Tödliche Verbindungen

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Datum: 15.02.2009 | VÖ: 17.11.2008 | Herausgeber: mekkmovie | Kategorie: Film

Im Jahr 1978 ereignete sich in Bad Tölz ein aufsehen erregender Mordfall: Ein 54-jähriger Chemie-Hilfsarbeiter tränkte ein Frauentampon in Blausäure und sorgte so für den Tot seiner damals 34-jährigen Liebhaberin, die sich dieses Tampon ohne über die Blausäure Bescheid zu wissen, einführte. Die Ermittler tappten damals lange Zeit im Dunkeln und bis heute sind die genauen Umstände des Mordes nicht richtig geklärt.

Die beiden Tölzer Edgar Kraus und Markus Kleinhans sahen in dieser Geschichte den perfekten Stoff für ihren großen Traum, nämlich die Realisierung eines eigenen Filmes. Zu Beginn war noch ein Kurzfilm im Gespräch, doch im Laufe der Zeit entwickelte sich der Stoff mit dem Titel "Tödliche Verbindungen" zu einem abendfüllenden Spielfilm. Das Ziel war es, eine Geschichte im Bad Tölzer Milieu zu erzählen und das Flair der späten 70er Jahre einzufangen. Ein groß angelegtes Casting sollte für die passenden Schauspieler sorgen, die zum Teil auch Laiendarsteller waren. Über vier Jahre hinweg arbeiteten die Macher an diesem Film, bevor er dann im Jahr 2006 endlich abgedreht war. Nach einem ersten Testlauf im August 2006 wurde "Tödliche Verbindungen" im Folgejahr in zahlreichen Kinos in Bayern gezeigt. Auch bei dem Independentdays Filmfestival wurde der fertige Film aufgeführt.

Ich muss zugeben, dass mich diese Produktion sehr interessiert hat. Die ersten Einblicke in die DVD haben mir die Lust aber irgendwie genommen, da der Film ganz klar zu den Independentfilmen gezählt werden muss. Gerade die Darstellung vieler Figuren, die zum Teil sehr hölzern wirkt, hat mich im ersten Moment abgeschreckt. Stattdessen hörte ich mir den Soundtrack zu "Tödliche Verbindungen" einige Male an. Dieser gefiel mit sehr gut und die darin vorkommenden Filmzitate machten mir nach und nach immer mehr Lust auf den eigentlichen Film. So kam es, dass ich ihm dann doch eine Chance gegeben habe. Nur diesmal nicht nebenbei im Schnelldurchlauf, sondern in Ruhe und sogar mit etwas Vorfreude. Am Ende hat mir die Produktion dann doch sehr gefallen. Die Voraussetzung dafür ist einfach, dass man sich auf das Ganze einlässt. Denn wenn man von den oben erwähnten Mängeln absieht, bekommt man mit "Tödliche Verbindungen" einen hervorragenden Kriminalfilm geboten, der sehr von den Figuren lebt. Diese sind zwar nicht immer perfekt gespielt, dafür bekommt man durch das lokale Flair etwas sehr eigenes geboten, das sich in erfreulicher Form abhebt von der Massenware.

Man merkt einfach, dass die Macher an diesem Film sehr lange gefeilt haben. Sehr viele kleine Gags und Details machen jede Szene interessant. Die Hauptfiguren sind authentisch und bringen viel Witz und Authentizität in den Film. Neben einer interessanten Handlung, die in einem zufriedenstellenden Finale endet, ist gerade die Umsetzung der 70er Jahre Kulisse hervorragend gelungen. Nicht nur, dass man sehr auf Details geachtet hat, wie Werbeplakate zur Argentien-Weltmeisterschaft, sondern man hat auch ganze Läden, Schlafzimmer oder Straßenzüge zurück verwandelt, dass sie in die Zeit von 1978 passen. Allein die ganzen alten Autos zusammen zu kriegen, muss ein großer Aufwand gewesen sein. Was mich auch sehr beeindruckt hat, waren die professionellen Spezialeffekte, gerade in der finalen Szene. Als kleines Schmankerl bekommt man in der Mitte des Filmes übrigens den jungen Benno Berghammer zu sehen, gespielt von Florian Gmeinser und synchronisiert von niemand geringerem als Ottfried Fischer. Auch Ruth Drexel ist als seine Mutter aus dem Off zu hören. Eine wirklich tolle Idee, die den Film noch einmal ein ordentliches Stück aufwertet! Zur Synchronisation muss man aber sagen, dass diese streckenweise Schwächen aufweist. Manche Figuren sind leicht asynchron gesprochen und auch sonst merkt man kleine Mängel, wenn zum Beispiel eine Figur gerade etwas gegessen hat, den Mund noch nicht ganz leer hat aber trotzdem normal sprechen kann.

Der unterm Strich sehr gelungenen Film wird durch die DVD-Veröffentlichung würdig abgerundet. Im Rahmen von zwei DVDs findet man neben dem Hauptfilm ausführliches Bonusmaterial. Allein das "XXL Making Of" hat eine Spielzeit von über einer Stunde. Hinzu kommt noch einmal ein kleines "Making Of", ein Musikvideo, eine Fotogalerie zur Filmpremiere und zwei Trailer. Was man vermisst, ist lediglich ein Beiheft mit weiterführenden Informationen.

Alles in allem kann man den Film allen Freunden von bayrischen Filmen ans Herz legen. Hier wurde mit viel Liebe ein großes Projekt gestemmt, das ohne Idealismus und persönlicher Aufopferung einzelner nicht möglich gewesen wäre. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft ähnliche Projekte entstehen werden. Eine bayrische Färbung wäre dabei natürlich wieder wünschenswert. Meine Daumen zeigen bei "Tödliche Verbindungen" von daher ganz klar nach oben! Ein bayrischer Spaß, der vielen Krimis um nichts nachsteht! (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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