Bodo Wartke - König Ödipus

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Datum: 02.09.2009 | VÖ: 01.09.2009 | Herausgeber: Lustspielhaus | Kategorie: Kabarett & Bühne

Bereits im Juni hatte ich das Vergnügen, den Musik-Kabarettisten Bodo Wartke im Münchner Lustspielhaus sehen zu dürfen. Neben diversen Liedern des Künstlers, freute ich mich aber vor allem auf seinen "König Ödipus"-Beitrag, den ich schon auf seiner DVD "Noah war ein Archetyp" sehen konnte. Doch leider hatte sich Wartke bei der Aufführung seines "König Ödipus"-Programmes ein Bein gebrochen, was die Folge hatte, dass er in München mit Gips auf die Bühne kommen musste, er also gezwungen war, den kompletten Abend über am Klavier zu sitzen. Für die ersten September-Tage war jedoch geplant, dass Bodo Wartke wieder nach München kommt, um dort sein Programm rund um das Schicksals von Ödipus aufzuführen. Anders als sonst, bekommt der Zuschauer nicht nur eine kleine Episode aus dem Leben von Ödipus im Rahmen eines normalen Musik-Kabarett-Programmes zu sehen, sondern Bodo Wartke versucht erstmals einen kompletten Abend mit diesem Thema zu füllen. Es handelte sich also bei der gestrigen Aufführung nicht um Kabarett, sondern um ein Solo-Theater-Programm. Passend dazu lagen auf den jeweiligen Tischen sehr schön gestaltete Programmhefte aus, die über das Solo-Theaterstück informierten.

Um knapp 20:32 Uhr ging es dann auch schon los. Bodo Wartke kam auf die Bühne und leitete sein Theaterstück mit einem Lied ein, das er auf Klavier spielte, was auch später noch an einigen Stellen fortgeführt wurde. Ohne Umschweif legte er auch gleich im Anschluss mit der Geschichte los und schlüpfte nur mit wenig Requisiten bewaffnet in unzählige Rollen. Im ersten Drittel der Aufführung bekam man als Zuschauer nicht viel Neues zu sehen. Der Großteil der Vorgeschichte um Ödipus hat Wartke bereits mehrfach gezeigt, als er dies noch im Rahmen seines normalen Bühnenprogrammes vorführte. Doch diese Teile des Stückes waren auch diesmal sehr interessant, schließlich kommen dort einige Highlights vor, die man als Zuschauer noch einmal live genießen konnte. Meine Befürchtung war jedoch, dass die guten Stellen lediglich in den bereits bekannten Szenen zu finden sind und alles weitere, was man an dem Abend zu sehen bekommt, lediglich dazu dient, den Abend auszuschmücken bzw. die geplante Zeit von zwei Stunden voll zu kriegen. Glücklicherweise habe ich mich aber getäuscht. Bodo Wartke hat sich viel Mühe gegeben, sein "König Ödipus"-Programm unterhaltsam und witzig zu gestalten. Eine sehr lustige Angelegenheit war beispielsweise, dass das komplette Publikum im Saal als das Volk von Theben herhalten musste. Wartke, der unter anderem auch einen abgedrehten Priester verkörperte, wandelte in einer Szene durch das Publikum, um "das Volk" davon zu überzeugen, nach Theben zu gehen, um den König zu bitten, etwas gegen die Bedrohung in Form des Schwarzen Todes zu unternehmen. Dabei war es schön zu sehen, dass Wartke mit den Leuten im Kollektiv arbeitete und niemanden ins Rampenlicht zerrte, was für die Betroffenen nicht selten sehr peinlich ist. Kaum hatte Wartke als der verrückte Priester das Volk davon überzeugt, mit nach Theben zu kommen, entschloss sich eine Zuschauerin, genau im richtigen, respektive falschen Moment, die Toilette aufzusuchen, was für Bodo Wartke natürlich ein gefundenes Fressen war. Als das Thema schon wieder fast vergessen war, verließ Wartke kurz die Bühne, um als Kreon, den Berater des Königs, der gerade vom Orakel zurück kommen sollte, wieder ins Rampenlicht zu treten. Genau in diesem Moment kam die junge Dame wieder zurück aus der Toilette, was ein zweites Mal genau zum falschen Zeitpunkt war. Wartke forderte sie zwar kurz auf, zu erzählen, was das Orakel prophezeite, doch am Ende spielte er Kreon dann doch selbst.

Nach knapp einer Stunde, um 21:38 Uhr, ging es dann für ungefähr zwanzig Minuten in die Pause. Ein kurzes Zwischenspiel mit Ödipus beim Psychiater, worauf man als Komiker in so einem Programm natürlich nur schwer verzichten kann, sorgte für einen witzigen Auftakt des zweiten Teils. Danach gab es zwar weiterhin immer wieder lustige Stellen, doch die großen Highlights blieben aus. Dafür spitzte sich die Dramaturgie des tragischen Stoffes immer mehr zu, bis am Ende der Aufführung die Geschichte so endete, wie es schon in der Griechischen Mythologie der Fall war. Es folgte ein nicht enden wollender Beifall, der zeigte, dass das Publikum sehr begeistert war von diesem Ein-Personen-Stück. Der Witz, der in der zweiten Hälfte ein wenig auf der Strecke blieb, wurde unter anderem dadurch wieder ausgeglichen, dass Wartke selbst während der Verbeugung jede einzelne Figur, die er im Rahmen dieser Aufführung verkörperte, noch einmal spielte. Nach einigen Abschlussworten gab es als kleine Zugabe noch eine Vorschau auf die Fortsetzung der Geschichte in Form eines gespielten Trailers, der so gut dargebracht wurde, dass die dargestellten Figuren und Szenen anfingen im Kopf der Zuschauer lebendig zu werden. Um 22:53 bekam die Hauptperson dieses Abends vom Personal des Lustspielhauses noch Blumen überreicht, bevor er dann endgültig die Bühne verließ.

Alles in allem war es ein unterhaltsamer Abend mit hervorragenden Leistungen von Bodo Wartke. Er hat es geschafft, einen Programmpunkt seiner Aufführungen erfolgreich auf einen zweistündigen Solo-Theaterabend auszubauen, ohne, dass es für das Publikum langweilig wird. Auch wenn die Lacher in der zweiten Hälfte der Geschichte weniger werden " gefesselt und gut unterhalten ist man als Zuschauer trotzdem. Wartke beherrscht es schon fast meisterhaft, in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen, auch wenn an manchen Stellen noch kleine Fehler vorkommen, aber das macht diesen Künstler nur menschlich und dadurch noch sympathischer. Ebenso könnte man die zum Teil sehr einfach gestrickten Reime, die er verwendet, kritisieren, doch das kennt man auch schon aus seinen Liedern, aus diesem Grund dürfte jeder Besucher wissen, worauf er sich einlässt.
Bereits im August wurde "König Ödipus" in Hamburg mitgeschnitten. Das Ergebnis wird man im kommenden Jahr auf DVD erwerben können, wenn Wartke ein weiteres Mal mit seinem Solo-Theaterstück auf Tour geht. Bis dahin ist er bis November noch in einigen weiteren Städten zu sehen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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