Frieda und Anneliese - Das braune Gold von Plattengülle

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Datum: 07.04.2009 | VÖ: 13.03.2009 | Herausgeber: FSR | Kategorie: Kabarett & Komik

Frieda und Anneliese, das sind die beiden Seniorinnen Frieda Horstmannskötter und Anneliese Hausmann aus dem fiktiven Dorf Plattengülle im Emsland. Dahinter stecken Dietmar Wischmeyer und Sabine Bulthaup von der legendären Radio-Comedy "Frühstyxradio", durch die auch Oliver Kalkofe und Oliver Welke (der auch ein kurzes Gastspiel auf dieser DVD hat) bekannt geworden sind. Weitere Figuren in diesem Bühnenstück sind Friedas unehelicher Sohn Günther, der Treckerfahrer und ihr Enkel Erwin Höhnfeld und nicht zu vergessen Willi Deutschmann, der eine wichtige Rolle spielt, im Gegensatz zu Uschi Deutschmann, deren kurzer Auftritt nicht wirklich von Bedeutung ist. Das besondere ist, dass auf der Bühne sämtliche Rollen von Wischmeyer und Bulthaup gespielt werden und somit nie mehr als zwei Figuren gleichzeitig zu sehen sind. Die Geschlechterrollen werden dabei auch mal getauscht, so wird Frieda von Dietmar Wischmeyer und Erwin von Sabine Bulthaup gespielt. Die DVD hat eine Laufzeit von etwa zwei Stunden und beinhaltet das Bühnenstück, das allerdings auch durch Filmsequenzen unterbrochen wird.

Die Geschichte beginnt im Sommer 1944, als Willi Deutschmann als verfrühter schlesischer Flüchtling mit seinem VW Jetta im Dorf Plattengülle ankommt. Er und Wilhelm Sickendieck, der später Friedas Mann werden sollte, beobachten einen Flugzeugabsturz in der Nähe und finden eine geheimnisvolle Kiste, die laut Aufschrift "kein Nazigold" enthält, jedoch Willi und Wilhelm wittern fette Beute. Anstatt die Kiste zu öffnen, vergraben sie diese, um sie 30 Jahre später wieder auszugraben. 1974 gibt es an gleicher Stelle tatsächlich ein Wiedersehen, wobei Wilhelm von Willi getötet wird, jedoch Frieda hält dicht, natürlich nicht ohne entsprechende Gegenleistung. Einige weitere Jahrzehnte vergehen, Frieda und Anneliese sind inzwischen biestige alte Omas in Kittelschürzen und fürchten Willi Deutschmanns späte Rache, der auch tatsächlich noch einmal auftaucht, um den mysteriösen Nazi-Schatz einzuheimsen. Frieda und Anneliese gehen jedoch zum Gegenangriff über und können den "Schlesier" schließlich außer Gefecht setzen. Als sie am Ende des Stücks schließlich die geheimnisvolle Kiste öffnen, gibt es eine unerwartete Überraschung aus dem Privatbesitz des Führers.

Wer Frieda und Anneliese und speziell den Humor von Dietmar Wischmeyer kennt, der weiß, dass dieser einen Hang zum Derben sowie zum Landwirtschaftlichen und auch zum Fäkalen hat. Wer sich also vor Gülle, Urin und Exkrementen ekelt, sollte sich gut überlegen, sich dieses Programm anzuschauen. Der Humor ist überhaupt sehr speziell und vermutlich nicht jedermanns Sache. Wahrscheinlich muss man entweder ein jahrelanger Fan des "Frühstyxradios" sein oder zumindest aus Norddeutschland kommen und eine gewisse Nähe zum landwirtschaftlichen Milieu haben, um sich auf diesen besonderen Humor einlassen zu können. Die Aufmachung des Bühnenstückes wirkt wie der Versuch einer Parodie auf Volkstheater á la Peter Steiner oder das Ohnsorg-Theater, teilweise macht es einen gewollt dilettantischen Eindruck. Die Figuren sind überzeichnet klischeehaft und kehren vor allem ihre unangenehmen Eigenschaften nach außen. Seien es nun die beiden Hauptfiguren, die ewig nörgelnden, kittelgeschürzten, intriganten und in ihren Ansichten oft ewiggestrigen Matronen Frieda und Anneliese oder der ebenfalls ewiggestrige und spießige, Cordhut tragende und herumkrakeelende Meckerfritze Willi Deutschmann, der ja eigentlich auch ein Mörder ist, die Charaktere zeigen sich nicht gerade von ihrer sympathischen Seite. Neben den Charakteren auf der Bühne ist auch immer mal wieder von der Verwandtschaft die Rede, etwa Friedas bematschter " Verzeihung " "höchstbegabter" Sohn Reiner oder Annelieses Sohn Dieter, der am anderen Ufer beheimatet ist und eine Wurstbude betreibt, die im Laufe des Stückes noch eine unheilvolle Bedeutung bekommen sollte und die "Katholische Landesseuchenanstalt Vechta" auf den Plan ruft. Das Stück dreht sich nicht nur um den geheimnisvollen Nazi-Schatz, auf das Dritte Reich wird auch häufiger, aber ganz beiläufig und banal, Bezug genommen. So wird auch schon einmal ein Hakenkreuz in der Buchstabensuppe gefunden. Einige "Running Gags" tauchen während des Programmes immer wieder auf, etwa das Ferkel-Bingo von Landradio Niedersachsen und auch der Bundesumweltminister Siegmar Gabriel wird nicht verschont.

Die optische Aufmachung der DVD ist nett und liebevoll gestaltet inklusive einem reich bebilderten und betexteten Hochglanz-Programmheft. Die Bildqualität auf der DVD lässt jedoch zu wünschen übrig, häufig sind Artefakte zu sehen und die Aufnahme wirkt schlecht digitalisiert. Das Bildformat ist 4:3 und man muss mit Dolby Digital Stereo Vorlieb nehmen, was bei dem wortlastigen Bühnenstück aber nicht unbedingt ein großer Nachteil ist. Bonusmaterial sucht man auf der DVD zwar vergeblich, dafür ist jedoch eine als "Topfuntersetzer" bezeichnete Bonus-DVD mit den neusten Geschichten von Frieda und Anneliese mit dabei.

Das Stück ist insgesamt betrachtet schon unterhaltsam, hat aber leider auch viele Schwachstellen. Ausgerechnet der Start verläuft zunächst schwach und auch im Laufe des Programms darf man nicht unbedingt Gag auf Gag erwarten, wobei aber auch immer mal wieder einige Kracher dabei sind. Das gleiche gilt auch für die Sketche auf der Bonus-CD. Man muss wohl diesen speziellen Humor mögen, um mit Frieda und Anneliese uneingeschränkt Freude haben zu können.
(jh)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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