Niedriger Digitalisierungsgrad und Kundenverluste in deutschen Kabelnetzen

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 06.03.2009 | Kategorie: Technik

Am 3. Und 4. März 2009 fand in Köln eine Jahrestagung des Konferenzveranstalters "EUROFORUM" mit dem Titel "Die Zukunft der Kabel-TV-Netze" statt. Dabei war unter anderem auch der Stand der Digitalisierung der Kabelnetze ein Thema. Hierbei gibt es beim Kabelfernsehen, das in Deutschland den insgesamt am stärksten verbreiteten Empfangsweg darstellt, noch enormen Nachholbedarf. Während das Antennenfernsehen, was jedoch nur von einer Minderheit als Hauptempfangsweg genutzt wird, eine Digitalisierungsquote von annähernd 100 % aufweisen kann und beim Satellitenfernsehen 65,7 % aller Zuschauer ihre Programme digital empfangen, so sind es beim Kabelanschluss im Bundesdurchschnitt nur 21 %. Den höchsten Digitalisierungsgrad der Kabelhaushalte hat Nordrhein-Westfalen mit 28 %, am niedrigsten ist er in Sachsen-Anhalt mit nur 6,4 %.

Darüber hinaus scheint die Anzahl der Kabelnutzer insgesamt rückläufig zu sein. So hat der in Nordrhein-Westfalen und Hessen agierende Kabelnetzbetreiber "Unitymedia" in den ersten drei Quartalen des Jahres 2008 im Schnitt 12000 Kunden pro Monat verloren. Bei dem größten Kabelanbieter "Kabel Deutschland", der in 13 Bundesländern präsent ist, gingen im ersten Quartal 2008 sogar 44000 Kunden pro Monat verloren, wobei allerdings im weiteren Verlauf des Jahres auch wieder neue Kunden gewonnen wurden. Allerdings sollte man nicht von der Zahl der Kabelkunden auf die Attraktivität des Kabelfernsehens schließen, da der Kabelanschluss in den meisten Fällen Bestandteil der Miete ist und somit die meisten Nutzer gewissermaßen "zwangsverkabelt" sind. Daher werden auch heute noch Neubaugebiete neu verkabelt, wodurch die Kabelanbieter automatisch neue Nutzer hinzugewinnen. Der Satellitendirektempfang nimmt hingegen an Popularität zu, insbesondere das digitale Satellitenfernsehen, das zwischen Juli 2007 und Juni 2008 über 1,2 Mio. neue Nutzer in Deutschland hinzugewinnen konnte.

Bei den großen Kabelnetzbetreibern steht in naher Zukunft vor allem die Aufrüstung der Kabelnetze, insbesondere in ländlichen Gebieten auf dem Plan. Hierbei steht aber anscheinend weniger die Vermarktung des Kabelfernsehens, sondern von Hochgeschwindigkeits-Internetzugängen im Vordergrund. Seit einiger Zeit bieten Kabelanbieter vermehrt Kabelfernsehen, Internet und Telefon aus einer Hand ("Triple Play") an. Hierin sehen die Kabelbetreiber eine Chance, bereits jetzt nutzen mehr als 1,8 Mio. Menschen Internet via Kabelanschluss. Das hochauflösende Fernsehen im HDTV-Format wird hingegen vor 2010 keine besondere Rolle spielen, zumindest nicht bei "Kabel Deutschland", wie deren Chef Adrian von Hammerstein bekannt gab. (jh)

Diskutieren Sie im Forum über diese Meldung!