Ossi Oswaldas Biografie ab 1933

  • So, hier also unser Thread zu Ossi Oswaldas Karriere in der Emigration. Der andere wird ja zunehmend zu einem Flickenteppich und recht unübersichtlich. Ich würde vorschlagen, hier wirklich ausschließlich etwas über Ossi Oswaldas Leben ab 1933 hineinzuschreiben und nichts anderes, auch nicht als Ausnahme. Dann wird es vielleicht leichter, Dubletten zu vermeiden und vor allem, die Übersicht zu behalten.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Zunächst einmal möchte ich damit anfangen, das zusammenzustellen, was wir bis jetzt wissen und danach mit ein paar Legenden aufräumen bzw. einiges in Frage zu stellen, was allgemein kolportiert wird.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    Einmal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Ossi Oswalda erschien 1933 zum letzten Mal als Darstellerin in einem Film, nämlich in Alfred Zeislers "Der Stern von Valencia", einem Kriminalfilm, was für sie eine vollkommen neue künstlerische Herausforderung darstellte, weil sie bis jetzt nur in Komödien aufgetreten war. Obwohl das Werk positive Kritiken erhielt, verließ sie anschließend Deutschland. In tschechischen Zeitungen lassen sich auch tatsächlich mehrere Hinweise darauf finden. Zum einen werden Aufführungen von "Der Stern von Valencia" auch in Prag genannt, und zum anderen wird darauf hingewiesen, dass sich Ossi Oswalda gerade für einen längeren Aufenthalt in Prag befände. Von einer Emigration ist dort jedoch nie die Rede.


    Im Anschluss danach verschwand Ossi Oswalda für eine Weile aus dem Blick der Öffentlichkeit, verblieb allerdings in Prag und das in gesicherten Verhältnissen. Ob das immer noch an ihren Ersparnissen aus der Zeit als Filmstar war, oder ob sie andere Einkommensquellen hatte, lässt sich bis dato nicht gesichert sagen.


    Es spricht einiges dafür, dass sie gegen Ende der 30er Jahre Prag verließ, wobei sich bis jetzt über ihren Wohnort nichts Konkretes finden lässt. 1941 kam es dann zu einem einmaligen Auftritt als Gaststar in "La Traviata" am Pilsener Josef-Kajetán-Tyl-Theater. Dieser Auftritt ist insofern bemerkenswert, als sie dort als Sängerin zu sehen war, erneut unter ihrem Künstlernamen Ossi Oswalda auftrat und ihr zudem wieder ein Starauftritt ermöglicht wurde, der prominent in der Presse angekündigt wurde.


    Spätestens 1943 führte sie ihr Weg wieder nach Prag zurück, wo sie eine vollkommen neue künstlerische Herausforderung annahm: Sie schrieb die Drehbuchvorlage für die tschechische Kriminalkomödie "Der Vierzehnte am Tisch". Erneut wurde ihr Künstlername prominent genannt, nämlich im Vorspann des Films vor dem des eigentlichen Drehbuchautoren, Josef Mach.


    Es gibt Hinweise darauf, dass sie im Anschluss Prag erneut verließ und erst gegen Ende der deutschen Besatzungszeit wieder dorthin zurückkehrte, gesichert lässt sich das jedoch nicht sagen, nachdem die Quellen auch einfach lückenhaft sein können.


    Im März 1947 erschienen schließlich einige Nachrufe auf sie, in denen zu lesen war, dass der ehemalige Filmstar Ossi Oswalda verarmt gestorben sei. Ab wann genau diese Verarmung eintrat, lässt sich nicht konkret sagen. Die Vermutung von sisterandi, hier die Beneš-Dekrete im Hintergrund zu sehen, erscheint mir auch in Anbetracht der Quellenlage, durchaus konsequent zu sein.


