Liebe durch die Autotür

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Datum: 31.10.2009 | VÖ: 16.10.2009 | Herausgeber: Sunfilm Entertainment | Kategorie: Film

Rezensionen zu Sexfilmen aus den 70er Jahren zu verfassen ist ja in den seltensten Fällen eine einfache Angelegenheit. Das liegt in erster Linie daran, dass es bei den meisten dieser Filme sehr schwer ist, eine Inhaltsangabe zu schreiben, denn Inhalt ist bei diesen Werken oftmals wenig bis nicht vorhanden. Eigenheiten und individuelle Charakterzüge fehlen bei diesen Filmen meist komplett. Kein Wunder, dass diese Werke meist belächelt werden und ohne Abgrenzung alle zusammen in eine Schublade gesteckt werden. Unterschiede sind hier nur bei genauerer Betrachtung möglich. Nach langer Zeit ist mir nun aber ein Sexfilm in die Finger gekommen, der eine glorreiche Ausnahme darstellt. Es handelt sich um den Streifen "Liebe durch die Autotür", der im Jahr 1971 in Österreich entstanden ist. Allein dieses frühe Entstehungsjahr und gerade die Tatsache, dass es ein Sex-Film aus der Alpenrepublik ist, die im Vergleich zu der Schweiz oder der Bundesrepublik Deutschland in Betracht auf freizügigen Klamauk mehr als rückständig einzustufen ist, macht den Film erst recht interessant.

Die Geschichte handelt davon, dass Herr Meier, Besitzer eines Autohauses, sein Geschäft zu einem Sex-Autosalon umgestaltet. Denn Herr Meier ist aufgrund seines Reichtums stets umgarnt von gut aussehenden Frauen und hat gemerkt, dass auch mit der Lust ein gutes Geschäft zu machen ist. In seinem Sex-Autosalon bietet er neben Sex-Spielzeug auch wie gewohnt seine Fahrzeuge an, die man nicht nur kaufen, sondern auch für intime Ausflüge mieten kann.

Im Grunde genommen geht auch "Liebe durch die Hintertür" ebenso in die Vollen, wie es Genre-Verwandte Filme dieser Zeit getan haben. Für das Jahr 1971 agieren die Protagonisten in diesem Film in meinen Augen sogar besonders frivol. Natürlich sind Peinlichkeiten und überflüssiger Sex-Klamauk auch in diesem Film zu sehen, schließlich gehören diese Stilmittel zum Standartrepertoire der Sex-Filme jener Zeit. Das Besondere an diesem Beispiel ist aber, dass die Macher hier den komödiantischen Faktor nicht nur mit Sex-Elementen und so manchen Hirnrissigkeiten angereichert haben, sondern auch ganz andere Trash- und Klamauk-Faktoren mit einbrachten, die im Sex-Film in dieser Form eine wahre Seltenheit sind. So können die Autos, die im Sex-Autosalon stehen, miteinander kommunizieren, natürlich jeweils mit der entsprechenden Sprachfärbung, und sich sogar bewegen. Dies wurde mit ganz einfachen Tricks wie Stop-Motion-Effekten umgesetzt. Dadurch kommen die Zuschauer ab und zu in den Genuss diverser Diskurse der Fahrzeuge, die jedoch die Protagonisten nicht mitbekommen. In manchen Szenen werden die Vehikel sogar ganz in Dudu-Manier aktiv, um die Ladeninhaber und deren Kunden zu ärgern. Eine weitere witzige Idee, die den Unterhaltungsfaktor steigert, ist, dass es im Autosalon eine Art elektronische Liebespuppe gibt, die man mieten kann. Gespielt wurde die Liebespuppe von einem echten Menschen, nämlich Verene Dehlan, die in diesem Film auch Babsi, die Nichte des Autosalon-Besitzers, verkörpert. Allein dieses Gimmick sorgt für viel humoristisches Potential, das im Rahmen des Films auch gut genutzt wurde. Interessant ist auch, dass ein Erzähler in der Geschichte vorkommt, der mit Reimen, die schon fast an Wilhelm-Busch-Werke erinnern, durch den Film führt. Die komplette Handlung ist gespickt mit solchen abwechslungsreichen Dingen, was diesem Streifen eine gewisse Exklusivität verleiht.

