Beiträge von Austernprinzessin

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    Das sind doch alles „Typen“. Die diesen Krieg verfluchen, aber trotzdem funktionieren und sich freuen, wenn sie einen Geleitzug abschießen können. Und dann wiederum vom schlechten Gewissen geplagt sind, wenn sie den Feind ersaufen sehen.

    Wenn der Film wirklich ernsthaft versuchen würde, den Kriegs nachvollziehbar (oder was auch immer) zu machen, dann würde er sich nicht mit "Typen" zufrieden geben, sondern vermitteln, dass hinter jedem einzelnen Soldat ein "Mensch" ist.

    Natürlich ist das kaum zu schaffen, aber wie gesagt, wir reden über ein Prädikat nach dem Motto "bester deutscher Film überhaupt". Und Fritz Lang schafft das in M.

    Zitat

    Ich finde das schon irgendwie tiefenpsychologisch, das muß mir keiner mit Worten erklären, das kann man sich doch denken, wie die sich fühlen.


    Das ist ja auch genau der Punkt: Tiefenpsychologische Theorien sind zunächst einmal psychologische Theorien, von denen es viele gibt, und die sich teilweise diametral gegenüberstehen. Und bei echter Kunst muss man sich nicht "denken", was die Charaktere fühlen, sondern man wird mit hineingenommen. Dazu bleibt DAS BOOT viel zu sehr an der Oberfläche und ist zu sehr Actionfilm.

    Nochmal: Ich sage nicht, dass er kein guter Actionfilm ist, aber er besitz nicht die psychologische Tiefe von M.

    Zitat

    Inwiefern?

    Meinem Opa hat‘s bei Monte Cassino das Trommelfell weggehauen, und als er wiederhergestellt war, hat er trotzdem, wie wenn nichts gewesen wäre, lachend vor dem Panorama von Florenz für ein Foto posiert, dass er dann meiner Oma geschickt hat.

    Ungefähr vergleichbar mit den jungen Leuten in Das Boot.

    Weder so ein Foto, noch die Szenen mit den jungen Leuten in DAS BOOT schließen zwangsläufig eine psychologische Ebene mit ein. Aber selbst wenn sie das täten, ist so ein Verhalten psychologisch ganz leicht zu erklären: Je nachdem, in welcher Rolle sich ein Mensch befindet, hat er einen anderen Bezugsrahmen, der sein Verhalten normiert und entsprechend dem er sich verhält. Dass Soldaten die Soldaten einer feindlichen Armee töten, entspricht ihrem Bezugsrahmen als Soldaten. Dass sie verwundet werden, auch. In der Wehrmacht gab es dafür ja sogar ein Verwundetenabzeichen, auf das mein Großvater sehr stolz war.

    Klar, fotografieren kann man lange. Ich kenne Aenne Röttgen nur aus DIE NIBELUNGEN. Da sah sie blutjung aus, was natürlich relativ wenig aussagt. Möglicherweise war sie vielleicht erst fünfzehn oder sechzehn. Dann relativiert sich das Alter schon ein bisschen. :/

    Also so wahnsinnig häufig ist der Name Aenne Röttgen ja nicht. Das würde dafür sprechen. filmportal.de sieht das ja genauso :/ Auf der anderen Seite wäre sie damals mindestens 85 Jahre alt gewesen. Ich weiß ja nicht wie lange man als als Fotografin arbeiten kann, aber das kommt mir fast ein wenig alt vor... :/

    Endlich habe ich den Namen der hübschen jungen Dame rausgefunden, die in Fritz Langs DIE NIBELUNGEN den jungen Giselher heiratet:


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    Es ist Aenne Röttgen. Ich glaube aber nicht, dass von ihr Lebensdaten bekannt sind. Allerdings gibt es mindestens ein Autogramm, das hoffentlich am Montag zu mir geschickt wird :)

    Fräulein G.

