Dietmar Wischmeyer wurde vor allem durch die Radio-Comedy "Frühstyxradio" auf dem niedersächsischen Sender Radio ffn bekannt. Durch die gleiche Sendung wurde auch Oliver Kalkofe bekannt und der spezielle Humor von Wischmeyer ist auch dem vom Kalkofe ziemlich ähnlich. Auch Wischmeyer ist für seine derbe Sprache, für seinen gnadenlosen Biss und vor allem auch für seinen Hang zum Unappetitlichen bekannt. Und doch ist sein Humor ein ganz eigener, er ist nämlich sehr rustikal gefärbt und gelegentlich kann man regelrecht die niedersächsische Landluft wittern.

Auf seiner Doppel-CD mit dem bezeichnenden Titel "Die bekloppte Republik" hört man zunächst das Ende der deutschen Nationalhymne und weiß somit sofort, welche Republik damit gemeint ist. Wischmeyer schafft es, mit seinem Bühnenprogramm wirklich alle vermeintlich negativen Eigenschaften Deutschlands und der Deutschen geballt als Konzentrat des Schreckens zu servieren. Gnadenlos werden alle Klischees aufgetischt, bei denen man sich aber ernsthaft fragt, ob es wirklich nur Klischees sind oder ob doch viel mehr Wahrheit dahinter steckt als einem lieb ist. Man ist hin und her gerissen, ob er völlig recht hat und den Finger in die Wunde legt oder ob er nicht doch maßlos übertreibt. Das ist gerade das Unheimliche an seinen Beobachtungen des Alltags im Land der Dichter und Denker. Man merkt, dass er wirklich ein verdammt guter Beobachter der Gesellschaft ist. Vieles, was er anspricht, hat man selber schon gesehen oder gar erlebt und kann es sich bildlich vorstellen.

Besonders abgesehen hat er es auf die deutsche Gemütlichkeit, wobei es sich nach seiner Definition um ein mehrgeschlechtliches Beisammensein ohne jegliche Erotik handelt. Während die Gemütlichkeit zu den eher zeitlosen Unarten der Deutschen zählt, so werden auch hochaktuelle und brisante Themen wie etwa die Steuernummer gnadenlos auseinander genommen. Wischmeyer hütet seine Zunge nicht und sieht nicht den geringsten Anlass, seinen Ton zu mäßigen. Mit deftiger Wortwahl gießt er seine Schmutzkübel über der "bekloppten Republik" aus. Dennoch mangelt es nicht an einem gewissen Niveau, der Zuhörer sollte mit Begriffen wie dem Leviathan oder der Haager Landkriegsordnung etwas anfangen können.

Aber nicht nur die Deutschen bekommen in diesem Programm ihr Fett weg, auch auf die Polen hat er es abgesehen und scheut sich nicht, jedes bekannte Klischee über den östlichen Nachbarn, den er als Übergangszustand zwischen Deutschen und Russen bezeichnet, breit zu treten. Besonders hart werden die Österreicher herangenommen und dabei werden auch schon mal gängige geographische Definitionen außer Kraft gesetzt und die Alpenrepublik zum nördlichen Balkan gezählt.

Doch Dietmar Wischmeyer steht nicht nur als er selbst auf der Bühne. Zwischendurch schlüpft er immer mal wieder in die Rollen der beliebten Figuren aus dem "Frühstyxradio". So gibt es auf dieser Doppel-CD auch ein Wiederhören mit Günther, dem Treckerfahrer, mit Willi Deutschmann, der seine stark beleibte Frau liebevoll als fetten Brocken oder "ihn" auch den fetten Fürst nennt und auch die Arschkrampen sind mit von der Partie. Natürlich fehlt auch der kleine Tierfreund hier nicht.

Besonders erfreulich ist die lange Laufzeit der Doppel-CD, die am Ende sogar noch einige Bonustitel enthält. Das Artwork kann sich ebenfalls sehen lassen und auch im Booklet muss man nicht auf die Wischmeyer'sche Bissigkeit verzichten. Wischmeyer hält der Nation nicht nur den Spiegel vor, er lässt sie mit Wucht dagegen knallen. Alles in allem sehr empfehlenswert. (jh)

Wertung: (8 von 10 Punkten)