Wahnfried - Die Geschichte einer verbotenen Liebe

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Datum: 03.11.2009 | VÖ: 30.10.2009 | Herausgeber: Lighthouse Home Entertainment | Kategorie: Film

Anfang 1867 " Die Haustür zum Haus Tribschen am Vierwaldstättersee (Luzern, Schweiz) wird aufgestoßen, eine Frau stürzt herein und durchsucht die Räume mit den abgedeckten Möbeln. Der eleganten Kleidung nach scheint es sich um eine Dame aus höheren Kreisen zu handeln. In einer kleinen Kammer endlich entdeckt sie das Gesuchte: Sie öffnet die Tür und sagt zu ihrem geliebten Richard, dass sie ab nun für immer bei ihm bleiben würde...

Die adlige Dame ist niemand anders als Cosima von Bülow, eine Tochter Friedrich Liszts, die ihren Mann verließ und sich für ein Leben mit Wagner entschied. Als 15jährige lernte sie ihn 1853 kennen, und trotz ihrer späteren Hochzeit mit Hans von Bülow lernte sie ihn immer mehr lieben, je öfter sie zusammentrafen. Und das geschah oft, denn Hans von Bülow war als Dirigent und Komponist einer der besten Schüler ihres Vaters und ein glühender Verehrer Wagners. Im Juli 1870 wurde sie von Hans geschieden, einen Monat später heiratete sie den 24 Jahre älteren Komponisten Richard Wagner. Neben ihren beiden Kindern aus erster Ehe bekamen die beiden noch 3 weitere. 1874 zog die ganze Familie in das neu gebaute und nach Wagners Plänen erstellte Haus Wahnfried am Rande des Hofgartens in Bayreuth. Richard und Cosima wohnten dort für den Rest ihres Lebens und wurden auch dort bestattet.

Der Film scheint sich an den Tagebüchern von Cosima zu orientieren, die sie vom 01. Januar 1869 bis zu Richards Tod führte. Die in höheren Kreisen aufgewachsene und erzogene Liszt-Tochter wusste genau, was sie wollte, konnte jedoch den von ihr gewollten Weg erst nach und nach einschlagen, da die Konventionen anderes bestimmten. Auch als Wagners Gattin bestimmte sie vieles, was dieser vernachlässigte. Sie übernahm nicht nur die Organisation des Haushalts, sondern auch der Werke Wagners. Mit ihrem Mann zusammen organisierte sie u. a. die Bayreuther Festspiele 1876, zu seinem letzten Werk "Parsifal" gab sie wichtige Impulse. Nach seinem Tode übernahm sie bis 1906 die Leitung der Festspiele, verbot allerdings auch nur die geringste "nderung an Wagners Werken. Im Glauben, nach dem Willen ihres verstorbenen Mannes zu handeln, blockierte sie jede Entwicklung mit dogmatischer Strenge. In vieler Hinsicht war sie der Prototyp der modernen Geschäftsfrau, die Regeln nur einhält, wenn sie sie für notwendig erachtet. Ansonsten hebt sie sich darüber hinweg, um ihr Ziel zu erreichen. Ein krasser Gegensatz zu Richard, der selbst freiheitsliebend denkt und lebt, in dessen Werken aber sehr konventionelle Regeln bestimmend sind. Mit dem Ende Wagners endet auch der zweite Teil des Films "Wahnfried".

Otto Sander spielt den begnadeten Komponisten und Begründer der Bayreuther Festspiele leider etwas zu theatralisch und " nun ja " überkandidelt. In manchen Szenen als tragische Figur, in anderen wieder als stolzer Pfau " immer etwas zu aufgesetzt und zu künstlich, um es wirklich nachvollziehen zu können. Auch Tatja Seibt als seine geliebte Cosima agiert zwar nicht schlecht, aber man tut sich als Zuschauer sehr schwer mit dem Gedanken, dass zwischen Richard und Cosima ein Abstand von 24 Jahren liegen soll, denn beide Akteure waren bei den Dreharbeiten mit 45 und 42 Jahren tatsächlich gerade mal 3 Jahre auseinander. In Wagners letzten Jahren des Films ist dank der Maske der Abstand erkennbar, zu Anfang des Films jedoch keinesfalls, Cosima und Richard scheinen hier gleichaltrig zu sein. Weil die Maske anscheinend nicht tätig werden durfte, hätte hier zumindest eine zusätzliche jüngere Darstellerin eingesetzt werden müssen. Die Regie von Peter Patzak hat leider etliche Schwächen, die Rollenbesetzung war auf jeden Fall daneben. "Weniger wäre mehr gewesen" " so auch hier. Etwas weniger Klischee und Künstlichkeit wäre besser gewesen. Am natürlichsten war immer noch Anja Jaenicke, die als Tochter Daniela aus erster Ehe in leider viel zu wenig Szenen zu sehen war. So kommt es, dass vieles leider nur sehr bemüht und gekünstelt wirkt, weil nicht nur die Person vom Alter her nicht zur Rolle passt, sondern die ganze Art der meisten Charaktere einfach nicht abgenommen wird. Das Entfernen etlicher Längen hätten dem Film auch gut getan. Patzak, dies war leider ein Patzer.

Die DVD enthält den Film "Wahnfried" in zwei Teilen. Der erste Teil hat eine Länge von exakt 1 Stunde 26 Minuten, der zweite Teil von 1 Stunde 22 Minuten und 40 Sekunden. Beide Teile können jedoch zusammenhängend als ein einziger Film abgespielt werden, wobei der Zuschauer jedoch trainierte Pobacken für den nunmehr fast dreistündigen Film besitzen sollte. Aber der Player hat ja auch eine Pause-Taste. Der Film wird im 4:3-Format gezeigt, enthalten ist außer diesem lediglich der deutsche verständliche Ton, der ganz leicht rauscht. Sonst nichts: Keine andere Tonspur, keine Untertitel, keine Extras, keine erkennbare Aufarbeitung von Bild oder Ton. Warum der Film erst ab 12 freigegeben ist, wissen die Götter, angesichts des Themas wäre FSK-0 ausreichend gewesen, denn die Kids wären bei diesem Streifen schon in den ersten 20 Minuten abgehauen oder eingeschlafen. Fazit: Nur durchschnittlicher Film und unterdurchschnittliche DVD-Leistung des Herausgebers. Das wars schon. Selbst für Wagner-Fans eine überlegenswerte Ausgabe. (gh)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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