dass die Post nicht wieder irgendeinen Sch**ß baut und die Karte wirklich bei mir ankommt. Solche "und wie sie alle hießen"-Damen finde ich immer besonders spannend :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Im Juni 1922 wird ein Film "Die Modekönigin" der d'Or Film angekündigt, mit der Schauspielerin Traute Tinius, von den Rotter-Bühnen.

    Es ist die Frage ob es zu dem Film überhaupt noch gekommen ist. Gefunden habe ich ihn nicht, und in Traute Tinius' Filmografie taucht er auch nicht auf.

    Traute Tinius wäre auch mal ein interessantes Forschungsobjekt :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Es ist die Frage ob es zu dem Film überhaupt noch gekommen ist. Gefunden habe ich ihn nicht, und in Traute Tinius' Filmografie taucht er auch nicht auf.

    Traute Tinius wäre auch mal ein interessantes Forschungsobjekt :)

    Als weiters Personal des Films "Die Modekönigin" wird noch genannt: Marythé d'Or (Hauptrolle), Erich Kaiser-Titz, Eduard von Winterstein, Erich Poremsky, Ellen Wenkhaus und Areta Woltze. Regie: Willy Mehlig.


    Areta [Arete] Woltze, auch ein verschwundener Star.

  • Ich habe eine Karte von Hilde von Gallé gekauft. Sie war reine Theaterschauspielerin mit einem wahren Auf und Ab in ihrer Karriere. Neben erfolgreichen Zeiten gab es auch Phasen, in denen sie vollkommen am Boden war, u.a. als sogenannte "Eintänzerin". Anfang der 30er Jahre hatte sie bereits zwei Selbstmordversuche mit Gift hinter sich, einmal mitten auf der Bühne.

    Heute ist die Karte angekommen :)

  • Von Surin Astor weiß ich nur, dass sie Tänzerin war. Neben dieser Karte wird im Moment ein nicht signiertes Nacktfoto von ihr angeboten. Vor kurzem wurde eine signierte Karte aus der ersten Hälfte der 30er Jahre verkauft. Die hatte ein ziemlich biederes Motiv.

  • Areta [Arete] Woltze, auch ein verschwundener StStar.

    Offensichtlich hat sie 1917 versucht, eine eigene Serie aufzubauen, die aber nach zwei Folgen eingestellt wurde - falls Lamprecht zuverlässig ist.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

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