    Vielleicht sollte ich zur Ergänzung aber noch dazusagen, dass ich mich mittlerweile seit über vierzig Jahren mit meinem Großvater und seiner Rolle als Offizier an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg auseinandersetze. Ich habe da sicher einen anderen Blick auf solche Filme als vielleicht du.

    Zitat

    Was magst Du denn nicht an dem Film, Ludwig traut man ?

    Das hat verschiedene Gründe. Als er rausgekommen ist, hat er mir auch sehr gut gefallen, aber damals hatte ich noch ein grundlegend anderes Verhältnis zum Soldatentum. Ich fand damals den Film wirklich spannend. Das Ende habe ich als notwendiges "Übel" angesehen, weil ein Film über ein U-Boot im Dritten Reich eben kein Happy-End haben kann, und man kann den Film ja auch anschauen und das Ende ausklammern. Das ergibt sich ja nicht zwangsläufig aus der Handlung. Martin Semmelrogge wird zwar kurz am Ende tot gezeigt, aber da merke ich den Bruch besonders stark, weil der Typ, den er spielt, eigentlich so etwas Ernstes wie den Tod gar nicht kennt, und so kurz wie er zu sehen ist, kann ich mich da auch nicht umstellen.

    Der Film ist ja auch wirklich spannend gemacht, aber das reicht mir bei einem Film nicht aus, der immer wieder zum besten deutschen Film aller Zeiten gewählt wird. Ich finde, bei einem Film, der mit so einem Aufwand gedreht wurde und so ein Thema hat, reicht es nicht aus, einen spannenden Abenteuerkriegsfilm raus zu machen, der nebenbei von der Art der Spannung her auch vor einer anderen Kulisse spielen könnte. Die ganzen Anknüpfungspunkte werden hergeschenkt. Zum Beispiel: Wenn ich mir vorstelle, so lange mit so vielen unterschiedlichen Charakteren auf einem Kriegsschiff zusammengepfercht zu sein, theoretisch bei jedem Angriff einer von allen zu sein, der zusammen mit dem Schiff sinkt... Da sind zum Beispiel viele innere Spannungen, die überhaupt nicht aufgenommen werden. Es gab auch nicht wirklich eine Person, an die ich mich "anklinken" konnte. Klaus Wennemann fand ich auch sehr spannend, aber eben deshalb, weil er mir als Typ so gut gefällt, aber das bringt er in den Film mit rein und hat mit seiner Charakterzeichnung nichts zu tun. Zumindest im Director's Cut findet so eine Charakterzeichnung gar nicht statt - zumindest nicht in dem Teil, den ich gesehen habe. Aber das kann in der Fernsehserie natürlich anders sein.

    "Bester deutscher Film aller Zeiten" hängt die Latte halt auch sehr hoch. Das bedeutet, er muss sich mit Filmen wie M messen, und wenn ich daran denke, was Fritz Lang schon in der ersten Viertelstunde für eine Intensität aufbaut: Die Gefahr, die überall lauert, der psychische Druck und die Angst und Hilflosigkeit der Mutter, die überall präsente Lücke, die die verschwundene Elsie hinterlässt. Da möchte ich ihrer Mutter am liebsten helfen, ihr irgendetwas sagen oder mit ihr nach ihrer Tochter suchen. Aber ich bin als Beobachter genauso hilflos und kann es fast nicht ertragen zu wissen, dass die Wahrheit ihrer Mutter bald grausam vor Augen geführt wird ob ich will oder nicht - und dann muss sie damit klarkommen, und ich weiß nicht ob sie das schafft... Die Hinterhofatmosphäre, der unkontrollierbare Trieb des Täters... All das schafft Lang mit Schnitten, Bildkompositionen und natürlich auch einigen entsprechenden Darstellern.

