Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiß

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Datum: 25.06.2009 | VÖ: 24.04.2009 | Herausgeber: Polyband | Kategorie: Serie

Lange bevor es mit "Schindlers Liste" modern wurde, Geschichten des Dritten Reichs zu erzählen, sorgte im Jahr 1978 eine kleine amerikanische Miniserie für Furore, die erstmals alle Gräueltaten, die an den Juden während des Zweiten Weltkriegs begangen wurden, in aller Deutlichkeit aufzeigte: "Holocaust". Zuvor hatte es für das Schicksal der Juden in der deutschen Sprache gar keinen Begriff gegeben und der Terminus wurde durch die Serie nicht nur allgemein bekannt, sondern gar zum Wort des Jahres 1979 gewählt.

Die mehrfach preisgekrönte Reihe erzählt die Geschichte der aus Berlin stammenden, fiktiven jüdischen Familie Weiß. Ein Arzt (Fritz Weaver, "Die Thomas-Crown-Affäre"), seine Frau (Rosemary Harris, "Spider-Man") sowie ihre drei Kinder befinden sich plötzlich in den Wirren des gerade immer stärker werdenden Judenhasses. Sie versuchen sich über Wasser zu halten, doch bald wird klar, dass die Nazis eine größere Macht haben als jemals vermutet und dass die von Hitler angestrebte "Endlösung" keine Alters- oder Berufsgruppen ausschließt. Und so muss man als Zuschauer mit ansehen, wie die Familie auseinandergerissen, misshandelt und schließlich sogar zum Teil getötet wird, bevor der Krieg zu Ende ist.

Dr. Weiß wird nach Polen ausgewiesen, einer seiner Söhne kommt ins Konzentrationslager Buchenwald, den anderen verschlägt es nach Prag. Tochter Anna wird unterdessen in Berlin vergewaltigt und landet schließlich, da sie einen Schock erlitten hat, der zu geistigen Problemen führte, in der Gaskammer des Tötungsanstalt Hadamar.

Ein paralleler Handlungsstrang der Serie dreht sich um den - ebenfalls fiktiven - Offizier Erik Dorf (Michael Moriarty), der zum Sturmbannführer aufsteigt und für Heydrich an der Endlösung tüftelt. Als studierter Anwalt sorgt er dafür, dass der jüdische Massenmord mit dezenten Bezeichnungen versehen wird, nicht an die Öffentlichkeit kommt und vor allem schnell und effektiv umgesetzt werden kann.

Für "Holocaust" braucht man starke Nerven, die Serie ist noch um einiges kraftvoller und intensiver als beispielsweise "Schindlers Liste" oder "Der Pianist". Zwar merkt man hier und da die fiktionalen Wurzeln des Drehbuchs (denn dass eine einzige Familie wirklich in alle relevanten Ereignisse des Dritten Reichs involviert war, ist dann doch eher unwahrscheinlich), doch insgesamt beweist sich "Holocaust" als wichtiges Zeitdokument und ruft nicht nur Unverständnis für die Verbrechen der NS-Zeit hervor, sondern führt dem Zuschauer auch deutlich vor Augen, dass letzten Endes doch alle Menschen gleich sind und auch so behandelt werden sollten.

Zur Qualität der Serie tragen natürlich auch die hervorragenden Darsteller bei, zu denen unter anderem Meryl Streep und Ian Holm gehören und die dafür sorgten, dass "Holocaust" unter anderem acht Emmy Awards gewann.

"Holocaust" wurde nun von Polyband auf DVD veröffentlicht und hat leider nicht nur mit dem riesigen FSK-Logo auf der Front, das sich überhaupt nicht in die Stimmung des Covermotivs einfügen will, Probleme. Extras gibt es ebenfalls absolut keine und auch technisch herrscht wenig Grund zur Begeisterung. Der Bildtransfer weist zahlreiche Verschmutzungen und analoge Defekte auf und verfügt zudem über ein deutlich wahrnehmbares Rauschen. Die Farben haben einen leichten Rotstich, wirken aber insgesamt noch relativ natürlich. Der Kontrast ist etwas zu steil und lässt helle Flächen gerne mal überstrahlen, während in dunklen Bereichen Details verloren gehen. Der Bildstand ist etwas unruhig, am problematischsten gestaltet sich jedoch die Schärfe: Der Transfer wirkt verschwommen, detailarm und teilweise sogar matschig.

Auch der Ton ist keine wirkliche Offenbarung. Sowohl die Originalfassung als auch die deutsche Audiospur liegen in Doppel-Mono vor. Der deutschen Version hört man ziemlich deutlich die unnatürliche Studioatmosphäre an, allerdings klingt sie insgesamt dann doch einen Tick besser als das Original. Das liegt vor allem daran, dass bei der englischen Tonspur immer mal wieder leichtes Zischen und relativ starkes Rauschen zu hören ist, wodurch die Dialogverständlichkeit etwas leidet. Schade, diese wirklich gelungene Serie hätte eine deutlich bessere DVD-Fassung verdient gehabt. (jr)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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