Die Forsytes sind eine großbürgerliche Kaufmannsfamilie und gehört in der viktorianischen Londoner Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten und mächtigsten. Oberste Priorität haben Ansehen, Etikette und Reichtum " und zwar in dieser Reihenfolge. Dementsprechend selbstbewusst, teilweise sogar arrogant, gibt man sich nur mit Gleichgestellten ab, nicht mit dem niederen Fußvolk. Wenn gesellschaftliche Stellung und Mitgift stimmen, wird bei einer Beziehung sogar Liebe geduldet.

Oberhaupt der Familie ist Jolyon Forsyte (Corin Redgrave, "Enigma " Das Geheimnis"), sein gleichnamiger und verwitweter Sohn (Rupert Graves, "V wie Vendetta") hält sich jedoch nicht an die Prinzipien: Er bändelt mit dem Dienstmädchen Helene (Amanda Oorns, "Mankells Walander") an und schwängert sie. Sein Vater greift daraufhin hart durch: Er entzieht seinem Sohn die finanzielle Unterstützung bis auf ein existenzielles Minimum. Der zieht mit Helene zusammen in ein kleines Häuschen mit Garten am Rande der Stadt. Sie wohnen dort zwar in ärmlichen Verhältnissen, sind jedoch glücklich und zufrieden.

Der Bruder des Oberhauptes, Rechtsanwalt James Forsyte (John Carlisle, "Der Bunker"), hat ebenfalls einen Sohn, Soames (Damien Lewis, "Life"), doch hält sich dieser an die familiären Prinzipien " soweit es ihm zum Vorteil gereicht. Er arbeitet als Rechtsanwalt und verfolgt skrupellos seine Ziele. Bei der Wahl seiner Ehefrau hält er sich allerdings ebenfalls nicht ganz an die spießbürgerlichen Vorgaben der Dynastie, denn als Auserwählte hat er Irene Heron (Gina McKee, "Notting Hill")im Auge: Intelligent, schön, geheimnisvoll, aber einem spröden Wesen. Leider weist diese ihn wiederholt ab, doch diese Ablehnungen reizen Soames erst recht, es erneut zu versuchen. Als sie seinem Werben schließlich nachgibt, stellt sie eine Bedingung: Soames muss sie gehen lassen, wenn sie unglücklich sein sollte. In der Ehe kommt Soames aber immer noch nicht richtig zum Zuge, denn sie verlangt getrennte Schlafzimmer. Seine größte Sorge ist nun, dass dies innerhalb der Gesellschaft bekannt wird und er damit an Ansehen einbüßt. So lässt er im ländlichen Robin Hill von dem jungen Architekten Phillip Bosinney (Ioan Gruffudd, "Fantastic Four"), ein neues und einzigartiges Haus bauen, in dem der begabte Baumeister eigene neue Ideen verwirklichen darf. Irene widersetzt sich dem Vorhaben, aufs Land zu ziehen, verliebt sich jedoch in den gutaussehenden und selbstbewussten Bosinney. Der ist aber bereits mit June Forsyte (Gillian Kearney, "Primeval") liiert und sitzt nun zwischen zwei Stühlen. Als er June zurückweist und sich mit Irene einlässt, eskaliert die Situation, denn Soames sinnt nun auf Rache und zeigt, wie brutal er sein kann . . .

"Die Forsyte Saga" gilt nicht nur als ein Klassiker der modernen englischen Literatur, sie ist sogar ein Stück Weltliteratur, denn sein britischer Autor John Galsworthy erhielt 1932 "für die vornehme Schilderungskunst, die in ‚The Forsyte Saga’ ihren höchsten Ausdruck findet" sogar den Nobelpreis für Literatur. 1967 wurde diese Romanreihe erstmals als damals teuerste und längste Fortsetzungsserie von der BBC verfilmt und war sogar die erste BBC-Serie, die in die damalige Sowjetunion verkauft wurde. Zudem galt diese Serie mit ihren 26 Episoden sogar als Vorläufer der heutigen Soaps bzw. Telenovelas. Es gab zwar eine frühere Verfilmung aus dem Jahre 1949, doch behandelte diese lediglich einen Teil der Familiengeschichte, auch wenn sie in einigen Ländern ebenfalls unter "Die Forsyte Saga" gezeigt wurde.

