Wundersame Wildnis - DVD 5

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Datum: 21.08.2009 | VÖ: 26.06.2009 | Herausgeber: epix | Kategorie: Dokumentation

Die fünfte DVD aus der Reihe "Wundersame Wildnis" hat mich tatsächlich überrascht. Im Gegensatz zu den bisherigen Silberscheiben, bei denen gemäß des Reihenthemas das Hauptaugenmerk auf Flora und Fauna gelegt wurde, wird hier die Natur lediglich als Lebensraum für den Menschen gezeigt. Natürlich ist es sehr interessant zu sehen, wie sich die Gebiete, die bisher ausschließlich als Grenzgebiete und Sicherheitszonen genutzt wurden und damit oft dem Einfluss des Menschen entzogen waren, nun unter seinem Einfluss entwickeln. Leider kommt bei dieser Dokumentation die Natur aber zu kurz, denn hier wird in erster Linie über Menschen berichtet, die nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" die bisher verbotenen Grünräume nun für sich nutzen. Dabei werden verschiedene europäische Gebiete gezeigt, durch die sich der "Eiserne Vorhang" zog. Matthias Hoferichter bereiste auf über 100.000 km mehrere Länder und berichtet sehr interessant über einzelne Bevölkerungsgruppen in diesen früheren Sperrgebieten.

Aus Bulgarien wird berichtet, wie sich nach der Grenzöffnung fast eine halbe Million Bulgaren mit dem Pflücken von Wikdkräutern und Früchten das tägliche Einkommen aufbessern. Immerhin finden sich hier ca. 3.500 verschiedene Pflanzenarten, von denen ca. 750 für medizinische Zwecke werden. In vielen Gegenden ist dies sogar die einzige Verdienstmöglichkeit. Inzwischen ist Bulgarien zum größten Kräuterexporteur Europas gewachsen, weltweit die Nummer 6.

In Ungarn ist die Grenze fast schon nicht mehr spürbar. Lediglich eine Schrifttafel und das Kunstwerk ungarischer Künstler erinnert im Grenzgebiet noch an die geschichtliche Rolle Ungarns, die mit ihrer stundenweise Grenzöffnung am 19.08.1989 den Fall des "Eisernen Vorhangs" ins Rollen brachten. Die Winzerfamilie Pfneiszl lebt und arbeitet schon seit vielen Generationen nicht nur in Österreich, sondern auch in Ungarn, wo sie nach der Grenzöffnung ihre früheren Weingüter wieder nutzen konnten, die sie zwischenzeitlich durch den Kalten Krieg an Ungarn verloren. Die beiden Töchter Birgit und Katrin, beide Anfang bis Mitte 20, leiten inzwischen die beiden Unternehmen, die nun problemlos mit denselben Arbeitsmaschinen ohne langen grenzbedingten Aufenthalt unter Bio-Gesichtspunkten bewirtschaftet werden.

In der Schaalseelandschaft von Nordwest-Mecklenburg, was früher Sperrgebiet war, züchten Landwirte heute aus einer Kombination von Artenschutz, Landschaftspflege und Biofleischproduktion alte Nutztierrassen, die vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden sind. Sechs landwirtschaftliche Betriebe halten inzwischen mit gezielter Züchtung und artgerechter Haltund die gefährdeten Rassen am Leben. Inzwischen hat sich eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt: Während Roger Meyer zur Capellen Thüringer Waldziegen züchtet, produziert Ute Rohrbeck aus dieser Ziegenmilch nicht nur verschiedene Käsesorten, sondern sogar handgemachte Seifen für den regionalen Markt. Besucher sind auf beiden Betrieben willkommen.

Auf der zweitgrößten Insel Estlands, Hiiuma, grasen inzwischen wieder Rinder, die während des Kalten Krieges den Bunker- und Befestigungsanlagen weichen mussten und bis dahin durch die abgegrasten Wiesenflächen auch enormen Vogelbeständen das Überleben sicherten. Doch die ökologische Rinderzucht hat nicht nur die Vogelbestände wieder aufgefüllt, sondern auch die Einkommen weitestgehend gesichert. Das estnische Bio-Fleisch ist sehr gut und überregional bekannt, allerdings ist der Absatz noch sehr schwer angesichts der isolierten Insellage ohne Verarbeitungsindustrie.

Im finnischen Lappland lebt seit über 3.500 Jahren das Volk der Samen in der Grenzregion zwischen Finnland und Russland, wo die Grenze lediglich als Baummarkierung oder Schilder zu erkennen ist. Auch wenn hier immer noch die traditionelle Rentierzucht wie früher betrieben wird, so kann sie allein selten das Einkommen sichern. Inzwischen wurde als zusätzliche Verdienstmöglichkeit viele Rentierfarmen erweitert, um als Touristenattraktion für Besucher zu dienen " neben dem Wintersport.

So spannend die eine oder andere Lebens- und Arbeitsgeschichte auch sein mag, so wird die Natur auf dieser DVD jedoch zu sehr vernachlässigt. Die Erwartungshaltung des Zuschauers, der hier zumindest auf ein paar Worte darüber hofft, was aus Flora und Fauna in diesen Grüngürteln geworden ist, wird nicht erfüllt. Zu sehr bestimmend ist das Thema Mensch und harte Arbeit in diesen Regionen. Ebenfalls neu ist in dieser Reihe, dass hier nicht mehr 2 Dokumentationen enthalten sind, sondern nur noch ein einziger Filmbeitrag mit einer Länge von ca. 83 Minuten. Als Extra sind neben einer Bildinfo über diese DVD-Reihe, ausführlichen Textinfos zur aktuellen DVD auch noch eine Diashow mit den schönsten Bildern enthalten, die auf dieser Süd-Nord-Reise entlang der Grenzüberbleibsel aus dem Kalten Krieg entstanden sind.

Die Farben der Dokumenation im 16:9-Format sind angenehm kräftig, aber immer noch natürlich. Der Kontrast ist ausreichend, die Bildschärfe ist durchweg gut. Der DD 2.0-Ton war auf der DVD des Rezensenten ausschließlich in Deutsch vorhanden. Eine zweite Tonspur (z.B. in englisch) oder gar Untertitel fehlten gänzlich. Dafür ist der Sprecher jederzeit klar und gut verständlich.

Fazit: Eine fehlende zweite Sprache ist hier noch verzeihlich, aber zumindest Untertitel für Schwerhörige sollten vorhanden sein. Das größte Manko ist jedoch das verfehlte Thema, denn von der "Wundersamen Wildnis" ist hier zwar etwas zu sehen, aber kaum etwas darüber zu hören. Angesichts der Sparausführung und falschen Thematik gebe ich nicht mehr als vier Punkte für Bild- und Tonqualität, den ausführlichen Textinfos, die den Inhalt der DVD noch einmal wiedergeben, sowie der gut gemachten und musikuntermalten Diashow. (gh)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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