Adlerblues und Blues-Feier: Der FC Chelsea gewinnt zum ersten Mal die Europa League

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Datum: 16.05.2013 | Kategorie: Sport

Der Mittwochabend in Amsterdam hätte kaum dramatischer verlaufen können: Benfica Lissabon war die dominierende Mannschaft im Finalspiel der Europa League, trotzdem jubelte am Ende der FC Chelsea und hielt die begehrte 15 Kilo schwere Trophäe in den Händen. Die Engländer gewannen mit 2:1 gegen Benfica Lissabon und verschafften den Portugiesen so einen heftigen Niederlagen-Blues.

Die vermeintlichen Favoriten aus London waren den Portugiesen fast über die gesamte Spielzeit hinweg unterlegen und die Abwehr der Blues hatten zu Beginn des Spiels alle Hände voll zu tun, einen frühen Rückstand zu vermeiden. Benfica hingegen zeigte tollen Fußball, war besser organisiert und technisch und taktisch überlegen " suchte allerdings viel zu selten den Abschluss. In der 51. Minute trafen die Adler dann endlich doch das Tor, Cardozo köpfte seine Mannschaft zur vermeintlichen Führung " doch Schiedsrichter Björn Kuipers entschied auf Abseits. Zur Halbzeit stand es immer noch 0:0. Die zweite Halbzeit begann zunächst so, wie die erste Halbzeit geendet hatte: Benfica war klar überlegen, Chelsea lief seinem Gegner nur hinterher. In der 60. Minute traf Torres dann völlig unerwartet und brachte Chelsea damit in Führung. Doch diese währte nicht lange. Nach einer kurzen Phase des Schocks und der Verunsicherung fingen sich die Portugiesen und sorgten nur acht Minuten später für den Ausgleich: Cardozo, dem sein erstes Tor verwehrt wurde, verwandelte einen Elfmeter nach Handspiel von Cesar Azpilicueta und brachte Benfica wieder ins Spiel. Nun begegneten sich die Mannschaften auf Augenhöhe und versuchten noch in der regulären Spielzeit die Partie für sich zu entscheiden. Doch bis zur Nachspielzeit kam das Runde nicht mehr ins Eckige. Als sich die 46.000 Zuschauer in der Amsterdam ArenA und auch die fast 3 Millionen Zuschauer, die das Spiel zu Hause vor dem Fernseher verfolgten, vermutlich schon mit der Verlängerung abgefunden hatten, fiel die Entscheidung durch eine Standardsituation in der 93. Minute: Juan Mata schlug eine Ecke für Chelsea, Ivanovic' köpfte den Ball unhaltbar ins Kreuzeck und zerstörte so Benficas Traum vom Europa Pokal.

Zwölf Monate nach dem Triumph von München gewann Chelsea nun auch den Europa Pokal mit einem ähnlich glücklichen Endspiel wie schon im Champions League Finale vor gut einem Jahr: Damals schlug die unterlegene Mannschaft des FC Chelsea den FC Bayern München ebenfalls mit einem Last-Minute-Tor, das auch damals nach einem Eckball gefallen war. Gestern Abend um 22:53 Uhr nahm Kapitän Frank Lampard den Pokal aus den Händen von UEFA-Präsident Michel Platini entgegen und demonstrierte so den ersten Titel in der Vereinsgeschichte des FC Chelsea in der Europa League. Zehn Tage lang können die Blues nun die Titel beider europäischen Wettbewerbe ihr eigen nennen, bevor der BVB oder der FCB ihr Nachfolger in der Königsklasse wird. Mit dem Gewinn der Europa League kann sich Chelsea auch in die Riege der Teams einreihen, die alle drei großen UEFA-Vereinswettbewerbe gewonnen haben: Neben Ajax Amsterdam, Juventus Turin und dem FC Bayern München ist der FC Chelsea seit gestern Abend das vierte Team, dass sowohl die Champions League, als auch die Europa League und den Pokal der Pokalsieger gewonnen hat. Mit dem Sieg über Benfica gibt es noch zwei weitere Erfolge zu feiern: Neben Giovanni Trapattoni, Luis Molowny und Juande Ramos ist Chelseas Trainer Rafael Benítes erst der vierte Trainer, der die Europa League mehr als einmal gewonnen hat. Auch in der Siegerliste des UEFA-Pokals hat sich durch das Ergebnis des gestrigen Abends einiges geändert: Die englischen Vereine haben mit dem Sieg der Blues über die Adler zu Spanien aufgeschlossen. Nur Spitzenreiter Italien steht mit neun Titeln noch vor Spanien und England. Der Blaue Jubel in Amsterdam feierte also nicht nur den ersten Europa-League-Titel des Vereins, sondern beglückwünschte auch Trainer Rafael Benítes und den Aufstieg des englischen Fußballs in der Gesamtwertung des Europa-Pokals.

Das Finalspiel der Europa League verhalf außerdem dem TV-Sender Kabel Eins zu einem Erfolg. Zwar hat der Frühling viele Menschen am Mittwoch wohl eher ins Freie gelockt als vor die Fernsehbildschirme " die absoluten Zuschauerzahlen waren eher bescheiden " doch Kabel Eins konnte sich dennoch über regen Zuspruch freuen. Das Europa League Finale bescherte dem TV-Sender im Schnitt 2,94 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 10,8 Prozent entspricht. Der Spitzenwert lag sogar bei 3,87 Millionen Zuschauern. Damit liegt das Finale deutlich über den Final-Quoten des letzten Jahres " damals schalteten nur etwa 8,4 Prozent der 14- bis 49-jährigen ein. Erfolgreich waren auch die Nachberichte mit Matthias Killing und Bernd Schuster, welche dem Privatsender überdurchschnittliche 8,6 Prozent Marktanteil bescherten. Der Tagesmarktanteil von Kabel Eins lag bei sehr guten 7,9 Prozent " damit ist Kabel Eins gleichauf mit RTL II. Den Tagessieg konnte der Privatsender mit einem Finalspiel ohne deutsche Beteiligung aber nicht einfahren " das ZDF sicherte sich diesen mit einem Marktanteil von 13,5 Prozent und 3,86 Millionen Zuschauern der ZDF-Krimikomödie "Mord nach Zahlen".

Nur der SL Benfica kann leider keinen Erfolg feiern. Die spielbestimmenden Portugiesen verloren unglücklich und mussten damit ihre siebte Finalniederlage einstecken. Die bittere Niederlage in den letzten Minuten der Nachspielzeit erinnert die Portugiesen zudem an die Niederlage gegen den FC Porto am vergangenen Samstag und damit an den Verlust der Tabellenführung in der heimischen Primeira Liga. Auch in diesem Duell war das Gegentor in der Nachspielzeit gefallen. Die Adler müssen damit weiter auf einen zukünftigen dritten internationalen Titel hoffen. Doch vorerst warten auf Benfica noch zwei weitere Endspiele " das portugiesische Pokalfinale steht noch aus und auch die Meisterschaft ist noch nicht vorbei. Dennoch war sowohl den Spielern als auch Trainer Jorge Jesus die Enttäuschung über die unglückliche Niederlage anzusehen. Den Adlern hat einfach das Glück gefehlt. Trotzdem hat Benfica Lissabon am gestrigen Abend er Welt gezeigt, dass es ein würdiger Sieger gewesen wäre.

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