Cheers - Die dritte Season

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Datum: 04.12.2009 | VÖ: 12.11.2009 | Herausgeber: Paramount Home Entertainment | Kategorie: Serie

Die mit Sicherheit bekannteste Fernsehkneipe Amerikas ist das "Cheers". Auf insgesamt 11 Staffeln brachte es die gleichnamige Serie, deren dritte Staffel nun komplett auf DVD vorliegt.

Das Setting ist eher überschaubar: der Schauplatz, welcher kaum verlassen wird, ist die Bostoner Bar "Cheers". Dort tummeln sich neben Inhaber Sam (Ted Danson) und dem Personal bestehend aus Diane (Shelley Long), Coach und Carla auch Tag um Tag die ewigen Stammkunden Cliff und Norm.
Innerhalb dieses Ensembles bewegen sich die Geschichten, die sich natürlich in und um die Kneipe abspielen, welche kaum verlassen wird. Dies ist im Grunde die gesamte Basis für eine der wohl liebenswertesten Sitcoms.
Die Staffel beginnt damit, dass Sam und Diane ihre Trennung und Dianes Rauswurf aus dem "Cheers" auf ihre ganz eigenen Weisen verarbeiten. Während Diane sich freiwillig in ein Sanatorium begeben hat, widmet Sam sich dem Alkohol und der Vielweiberei. Weil Coach (Nicholas Colasanto) es nicht mit ansehen kann, wie sein Freund vor die Hunde geht, beschließt er, Diane ins "Cheers" zurück zu holen, obwohl diese mit Sam und der Bar komplett abschließen will.
Dank einer Mischung aus Coach's Bauernschläue und dem Anflug von gegenseitigem Interesse zwischen Sam und Diane kehrt Diane zurück. Somit kann die dritte Staffel "Cheers" in der gewohnten, nahezu perfekten Figurenkonstellation ihren Lauf nehmen. Als angenehme Dreingabe bringt Diane aus ihrem Sanatoriumsaufenthalt noch ihren neuen Partner mit ins den Kreis des "Cheers": den Psychiater Dr. Frasier Crane. Somit ist die erste Folge der "Cheers"-Staffel 3 der erste Auftritt der Figur Frasier, welche der Schauspieler Kelsey Grammer bis 2004 für insgesamt 20 Jahre darstellte und damit einen Rekord aufstellte.
Ein weiteres, leider trauriges, historisches Ereignis fällt in die 3. Staffel: kurz nach den Dreharbeiten zur Folge "Anfang oder Ende" verstarb der Darsteller des Coach, Nicholas Colasanto und riss damit eine Lücke ins Ensemble, die man einige Zeit später mit Woody Harrelson zu füllen versuchte.
Für so manchen dürften somit die 22 ersten Folgen dieser Staffel durch die Gleichzeitigkeit von Frasier und Coach die kurze Phase der unerreicht perfekten Besetzung in der Geschichte der Serie sein.
Auch wenn Coach und Frasier nur Nebenfiguren sein mögen, tragen sie dennoch zur Magie der Serie bei, denn den absolut zentralen Akteur gibt es nicht wirklich. Natürlich ist es Sams Bar und es dreht sich oftmals darum, wie er und Diane umeinander kreisen, sich anziehen und doch wieder abstoßen. Aber es geht vielmehr um das Zusammensein der Figuren, ihre Dynamik miteinander und die vielen mehr oder mindern gehaltvollen Gespräche, Probleme und Geschichten der Figuren.
Die Charaktere sind typische Repräsentationen ihrer Zeit und Bürgerschicht: Cliff (John Ratzenberger) ist Postbote, der bei seiner Mutter wohnt, abends im "Cheers" aber gern den Alleswisser raushängen lässt; Norm (George Wendt) ist desillusionierter Steuerberater, der im "Cheers" einfach nur ein Bier trinken und Freunde treffen will, bevor er zu seiner nicht besonders zarten Frau Vera nach Hause muss; Carla (Rhea Perlman) will einfach nur ihre Familie versorgen, kellnert daher im "Cheers" und nutzt dabei jede Gelegenheit, ihrem Sarkasmus Luft zu machen.
So kann man das für alle Figuren fortsetzen. Die Beweggründe der Figuren sind nachvollziehbar und mitunter einfach wie aus dem Leben gegriffen. Für das Funktionieren der Serie als Sitcom hat jede Figur auch ihre "Zuständigkeit" bei den Witzen: Sam ist der Frauenheld, Norm der muffige Nörgler, Coach der Einfaltspinsel usw.

