Fatih Çevikkollu - Komm zu Fatih!

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Datum: 03.06.2009 | VÖ: 02.06.2009 | Herausgeber: Münchner Lach- und Schießgesellschaft | Kategorie: Kabarett & Bühne

Am gestrigen Abend feierte der Kölner Kabarettist Fatih Cevikkollu die München-Premiere seines neuen Programmes "Komm zu Fatih!". Erwartet habe ich mir von diesem Abend viel, schließlich sind Fatih Cevikkollus Steckenpferde, also die Gesellschaft im 21. Jahrhundert, Integration, Vorurteile und Sprache, hochinteressant und brandaktuell. Jeder sollte dazu einen gewissen Bezug haben. Fatih Cevikkollu arbeitet diese Themen auf einem leicht zugänglichen, aber trotzdem differenzierten und sachlichen Level auf, was den Zugang für sämtliche Publikumsschichten erleichtern sollte. Trotzdem bleibt er mit seinen Darbietungen im Kabarett-Niveau und hebt sich dadurch deutlich von vielen Comedian-Programmen ab, die sich ebenfalls gerne mit diesen Themengebieten auseinander setzen. Das Programm, das inklusive einer halben Stunde Pause zweieinhalb Stunden andauerte, startete Cevikkollu sehr locker und stets in Verbindung mit einem ausführlichen Dialog mit dem Publikum. Ohne zu aufdringlich oder unangenehm zu werden, schaffte er es, die Aufmerksamkeit der Leute bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, in dem er immer wieder den ungezwungenen Diskurs mit seinem Publikum suchte.

Dabei spielte er stets mit Klischees und Vorurteilen. Er stellte den Zuschauern Fallen und baute bewusst grenzwertige Witze ein, um den Leuten klar zu machen, wie sehr jeder mit Vorurteilen behaftet ist und wie allgegenwärtig diese sind. Dabei blieb er aber stets objektiv und schaffte es auch, eine heitere Grundstimmung zu erhalten. Zum Schluss hin hat der Kabarettist dann aber auch etwas ruhigere und nachdenkliche Momente angestimmt, was dem Programm sehr gut getan hat. Während des kompletten Programms hat man merken können, dass Fatih Cevikkollus ein sehr genauer Beobachter ist. Als ein Deutscher mit türkischen Wurzeln ist er in der Lage, das Thema Integration und Vorurteile von einem ganz anderen Standpunkt zu betrachten. So hat er die Möglichkeit, sowohl die Türken als auch die Deutschen ausführlich zu analysieren und aufs Korn zu nehmen, ohne dass man es ihn übel nehmen kann. Natürlich ist es für ihn als Kabarettisten, der fast ausschließlich vor deutschem Publikum spielt, viel Reizvoller, dabei die Deutschen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Fatih Cevikkollus lässt es sich nicht nehmen, seinem Publikum während seines Programms immer wieder den Spiegel vor zu halten. Dabei spielt er nicht nur mit den deutschen Klischees, sondern zeigt auch Missstände auf, wie die übertriebene Verwendung von Anglizismen.

Was besonders bei Fatih Cevikkollu heraus sticht, ist die Tatsache, dass er es ganz ohne Hilfsmittel schafft, sein Publikum über zwei Stunden lang zu unterhalten. Cevikkollu ist einfach sympathisch, weiß, wo er sein Publikum packen muss und schafft es auch, spontan auf Zwischenrufe oder Geschehnisse im Zuschauerraum einzugehen, ohne den Faden zu verlieren oder irgendwie aus der Rolle zu fallen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass Cevikkollu dazu neigt, manche Dinge zu sehr zu karikaturisieren. Manche Beispiele oder Figuren, in die er im Rahmen seines Programmes schlüpft, wirken dadurch unnatürlich und übertrieben, was er auch selbst auf der Bühne zugibt. Das sorgt dafür, dass das Niveau manchmal doch in die Comedian-Schiene abdriftet, was natürlich erlaubt ist, aber das Gesamtbild ein wenig trübt. Alles in allem war es aber ein sehr gelungener und vor allem unterhaltsamer und kurzweiliger Kabarett-Abend. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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