Vinyan

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Datum: 04.11.2009 | VÖ: 23.10.2009 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Jeanne und Paul Bellmer beteiligen sich in Thailand an Kinderhilfsorganisationen. Die beiden hatten vor einem halben Jahr ihren Sohn Joshua während der Tsunami-Katastrophe 1984 verloren. Weil Jeanne den festen Glauben hat, dass Joshua überlebt hat, haben sie das Land seitdem nicht mehr verlassen, um weiter nach Joshua suchen zu können. Paul hat sich mit dem Tod seines Sohnes inzwischen abgefunden, doch Jeanne kann und will seinen Tod nicht wahrhaben. Als während einer Benefiz-Veranstaltung ein Video aus Burma vorgeführt wird, glaubt sie, darin ihren Sohn wiederzuerkennen. Ihr Mann versucht verzweifelt, ihr klarzumachen, dass es sich nicht um Joshua handeln kann, doch Jeanne steigert sich nur noch mehr in ihren Glaubenan das Überleben ihres Kindes.

Paul muss ihr versprechen, jede Chance wahrzunehmen, ihren Sohn zu finden. Also lassen sie sich mit dem zwielichtigen Thaksin Gao ein, um nach Burma zu gelangen. Dieser führt sie durch mehrere Dörfer immer mehr in den burmesischen Dschungel. Thaksin versucht immer wieder, ihnen ein anderes fremdes Kind als Joshua zu verkaufen, doch Paul erkennt Thaksins Absicht, einfach ein asiatisches Kind verkaufen zu wollen, um ein gutes Geschäft zu machen. Je weiter sich das Paar von der Zivilisation entfernt, umso breiter wird auch die Kluft zwischen dem vernünftig denkenden Paul und seiner Frau, die nur noch ihrer irrwitzigen Vorstellung folgt. So geraten sie schließlich in das abgelegene burmesische Hinterland in ein unwirtliches und wildes Gebiet, wo verwilderte Kinder wohnen, die keine Eindringlinge dulden und angeblich "vinyan" sind. Wenn ein Mensch einen schlimmen Tod findet, verwirrt sich sein Geist und wird wütend " er wird dann nach burmesischem Glauben "vinyan". Jeannes Irrglauben an Joshuas Überleben hat sich inzwischen wie ein Krebsgeschwür in ihr manifestiert und findet nun kein Halten mehr...

Der Regisseur Fabrice du Welz hat hier einen Film nach alter Machart geschaffen, allerdings mit den Mitteln der moderneren Technik. Jüngere und einfach gestrickte Zuschauer, die mit Musikvideos und temporeichen Filmen mit schnellen Bildwechseln aufgewachsen sind und ramboähnliche Handlung erwarten, werden kaum Gefallen an diesem Film finden, da offensichtliche splatterartige Blut- und Schockeffekte ebenso wie spektakuläre Stunts und Explosionen fehlen. Stattdessen wird auf dieser Odyssee durch den burmesischen Dschungel nach und nach ein Spannungsbogen von Jeannes anfänglicher leichten Verwirrtheit bis zum Ausbruch des Wahnsinns am vermeintlichen Ziel aufgebaut " ein sehr subtiler Horror, der mehr in den Köpfen der Zuschauer stattfindet als auf dem Bildschirm. In viele Hinsicht erinnert der Film mit seinen verschwenderischen Bildkompositionen tatsächlich an Filme wie "Apocalypse Now" von Francis Ford Coppola. Jedoch nimmt die Kamera auch oft den Standpunkt einer der Hauptpersonen ein und zeigt den Blick aus ihrer Perspektive. Dies ist zum Beispiel deutlich erkennbar, als Jeanne auf dem Markt ihren Blick hektisch suchend zwischen dem geschäftigen Treiben umherirren lässt. Als Zuschauer wird man gefühlsmäßig mehr und mehr in die Handlung hineingezogen. Rufus Sewell und Emmanuelle Béart als Paul und Jeanne agieren mit einer beeindruckenden Leistung. Pauls Verzweiflung über Jeannes Irrglauben ist fast schmerzlich nachzuempfinden, teilweise allerdings auch Jeannes verzweifeltes Klammern an die Hoffnung, ihren Sohn wiederfinden zu können. Das Filmende hinterlässt schließlich einen aufgewühlten Zuschauer, der viele Fragen hat, die aber alle unbeantwortet bleiben…

Auf der DVD sind neben dem Film im 16:9-Format noch ein Originaltrailer, ein deutscher Trailer sowie ein 53minütiges Making Of in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln enthalten. Der Film selbst ist sowohl in deutscher Synchronisation als auch im englischen Original zu sehen, wahlweise mit deutschen Untertiteln, so dass auch Hörgeschädigte nicht ausgeschlossen bleiben. Das Bild ist grundsätzlich deutlich und klar, abgesehen von den optischen Effekten, wo Farbverfremdungen und Körnigkeit ausdrücklich beabsichtigt sind. Auch der Ton ist klar und verständlich, die deutsche Synchronisation ist dabei sowohl in DTS 5.1 als auch DD 5.1 enthalten, der englische ebenfalls in DD 5.1. Insgesamt ein Film, der nicht jedem gefallen wird, aber durchaus sehenswert ist. (gh)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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