Il Divo - Der Göttliche

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Datum: 24.10.2009 | VÖ: 15.10.2009 | Herausgeber: Delphi Filmverleih | Kategorie: Film

Einen "gut gespielten, überraschend witzigen Thriller" verspricht TV TODAY, "Herausragend" meint der FOCUS, der STERN feiert ihn gar als den "Pate[n] IV". Eins vorweg: "Il Divo "Der Göttliche" erfüllt für mich keine dieser Wertungen. Auch ihn als Mafia-Thriller einzustufen, wie die Genre-Bezeichnung des Covers verspricht, scheint unglücklich gewählt, denn der Film ist weder Fisch noch Fleisch. Er ist schräg, ist situationsbedingt komisch, ist zeitweise wirr " für einen Thriller zu wenig Spannung, für eine Komödie zu wenig Witz und für einen Actionfilm zu wenig Action.
Während der 113 min Spielzeit (die Verpackung verspricht 117 Minuten) bekommt man einen Ausschnitt der Erfolgsgeschichte des italienischen Politikers Giulio Andreotti serviert, in einer Interpretation des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino. Andreotti war an insgesamt 33 Regierungen Italiens beteiligt und dabei siebenmal italienischer Ministerpräsident. In seiner letzten Legislaturperiode, Anfang der 90er, wird er mit politischen Morden in den 70er- und 80er-Jahren in Verbindung gebracht. Nach der Festnahme des Mafiabosses Toto Riina, tauchen Zeugenaussagen auf, die "dem Göttlichen" Kontakte zur Cosa Nostra bescheinigen. Es kommt zum Prozess gegen den Spitzenpolitiker, mit offenem Ausgang.

Soweit die tatsächliche Historie und zugleich der Plot. Der Film beginnt mit einer kurzen Einführung der wichtigsten Personen, Organisationen und Vorkommnisse. Es folgen, im rasanten Schnitt, die Morde an mehreren Personen, welche vorerst unkommentiert bleiben, sich im fortgeschrittenen Handlungsverlauf als die bereits angesprochenen Mafiamorde früherer Dekaden offenbaren. Danach darf man Andreotti dabei zusehen, wie er mit stoischer Gelassenheit durch ein Meer aus Intrigen und Verbrechen steuert, um erster Mann im Staat zu werden. Kirche, Mafia, Auftragskiller sowie seine Berater und Freunde machen ihm diesen Gang nicht immer leicht, auch das Verhältnis zu seiner Frau ist sehr eigenwillig.
Nach dem schießwütigen Einstieg der ersten Szenen, dümpelt der Film leider nur noch seinem Ende entgegen. Hier und da keimt kurzzeitig Humor auf, doch ein paar bissige Kommentare und ein wenig Situationskomik können allein nicht überzeugen. Verwirrung stiftet die szenenweise achronologische Abfolge der Geschehnisse, oft erschließt sich erst in der Gesamtschau der Zusammenhang bzw. der Sinn des Gezeigten. Ein weiteres Manko ist die sehr kurz gehaltene Einblendung von Name und Funktion wichtiger Personen, die während des Filmverlaufs erstmalig auftreten. Auch der stellenweise abgefahrene Soundtrack nervt öfters denn begeistert.
Positiv hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Toni Servillo, der mit dem Part von Andreotti dafür Sorge trägt, dass der Film sich nicht ganz in die Versenkung bugsiert. Gerade die schrullige Art, der von ihm gespielten Person, die er perfekt umsetzt, gepaart mit den besagten Kommentaren des Politikers, retten die Bewertung ins Mittelfeld. Zu Recht wurde er für seine Darstellung mit dem Europäischen Filmpreis 2008, in der Kategorie "Bester Schauspieler", honoriert.

Mit der FSK-16-Freigabe zeigt sich der Film im 16:9 Bildformat, die Sprachauswahl beschränkt sich auf Deutsch und Italienisch. Die Extras bergen kaum Überraschungen: Ein Making-of, ein Interview mit dem Regisseur Paolo Sorrentino, der deutschen Trailer und die obligatorische Trailershow " alles Hausmannskost. Das mitgelieferte Filmplakat ist jedoch lobenswert. Es gibt ein Glossar, einen kurzen geschichtlichen Abriss der wichtigsten Ereignisse und eine Darstellung der wichtigsten Personen um Giulio Andreotti. Meine Empfehlung: Vor dem Film einen Blick darauf werfen. Den Jury Prize in Cannes, sieben Donatello Awards " da habe ich mehr erwartet. Für einen verschlafenen Filmabend reicht es, für das große Kino übt Sorrentino noch. (cs)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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