Ein Käfer geht auf's Ganze

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Datum: 28.06.2009 | VÖ: 01.07.2009 | Herausgeber: Kinowelt | Kategorie: Film

So wie bei fast allen Menschen gibt es auch bei mir gewisse Erlebnisse aus meiner Kindheit, an die bis ich heute immer wieder gerne zurück denke und mit denen ich sehr viele positive Erinnerungen und Gefühle verbinde. Nicht selten handelt es sich bei diesen Erinnerungen um Fernsehsendungen, Serien oder Filme. Ein ganz besonderes Beispiel ist die fünfteilige Filmreihe "Dudu" mit Rudolf Zehetgruber aus den Jahren 1970 bis 1978. Bis heute ist es so, dass wunderbare Erinnerungen aufkommen und sich bei mir ein wohliges Gefühl breit macht, wenn ich Aufnahmen des gelben VW-Käfers sehe. Als Kind habe ich Dudu und die dazugehörigen Filme geliebt und konsumierte die Filme mit großer Freude. Dass nach über zehn Jahren die Erwartungen an so einen Film, mit den man diverse Kindheitserinnerungen verbindet, sehr hoch sind, liegt dabei auf der Hand. Dass die meisten Produktionen diesen Erwartungen aber einfach nicht gerecht werden, dürfte auch jedem klar sein. Mir erging es vor knapp fünf Jahren so, als ich einige Ausschnitte diverser Dudu-Filme wieder sehen konnte, weil diese nach langer Zeit wieder im Fernsehen (Kabel 1) ausgestrahlt wurden. Ich muss sagen, dass ich sehr enttäuscht war von der verhältnismäßig einfachen Handlung und vor allem von den leicht durchschaubaren Spezialeffekten. Erst einige Jahre später, genauer gesagt vor erst einigen Wochen, habe ich mir die Dudu DVD-Box der Firma Kinowelt zugelegt und konnte mir ein differenziertes Bild von dieser Filmreihe verschaffen. Wie ich vor kurzem erfahren habe, werden die Filme im Juli noch einmal einzeln auf DVD veröffentlicht. Das möchte ich zum Anlass nehmen, noch einmal einen ausführlichen Blick auf diese Kultfilm-Reihe zu werfen.

Nachdem Rudolf Zehetgruber in den 50er und 60er Jahren als Regieassistent, Schauspieler, Autor und Regisseur bei zahlreichen Heimat- und Kriminalfilmen tätig war, wagte er im Jahr 1970 sein erstes komplett eigenes Projekt, das als "Ein Käfer geht auf's Ganze" in die Kinos kam. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Dudu, dem Wunderkäfer, der das Aushängeschild in diesem Film ist, lediglich um eine deutsche Kopie des US-Filmkäfers Herbie handelt. Diese Vermutung wird dadurch verstärkt, dass am Anfang des Filmes die Gräfin ihrem Mann einen "Rennwagen aus Amerika" schenkt, der weiß ist und auch noch die Nummer "53" auf seiner Karosserie stehen hat. Bei Dudu handelt es sich also sogar der Geschichte nach um das gleiche Auto wie Herbie. Zehetgruber behauptet jedoch, dass er die Idee zu Dudu schon hatte, bevor Herbie in die Kinos kam und er sich durch den Erfolg der Herbie-Filme lediglich mit seiner Idee bestätigt gefühlt hat. Einige weitere Beispiele im Verlauf der Filmreihe beweisen, dass Zehetgruber, ganz unabhängig davon, ob seine Behauptung stimmt, allgemein eine Neigung dazu hat, Dinge aus anderen Filmen zu kopieren, auch wenn man es in den meisten Fällen als eine Art Hommage bewerten kann.

"Ein Käfer geht auf's Ganze" handelt von der East African Rallye, die wie jedes Jahr stattfindet. Um das Rennen zu gewinnen, tritt der Schotte James Butler mit einem Luftkissenboot an, das zwar langsamer ist als die Rennautos, dafür aber den Vorteil hat, dass es unabhängig von den normalen Straßen die Luftlinie quer durch die Landschaft nehmen kann. Auch der Graf de la Motta möchte an der Rallye teilnehmen und bekommt von seiner Frau einen Rennwagen aus Amerika geschenkt, damit dieser die besten Voraussetzungen für das Rennen mitbringt. Doch dieser ist von dem VW Käfer, gar nicht begeistert, da das Auto scheinbar einen eigenen Kopf hat und nicht so fährt, wie es der Graf möchte. Aus diesem Grund verschenkt er den Wagen kurzerhand mitten in der Steppe. Der neue Besitzer Ben freut sich über das Fahrzeug und beschließt ebenfalls an der Rallye teilzunehmen, da dieser Geld für ein Krankenhaus, das von Daktari Jo geleitet wird, benötigt. Von der Rennleitung wird er mit seinem neuen Auto, das er mittlerweile Dudu nennt, jedoch nicht zur Rallye zugelassen. Er beschließt, alternativ als Servicewagen an der Seite des Luftkissenbootes von James Butler mitzufahren, was die Folge hat, dass Ben und sein kleiner Käfer während des Rennens so manche Hindernisse zu überwinden haben...

