Urban Priol - Die Box

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Datum: 17.05.2009 | VÖ: 14.04.2009 | Herausgeber: WortArt | Kategorie: Kabarett & Komik

Die deutsche Kabarett-Szene ist wahrlich nicht klein. Gerade in den letzten zehn Jahren scheint die Zahl der neuen Künstler auf den Kleinkunstbühnen immer größer zu werden. In dieser schier unendlichen Masse findet man natürlich genug nichtssagende Kabarettisten, die man nicht unbedingt kennen muss. Während die durchschnittlichen Exemplare natürlich den Großteil ausmachen, gibt es dann doch immer wieder mal ein paar großartige Künstler, die rundum begeistern können und auch immer mehr ins Bewusstsein der Leute rücken. Ein tolles Beispiel ist Urban Priol aus Obernburg am Main. Aktiv ist der 48-jährige Kabarettist bereits seit den frühen 80er Jahren. Eine erste regelmäßige Fernsehanwesenheit gab es für ihn aber erst in den letzten Jahren, als er unter anderem im Jahr 2004 die Moderation der 3sat-Sendung "Alles muss raus" übernommen hat. Erst seit dieser Zeit war es für Urban Priol möglich, für ein breites Publikum in Erscheinung zu treten.
Mir ging es so, wie es sicher vielen anderen ergangen ist: Beim Zappen habe ich ihn immer mal wieder gesehen, jedoch blieb ich bei ihm erst für längere Zeit hängen, als ein anderer öffentlich-rechtlicher Sender einen längeren Auszug des Künstlers sendete. Erst dann merkte ich, wie genial Urban Priol eigentlich ist. Seine Merkmale, wie die Frisur, die mich zuerst abschreckten und immer wieder zum weiter schalten animierten, störten nicht mehr, als ich anfing, den Erzählungen des Kabarettisten zu lauschen. Dabei fällt auf, dass Priol sein Handwerk perfekt beherrscht. Ohne Durchhänger oder zu lange Erzählungen um das eigentliche Thema herum, versteht er es meisterhaft, das Publikum zu unterhalten und gleichzeitig die Pointen punktgenau zu setzen. Das besondere Zuckerl in seinen Programmen sind dabei die hervorragenden Parodien: Ob es Stoiber ist, Kohl, Schröder oder Peter Maffay " Priol beherrscht sie alle. Aber auch dieses Stilmittel setzt er bedacht ein, sodass die Parodien etwas besonderes bleiben und auch nur dann Verwendung finden, wenn sie auch richtig zünden. Wenn man ihm länger zuhört, wird man feststellen, dass Priol ganz klar als politischer Kabarettist gezählt werden muss. Schließlich ist die Politik gerade in den letzten Jahren immer mehr zu seinem Hauptthema geworden. Nur in diese Kerbe zu schlagen, wäre aber auch zu langweilig, so bekommt man auch immer wieder andere interessante Themengebiete serviert, die Priol in seiner einzigartigen Art und Weise auseinander nimmt.

Die Firma WortArt hat jetzt in Form einer CD-Box die ersten vier Programme von Urban Priol noch einmal neu veröffentlicht. Es handelt sich dabei um die CDs "Kwittung, bitte" (1997), "Stimmt so." (2002), "Alles muss raus" (2001) und "Täglich Frisch " update" (2005). Durch diese Box hat man jetzt die Möglichkeit mit einem Kauf sämtliche Bühnenprogramme des fränkischen Künstles bis ins Jahr 2005 zu erwerben. Die "Tilt!"-Jahresrückblicke, die Urban Priol seit 2001 veröffentlicht, sind jedoch nicht berücksichtigt. Außerdem handelt es sich bei "Täglich Frisch" um eine spätere Fassung, wobei man aber auch sagen muss, dass sich Bühnenprogramme ständig verändern, es also von jedem Bühnenprogramm unzählige Fassungen gibt.
Die Box ist sehr schön, aber auch sehr einfach gestaltet. In einer Digipak-Verpackung befinden sich die vier CDs, die allesamt individuell gestaltet sind. Wenn man die CDs aus ihrer Fassung nimmt, bekommt man durch das durchsichtige Plastik eine Kurzbeschreibung sowie die wichtigsten Daten zu dem jeweiligen Programm zu sehen. Die Tracklisten und die Titelbilder der CD-Erstauflagen findet man auf den Außenseiten der mehrfach ausklappbaren Hülle. Auf der Rückseite der Box gibt es noch einmal einen kurzen Einleitungstext. Ein Beiheft sucht man leider vergebens.

Objektiv betrachtet bietet diese Box nichts neues. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Neuauflage von vier Programmen, die schon einmal auf CD veröffentlicht wurden. Für eine solche Zusammenstellung hätte ich mir viele Extras und Besonderheiten erhofft. Ein Beiheft oder eine Bonus-CD mit unveröffentlichtem Material oder einem Interview mit Urban Priol wären da das Mindeste gewesen.
Trotz allem bekommt der Kunde zumindest das, was ihm versprochen wird. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben, ein sauberes Produkt herzustellen und das ist auch gelungen. Urban Priol ist in meinen Augen neben Erwin Pelzig im Moment der wichtigste deutsche Kabarettist. Wer seine alten Programme noch nicht kennt, hat hier die Gelegenheit, zu einem sehr fairen Preis, noch einmal in die alten Sachen hinein zu hören. Diese sind, anders als man es bei zeitabhängigen Kabarett meinen könnte, noch immer hochinteressant und äußerst lustig. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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