100 % Marvel 38: Spider-Man – Mit großer Kraft…

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Datum: 21.02.2009 | VÖ: 28.11.2008 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Unbestreitbar ist Spider-Man einer der populärsten Superhelden und gehört weltweit zu den bestverkauften Comicserien. Spätestens seit der neusten Filmadaption ist der freundliche Netzschwinger aus der Nachbarschaft auch einem großen Publikum bekannt und in aller Munde. Da ist es nicht verwunderlich, dass Marvel dieses Publikum auch mitnehmen will. Hilfreich waren hier sicherlich diverse Neustarts der Geschichte um Peter Parker, u.a. der ultimative Spider-Man, der das Heranwachsen Peters zum Helden in die heutige Zeit versetzte und seine Entwicklung anpasste. Für den neuen Leser sicherlich ein willkommener Einstieg in die Welt von Spider-Man. Gerade da die Geschichte um Peter Parker/ Spider-Man nun seit dem ersten Auftreten in Amazing Fantasy 1962 erzählt wird. In dieser Zeit entstanden viele komplexe Handlungsstränge und Peter musste viele einschneidende Erfahrungen machen, die ihn zu dem Menschen formten, den er heute verkörpert. Nicht einfach, hier für einen neuen Leser einzusteigen.
Auch aus diesem Grund geschieht es, dass immer mal wieder die Entstehungsgeschichten der Helden neu erzählt oder interpretiert werden. So nun auch bei Spidey.

"Mit großer Kraft… (Originaltitel: with great power…)" heißt diese fünfbändige Miniserie, geschrieben von David Lapham und gezeichnet von Tony Harris. Sie erzählt die Anfangszeit von Peter Parkers Karriere als Spider-Man. Jene die 1962 auf ein paar wenigen Panels von Amazing Fantasy erzählt wurde.

Peter Parker ist ein Loser, von seinen Mitschülern als Nerd verschrien. Vom Helden der Highschool, Flash Thompson, wird er schikaniert, von den Mädchen belächelt. Halt im Leben geben ihm nur seine Tante May und sein Onkel Ben, die ihn seit dem Tag aufziehen, an dem seine Eltern ums Leben kamen. Sie halten große Stücke auf ihn, ein sehr intelligenter Junge, mit durchweg guten Noten, der irgendwann am MIT studieren wird. Aber Peter fühlt sich in dieser Phase seines Lebens nicht verstanden von ihnen. Er möchte anerkannt werden, nicht der Außenseiter sein, als cool gelten. Doch wer könnte jemanden wie ihn schon cool finden? Dann bei einer Physikvorführung geschieht es, jener schicksalsträchtige Wendepunkt in Peters Leben. Eine Spinne wird aus Versehen radioaktiv verseucht und beißt ihn, wodurch er Spinnenkräfte verliehen bekommt. Peter sieht seine große Zeit gekommen. Mit seinen neuen Kräften will er alle beeindrucken. Er muss aber schnell erkennen, dass er in der Schule immer Peter Parker bleiben wird und kein Mädchen beeindrucken kann, vor allem Liz Allen nicht. Er entscheidet sich, maskiert an einem Catch-Kampf gegen Crusher Hogan anzutreten. Peter gewinnt, hat auf einmal Geld wie Heu und den Ruhm, den er sich immer gewünscht hat… in der Arena ist er der erstaunliche Spider-Man. Peter beginnt zu straucheln, er verliert sich in seiner neuen Maskerade. Die Noten an der Schule werden zunehmend schlechter, er schleicht sich oft von zuhause fort und vergisst alle Werte, die ihm sein Onkel vermittelt hat. Er wird selbstgerecht und egoistisch. Doch schnell wird ihm klar, dass er in etwas hineingeraten ist, mit dem er nicht umgehen kann.

Wie es am Ende ausgeht, ist bekannt. Der Verbrecher, den Peter laufen ließ, tötet seinen Onkel und Peter muss erkennen, dass aus großer Kraft, große Verantwortung folgt. Soweit geht diese Miniserie jedoch nicht. Sie deutet nur an, was letztendlich noch geschehen wird. Pikant durch ein Fernsehstandbild für die Fahndung des Verbrechers als letztes Bild des Comics verdeutlicht. Der Schwerpunkt der Miniserie liegt wirklich mehr im Detail. Die Eckdaten der Grundgeschichte werden eingebracht, aber nicht groß ausgeführt. Die ganze Konzentration liegt auf dem Verhalten von Peter Parker und seinen Gedanken in dieser für ihn so neuen Situation. Minutiös wird gezeigt, wie sich Peter in seiner neu gewonnenen Überheblichkeit verliert und letztendlich erkennen muss, dass das, in was er da hineingeraten ist, mehr als zwei Nummern zu groß für ihn ist. Dabei werden alle Einflüsse ausgenutzt, sei es die Szenerie der Catcher-Liga, des Daily Bugle um J. Jonah Jameson, der Schule oder die Versuche von Peters Tante und Onkel, ihn wieder in die richtige Bahn zu lenken. Zusätzlich werden nie die klassischen Aspekte einer Spider-Man Geschichte aus den Augen verloren. Lockere Sprüche, jede Menge Anfeindungen seitens der Presse und das gespaltene Bild New Yorks um den oft missverstandenen Helden und dazu Peters Gewissensbisse und Gedanken. Die Handlung wird unterstützt von einem dynamischen Zeichenstil. Die Farben sind bunt, teilweise grell und etwas plakativ. Die graphische Darstellung überzeugt jedoch und ist solide. Der Geschichte hätte sicherlich ein anderes Zeichenteam auch gut zu Gesicht gestanden, aber das ist ja bekanntlich auch Geschmackssache.


Die deutsche Veröffentlichung der Miniserie wurde innerhalb der Reihe 100% Marvel realisiert und alle fünf Bände in einem großen Band untergebracht. Die Verarbeitung ist hochwertig. Neben den Comics, befindet sich zusätzlich eine Covergalerie, ein kurzer Einführungstext und Informationen zum Kreativteam des Comics im Band. Für den Preis von 16,95 Euro eine runde Sache.

Wer also gerne die Entstehungsgeschichte Spideys nochmals auf andere Weise erleben will, der hat mit diesem Band eine tolle Möglichkeit, die mich persönlich nur nicht ganz in der graphischen Umsetzung überzeugt, aber ansonsten überzeugend das Spider-Man Flair versprüht. (ms)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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