Mörderisches Bayern

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Datum: 21.09.2009 | VÖ: 20.09.2009 | Herausgeber: Lustspielhaus | Kategorie: Kabarett & Bühne

Der Autor Robert Hültner hat mit seiner bislang fünfteiligen Kriminalromanreihe rund um den Protagonisten Inspektor Kajetan ein Werk geschaffen, das den Leser nicht nur unterhält, sondern gleichzeitig die wilde Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ab 1919, die gerade in München von Chaos und zahlreichen neuen Orientierungsversuchen geprägt war, näher bringt. Er schafft es meisterhaft, ähnlich wie Willy Purucker mit seiner "Löwengrube", Zeitgeschichte und Kriminalliteratur unterhaltsam und fesselnd unter einen Hut zu bringen. Nicht umsonst wurde der Autor, der zum Teil in München und zum Teil in Süd-Frankreich lebt, für seine Bücher schon mit mehreren Preisen geehrt.

Gestern gab es im Münchner Lustspielhaus eine Lesung, die sich mit den Kajetan-Romanen von Robert Hültner befasst. Während als Erzähler der Schauspieler und Regisseur Hans Kriss agierte, konnte man für die einzelnen Rollen den Schauspieler und Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl gewinnen. Für die musikalische Untermalung sorgte das Trio Sebastiano Tramontana (Posaune), Erwin Rehling (Schlagzeug) und Andreas Kroll (Akkordeon).

Der Inhalt der Lesung war eine Textcollage, die aus Fragmenten von drei Kajetan-Romanen zusammengestellt wurde. In meinen Augen erwies sich jedoch genau das als der große Minuspunkt der Lesung. Denn diese Fragmente waren zusammenhangslos aneinandergereiht, sodass man zwar erzählt bekommen hat, wie Inspektor Kajetan an seine Fälle geraten ist, wie es dann aber weiter geht, wurde verschwiegen. So kam man als Zuhörer immer wieder aus der Geschichte raus und musste ohne passende Übergänge immer wieder aufs Neue Zugang zu der jeweiligen Handlung finden. Inspektor Kajetan blieb so dem Publikum ebenso fremd, wie Nebenfiguren und der Handlungsstrang selbst.
Die experimentelle und nonkonforme musikalische Untermalung war an manchen Stellen unterhaltsam und witzig, gerade auch deswegen, weil Wachtveitl keine Probleme damit hatte, sich ab und zu direkt und meistens indirekt, auch wenn es nur eine zur Musik passende Gestikulierung war, an der Musik zu beteiligen. Jedoch sorgten die wirren und meist penetranten und entsprechend lauten Geräusche bei mir an verschiedenen Stellen für ordentliche Kopfschmerzen.

Einzige Lichtblicke waren diverse witzige Zwischenparts, die das gesamte Team gekonnt den Zuschauern servierte, sowie die tolle Erzählweise von Udo Wachtveitl und seinem Kollegen Hans Kriss. Gerade Wachtveitl hatte eine tolle Bühnenpräsenz und schaffte es mit seiner zurückhaltenden Art und seinem trockenen Humor regelrecht mit einem Fingerzeig sämtliche Sympathien auf seine Seite zu bringen. Leider muss man auch sagen, dass die Ansage und die Schlußworte von Wachtveitl die Höhepunkte des Abends waren.

Das Kajetan-Potpourri schaffte es leider nicht, das gesamte Publikum zu unterhalten oder gar zu fesseln. Einige Fans waren anwesend, die offensichtlich schon mehrfach die "Mörderisches Bayern"-Lesung besucht hatten und die auch diesmal wieder sehr begeistert waren.
Ich für meinen Teil habe zwar gemerkt, dass es sich bei den Kajetan-Romanen um spannende Literatur handelt, die mir einen wunderbaren Einblick in die Münchner Zeit der Weimarer Republik verschafft, jedoch hat diese Lesung das nur sehr bedingt vermitteln. Da konnte nicht einmal der Sympathieträger und ohne Frage hervorragender Schauspieler Udo Wachtveitl etwas daran ändern. Vielleicht ist es besser, wenn man vorher die Bücher schon kennt? (sk)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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