Moralische Unordnung

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Datum: 05.04.2009 | VÖ: 06.02.2009 | Herausgeber: Jumbo | Kategorie: Hörbuch

Margaret Atwood zählt zu den bekanntesten kanadischen Schriftstellerinnen und erfreut sich auch in Deutschland großer Beliebtheit. Sie wurde 1939 in Ottawa geboren und schreibt bis heute noch Romane, Gedichte, Prosa, Kinder- und Sachbücher. Das 2008 veröffentlichte Werk "Moralische Unordnung" gliedert sich in die Prosasammlungen ein. Charakteristisch für dieses Gattungselement der Literatur ist, dass es von Empfundenem, Beobachtetem oder auch Erdachtem erzählt und dieses mehr oder weniger in einen Sinn-Zusammenhang stellt. Dabei versucht die Prosa die bestehende Situation zu interpretieren, zu analysieren und zu bewerten. Die Sprache ist daher unserem alltäglichen Sprachgebrauch ziemlich nahe und im Gegensatz zur Lyrik nicht in Versform.

Ergänzend zum Buch wurde 2008 ein Hörbuch produziert. Als Sprecher wählte man Barbara Nüsse (Gastrollen in "Ein Herz und eine Seele") und Hans Peter Hallwachs ("Otto, der Außerfriesische", "(T)Raumschiff Surprise - Periode I"). In chronologischer Reihenfolge werden die Episoden aus dem Leben der Hauptfigur Nell erzählt. Lediglich das erste Kapitel fällt etwas aus der Reihe. Dieses zeigt Nell und ihren Mann Tig als älteres Ehepaar. Die Situation ist alltäglich, nachdenklich, sehr spitzfindig und ironisch, aber nicht ohne Humor. Dann beginnt die eigentliche Erzählung. Nell berichtet von ihrer schwangeren Mutter und macht sich viele Gedanken um sie, da die Schwangerschaft auf Grund ihres Alters einige Risiken mit sich bringen kann. Sie erzählt auch von einem Kochbuch, das sie sehr mochte: "Die Kunst des Kochens und Auftragens". Dabei versucht sie sich ihrer Stellung in der Gesellschaft klar zu werden. Ist es besser Bediensteter zu sein oder doch lieber der Bediente? Sie sinniert über die ganz normalen Dinge des Lebens, über die sich alle Menschen irgendwann einmal Gedanken machen. So vergehen die Jahre. Die um etliche Jahre jüngere Schwester Lizzie wird geboren und Nell muss sich zu dieser Zeit mit den Problemen der Pubertät herumschlagen. Auch erste Konflikte mit ihren Eltern kommen auf sie zu. Sie begegnet ihrer großen Liebe Tig. Dieser ist aber noch mit Oona verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne. Immerzu steht sie mit sich selbst im Konflikt. Diesen ersten Teil der Lesung übernimmt Barbara Nüsse und präsentiert sich als klassischer "Ich-Erzähler". Sie verkörpert die junge, heranwachsende Nell mit ihren Bedürfnissen und "ngsten. Ihre Stimme wirkt oft ernst, nachdenklich, kühl, ironisch aber eher selten doch wieder mit charmantem Witz. Im Gegensatz dazu steht Hans Peter Hallwachs, der mit seiner warmen, gediegenen Stimme eine gewisse Ruhe vermittelt und in der 3. Person über die Ereignisse berichtet. Er setzt die Geschichte fort. Nell und Tig leben zwar zusammen, aber trotzdem fühlt sich Nell nie ganz zu Hause. Sie wünscht sich so sehr, dass Tig sich endlich scheiden lässt und sie eine eigene Familie gründen können. Tig ist zwar entschlossen dies zu tun, doch er lässt sich quälend viel Zeit damit. Zuerst versucht seine Frau Oona die beiden einander bekannt zu machen, dann geht sie wieder voller Eifersucht dazwischen. Nell hat es auch mit ihrer psychisch labilen Schwester und ihren Eltern nicht leicht und ist ständig von Kummer bedrängt. So spinnt sich aus den einzelnen Geschichten ein Gesamtwerk, das auch teilweise dem Leben der Autorin sehr nahe kommt. Den letzten Teil der Geschichte übernimmt wieder Barbara Nüsse und setzt die Erzählung bis zum Ende fort.

Die Grundstimmung bleibt in jedem Kapitel traurig und trotz des Erzählerwechsels doch etwas zu monoton. Dem Zuhörer wird nur selten das Gefühl vermittelt, dass jetzt etwas Wichtiges oder Interessantes passiert. Auch die Stimmlagen passen sich nicht so recht den verschiedenen Emotionen an. So muss man hier von der gut zusammengefügten, durchdachten Geschichte ein paar Punkte abziehen. Durch die vielen Gedankengänge in den Erzählungen wird man als Zuhörer auch manchmal etwas verwirrt, doch man findet den roten Faden nach kurzer Zeit wieder. Ein Werk, das vom Leben geschrieben wurde. (sl)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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