    Von den zahlreichen Todesdaten, die im Netz kursieren, spricht tatsächlich das meiste für den 7. März 1947. Was genau der Grund für ihren frühen Tod war, lässt sich nur vermuten, weil die relevanten Krankenakten der entsprechenden Zeit leider nicht archiviert wurden.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • So, und jetzt zu einigen Erzählungen über sie, die ich zumindest in Frage stellen möchte.


    Da wäre zunächst einmal der Grund für ihre Emigration. Im Netz wird immer wieder geschrieben, sie sei ihrem damaligen Lebensgefährten, Julius Außenberg, in die Emigration gefolgt. Das ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, weder, dass Julius Außenberg ihr Partner war, noch, dass er der Grund für ihre Auswanderung war. Zumindest "räumlich" sind sie sich 1933 und danach auch tatsächlich eine Weile nahe gestanden. Jedoch fehlt bis jetzt jeglicher Beleg für diese Theorie. Die Zeitungsmeldungen legen im Gegensatz dazu zunächst eher einen längeren Aufenthalt Ossi Oswaldas in Prag nahe, aus dem schließlich eine endgültige Übersiedlung wurde. Aber auch das ist reine Theorie, weil diese Meldungen selbstverständlich sehr lückenhaft sind und relativ schnell komplett versiegen.


    Spätestens nach 1943 (eigentlich sogar ab 1930) erfolgte Ossi Oswaldas künstlerischer und damit auch finanzieller Abstieg.

    Auch das lässt sich im Moment nicht belegen. Es könnte sich, wie bei so vielen anderen Künstlern auch, einfach um einen Rückzug ins Privatleben handeln, begleitet von dem Wunsch, nur noch besondere künstlerische Harausforderungen anzunehmen. Es ist zumindest sehr auffällig, wie unterschiedlich Ossi Oswaldas künstlerische Betätigungsfelder ab 1933 waren (Krimi im Tonfilm, Bühnenauftritt als Sängerin, Drehbuchbeteiligung). Im Moment sieht es so aus, dass gerade auf ihre längste Pause, die anscheinend doch immerhin acht Jahre betrug, zwei prominente Auftritte in neuen künstlerischen Bereichen erfolgten (auch wenn man in Betracht zieht, dass Ossi Oswalda eine Ausbildung und Karriere als Sängerin durchlaufen hatte).


    Ossi Oswalda wurde auf dem Olšany-Friedhof beigesetzt.

    Das ist nachweislich falsch. Zum einen handelt es sich hier nicht um einen Friedhof, sondern um zwölf Einzelfriedhöfe. Und zum anderen ergab eine Anfrage an deren Verwaltung, dass es weder ein Grab dort gibt, das ihres sein könnte, noch je eins gegeben hat, das ihres gewesen sein könnte.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich bin Hinweisen auf einen Aufenthalt Ossi Oswaldas gegen Ende der 30er Jahre in einem Kurort nachgegangen. Dort hat man sich die Mühe gemacht, in der Presse und in Unterlagen nachzuschauen. Wieder Fehlanzeige! Also wenn sie tatsächlich vorhatte, ihre Karriere in der Tschechoslowakei fortzusetzen, hätte sie mal ein ernstes Wort mit ihrer Marketingabteilung sprechen sollen ☝️ Ich halte es mittlerweile allerdings für ausgeschlossen, dass das ihr Ziel war. Ossi Oswalda war schließlich Profi, keine Amateurin. Das wird allzuleicht vergessen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe mir angesichts der negativen Beschreibungen ihrer letzten Lebenszeit tatsächlich Sorgen gemacht, sie könne irgendeine Verzweiflungstat begangen haben und deshalb so früh gestorben sein. Das lässt sich jedoch mit ganz großer Sicherheit ausschließen. Ich lehne mich jetzt einmal ganz weit aus dem Fenster, wenn ich vermute, dass sie an Tuberkulose gestorben ist. Beweisen lässt sich das leider nicht mehr, aber es gibt doch Hinweise darauf, dass das zumindest nicht unwahrscheinlich ist.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)