"Oberwachtmeister Schwenke" (Carl Froelich 1934/35) - ein schlechter Propagandafilm

  • Lieber Andrew,
    ich hatte nun, was Dich nicht überraschen wird (siehe Privatnachricht), Gelegenheit, Oberwachtmeister Schwenke zu sehen und mir selbst ein Urteil zu bilden.
    Was die filmischen Qualitäten des Films betrifft, erzählt der Streifen eine ziemlich durchschnittliche Kriminalgeschichte, die durch die soliden Darsteller geringfügig aufgewertet wird, ohne wirklich überzeugen zu können, denn ihre Rollen sind bloß Schablonen. Die dramatische Zuspitzung in der Gerichtshandlung erscheint mir völlig misslungen, da das Happy-end absolut vorhersehbar ist. Fazit: ein Film, den man einmal sieht, ohne sich danach darüber noch Gedanken machen zu müssen.
    Unter dem Gesichtspunkt der Propaganda habe ich nichts, aber auch gar nichts entdecken können, was irgendwie für mich als NS-Propaganda qualifiziert.
    Der militärische Umgangston der Polizei ist für mich kein ausreichendes Indiz dafür, dass dieselbe hier nationalsozialistisch vereinnahmt werden sollte. Zumindest gibt es bis auf den (angedeuteten!!) Hitlergruß überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Film überhaupt während des Dritten Reiches spielt. Die Polizisten wären genauso "so ehrbar, aufrichtig und gut, daß es geradezu schmerzt" (Deine Worte) gewesen, wenn sie in einem Trivialfilm der 20er oder 50er Jahre aufgetreten wären.
    Die "Bösewichter", d.h. der Erpresser und seine Helferin, stammen zwar aus Polen, sind aber nach der damaligen Definition einwandfrei Deutsche - insofern gibt es auch keinen außen. bzw. "rassenpolitischen" Kontext.
    Ehrlich gesagt kann ich Deine Argumentation überhaupt nicht nachvollziehen. Die von Dir erwähnte "Truppenparade" beschränkt sich auf einen harmlosen Umzug im Vorspann - unsere Provinzpolizei hat übrigens auch so eine Musikabteilung, die zu öffentlichen Anlässen ab und zu mal spielen. Vollkommen unbedenklich!!


    Ich wiederhole nochmals, dass ich mit Deiner filmkünstlerischen Bewertung weitgehend d'accord gehe - aber diesen Film als Propagandafilm zu bezeichnen, bezeugt meiner Meinung nach Unkenntnis darüber, was die Nationalsozialisten selbst als Propaganda betrachtet haben.