Heidi, das Luder von der Alm

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 22.05.2009 | VÖ: 15.05.2009 | Herausgeber: Musketier Media | Kategorie: Film

Kaum wurde in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1975 das Pornografie-Verbot für Erwachsene aufgehoben, wanderten zahlreiche Filmemacher in das neue Pornofilm-Genre über und leisteten dort Pionierarbeit. Die Qualität der Filme war damals noch recht hoch und dank dem vorhandenem Budget und einer handwerklich soliden Herangehensweise, konnte man Pornos herstellen, die bis heute weltweit als Klassiker gehandelt werden. Schließlich kamen die Herrschaften meistens aus der Filmbranche und brachten aus diesem Grund zum Teil Jahrzehnte lange Erfahrung mit. Bereits in den ersten Jahren wurden nicht nur Kurzfilme, sogenannte Loops, produziert, sondern auch Pornos in Spielfilmlänge. Dabei wurde der Phantasie freien Lauf gelassen, was die Inhalte und auch die Filmtitel angeht. Gerade die Titel von alten Filmen wurden gerne abgewandelt und bei vielen Kurzfilmen verwendet. Aber es gab auch schon vorhandene Geschichten und Filme, an denen man sich inhaltlich bediente. Das war zum einen der Stoff rund um die Figur des "Sanitätsgefreiten Neumann", zum anderen war das die Figur des literarischen Pornoklassiker "Josefine Mutzenbacher" der bereits einige Jahre zuvor, genau wie der "Sanitätsgefreite Neumann" in einer Sexfilm-Version in den Kinos lief. Dieser Stoff, der von einer Wiener Dirne erzählt und der schon in Buchform für viel Aufsehen und Zensur sorgte, hat sich wunderbar dazu angeboten, als pornografische Variante neu verfilmt zu werden.
Den ersten "Josefine Mutzenbacher"-Pornofilm, der heute als einer der besten Pornos aller Zeiten gehandelt wird, drehte der erfahrene Regisseur Hans Billian im Jahr 1976. Die Hauptrolle verkörperte damals die Wienerin Patricia Rhomberg, die schon allein wegen ihres passenden Dialektes perfekt in diese Rolle passte. Für die Produktion war damals Gunter Otto zuständig. Sowohl Otto als auch Billian drehten in den darauf folgenden fünfzehn Jahren zahlreiche weiter Mutzenbacher-Filme. Schließlich war der Name Mutzenbacher weltweit bekannt und spätestens seit dem ersten Mutzenbacher-Porno war das Interesse an dieser Art der filmischen Aufarbeitung des Literaturklassikers groß. Die ersten Mutzenbacher-Pornos waren allesamt Kostümfilme und wurden für dieses Genre sehr aufwändig gedreht, auch wenn man sie bei weiten nicht mit den Alois-Brummer-Großproduktionen der frühen 80er Jahre wie "Rasputin " Orgien am Zarenhof" oder "Katharina und ihre wilden Hengste" vergleichen kann.

In den frühen 90er Jahren bediente sich Gunter Otto bei einer anderen literarischen Vorlage: Nämlich bei der Geschichte des Kinderbuchklassikers "Heidi". Er krempelte die ursprüngliche Geschichte einfach um und machte daraus eine Pornofilm-Reihe. In den Filmen ging es um eine erwachsene Heidi, die eine Menge Spaß an den körperlichen Freuden hat. Otto Griff damit unter anderem auch das totgesagte Lederhosenfilm-Genre auf und ließ es im Pornofilm-Genre neu Aufleben. Die Filmreihe hat gerade in ihrer Softfassung, die den Namen "Heidi Heida" trägt, einen großen Bekanntheitsgrad. Das rührt daher, dass der Sender Sat.1 diese Filme in der zweiten Hälfte der 90er Jahren im Nachtprogramm ausstrahlte.
Im Vergleich zu den früheren Pornos konnten die Heidi-Filme nicht mehr so richtig mithalten, doch viel Humor und eine solide Produktionsqualität machten die Filme weitestgehend akzeptabel. Nach sechs Filmen, die allesamt innerhalb von sehr kurzer Zeit herunter gekurbelt wurden, war dann auch mit dieser Filmreihe Schluss.

Im Jahr 2006 hat die Firma "Eastside Studios Schweiz" diese Thematik erneut aufgegriffen und zusammen mit der Porno-Darstellerin Valery Hilton eine neue Heidi-Filmreihe namens "Heidi, das Luder von der Alm" abgedreht. Insgesamt existieren fünfzehn Filme mit einer Laufzeit von je 90 Minuten. Die Streifen wurden scheinbar ohne großes Budget direkt für den Internet- und DVD-Markt produziert. Ganz in der Tradition der "Heidi Heida"-Filme beginnt man jetzt, eine Softfassung der Produktionen auf den DVD-Markt zu bringen. Während die Hardcore-Fassungen jeweils eine Laufzeit von knapp 90 Minuten haben, hat der erste Film der Heidi-Reihe in der Softfassung eine Länge von knapp 63 Minuten. Es wurde also sehr viel gekürzt, obwohl letzten Endes noch viele Sexszenen übrig blieben, die für phantasievolle Anregungen dienen können. Es kann durchaus sein, dass für diese Softfassung diverse Einstellung gesondert gedreht wurden.