In den Jahren 2002-03 wurde die Familiengeschichte, die sich über 3 Generationen hinzieht und knapp 50 Jahre umfasst, erneut verfilmt, diesmal jedoch als Mini-Serie mit 6 Teilen von je ca. 75 Minuten. Dies bedeutet angesichts der 35 Jahre älteren Serie eine enorme Kürzung des Handlungsstrangs, doch macht sich das hier in erster Linie im Fehlen von quälenden Längen bemerkbar. Die Geschichte wirkt erzählerisch dicht, die Handlung kommt gut voran, der Regisseur schafft es, den Zuschauer gut und flüssig zu unterhalten. Selbst diejenigen, die den sonstigen Literaturverfilmungen nichts abgewinnen können, finden hier eine Verfilmung, die sich nicht nur dicht an der Vorlage orientiert, sondern es auch schafft, den Zuschauer neugierig auf die weiteren Vorgänge zu machen. Die Darsteller sind in wirklich allen Rollen hervorragend besetzt und spielen sehr überzeugend. Das erstklassige Szenenbild, welches enorme Recherchen der Ausstatter erfordert haben muss, zieht mit seinem Detailreichtum den Zuschauer sehr schnell in das viktorianische Zeitalter. Die Bildschärfe ist durchgehend gut, könnte stellenweise allerdings besser sein. Dem Handlungszeitalter angepasst sind die Farben etwas abgeschwächt, kommen also nicht so kräftig rüber wie bei sonstigen Produktionen. Das ist aber kein Manko, sondern zum Zeitrahmen vollkommen passend.

Irritierend ist lediglich der Titel "Die Forsyte Saga " Die komplette erste Staffel", denn mir sind von dieser Forsyte Saga-Produktion lediglich die auf diesen drei DVDs enthaltenen 6 Episoden bekannt. Es gibt zwar noch eine Folgeproduktion namens "The Forsyte Saga: To Let", die auf dieser Mini-Serie aufbaut, in Deutschland aber noch nicht den Weg auf den Bildschirm gefunden hat. Ich vermute, dass diese aus lediglich 4 Episoden bestehende Mini-Serie als "Die Forsyte Saga " Die komplette zweite Staffel" angeboten werden wird. Diese Schlussfolgerung beruht jedoch lediglich darauf, dass hier eine erste Staffel benannt wird, denn über eine entsprechende Absicht oder gar ein Zeitfenster hinsichtlich einer derartigen Veröffentlichung ist mir noch nichts bekannt. Angesichts der jetzt schon gezeigten qualitativ hervorragenden Produktion wäre es wünschenswert, wenn die Wartezeit bis zur nächsten Staffel nicht allzu lange auf sich warten lassen würde, denn die Fans werden sie gespannt erwarten.

Die Box enthält neben den 6 Episoden im 16:9-Format auf drei DVDs noch ein 12seitiges informatives Booklet zur Serie, alles zusammen in einer zeitgemäß gestylten Klappbox im Hochglanzkarton-Schuber. Der Ton ist in Deutsch (DD 5.1) und Englisch (DD 2.0) wählbar. Hörgeschädigte können die Serie ebenfalls genießen, denn sie haben hier glücklicherweise die Möglichkeit, deutsche Untertitel zu aktivieren. Die beiden Episoden jeder DVD können einzeln abgespielt werden, über die zusätzliche Funktion "Alle abspielen" aber auch direkt hintereinander, was den zwischenzeitlichen Griff zur Fernbedienung erspart. Ansonsten sind leider keinerlei Bonusmaterial enthalten. Bleibt zu hoffen, dass bei einer möglichen zweiten Staffel mehr Extras und Hintergrundinformationen (z. B. Making Of, Interviews, Ausstattungs- und Kostümrecherchen, Biographien o. ä.) gegeben werden, denn die dürften bei dieser finanziell aufwändigen und ausstattungsreichen Produktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr interessant sein. Das fehlende Bonusmaterial ist denn auch der einzige Minuspunkt, der bei dieser Box verzeichnet werden kann. (gh)

Wertung: (9 von 10 Punkten)