Man muss natürlich berücksichtigen, dass der Film mittlerweile schon fast vierzig Jahre alt ist, aus diesem Grund ist die Bild- und Tonqualität nicht mehr die beste. Das allgemeine Interesse ist für diese Art von Filmen nicht sehr groß, weshalb man natürlich mit einem kleinen Budget versuchen muss, das DVD-Projekt auf die Beine zu stellen. Deshalb war eine aufwändige Restauration natürlich nicht möglich, was die Folge hat, dass das im Großen und Ganzen recht gute Bild an manchen Stellen durch Schmutz und Aussetzer kleine Fehler aufweist. Auch der Ton scheint an manchen Stellen abgeschnitten zu sein.

Der Film selbst trumpft mit einer Handlung auf, die inhaltlich zwar nicht weiter von Belang ist, jedoch sehr gut unterhält und durch viele witzige Einfälle aufgewertet wird. Alles in allem bleibt "Liebe durch die Autotür" aber ein Sexfilm, was man nicht aus den Augen verlieren sollte. Die einfachen Mittel, die dem Filmteam damals zur Verfügung standen, sorgen für einen ganz eigenen Charme, jedoch wird man als Zuschauer auch einige unnötige Ungenauigkeiten feststellen müssen. So heißt die Hauptfigur eigentlich Meier, doch auf den Fenstern seines Autosalons ist ganz Klar der Schriftzug "Auto Rühl" zu sehen.
Bekannte Gesichter sind leider rar gesät, so werden den meisten Leuten lediglich Erich Padalewski, der die Hauptrolle spielt, bekannt sein. Für den Regisseur Eddy Saller blieb dieser Streifen einer seiner wenigen Regiearbeiten, dafür war er bis in die 90er Jahre hinein als Oberbeleuchter in großen Filmen wie "Die unendliche Geschichte", "Go Trabi Go" oder "Comedian Harmonists" tätig. Der Kameramann Gunter Otto ist ebenfalls kein Unbekannter, so hat er als Produzent, Regisseur, Kameramann und Autor ab den 70er Jahren Porno-Geschichte geschrieben. So war er nicht nur für den ersten "Josefine Mutzenbacher"-Film mitverantwortlich, sondern war auch der Regisseur der Heidi-Pornos, die als Soft-Fassung auch unter dem Namen "Heidi Heida" in den 90er Jahren im Fernsehen ausgestrahlt wurden.

Alles in allem ist "Liebe durch die Autotür" ein ganz besonderer Film, der neben einer Hand voll sehr ansehnlichen weiblichen Darstellern auch mit vielen witzigen Eigenheiten auftrumpfen kann. Soweit man mit Klamauk-, Trash- und Sex-Filmen etwas anfangen kann, wird man mit diesem 74-minütigen Werk sehr viel Spaß haben.

Die DVD wurde im Rahmen der "Sexy Classics"-Reihe der Firmen Silver Lake und Sunfilm veröffentlicht. Das fertige Produkt bietet eine ansprechende Optik und wurde mit original Kino-Artwork versehen, was sehr löblich ist. Ein Beiheft ist leider nicht vorhanden, dafür wird auf dem Inlay sämtliche relevanten Informationen zusammen mit einigen Impressionen aus dem Film zusammengefasst. Die DVD wurde dafür mit einem Wendecover ausgestattet, das es ermöglicht, das FSK-Logo auf die Innenseite des durchsichtigen Cases verschwinden zu lassen. Im Gegenzug wird dann auf der Rückseite der Hülle eine Werbung für die weiteren "Sexy Classics"-Titel sichtbar. Das Menü ist leider sehr schlicht gestaltet, dafür bekommt man auf der Disc neben einer Kapitelwahl einen kleinen Trailer zu sehen, der Werbung für die "Sexy Classics"-Reihe macht. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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