Auch wenn die Mittel, die für diesen Film eingesetzt wurden, oft sehr einfach wirken, muss ich zugeben, dass "Ein Käfer geht auf's Ganze" funktioniert. Das liegt hauptsächlich an Rudolf Zehetgruber, der seine Rolle sehr gut verkörpert, sowie den authentischen Drehorten und die Idee des gelben, liebenswerten Käfers, obwohl der in diesem Film noch eine verhältnismäßig kleine Rolle spielt. Die Handlung ist sehr einfach gestrickt, doch die vielen kleinen Geschichten und kreativen Ideen, die Zehetgruber eingebaut hat, sorgen für gute Unterhaltung. Das einmal ganz abgesehen davon, dass Filme, bei denen es um Autorennen in der freien Landschaft geht, eigentlich nie so richtig schlecht sind. Die Filmfehler und auch die einfachen Tricks, die fast allgegenwärtig sind, versprühen gerade in der heutigen Zeit sehr viel Charme und sorgen eigentlich nur für einen erhöhten Spaßfaktor, vorausgesetzt man lässt sich darauf ein. Sehr auffällig sind dabei die Sequenzen, die mit einem kleinen Modellkäfer nachgespielt wurden und die " zumindest in der heutigen Zeit " sofort ins Auge stechen. Außerdem wurde für die Landschaftsaufnahmen altes Archivmaterial aus einen Dokumentarfilm über Afrika verwendet, den Zehetgrubers im Jahr 1954 gedreht hat. Für die einzelnen Rollen hat Zehetgruber viele tolle Schauspieler ausgewählt. So wird James Butler zum Beispiel von Gerd Duwner gespielt, der damals den "Ernie" aus der Sesamstraße gesprochen hat und sich vor der Kamera Zeit seines Lebens stets sehr rar machte. Während Zehetgruber auf Motivsuche in Afrika war, lernte er das Hamburger Fotomodell Constanze Sieck kennen, die damals dort lebte und die in diesem Film Schwester Angie verkörpert. Daktari Jo sollte eigentlich von der Schauspielerin Regina Gaidowna gespielt werden. Weil diese aber bei den Dreharbeiten von einem Geparden verletzt wurde, sprang für sie Rudolf Zehetgrubers Frau ein, die unter dem Pseudonym Katharina Orginski bei diesem Film mitspielt und auch noch in allen weiteren Dudu-Filmen mit von der Partie ist. Während den Dreharbeiten ist das Filmteam übrigens mitten in Afrika auf Heinz Rühmann gestoßen, der zu dieser Zeit damals dort Urlaub machte.

Zur DVD-Veröffentlichung kann ich leider nicht viel sagen, da mir lediglich die Disc vorliegt und ich zur restlichen Ausstattung keinerlei Informationen habe. Auffällig ist aber, dass die DVD dasselbe Menü und die gleiche Ausstattung besitzt, wie die "Ein Käfer geht auf's Ganze"-DVD der Dudu-Box, die es bereits länger zu kaufen gibt. Neben einem schön gestalteten Menü bekommt man den Trailer zu "Ein Käfer geht auf's Ganze" und einigen weiteren Filmen als Extra geboten. Wenn man die DVD in den PC legt, kann man im PDF-Format zusätzlich diverse Produktionsnotizen und zwei Werberatschläge aus der damaligen Zeit finden. Weiterführende Informationen, den Film als Super 8 Version oder ein aktuelles Interview mit Zehetgruber wären weitere interessante Extras gewesen, die man gerne auf der DVD gesehen hätte.

Alles in allem ist der Film mit Vorsicht zu genießen. Leute, die einen nostalgischen Bezug zu Dudu haben, könnten damit sehr viel Freude haben, soweit diese von dem Werk nicht zu viel erwarten. Ansonsten ist der Film allen ans Herz zu legen, die auf deutsche Komödien und auf Trash-Filme stehen. Auch für Freunde von Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill könnte "Ein Käfer geht auf's Ganze" interessant sein, da dieser Film ein ähnliches Flair wie die Filme der beiden Haudegen versprüht. Außer Frage steht jedoch, dass Dudu einen sehr großen Kultfaktor besitzt und dass die Filme trotz oder gerade wegen ihrer einfachem und liebevollen Umsetzung noch heute sehr viel Spaß bereiten können. (sk)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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