50 Dead Men Walking

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Datum: 25.09.2009 | VÖ: 30.09.2009 | Herausgeber: Ascot Elite | Kategorie: Film

Belfast 1988: der britische Geheimagent "Fergus" (Sir Ben Kingsley) wird auf den schlitzohrigen und kleinkriminellen Iren Martin McGartland (Jim Sturgess) aufmerksam, fasst ihn näher ins Auge und macht ihm schließlich ein Angebot: Leben retten. Wie? Ganz einfach: Martins Freund Sean (Kevin Zegres) hängt mit der IRA zusammen und wann immer Martin Informationen mitbekommt, soll er sie "Fergus" weiterreichen. Das Entgelt ist beachtlich, er muss sich die Finger nicht schmutzig machen, also schlägt Martin ein und ist somit ein Spitzel.

Anfangs läuft alles wie geschmiert. Die IRA-Kontakte vertrauen Martin und lassen ihn immer tiefer in ihre Kreise und "Fergus" lobt Martins gutes Werk und zahlt stets angemessen. Dass dieses doppelte Spiel mitten im Nordirland-Konflikt nicht lange gutgehen kann, dürfte jedem klar sein. Martin ernüchtert. Beide Seiten scheinen gleichermaßen miese Touren zu fahren und Martin versucht zwischen all dem auch noch eine kleine Familie zu gründen. Doch die Luft wird dünner.

"50 Dead Men Walking" ist nicht der erste und auch nicht der brillanteste Film im Setting des Nordirischen Konflikts, aber er hat seine guten Seiten. Eine davon ist ganz klar Ben Kingsley, der anfangs leider etwas zu routiniert seine Rolle abliefert. Mit Fortlauf der Handlung bekommt seine Figur aber mehr Profil und Kingsley zu sehen macht mehr und mehr Spaß. Das gleiche Symptom gilt im Grunde für den gesamten Film. Der Anfang lässt den Zuschauer nur schwer in die Erzählung eintreten. Die Szenen sind straff erzählt und reißen mitunter abrupt ab. Ein Sprung in eine andere Tageszeit, einen anderen Ort und eine andere Figurenkonstellation folgt. Dies passiert leider öfters, was es schwer macht, sich genau in die Handlung einzufühlen und sich innerhalb der Figuren zu orientieren. Wäre nicht Martins schwangere Freundin, hätte man überhaupt kein Gefühl für die zeitliche Ausdehnung des Films.

Dass Kingsley am Anfang als Erzähler die Hintergründe klärt und bei namhaften Figuren beider Seiten Name und Rang eingeblendet werden, ist vielleicht als helfend beabsichtigt gewesen, kommt aber als aufgesetzter Doku-Hauch daher, der den Film als Erzählung leicht ankratzt, aber glücklicherweise ist das sehr schnell vorbei und zieht sich nicht durch den ganzen Film.

Denn eigentlich will der Film ja Bedrängnis und Unsicherheit ausstrahlen. Hierin bemüht er sich mitunter zu sehr. Plötzlich bricht ein Straßenkrawall aus, die Kamera kommt überhaupt nicht zur Ruhe, es wird hektisch geschnitten, geschrien, geschossen. An und für sich klingt das reizvoll, ist aber vom Timing her nicht ganz elegant im Film platziert. Aber wann haben Gewaltausbrüche ein elegantes Timing? Der Großteil des Films spielt sich jedenfalls bei Gesprächen, Planungen und Konspirationen ab.

Nach dem leicht hektischen, in straffen Szene-Stückchen erzählten ersten Teil des Films, kommt das Ganze glücklicherweise etwas zur Ruhe und fokussiert sich besser auf Martin. Dann muss man leider die plakative, künstliche und sehr gespielt wirkende Figur Grace (Rose McGowan) ertragen, bevor der Film doch noch eine gute und interessante Linie und Atmosphäre findet - leider viel zu spät. Trotzdem gibt es brauchbare Spannung und einen passablen Sog in die Handlung.

Die 113min Spielzeit sind, wie gesagt, leider anfangs etwas ziehend, nehmen dann aber Fahrt auf. Ein paar Klischees der typischen Spitzelgeschichten ("Mutprobe", enger Freund ist voll dabei etc.) werden mehr oder minder ebenfalls verarbeitet, schaden dem Film aber kaum.
Kurz vorm Ende wird dann wieder versucht, den Doku-Faktor rauszuholen, um den Zuschauer daran zu erinnern, dass der Film auf der echten Geschichte aus dem Buch des echten Martin McGartland basiert (wobei der Film vom echten McGartland und seinem Co-Autor jedoch nicht abgesegnet worden ist). Der Film schließt auch mit Fakten zu den Ereignissen um und nach dem Ende des Films.

Die Optik (Bildformat 16:9) ist in sehr kalten Tönen gehalten. Wohlig ist es nur sehr selten, denn die Stimmung des Films soll auch von den Bildern getragen werden. Demnach hat alles einen abgenutzten, ausgemergelten Look - was dem nicht entspricht, wirkt automatisch zerbrechlich. Oder verdächtig. Die Perspektive bleibt immer sehr nach an Martin, sodass man nahezu vergisst, dass alles Teil einer riesigen Konflikts ist.

Die DVD bringt erfreulicherweise ein Wendecover mit sich, damit sich der riesige FSK-Hinweis (ab 16) elegant nach innen verlagern lässt. Die Ausstattung ist leider auf minimalstem Grad gehalten: der Originaltrailer des Hauptfilms und ein paar Trailer für einige andere Filme. Ansonsten lediglich deutscher Untertitel für den Hauptfilm sowie deutscher und englischer Ton in dolby digital 5.1, der deutsche auch in dts. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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