Gonger - Das Böse vergisst nie

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Datum: 26.11.2009 | VÖ: 06.11.2009 | Herausgeber: Sony Music Entertainmant | Kategorie: Film

An der norddeutschen Küste gibt es eine Sage: wenn ein Mord geschieht, wird das Opfer wiederkehren und die Enkel seiner Mörder heimsuchen. Das ist die Sage vom Gonger.
Dieser Aberglaube ist tatsächlich ein Teil des regionalen Volksglaubens und wurde auch schon als Theaterstück verarbeitet ("Der Gonger kommt"). 2008 entstand analog hierzu ein Fernsehfilm.

Der in Hamburg aufgewachsene Phillip (Sebastian Ströbel) kehrt nach gut 15 Jahren in seinen Heimatort Altenbrunnstedt zurück, um den Nachlass seines Großvaters anzunehmen. Da Phillip seine Eltern im Alter von 8 Jahren verlor, ist er alleiniger Erbe.
Schon kurz nach dem Passieren des Ortseingangsschildes kommt es zum ersten seltsamen Zwischenfall: ein urplötzlicher Platzregen und eine schemenhafte Gestalt mitten auf der Straße. Doch schnell ist der Spuk wieder vorbei.
Dass Phillip wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist, hat den Fluch des Gongers geweckt. Er und seine Jugendfreunde Eike, Martin, Pelle und Heima (Teresa Weißbach) haben plötzlich seltsame Träume von einem Jungen mit Augenbinde, der sich ihnen in einsamen Momenten nähert. Die Träume enden alle tödlich.
Als Eike sich in einer Situation wiederfindet, die seinem Traum genau gleicht, ist es schon zu spät: man findet ihn mit Salzwasser in der Lunge. Er ist an Land ertrunken.
Es bleibt nur eine Chance zum Überleben: Phillip und seine Freunde müssen rausfinden, wer der Junge ist und was ihre Großeltern ihm angetan haben, doch die Suche nach der Wahrheit wird ihnen schwer gemacht, nicht nur durch den Gonger.

Der Film gibt leider früh zu verstehen: hier wird ganz dick aufgetragen. Phillips Blick unter sein Auto wird mit Musik und extrem langsamen Bewegungen des Darstellers aufgeblasen, obwohl der Film keine zehn Minuten läuft.
Leider bleibt man dabei, dass die Musik ganz besonders tragend ist, der Nebel ganz besonders dick daher wabert und die arme Teresa Weißbach ihre Augen ganz besonders weit aufreißt. Passend hierzu hat sich Sebastian Ströbel einen ganz besonders verstörten Blick antrainiert und sogar seine Haare darauf abgerichtet, immer schön in Strähnen ins Gesicht zu hängen, wenn es gerade nötig ist.
So wirkt es fast lächerlich, wenn Vadim Glowna, der den Bürgermeister Altenbrunnstedts spielt, auftritt, denn er spielt einfach gut und führt somit indirekt die Übertreibungen seiner Kollegen ad absurdum.
Auch die Drehorte sind etwas zu sehr auf Atmosphäre getrimmt worden. Der Nebel, das Leuchten des Leuchtturms, die Schatten in den Häusern: alles entlarvt sich selbst aufgrund seiner Künstlichkeit als gemacht.

Immerhin ist das Drehbuch stets eben so noch in der Lage, eine Szene früh genug zu verlassen, kurz bevor man ihr überdrüssig wird. Das Erzähltempo schafft es, die Einfachheit der sehr linearen Handlung leicht zu verschleiern. Ansätze interessanter Nebenstränge werden flach gehalten. Man wollte den Pro7-Zuschauer wohl nicht überfordern, denn eigentlich hätte ein schlaues Spiel mit Andeutungen stattfinden müssen. Zumindest liegt die Möglichkeit zeitweise in der Luft.
Der Versuch, die Traumvisionen der Figuren dazu zu verwenden, um mit dem Zuschauer zu spielen, ist gut gemeint, wird aber halbherzig realisiert und kann deshalb nicht überzeugen. Auch kann die Anwesenheit (oder mögliche Anwesenheit) des Gongers keine wirkliche Spannung erzeugen. Zu schnell wird klar, dass der Gonger keinen sofortigen Tod bedeutet, weil immer sehr viel Zeit zur Flucht gegeben wird.

Die Grundlage des Films ist sehr interessant: ein tatsächlich existenter Aberglaube wird in einem Film verarbeitet. Leider baut der Film die real existente Überlieferung der Gonger-Sage nicht in die Erzählung ein. Stattdessen wird nur das Drehbuch abgefahren. Eine kleine Prise Recherche und Kulturgeschichte wäre genau die Würze gewesen, die der Film hätte brauchen können.

Brav steuert man im engen Dunstkreis der Erzählung auf das Ziel zu und verhaut dann am Ende den eigentlich gut geschriebenen Twist, weil man einmal mehr einfach zu dick aufträgt. Zudem werden Kenner von "The Ring" spätestens beim Schluss ein Déja-vu haben.

Der DVD liegt ein ganz nettes "Making of" bei, was im Grunde nur aus Interviews mit Hauptdarsteller Ströbel, Regisseur Christian Theede und dem Darsteller des untoten Jungen Dario Stankewitz besteht. Ansonsten finden sich nur drei Trailer in der Extras-Sektion. Speziell bei Filmen aus dem Bereich Thriller/Horror ist das Fehlen eines Wendecovers in meinen Augen recht schmerzlich. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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