Da es wirklich sehr viele Dinge bei diesem Film zu bemängeln gibt, möchte ich erst einmal auf die Sachen eingehen, die mir positiv aufgefallen sind. Obwohl die Hauptdarstellerin aufgrund ihres osteuropäischen Aussehens nur bedingt in die Rolle des Schweizer Alpenmädchens Heidi passt, muss man lobend erwähnen, dass in diesem Film sowohl die Hauptdarstellerin, als auch alle anderen Darsteller anders als bei vielen anderen Filme der letzten Jahren zum Großteil sehr natürlich wirken. Die schönen Drehorte in den Bergen wurden gut ausgewählt und auch der alemannische Dialekt passt sehr gut in den Film. Auf den Inhalt des Filmes braucht man im Grunde nicht einzugehen, weil dieser eigentlich gar nicht existiert. Der Film erzählt davon, dass Heidi dazu gezwungen wird, beim Alp-Öhi auf der Alm zu leben, der nicht nur Tante Dede flach legt, sondern auch die noch unschuldige Heidi. Und da fangen schon die vielen kleine Fehler des Filmes an: Heidi sagt zwar bei ihrem ersten Mal "aber das brauch ich ja sonst nur zum Pinkeln", doch nur kurze Zeit später benimmt sie sich schon wie eine im Bett sehr erfahrene Frau.
Einerseits versucht man durch Oldtimer, historische Straßenzüge und altmodische Kleidung, den Eindruck eines Kostümfilms zu vermitteln, andererseits sieht man beispielsweise im Hintergrund moderne Autos parken. Während unter den Kostümen ganz moderne Unterwäsche getragen wird, schießt sich Valery Hilton mit ihren übergroßen künstlichen Fingernägeln endgültig ins Aus. Hinzu kommt die amateurhafte Umsetzung des Filmes. Das schauspielerische Talent der Darsteller hält sich komplett in Grenzen, was die Folge hat, dass die Dialoge dilettantisch und hölzern wirken. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass man die Dialoge versteht. Das beste Beispiel hierfür ist eine Schlafzimmer-Szene, als das Bett allein davon schon quietscht, dass die Darsteller darauf sitzen. Den in dieser Szene sowieso schon viel zu leisen Dialog kann man aufgrund der lauten Bettgeräusche gar nicht verstehen. Eine unausgeglichene Beleuchtung macht die Szene dann endgültig reif für die Tonne. Da kann man froh sein, dass der Film zum Großteil unter freien Himmel in den Bergen spielt. Bei diesen Szenen ist das Problem aber oft, dass der Wind zu sehr das Mikrophon tangiert und so unangenehme Rauschgeräusche zu hören sind. Da fragt man sich, warum man nicht den ganzen Film noch einmal neu synchronisiert hat. Lediglich am Anfang des Filmes wurden viele Stellen noch einmal " leider eher schlecht als recht " nachsynchronisiert.
Die eben genannten Mängel ziehen sich in vielen verschiedenen Formen durch den ganzen Film. Da es sich hier um eine Softfassung handelt, ist das natürlich besonders ärgerlich. Der Fokus liegt bei diesem Film ganz klar ausschließlich auf die Darstellung der Sexszenen. Die sowieso schon kaum vorhandene Rahmenhandlung wird daher vollkommen vernachlässigt. Da der rote Faden bei "Heidi, das Luder von der Alm" komplett fehlt, bekommt man nach jeder Szene eine Texttafel mit einem hochdeutsch geschriebenen Text zu sehen, der von einem alemannischen Sprecher noch einmal vorgelesen wird und der den Rahmen der nächsten (Sex-)Szene erläutern soll. Diese Sexszenen beginnen jeweils mit einem kleinen Vorlauf, den man sich am besten komplett sparen sollte. Diese sind nämlich gefüllt mit schlechten Dialogen und peinlichen Szenen. Wenn da ein Bursche mit einer viel zu kurzen Aluminiumleiter versucht, zu fensterln und es dann nur mit Mühe schafft, in das gewünschte Zimmer zu kommen, kann man das auch als Hommage oder Persiflage auf die Lederhosen-Filme betrachten, aber in diesem Falle wirkt es einfach nur unbeholfen und lieblos. Bei manchen Szenen bekommt man aus dem Off Monologe der Mädchen zu hören, die aufgrund der Stimme und des Dialektes anregend wirken können, aber inhaltlich keine erotischen Meisterleistungen sind. Den ganzen Streifen, der durch eine bajuwarische Musik aus der Konserve untermalt wird, kann man ansehen, dass er unter einfachen Mitteln produziert wurde und nur zur einfachen Lustbefriedigung produziert wurde. Für einen Pornofilm ist das natürlich absolut in Ordnung, aber dann braucht man daraus auch keine Softfassung zu machen, die neben einigen Softsex-Szenen wenig bis nichts nennenswertes bietet.

Für die DVD-Veröffentlichung der Softfassung von "Heidi, das Luder von der Alm" ist die Firma Musketier Media zuständig gewesen. Das gelungene Artwork der DVD wurde ähnlich gestaltet wie das der Hardcore-Fassung. Statt Hardcore-Bilder bekommt man hier logischerweise entschärfte Fotos zu sehen. Bonusmaterial ist nur in Form einer kleinen Bildergalerie vorhanden. Auf ein Beiheft, Trailer oder Interviews hat man hier verzichtet.

Unterm Strich bleibt eine für heutige Verhältnisse durchschnittliche Hardcore-Produktion, die zum Zwecke der allgemeinen DVD-Veröffentlichung ordentlich gekürzt wurde. Freunde von dieser Art von Filmen sollten gleich bei der Hardcore-Fassung zugreifen. Für eine Softversion gibt dieser Film einfach zu wenig her. Die Idee, Heidi in Form eines Porno- bzw. Softpornofilms neu aufzulegen ist gar nicht schlecht, aber um dies auch einem breiten Publikum schmackhaft zu machen, sollte man die Messlatte bei einem ganz anderen Level ansetzen. Diesen Film kann man höchstens noch als Party-Film empfehlen, mehr aber wirklich nicht. (sk)

Wertung: 2 von 10 Punkten (2 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.