    Da kann DAS BOOT natürlich mit einer tollen Kulisse, spannenden Kriegsszenen und Action aufwarten. Auch einer sehr guten Kamera. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber in künstlerischer Hinsicht kommt er an die wirklich großen deutschen Filme nicht ran. Und das Ende finde ich nebenbei ziemlich aufgepfropft - "politisch korrekt" könnte man sagen ;). Wobei ich fairerhalber auch sagen muss, dass ich beim Director's Cut nicht den Eindruck hatte, dass der Regisseur den Anspruch hatte, in künstlerischer Hinsicht den "besten deutschen Film aller Zeiten" zu drehen.


    Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Ansicht.


    Ich habe letztes Jahr einen tollen Film von einem Filmemacher (ich glaube jetzt) aus der Schweiz gesehen. Sein Vater hatte ihm seine Kriegstagebücher aus dem Russlandfeldzug gegeben, und er ist um 1990 rum an die Orte gereist, die sein Vater in den Tagebüchern erwähnt hat. Christoph Boekel war entsetzt, was er da alles gelesen hat, aber gleichzeitig verurteilte er nicht einfach, sondern ließ seinen Vater, der damals noch am Leben war, aus dem Off die Einträge kommentieren und seine Sicht der Dinge darstellen. Eine Szene ist mir besonders nachdrücklich in Erinnerung geblieben. Boekel war enstetzt, was sein Vater für eine "Kampfmaschine" zu sein schien. Und brachte das zum Ausdruck. Und sein Vater sagt fast sogar verzweifelt, aber absolut authentisch: "Christoph, du weißt nicht wie das ist. Es steht ein Angriff bevor, und du weißt nicht ob du danach noch am Leben bist. Du rennst einfach los, und jede Bewegung macht dir Angst. Du siehst überall die Gefahr und schießt auf alles, was sich bewegt, und wenn du drüben angekommen bist, bist du einfach nur froh, dass du noch am Leben bist." Da war etwas fast Verzweifeltes in seiner Stimme, was ich nie vergessen werde.

    Diese psychologische Tiefe fehlt im Director's Cut völlig. Das ist Kriegsabenteuer. Fritz Lang bringt das in M definitiv rein.


    Aber nochmal: Das ist meine persönliche Sicht der Dinge. Ich will dir DAS BOOT natürlich nicht schlechtreden :)

    Hier mal ein Link zum Film FRÄULEIN PICCOLO mit Dorrit Weixler. Ich finde auch das ist ein Film, auf den wir Zugriff haben sollten :)


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    Ich habe mir den Film gestern teilweise angesehen. Also ich weiß nicht... Ich verstehe nicht so recht wie man den zum besten deutschen Film aller Zeiten wählen kann... :/ Vorhin habe ich die Aufnahme wieder gelöscht. Dann habe ich auf jeden Fall genug Platz auf der Festplatte für DER OCHSENKRIEG heute abend :)

    Im Münchner Filmmuseum lief gestern um 21 Uhr ANDERS ALS DIE ANDERN (D, 1919), der erste Film, der sich offen mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzte. Ich bin etwas überrascht, dass Wikipedia mit Bezug auf Stefan Volks Buch Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute (Marburg, 2011) "weite Teile" als "unwiderruflich verloren" bezeichnet. Wieso kann das so apodiktisch behauptet werden? Weiß da jemand von euch Bescheid? Die eine oder andere Kopie könnte sich doch theoretisch irgendwo noch erhalten haben und der Zerstörung entgangen sein, oder nicht? :/

    So, jetzt habe ich den Film endlich mal gesehen. Mit den intalienischen Zwischentiteln habe ich zwar ziemlich gekämpft, aber zum Glück gibt es ja noch die Inhaltsangaben bei Wikipedia ;)

    Und ich muss mal wieder sagen: Deutschlands Film der 10er Jahre hatte schon tolle Frauen :love: In dem HOMUNCULUS-Fragment sind mir vor allem Aud Egede Nissen und Mechthildis Thein aufgefallen.

    Ich verlinke hier noch einmal DIE SCHWARZE LOO mit Maria Orska. Dann haben wir leichter Zugriff drauf.


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