Lieben

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Datum: 12.06.2009 | VÖ: 22.05.2009 | Herausgeber: Indigo | Kategorie: Film

Der Flaschensortierer Boris Brickenbach ist etwas zurückhaltend, aber offensichtlich ein hilfsbereiter Mensch, denn er arbeitet nebenbei ehrenamtlich in einer Drogenberatungsstelle. Dass er mal im Gefängnis saß, weil er versuchte, eine Frau zu töten, weiß nur sein Arbeitskollege Arvid. Grundsätzlich hat Boris auch keine Probleme damit, Frauen anzusprechen, doch was seine körperlichen Beziehungen zu Frauen angeht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn Boris kann eine Frau nur lieben, wenn sie kalt ist - kalt und tot. Erst dann sitzt er abends zusammen mit ihr auf dem Sofa in ihren Armen und schaut fern. Oder schläft mit ihr im Doppelbett. Verwesungsbedingt sind natürlich auch diese Beziehungen nur von kurzer Dauer, danach beseitigt er die Opfer, indem er sie in der Badewanne zerlegt und in unwegsamen Gebieten entsorgt.

Eines Tages kommt Mariet Borsek in die Drogenberatungsstelle. Sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter Nike, die seit einigen Tagen verschwunden ist. Seit Mariet sich von ihrem Mann getrennt hat, fühlt sie sich oft einsam. Bisher war Nike ihr Halt. Sie ahnt nicht, dass auch Nike Boris zum Opfer gefallen ist. Boris verspricht Mariet, ihr bei der Suche zu helfen. Die beiden kommen sich näher und Mariet verliebt sich sogar in Boris.

Doch Boris scheint mit dieser Situation etwas überfordert, wie eine lebende Frau auf ihn reagiert, daher zieht er sich von Mariet etwas zurück. Er geht weiter seiner Neigung nach, ein Mädchen aus der Drogenszene und eine Kellnerin sind seine nächsten Opfer. Doch Mariet wird mit Boris Zurückweisung nicht fertig. Nach einem Selbstmordversuch rettet Boris ihr das Leben, und sie kommt in eine Therapie. Schließlich verlässt sie die Therapie und besucht Boris überraschend in seiner Wohnung ...

Ein Film über das Tabuthema Nekrophilie ist selten. Normalerweise bleiben es einfache Horror-Filme, die oft im Splatterbereich angesiedelt sind. Dieser Film beschäftigt sich eher mit der Psyche des Täters. Boris lebt in einer kalten grauen Welt, was auch durch die unterkühlten Farben des Films unterstützt wird. Die Aufnahmen erfolgen meist per Handkamera, die dadurch bedingten Bewegungen sollen wohl einen dokumentarischen Eindruck machen. Oder voyeuristischen? Es bleibt auf jeden Fall ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend, denn ein Happy End scheint trotz des offenen Endes ausgeschlossen.

Die Farben sind wie bereits beschrieben dem Thema angepasst, oft werden graugrüne Töne verwendet. Die Schärfe ist außerordentlich gut, der Ton ist sehr klar und deutlich. Leider gibt es nur den deutschen Ton auf der DVD, aktiviert werden können dazu noch englische Untertitel. Deutsche Untertitel für Schwerhörige fehlen gänzlich, ebenso jegliche fremdsprachige Tonspur. Auf der DVD sind neben gelöschten Szenen, verschiedenen Trailern, dem Kurzfilm "Tag der Umkehr" noch die sehr hörenswerten Audiokommentare der Regisseure Rouven Blankenfeld ("Lieben") und Jörg Buttgereit ("Nekromantik", "Nektromantik 2") enthalten. Letzterer hatte in den beiden Nekromantik-Filmen das Thema bereits vor 20 Jahren aufgegriffen. Wer keine Angst vor dem Thema hat und sich der düsteren Stimmung des Films aussetzen möchte, wird eine hervorragende Inszenierung erleben. Splatter-Fans kommen hier jedoch nicht auf ihre Kosten. Angesichts des Themas ist der Film aber überdurchschnittlich gut. (gh)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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