Der seltsame Fall des Benjamin Button

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Datum: 22.02.2009 | VÖ: 29.01.2009 | Herausgeber: Paramount | Kategorie: Film

Als Greis zur Welt zu kommen, im Laufe des Lebens immer jünger werden und schließlich als Säugling zu sterben " vielleicht würden einige Menschen einen solchen Verlauf spontan als angenehmer bezeichnen als den uns bekannten, natürlichen Weg. Der Blick hinter die Fassade wird uns im Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button" von Regisseur David Fincher (Alien3, Sieben, Fight Club, Panic Room, Zodiac) erzählt.

Am Sterbebett ihrer Mutter erfährt eine Frau zum ersten Mal wirklich Details zum Leben ihres Vaters " Benjamin Button. Sie liest der kranken Frau in den letzten Stunden ihres Lebens auf ihren Wunsch hin aus ihrem Tagebuch vor und bekommt so die Geschichte ihres Vaters erzählt. Benjamin Button wurde als Greis geboren " zwar so klein wie ein Säugling, von den Gelenken und der Haut her aber wie ein alter Greis. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater legt Benjamin in seiner Verzweiflung auf die Stufen einer Treppe, die Benjamin in seinem zukünftigen Leben noch häufig auf- und absteigen wird. Die Treppe gehört zu einem Pflegehaus, in dem alte Menschen die letzten Jahre, Monate, Wochen und Stunden ihres Lebens verbringen dürfen. Hier wird Benjamin aufgenommen und verbringt die ersten siebzehn Jahre seines Lebens dort.

Schon hier wird klar, mit welchen negativen Begleiterscheinungen Benjamin belastet wird. Seine Freunde werden im Gegensatz zu ihm nicht jünger sondern älter, so dass er einen nach dem anderen verliert " sie sterben, während er jünger wird. Nach Benjamins Auszug zuhause erinnert der Film in einigen Passagen auffällig an das Meisterwerk "Forrest Gump". Nicht nur die Machart an sich erinnert an den Klassiker, auch die fatale Situation des Hauptcharakters und die Personen und Ereignisse, die er im Laufe der Geschichte erlebt. Da wären die vielen Reisen und Erfahrungen die er sammelt, die erste Liebe, der Kutter inklusive Kapitän und so weiter und so fort " mich haben diese "hnlichkeiten nicht gestört, im Gegenteil, es war angenehm endlich nochmal einen Film von ähnlicher Qualität und Machart zu sehen wie Forrest Gump " zumal trotz dieser teilweisen Parallelen nicht davon gesprochen werden kann, dass hier abgekupfert oder sogar "geklaut" wurde.

Der Zuschauer begleitet Benjamin Button also auf all seinen Reisen und Erlebnissen und wie die Umwelt auf seine besonderen Umstände reagiert " meistens mit Abneigung und verständlicher Irritation. Schließlich findet er aber doch noch die Liebe seines Lebens, ohne sich zunächst der Konsequenzen bewusst zu sein. Doch nach und nach kommen die Fragen auf: Wie sieht es in zehn Jahren aus? Sie altert um zehn Jahre, er dagegen wird zehn Jahre älter. Trotz aller Widerstände bekommen die beiden die anfangs erwähnte Tochter, die nun die Geschichte ihres Vaters erzählt bekommt. Zunächst kann das Leben genossen werden, doch irgendwann wird Benjamin immer bewusster, dass er dieses Leben auf Dauer nicht führen und irgendwann nicht mehr für seine Familie sorgen kann. Er verschwindet und lässt alles hinter sich, in der Hoffnung dass seine Frau und sein Kind ein gutes Leben führen können. Eines Tages kehrt er zurück, mittlerweile ist er körperlich nur noch ein Teenager, er wird immer jünger und muss irgendwann von seiner eigenen Frau gepflegt werden. Schließlich verlernt er seine Fähigkeiten, kann nicht mehr sprechen, nicht mehr gehen und entwickelt sich immer weiter zurück. Schließlich stirbt er " als Säugling in den Armen seiner großen Liebe.

An Tragik ist dieser Film kaum zu überbieten. Was sich anfangs witzig und spannend anhört, verstört den Zuschauer immer mehr, da ihm die Konsequenzen von Benjamins Leben bewusst werden. Die zunächst witzigen Situationen entpuppen sich im Nachhinein als Schicksalsschläge, da sie auf Grund der Erkrankung Benjamins nicht aufrecht erhalten werden können, dieser Umstand verfolgt ihn sein ganzes Leben. Die schauspielerischen Leistungen sind rundum gut. Vor allem Brad Pitt, der auch mit Hilfe des tollen Make Up's und Special Effects sowohl als alter Greis als auch als Teenager überzeugen kann, macht seine Sache großartig.

"Der seltsame Fall des Benjamin Button" ist einer der wenigen Filme, die noch lange zum Nachdenken anregen. Sicherlich keine leichte Kost, zumal der Film auch fast drei Stunden Spielzeit aufzuweisen hat. Diese beinhalten nach meinem Empfinden aber keinerlei Längen, da die Geschichte einfach auch ruhige und längere Passagen benötigt, um erklärt und verstanden werden zu können. Ohne Frage ist hier ein toller Film entstanden, der noch lange in Erinnerung bleiben wird und sicherlich das ein oder andere mal angesehen wird, wenn er in ein paar Monaten auf DVD erschienen ist. (bf)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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