Generell besteht zwischen den Schauspielern eine tolle Chemie, sodass die Dialoge durchweg funktionieren. Auf ihnen liegt auch nahezu das volle Gewicht des Humors: Schlagabtausche, Spielereien, einfach nur kernige Sprüche: "Cheers" lebt ganz stark von den Gesprächen der Figuren miteinander. In einer Bar gibt es schließlich auch nicht viel mehr als das zu tun.
Die Dialoge sind daher wirklich gut geschrieben und den Figuren nahezu auf den Leib geschneidert. Dadurch, dass der "Cheers"-Kosmos eher überschaubar ist, muss man als Zuschauer Gefallen an viel Rederei finden können. Mitunter sind die Gespräche etwas banal, aber etwas anderes hat man von der Bostoner Arbeiterklasse nicht zu erwarten.
Das Zusammenspiel der Darsteller läuft einfach wie geschmiert und auch Frasier passt sich schnell in seinen Platz im Ensemble ein. "ußerst entzückend ist vor allem das wunderbare Zusammenspiel von Ted Danson und Shelley Long, dank welchem die eigentlich völlig inkompatiblen Figuren Sam und Diane ein dauerhaftes Knistern zwischen sich erzeugen, dass überzeugt und sich so gut wie gar nicht abnutzt.

Die vier DVDs erscheinen in einer Box, die sich wie ein Buch "blättern" lässt. Ein zusätzlicher Schuber fasst die Box sicher ein. Die Verpackung ist eine Mischung aus liebevoll und pragmatisch: durchsichtiger Kunststoff hält die DVDs, während der Einband der Box stimmungsvoll geschmückt ist.
Das Menü ist jedoch schon fast als spartanisch zu bezeichnen: ein Standbild einer Folge und die Auswahlmöglichkeiten: Audio (deu/eng), Untertitel (deu/eng) und Episoden. Einen fortdauernden Durchlauf für alle Folgen einer DVD gibt es nicht, jede Folge muss manuell gestartet werden. Wenigstens springt der Zeiger zur jeweils nächsten Folge, sodass einmal "Play" drücken genügt und die nächste Episode startet.
Der vierten DVD liegt das Bonusmaterial bei. Dies besteht zum einen aus drei Zusammenschnitten einzelner Textpassagen und Szenen zu den Themen "Vera" (Norms Frau), "Frasier" und "Carla gegen Cliff". Dies sind zwar eher kurze Häppchen, sind dennoch aber eine angenehme Unterhaltung für den Serienfreund und machen sich besonders gut als Abschluss nach dem Genuss der gesamten Staffel. Zum anderen findet sich ein kurzes Exposé zu Nicholas Colasanto, welcher während den Dreharbeiten zur dritten Staffel verstarb. Hier melden sich zusätzlich die Darsteller Danson, Perlman und Wendt persönlich zu Wort.
Die "Cheers Bar-Tour" ist einer Sammlung von Infos rund um das Set. Man wählt einfach eine Ecke, einen Hocker oder den Zapfhahn im Übersichtsmenü an, drückt "Play" und bekommt dann einige Informationen von einem der Macher (der leider nicht namentlich genannt wird) vermittelt. So wird etwa der hölzerne Indianer Tecumseh, der seit jeher neben der Eingangstür steht, erklärt. Wählt man die Jukebox, startet der Audiotrack des Titelliedes, welches mit seinem Charme wohl bis heute verzaubern kann.

"Cheers" mag keine spektakuläre Serie sein, auch gibt es keine Provokationen oder Skandale. Dafür werden einem aber echte, nachvollziehbare und glaubwürdige Figuren geboten und mit der dritten Staffel hat sich der so erfolgreiche Zauber der Serie spätestens eingestellt, welcher für den Erfolg der Serie verantwortlich war.
Ist man für das Setting und die Atmosphäre nicht empfänglich, wird man es auch schwer haben, sich rein zu finden. Fans und Freunde der Serie sollten in der dritten Staffel nichts anderes als einen Pflichtkauf sehen. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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