Rainald Grebe live in München

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Datum: 16.04.2009 | VÖ: 14.04.2009 | Herausgeber: Lustspielhaus | Kategorie: Kabarett & Bühne

Den Kabarettisten Rainald Grebe kannte ich bisher nur am Rande. Vor einiger Zeit bin ich auf sein "Brandenburg"-Lied gestoßen, das mittlerweile ja schon einen großen Bekanntheitsgrad genießt. Ansonsten kannte ich bislang nichts von Grebe. Da ich am Dienstag vorurteilsfrei sein Live-Programm "Das Hongkongkonzert" im Münchner Lustspielhaus genießen wollte, habe ich mich auch gar nicht weiter im Vorfeld über ihn informiert. Die Tatsache, dass Grebe Musikkabarett macht, hat mich jedenfalls schon einmal sehr gefreut, doch viel habe ich mir von dem Programm trotzdem nicht versprochen. Als er dann auf die Bühne kam, wusste man erst einmal gar nicht woran man ist. Grebe hat sich gerade zu Beginn sehr zurück gehalten. Er schlich zu seinem Klavier und spielte erst einmal an einige Pop-Songs, zu denen er auch sang. Langsam fing er dann auch an, durch Erzählungen in sein Programm einzuführen. Doch auch hier war der Zuschauer, der mit Grebe nicht weiter vertraut war, weiterhin irritiert. Denn Grebe hat den gesamten Abend über einen Blick aufgelegt, vor dem man sich fürchten könnte. Dieser irre Blick wurde aber durch ein unglaublich sympathisches und verschmitztes Lächeln wieder ausgeglichen. Diese Mimik-Kombination war den ganzen Abend über präsent und man weiß nicht wieso, aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht, Rainald Grebe zu folgen und man war sich immer irgendwie sicher, dass das, was als nächster Programmpunkt kommt, nur gut sein kann.

"Das Hongkongkonzert" handelt davon, wie er als Barpianist in einem Nobelhotel in Hongkong als Alleinunterhalter vor einer großen Menge deutscher Unternehmer gespielt hat. Er ging aber auch auf Auftritte bei Hochzeiten, Beerdigungen oder auf Kreuzfahrten ein und servierte dem Publikum ein wunderbares Potpourri aus Erzählungen und musikalischen Stücken. Während die Erzählungen oft sehr einfach, aber auch sehr unterhaltsam gestrickt sind, sind die Lieder zum Großteil äußerst kritisch und immer bissig. Grebe erzählt zum Beispiel, wie Matthias Reim auf seinen Hit "Verdammt, ich lieb dich" in den späten 80er Jahren gekommen sein soll. Ein großes Thema in seinem Programm ist auch der gesellschaftliche, politische und klimatechnische Wandel. Seine Vorträge sind gerne in einem dadaistisches Gewandt eingebettet, das manchmal Dadaismus in Reinkultur ist, aber meistens eine Message besitzt, die voll ins Schwarze trifft.

Man merkte dem gesamten Publikum an, wie gefesselt und begeistert es von Grebe war. Als ich am Folgetag im Internet mir diverse Stücke und Auftritte von Rainald Grebe angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass dort Grebes Output sehr melancholisch und schon fast bedrückend herüber kommt. Bei seinem Live-Programm war die Stimmung ganz anders. Auch wenn er dort den gleichen Stil pflegt, haben seine Stücke zwar auch eine nachdenkliche, aber unterm Strich doch sehr heitere und positive Wirkung. Das wird natürlich durch die unglaublich angenehme, aber doch irgendwie seltsame Ausstrahlung von Grebe weiter untermauert.

Das Programm dauerte insgesamt 100 Minuten. Nach 45 Minuten legte Grebe eine halbstündige Pause ein, bevor es dann inklusive den Zugaben noch einmal eine ganze Stunde weiter ging. Das Besondere an diesem Auftritt war, dass Grebe an diesem Tag Geburtstag hatte und es sich nicht nehmen ließ, eine Flasche Rotwein auf die Bühne bringen zu lassen, die er während den Zugaben noch genüsslich trank. Ich glaube ich kann im Namen vom gesamten Publikum sprechen, wenn ich sage, dass es ein sehr intensiver und schöner Kabarett-Abend war. Grebe ist ein überaus hintersinniger, hochpolitischer und immer kritischer Kabarettist und Liedermacher, der vollkommen zurecht in diesem Jahr den bayrischen Kabarettpreis in der Sparte Musikkabarett verliehen bekommen hat. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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