Die dreibeinigen Herrscher - Staffel 1

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Datum: 14.10.2009 | VÖ: 23.10.2009 | Herausgeber: Koch Media GmbH | Kategorie: Serie

Etwas passt nicht zusammen: laut Einblendung ist es Juli 2089, doch die Menschen, die man zu Beginn der ersten Folge von "The Tripods - Die dreibeinigen Herrscher" sieht, leben in vormodernen Verhältnissen und kennen nicht einmal Elektrizität. Plötzlich schieben sich riesige metallene Glieder ins Bild: ein haushoher Dreibeiner schreitet auf die kleine englische Gemeinde zu. Alle stellen sich förmlich in Reih und Glied auf, um dem Besucher ihre Ehrfurcht zu demonstrieren. Dorfbewohner Jack (Michael Gilmour) tritt hervor und wird von einem Greifarm erfasst und in den "Körper" des Dreibeinders geholt. Einige Zeit später wird er wieder abgesetzt und präsentiert stolz seine Haube: ein goldenes Ornament auf seinem Kopf. Jack wurde von den Herrschern der Erde geweiht. Das Fest zu Jacks Weihung kann beginnen.

Dass jeder Mensch in einem bestimmten Alter die Weihe der Dreibeiner erfährt, ist so gegeben wie der tägliche Sonnenaufgang. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Erde zerrüttet und gebeutelt von den Kriegen der Menschen, doch als die Dreibeiner kamen, kehrte der Frieden ein. So wird es in der Schule gelehrt. Brav und ohne jede Avancen in Sachen Konflikt oder Fortschritt existiert die Menschheit im Schatten der Dreibeiner. Den Kindern wird die Dankbarkeit den Herrschern gegenüber gepredigt, bis sie geweiht werden und dann selbst die volle Dankbarkeit und Hörigkeit empfinden.

Das alles kommt den Teenagern Will (John Shackley) und Henry (Jim Baker) reichlich spanisch vor und die Vorstellung, dass auch sie in einem Jahr geweiht werden sollen, erfüllt sie nicht mit Vorfreude. Ozymandias (Roderick Horn), der Anführer einer Truppe gesetzloser Landstreicher, sieht in Will das Potential eines Freidenkenden und bietet ihm eine Alternative zu einem Leben mit der Weihe: die Reise zu den "weißen Bergen", wo die Menschen frei sind und frei leben.

Will schwört, sich niemals weihen zu lassen und lieber auf der Reise zu den weißen Bergen zu sterben. Henry schließt sich ihm an und zusammen brechen sie auf: Ziel sind die französischen Alpen - ein weiter Weg mit vielen Gefahren, doch die beiden Cousins wagen es dennoch.

"Tripods" stammt aus den Jahren 1984/1985, was man der allgemeinen Optik der Bilder und vor allem den Spezialeffekten ansieht, dennoch erkennt man die Mühe hinter allem. Die Serie spielt in einer "unfuturistischen" Zukunft, in welcher die Menschheit um Längen in ihrer technologischen Entwicklung zurückgeworfen wurde. Somit ist die Ausstattung dieser Produktion nicht dazu gezwungen gewesen, "abgespacte" Kostüme und Gegenstände herzustellen. Außerdem transportiert der Gegensatz der vormodernen Menschen zu den kalten, stummen Dreibeinern sehr schön das ungleiche Machtverhältnis.
Da man den Zuschauer nicht mit zahllosen Effekten aus dem Rechner bombardieren konnte, musste die Atmosphäre einfach anders dicht erzählt werden. Hier merkt man der Serie deutlich an, dass sie auf Romanen (der "Tripods"-Trilogie von John Christopher) basiert, denn die Dialoge transportieren viel von der allgemeinen Stimmung in einer von Fremden beherrschten Zukunft. Auch die Handlungen, Haltungen und Geschehnisse sind nachvollziehbar und ergeben in der Erzählwelt Sinn. Aspekte wie Schauspiel oder eben die bereits angesprochenen Effekte erscheinen von heutiger Warte aus hingegen etwas ungeschliffen. Fast unfreiwillig komisch wirken ganz selten auch die akustischen Effekte in den Schreckmomenten.

Trotz des Alters der Serie ist die Bildqualität erfreulich gut. Hier hat man scheinbar für die DVD-Fassung nochmal drüber gebügelt. Alle zwölf Folgen liegen in Deutsch und Englisch vor, zu fünf der Folgen kann man sich außerdem einen Audiokommentar von Jim Baker (die Rolle des Henry) einspielen lassen.
Auf der dritten der drei DVDs finden sich die zusätzlichen Extras: 43min Material vom Dreh, kurze Stuntproben, ein neunminütiges Promo-Reel und mein persönlicher Favorit: die Tests der visuellen Effekte, die einen interessanten Einblick in die Arbeit mit und an Spezialeffekten in den 80ern zeigen.
Leider sind alle Extras unmoderiert und bieten auch keinen erklärenden Untertitel. Einzig das Promo-Reel enthält - logischerweise - einen gesprochenen Text zum Anpreisen der Serie.

Da mir die Verpackung der Verkaufsversion nicht vorlag, kann ich nicht angeben, wie die Hülle aufgemacht ist. Dies drückt die Wertung ein wenig nach unten.

"Tripods" ist in Sachen Erzählung durchaus gute Unterhaltung, in die Optik und Aufmachung einer Produktion aus den 80ern schaut man sich auch schnell rein. Packend ist es eher selten, denn die literarische Vorlage drückt merklich etwas auf das Erzähltempo. Bei den Extras hätte ich mir ein Interview oder zumindest eine Moderation der Beiträge gewünscht. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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