Oxford Murders

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Datum: 15.03.2009 | VÖ: 16.01.2009 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Mit "Oxford Murders" hat der spanische Regisseur Álex de la Iglesia ("Baby's Room", "Perdita Durango") den Roman "Die Pythagoras-Morde" (deutsch bei Heyne) von Guillermo Martinez verfilmt. Bemerkenswert an der Geschichte ist - sowohl beim Roman als auch beim Film - dass teilweise nicht so sehr der eigentliche Kriminalfall im Vordergrund steht, sondern vielmehr Philosophie und mathematische Theorien ins Zentrum der Handlung rücken.

So beginnt der Film mit einem Vortrag von Professor Arthur Seldom (John Hurt, "Hellboy", "V wie Vendetta"), der seine Studenten in die Geheimnisse der Erkenntnistheorie einweiht. In dieser gibt es u.a. auch den so genannten "Fallibilismus", demzufolge bei jeder Überzeugung - egal, wie felsenfest untermauert und gut belegt diese auch sein mag - ein Irrtum prinzipiell nicht ausgeschlossen werden kann. Es wird also bereits zu Beginn des Films klar, dass man es als Zuschauer hier wohl nicht mit einem gewöhnlichen Krimi zu tun haben wird, da diese ja in aller Regel darauf aufbauen, dass ein Ermittler Schritt für Schritt Indizien sammelt, die ihn schließlich eindeutig und unverfehlbar zum definitiven Mörder führen. Was aber, wenn eine endgültige Wahrheit nicht existiert, wie Professor Seldom behauptet?

Doch was hat das Ganze nun mit Morden zu tun? Die sollen bald folgen, doch zunächst beginnt die Geschichte recht harmlos: Der amerikanische Austauschstudent Martin (Elijah Wood, "Der Herr der Ringe") kommt an die Oxforder Uni für ein Auslandssemester. Er hat schon viel von Professor Seldom gehört und verehrt ihn als Mathematikexperten. Da ist es sehr praktisch, dass er während seines Aufenthalts in Oxford bei Mrs. Eagleton (Anna Massey, "In 80 Tagen um die Welt") untergebracht ist, einer alten Freundin Seldoms. Dummerweise wird diese bald darauf ermordet - und für Martin und Seldom beginnt die Jagd nach dem Täter. Warum übernehmen zwei Mathematiker etwas, das eigentlich Sache der Polizei wäre? Nun, es handelt sich nicht um gewöhnliche Morde ... denn schnell tauchen noch weitere Opfer auf und bei jedem von ihnen findet sich ein mysteriöses Symbol, das es zu entschlüsseln und in einen Zusammenhang mit den anderen zu bringen gilt.

Ja, symbolbeladene Morde sind nun wirklich nicht gerade neu, aber trotzdem schafft es der Film, den Zuschauer angenehm zu unterhalten. Die Einbringung der diversen philosophischen und mathematischen Aspekte sorgt für nette Abwechslung, wodurch es dann auch nicht mehr so viel ausmacht, dass die eigentliche Krimihandlung recht unspektakulär und nur mäßig spannend ist. Unter den Darstellern fällt besonders John Hurt positiv auf, zu dem die Rolle des gönnerhaften alten Oberlehrers perfekt passt und der durchweg überzeugt. Problematischer ist das Ganze bei Elijah Wood, der als Mathematikstudent eine eher schwächliche Figur macht. Klar, als schmächtiger, blasser Stubenhocker könnte der Ex-Hobbit durchaus punkten, aber Martin ist das genaue Gegenteil - ein umschwärmter Sunnyboy, dem die Herzen von gleich zwei verschiedenen Damen zufliegen. Dies schafft Wood leider nicht wirklich zu verkörpern - zumal die beiden Romance-Handlungsfäden fast schon ins peinlich Lächerliche abdriften. Die Nebenrollen wirken ebenfalls teils etwas überzogen, heben sich aber glücklicherweise nicht allzu negativ hervor.

Handwerklich kann man an "Oxford Murders" kaum etwas kritisieren. Da an Originalschauplätzen in Oxford gedreht wurde, ergibt sich ein sehr glaubhaftes und stimmiges Setting, das perfekt zu einem typisch britischen Krimi passt. Hier könnte genauso gut jede Sekunde Miss Marple um die Ecke kommen ...

An der deutschen DVD gibt es technisch nichts auszusetzen. Das Bild ist klar und scharf (auch im Detailbereich), Hintergrundrauschen lässt sich zwar bemerken, fällt aber nicht wirklich störend auf. Der Ton liegt auf Deutsch und Spanisch in Dolby Digital 5.1 vor, die deutsche Fassung gibt es zudem in einer dts-Version. Leider bietet diese allerdings keinen wirklichen Mehrwert gegenüber ihrem Dolby-Pendant, da der Film sehr ruhig ist und keine nennenswerten Effekte vorzuweisen hat. Da die Dolby-Fassung schon sehr gute Arbeit leistet und jederzeit klar verständlich ist, hätte man den Speicherplatz lieber noch dem Bild zur Verfügung stellen sollen.

Die geteste Einzeldisc enthält als Bonusmaterial lediglich den Trailer und einen Audiokommentar von Regisseur Álex de la Iglesia. Letzterer wurde allerdings in Spanisch eingesprochen und von Koch Media nicht untertitelt, wodurch die meisten Zuschauer wohl leider eher weniger von ihm haben werden. Parallel gibt es im Handel noch eine Collector's Edition auf Doppel-DVD, die zusätzliche Teaser, TV-Spots sowie verschiedene Featurettes, Interviews und ein exklusives Produktionstagebuch enthalten soll.

Fazit: "Oxford Murders" ist ein unterhaltsamer, aber nicht übermäßig spannender Krimi, der sich neben der Einbringung von philosophischen und mathematischen Theorien vor allem durch den tollen John Hurt und die stimmigen Originalschauplätze auszeichnet. Die DVD bietet ein technisch hohes Niveau, in der getesteten Singledisc-Variante jedoch leider keine brauchbaren Extras. (jr)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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